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Veröffentlicht am 11.12.2020

Gute Idee, falsche Schwerpunktsetzung

Wild Flower - Die Gesetzlose
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Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wieder.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr ...

Vielen lieben Dank an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wieder.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut – um den Titel herum sieht man drei schwarze Blumen, der Boden scheint trocken und unfruchtbar zu sein.
Die Blumen könnten dabei für Aster und Clementine stehen, der Boden ist stellvertretend für den Grind, den sie und ihre Begleiterinnen durchqueren müssen. Das Cover stellt so auf subtile Weise einen Zusammenhang zum Inhalt her, was ich gut gelungen finde.
Der Titel ist ebenso mehrdeutig – wenn man den Inhalt kennt, weiß man, wieso gerade Wild Flower ausgesucht wurde.

Meine Meinung:
Es fällt mir leider nicht ganz so leicht, das Buch zu beurteilen, was wohl letztlich auch der Grund dafür ist, weshalb ich so lange für das Buch gebraucht habe und die Rezension erst jetzt kommt.

Die Idee, die hinter Wild Flower steckt, ist wirklich sehr gut; der Klappentext verspricht eine feministische Geschichte, die gleichzeitig zwar auf subtile, aber dennoch sehr deutliche Weise auf Rassismus vor allem gegenüber schwarzen Frauen aufmerksam macht, in einer Welt, die zunächst ganz anders ist als unsere, zu der sich aber dennoch einige Parallelen ziehen lassen.
Aus diesen Gründen war Wild Flower lange vor Erscheinen schon auf meiner Wunschliste und ich habe mich sehr gefreut, als es dann endlich angekommen ist.

Kaum angefangen, haben meine hohen Erwartungen allerdings direkt einen kleinen Dämpfer bekommen. Ich will nicht sagen, dass Wild Flower ein schlechtes Buch war – das ist es definitiv nicht! –, es hat mich eben leider auch nicht umgehauen. Dabei kann ich gar nicht so genau sagen, was der Grund dafür ist, dass der Funke einfach nicht überspringen konnte.

Vielleicht liegt es an der eher verschobenen Schwerpunktsetzung?
Das Buch spricht viele Aspekte an, die wirklich spannend und interessant sein könnten, wie bspw. die Tatsache, dass manche Menschen in Arketta offensichtlich keinen Schatten haben – Wie kann das sein? Woher kommt das? –, die Magie hinter den Kokarden der Mädchen, der ganze Spuk (Wortspiel, haha) um die Rächer und die anderen Geister.
Aber genau da liegt das Problem: Das Buch spricht diese Themen eben nur an. Sie werden dahingestellt und es wird nicht weiter darauf eingegangen. Ich hätte aber schon gerne mehr darüber erfahren, nur leider musste ich die ganzen 424 Seiten damit leben, dass ich in der Hinsicht nie Antworten auf meine Fragen bekommen werde.

Stattdessen konzentriert sich die Autorin hauptsächlich auf die Flucht der Mädchen. Das ist angesichts des Plots zwar nicht sonderlich überraschend, denn genau darum geht es ja. Aber in Kombination mit dem, was ich vorher gesagt habe, wird aus einem feministischen, rassismuskritischen Fantasyroman ein weiterer Abenteuerroman durch eine Welt, die aufgebaut ist wie der Wilde Westen.
Natürlich sehen sich Aster, Clem und ihre Freunde immer wieder Gefahren ausgesetzt, und zwar auch Vielen, die gerade durch die Besonderheiten des Grinds ausgelöst werden (die Rächer, die Raubvögel, …), wodurch sich Wild Flower zwar durchaus ein klein wenig von anderen Wildwestgeschichten absetzt, aber all dies wurde in meinen Augen immer viel zu leicht und daher vorhersehbar gelöst. Ich konnte ab einem gewissen Punkt immer schon vorher sagen, welche Handlungen der Mädchen zu welchen Problemen führen und wie dieses Problem ausgehen wird, und hatte immer Recht damit.
Das ist wirklich sehr schade, denn Wild Flower hätte so viel mehr sein können als das.

