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Veröffentlicht am 22.09.2020

DER Klassiker der Naturliteratur

Walden
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Am 4. Juli 1845 zog sich der Schriftsteller Henry David Thoreau in eine kleine Blockhütte am Waldensee nahe der Stadt Concord in Massachusetts zurück. Dort lebte er etwas mehr als zwei Jahre um herauszufinden, ...

Am 4. Juli 1845 zog sich der Schriftsteller Henry David Thoreau in eine kleine Blockhütte am Waldensee nahe der Stadt Concord in Massachusetts zurück. Dort lebte er etwas mehr als zwei Jahre um herauszufinden, was der Mensch tatsächlich zum Leben braucht. In „Walden oder Vom Leben im Wald“ berichtet er von dieser Zeit, ergeht sich zum einen in detaillierten Naturbeschreibungen, dokumentiert aber auch Wirtschaftliches, wie seine Ausgaben für den Bau der Blockhütte sowie seine Lebenshaltungskosten.

Dieses Werk ist DER Klassiker schlechthin, wenn es um den Versuch eines alternativen Lebensstils geht. Thoreau verfasste es auf der Basis seiner Tagebuchaufzeichnungen, die er stark zusammenfasste und den Text in einen symbolischen Jahreszyklus goss. Das liest sich manchmal angenehm unterhaltsam und modern, an anderer Stelle schweift der Autor jedoch ab und holt zu philosophischen Vorträgen aus, was den Lesefluss doch sehr erschwert. Thoreau war Anhänger des Transzendentalismus, einer Weltanschauung, die Gott in der Natur sucht – das ist aus jeder Zeile deutlich zu lesen.

Betrachtet man jedoch, wie sich alles in der Realität tatsächlich abgespielt hat, so wird schnell deutlich, dass Thoreau hier eher einen theoretischen Text über ein alternatives Leben in den Wäldern verfasst hat. Denn in Wirklichkeit stand diese Blockhütte auf dem Grundstück seines Mentors und guten Freundes Ralph Waldo Emerson, war nur etwa 200 Meter von der Hauptstraße entfernt und Thoreau verbrachte viel Zeit mit Einladungen bei Freunden und bekam Lebensmittelpakete von seiner Mutter, damit er auch im Wald nicht verhungern sollte.

Besonders deutlich wird die Kluft zwischen Anspruch und Realität, wenn Thoreau sich über das schnelle, ausbeutende unternehmerische Leben auslässt und nach der Rückkehr aus dem Wald die Bleistiftmanufaktur seines Vaters übernimmt. Dennoch bleibt „Walden“ ein wichtiger Klassiker der Naturliteratur, der in der vorliegenden Manesse-Ausgabe nochmals ein besonderes Augenmerk verdient. Im praktischen Kleinformat passt das Büchlein in jede Tasche und überzeugt, passend zum Thema, mit einem Druck auf zertifizierten Papier und einer klimaneutralen Herstellungsweise.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Klischeehafter, aber zufriedenstellender Reihenabschluss

Das Buch der gelöschten Wörter - Die letzten Zeilen
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Quan Surt, dem skrupellosen Anführer der Absorbierer, ist es tatsächlich gelungen, mit dem Buch der gelöschten Wörter in die reale Welt zu fliehen und so auch den Buchfiguren den Weg durch das Portal zu ...

Quan Surt, dem skrupellosen Anführer der Absorbierer, ist es tatsächlich gelungen, mit dem Buch der gelöschten Wörter in die reale Welt zu fliehen und so auch den Buchfiguren den Weg durch das Portal zu öffnen. Während also Bösewichte aus den verschiedensten Werken durch die Straßen Londons ziehen und dort ihr Unwesen treiben, machen Hope und Rufus sich auf die Suche nach Surts Autor, denn nur mit Hilfe des originalen Manuskripts kann es gelingen, den Schurken ein für alle mal zu vernichten. Doch auch ein Verräter im Inneren macht der Organsitation der Verwandler und Wanderer das Leben schwer - wem können die beiden und ihre Freunde noch trauen?

Der dritte und finale Band der Reihe knüpft erneut genau an den Vorgänger an und im Gegensatz zu dem wirklich mittelmäßigen Band zwei, macht die Autorin hier vieles richtig. Die beiden Protagonisten Hope und Rufus arbeiten zum ersten Mal wirklich zusammen, anstatt sich ständig kritisch zu beäugen oder miteinander zu streiten. Darüber hinaus spielt die Buchwelt mit ihren Figuren und deren spezifischen Talenten wieder eine größere Rolle - zum Glück, denn das ist genau der Dreh- und Angelpunkt, der die Geschichte trägt und zu etwas Besonderem macht. Auch Rufus' Begleiter Gwen und Lance bekommen endlich die Chance zu zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind und die Freundschaft der vier untereinander ist toll anzusehen.

