Heilt die Zeit alle Wunden?
Ein ganzes halbes JahrDieses Buch hat mich berührt, wie kein anderes in letzter Zeit. Ich sitze hier, habe es eben ausgelesen und bin richtig fertig. Es hat mich auf eine Reise mitgenommen, die mich ähnlich wie die Hauptfiguren ...
Dieses Buch hat mich berührt, wie kein anderes in letzter Zeit. Ich sitze hier, habe es eben ausgelesen und bin richtig fertig. Es hat mich auf eine Reise mitgenommen, die mich ähnlich wie die Hauptfiguren in meinem Denken beeinflusst hat.
Ein ganzes halbes Jahr erzählt eine Liebesgeschichte, die so anders ist als alles was man bisher gelesen hat. Es geht darin um Louisa. Sie wohnt noch bei ihren Eltern, hat einen Freund und verliert ihren Job. Sie sucht sofort einen neuen, um ihre ärmliche Familie mit Geld zu unterstützen und nimmt eine Stelle als persönliche Pflegehilfe von Will an. Ein 35 jähriger, der vor 2 Jahren einen schweren Unfall hatte und fortan an einen Rollstuhl und andere Menschen angewiesen ist, da er von der Brust abwärts gelähmt ist.
Ich kann gar nicht genau sagen was es war, aber bereits auf Seite 20 hatte ich dieses Gefühl, ein richtig, richtig gutes Buch in den Händen zu halten. Bis zum Ende lies dieses Gefühl nicht nach und ich habe endlich mal wieder ein wirklich wertvolles Buch gelesen.
Die Autorin hat wundervolle Figuren geschaffen.
Louisa ein Lebens bejahender Mensch mit jeder Menge Optimismus, die jedoch nie aus dem beschaulichen Städtchen heraus gekommen ist. Und Will ein zutiefst verzweifelter Mann, der vor seinem Unfall wirklich alles hatte: Geld, eine tolle Freundin, Abenteuer und so vieles mehr. Er hasst sein jetziges Leben, das von Schmerz und Krankheit geprägt ist und seine Hilflosigkeit. Er will einfach nicht mehr Leben und hat seiner Familie das Versprechen abgenommen, nur noch ein halbes Jahr zu leben. Danach möchte er sich umbringen lassen. Doch dann trifft er auf Louisa.
Besonders gut gefallen hat mir, dass das wirklich ernste Thema "selbstbestimmter Tod" ein wirklich großes Tabuthema in unserer Gesellschaft mit einer solchen "Leichtigkeit" erzählt wurde. Es wirkte dadurch nicht zu schwer, auch wenn man als Leser ständig dieses beklemmende Gefühl hatte. Man beginnt sich mit Will zu identifizieren. Man beginnt zu überlegen, wie man an WIlls Stelle handeln würde. An der Stelle seiner Mutter, seiner Familie, an der Stelle von Louisa. Wirklich gelungen fand ich daher auch die Kapitel, in denen aus der Sicht von anderen Personen statt nur von Lou geschrieben wurde.
Ich kann nichts an diesem Buch finden, was mir nicht gefallen hätte. Selbst das Ende, wo jeder selbst entscheiden muss, ob es für ihn das Richtige ist oder nicht, hat mich sehr berührt. Ich werde sicherlich noch lange über dieses Buch nachdenken und auch über die Geschichte von Lou und Will.
Eindeutige Leseempfehlung!!!!