Einige Kritikpunkte bleiben dennoch. Manche Handlungselemente wirken, wie aus einem Baukasten ausgesucht. Sie hier aufzuzählen, würde das Ende der Geschichte verraten, daher nur so viel: Es wird mit Klischees nicht gegeizt und einiges davon könnte genauso gut Episode einer Telenovela sein. Zudem erweisen sich Dinge, die bereits im ersten Band angedeutet wurden, als tatsächlich wahr, was ebenfalls nicht gerade für einen gelungenen Spannungsbogen spricht. Man muss nicht unbedingt Sherlock Holmes sein, um der Lösung auf die Spur zu kommen, dennoch bietet "Die letzten Zeilen" von allen drei Bänden den meisten Lesespaß und lässt den Leser am Ende zufrieden zurück.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Schönes Geschenk für Pflanzenliebhaber, für Anfänger eher uninteressant

Pflanzenliebe
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Als die Autorin Summer Rayne Oakes in die Großstadt New York zog, fehlte ihr zunehmend die Natur. Also begann sie, sich Zimmerpflanzen für ihr Apartement anzuschaffen und diese eigenhändig zu vermehren. ...

Als die Autorin Summer Rayne Oakes in die Großstadt New York zog, fehlte ihr zunehmend die Natur. Also begann sie, sich Zimmerpflanzen für ihr Apartement anzuschaffen und diese eigenhändig zu vermehren. Heute besitzt sie einen YouTube-Kanal mit knapp 200.000 Abonennten, veranstaltet Kurse für Pflanzenliebhaber und hat in ihrer Wohnung einen mehr als 1000 Pflanzen umfassenden Dschungel herangezogen. In "Pflanzenliebe" nähert sie sich nun der Frage, welchen Mehrwert Pflanzen für unser Leben haben und was wir tun können, damit diese sich bei uns wohlfühlen.

Eins vorneweg: Das Buch ist kein handelsüblicher Ratgeber zum richtigen Umgang mit Zimmerpflanzen. Zwar gibt die Autorin zum Ende des Buches hin auch Tipps, wie man die Pflege der eigenen Pflanzen verbessern kann und welche Arten den ein oder anderen Fehler verzeihen, dennoch geht es eher um biologische und vor allem psychologische Aspekte der Pflanzenhaltung. In acht Kapiteln, deren Anfänge stets kleine Pflanzenillustrationen beinhalten, teilt Summer Rayne Oakes ihre Geschichte mit uns. Sie berichtet von dem Beginn ihrer Leidenschaft, von einem Nachbarschaftsgarten, den sie in New York betreut und streut Anekdoten aus ihren Seminaren ein. Wir erfahren jedoch auch, dass Pflanzen Musik lieben, besonders Mozart, dass sie Partnerschaften untereinander eingehen und depressiven Menschen bei einer Therapie helfen können. Am Ende jedes Kapitels folgen schließlich "Wachstumsübungen", in welchen der Leser sich mit dem Thema Pflanzen eingehender beschäftigen soll.

"Pflanzenliebe" leistet durchaus einiges. Das Buch macht deutlich, dass Pflanzen Lebewesen sind, die wir nur ins Haus holen sollten, wenn wir ihnen gerecht werden können. Ebenso positiv ist anzumerken, dass die Autorin stets die botanischen Namen nutzt - ein echter Pflanzenfreund wird mit den reinen Verkaufsnamen auf Dauer nicht viel anfangen können. Und gerade da liegt auch der Schwachpunkt des Buches: Anfänger können hier kaum brauchbare Tipps zur Pflanzenpflege finden - es scheint daher eher für Menschen geeignet zu sein, die bereits Vorkenntnisse haben und ist hier auch durchaus als nettes Geschenk geeignet. Ich persönlich hätte mir zudem noch einige Fotoseiten gewünscht, denn wer im Internet die Pflanzensammlung der Autorin entdeckt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schade, dass diese nicht in "Pflanzenliebe" gezeigt wird; so bleibt das Geschriebene zuweilen etwas trocken und abstrakt.

Fazit: Ein schönes Geschenk für Pflanzenfans, für Anfänger eher uninteressant

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Interessante Reihe mit verschenktem Potenzial

Vor der Stille
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Im Emsland wird eine junge Frau – Lisa Kramer - tot aus einem Kanal geborgen, doch bei der Obduktion wird Leitungswasser in der Lunge gefunden; Lisa muss also an einem anderen Ort gestorben sein. Die örtliche ...

Im Emsland wird eine junge Frau – Lisa Kramer - tot aus einem Kanal geborgen, doch bei der Obduktion wird Leitungswasser in der Lunge gefunden; Lisa muss also an einem anderen Ort gestorben sein. Die örtliche Sonderkommission ruft daher Hauptkommissarin Hanna Will und Kriminalpsychologe Jan de Bruyn zur Hilfe. Als ungleiches Ermittlerteam haben sie schon einige verzwickte Fälle gelöst, doch bei diesem kommen ihnen auch persönliche Dinge in die Quere.

„Vor der Stille“ ist bereits der dritte Band rund um Hanna Will und Jan de Bruyn. Neben dieser Reihe schreibt Autorin Anna Johannsen noch an einer weiteren; die „Inselkommissarin“ spielt auf den Nordfriesischen Inseln und umfasst bereits elf Bände. Die Handlung wird abwechselnd aus Hannas und Jans Perspektive in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt. So erfahren wir als Leser/-innen gleichermaßen, was in ihren Köpfen vorgeht. Das private Geplänkel zwischen den beiden war mir persönlich jedoch manchmal etwas zu viel, da gleichartige Szenen sich stets wiederholen.

Ich muss zugeben, dass ich die ersten beiden Bände der Reihe nicht gelesen habe; für das Verständnis des Kriminalfalls ist das aber auch nicht vonnöten. Was hingegen fehlte, ist die Vorgeschichte zu Hannas und Jans Team, deren Vergangenheit und wie es dazu kam, dass die beiden nun etwas mehr als Kollegen sind. Aus diesem Band geht für mich auch nicht recht hervor, was die beiden so besonders macht, denn es sind mehr zufällige Entdeckungen, die den Fall voranbringen und nicht unbedingt Hannas und Jans spezielle Fähigkeiten.

Der Mordfall ist thematisch mit dem Influencerdasein und dem Einstellen von Nacktbildern auf gewissen Plattformen verbunden, was schnell zu einer Fülle an männlichen Verdächtigen führt, die alle – vorsichtig formuliert – nicht unbedingt Sympathieträger sind. Dazu hätte ich mir einen Hinweis auf dem Klappentext gewünscht, denn sexuelle Gewalt ist hier omnipräsent. Zudem führen die vielen möglich Täter, die teilweise auch recht spät eingeführt werden, dazu, dass als Leser/-in das Mitraten schwerfällt.

Fazit: Eine interessante Krimi-Reihe, die Potenzial verschenkt

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Für mich leider eine Enttäuschung

Intermezzo
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Ivan und Peter sind Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ivan, der jüngere, ist ein Schachgenie, in sich gekehrt und auf der Suche nach einem Platz im Leben. Peter, 10 Jahre älter und Jurist, ...

Ivan und Peter sind Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ivan, der jüngere, ist ein Schachgenie, in sich gekehrt und auf der Suche nach einem Platz im Leben. Peter, 10 Jahre älter und Jurist, ist charismatisch und scheint mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen. Selbst der Tod ihres Vaters vermag ihr Differenzen nicht zu überwinden. Als Ivan dann auch noch die deutlich ältere Margaret kennenlernt und Peter sein Missfallen äußert, droht die wacklige Beziehung zwischen den Brüdern für immer zu zerbrechen.

„Intermezzo“ ist der 4. Roman der irischen Schriftstellerin Sally Rooney und wurde von Zoë Beck in Deutsche übersetzt. Die Handlung folgt abwechselnd den beiden Brüdern, gibt dabei aber auch Einblicke in die Gedankenwelt der Nebenfiguren, so dass eine Art Psychogramm der Beziehungen von Ivan und Peter entsteht. An der Erzählweise ist zudem besonders, dass die Autorin auf die Kennzeichnung wörtlicher Rede verzichtet. Der Sinn und Zweck dieses Stilmittels ist mir noch immer unklar, führt es doch nur dazu, dass oft schwer zu unterscheiden ist, was nur gedacht und was tatsächlich ausgesprochen wird.

In vielen Rezensionen habe ich gelesen, dass Sally Rooney mit diesem Buch erwachsener geworden ist. Und egal, was das nun über mich aussagt: Ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Denn zunächst finde ich den Roman mindestens 100 Seiten zu lang. Die Autorin baut minutiös einen Eklat auf, den man als Leser*in bereits auf den ersten Seiten kommen sieht. Ihr Stil hat die Frische verloren, die ich in früheren Werken so mochte. Zudem wirkt das Ende für mich sehr aufgesetzt, denn – wenn wir ehrlich sind – sind die Charaktere ziemlich hoffnungslos.

Da ist ein jüngerer Bruder, der sich oft wie ein trotziges Kind verhält, ein älterer, der die Menschen um sich herum gerne nach seiner Pfeife tanzen lässt. Dann eine ältere Geliebte, die die Pille-danach als Verhütungsmittel benutzt und eine Exfreundin, die ihren ehemaligen Partner wie einen Hund behandelt. Am sympathischsten waren mir die Figuren, wie die Mutter der Brüder oder Peters Freundin Naomi, die eigentlich eher negativ gezeichnet waren. Für mich war „Intermezzo“ leider eine Enttäuschung.

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