Aster, die Protagonistin, macht es einem da leider nicht leichter. Ich jedenfalls konnte die ganze Zeit über nicht so richtig mit ihr warmwerden. Sie war mir durchweg zu impulsiv und hat gleichzeitig ihre Handlungen nicht zuende gedacht, was ich, angesichts dessen, dass sie ja ihre Schwester und die anderen Mädchen beschützen wollte, nicht wirklich nachvollziehen konnte. Hinzu kommt, dass sie abgesehen von ihrer Schwester wirklich niemandem traut, was zwar im Hinblick darauf, was sie alles schon erleben musste, durchaus verständlich ist, aber auf Dauer auch sehr anstrengend wird, vor allem, wenn sie auch diejenigen, die ihnen offensichtlich helfen wollt, fast schon vergrault.
Clem dagegen ist das genaue Gegenteil von Aster: Sie ist fast schon übertrieben naiv und gutherzig, schließt mit jedem schnell Freundschaft und scheint nirgendwo Böses zu vermuten. Auch mit ihr konnte ich nicht besonders warmwerden; der Kontrast zwischen den beiden Schwestern war mir einfach zu stark. Vielleicht hätte da jeweils ein Mittelmaß gutgetan?

Mallow und Tamsy, die Freundinnen von Clem, kann ich bis heute leider nicht auseinanderhalten. Sie sind immer zusammen, was auch gar nicht so ein großes Problem wäre, wenn man denn ein wenig mehr über sie erfahren und sie nicht nur als Einheitsbrei wahrnehmen würde. Das fand ich sehr schade, denn außer, dass sie auf der Reise mitlaufen und hier und da mal helfen, scheinen sie in meinen Augen keine wesentliche Aufgabe in Wild Flower zu übernehmen.

Einzig interessant fand ich da noch Violet, da sie, anders als die anderen, mehrere Facetten von sich zeigt und man sie zunächst gar nicht einschätzen kann. Es scheint mir, dass sie die einzige Figur ist, die nicht nur einen Charakterzug hat und daher als einzige nicht so vorhersehbar handelt.

Abschließend kann ich noch sagen, dass auch der Schreibstil eher gewöhnungsbedürftig ist.
Davis schreibt aus Asters Sicht, allerdings personal und fast sogar schon auktorial. Sie ist sehr distanziert zu ihren Figuren, was dann vielleicht auch der Grund dafür ist, dass ich mit keinem so wirklich warmwerden konnte. Hinzu kommt, dass sie eher „altertümlich“ schreibt, falls man das so nennen kann. Jedenfalls schreibt sie und sprechen ihre Charaktere eher in gehobener Sprache, was das Lesen ein wenig erschwert.


Fazit:
Hinter Wild Flower steckt eine wirklich gute Idee, die viel für Diversität und Feminismus in der Fantasyliteratur hätte tun können. Die Umsetzung konnte mich dafür allerdings nicht überzeugen. Das Buch ist an sich nicht schlecht, aber gerade der Umstand, dass Vieles, was mich interessiert hätte – die Kokarden, die fehlenden Schatten, die Rächer, die Raubvögel – nur dahingestellt und wenig bis gar nicht erklärt wird, dafür aber der Weg der Mädchen durch den Grind inklusive der Gefahren sehr detailliert beschrieben wird, hat mich enttäuscht. Das Besondere des Buches gerät so eher in den Hintergrund und zurück bleibt eine vorhersehbare Geschichte, die vieles mit anderen Wildwestgeschichten gemein hat.
Hinzu kommt, dass die Protagonisten, insbesondere Aster zum Leser eher auf Distanz bleiben, was wohl an dem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil liegt.
Ich hatte hohe Erwartungen an Wild Flower, wurde jedoch leider enttäuscht. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass das Buch schlecht war, es war vielmehr einfach okay. Kein außerordentliches Leseerlebnis in jeder Hinsicht.
Daher gibt es 2,5/5 Lesehasen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2020

Wichtiger Inhalt, aber mangelhafte Umsetzung

Im Kernschatten des Mondes - Die unbekannten Heldinnen der NASA
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Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Man sieht die Silhouette einer Frau im klassischen 50er-Jahre-Dress, die Winkel einzeichnet und mit mathematischen Gleichungen beschäftigt ist – genau diese ...

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Man sieht die Silhouette einer Frau im klassischen 50er-Jahre-Dress, die Winkel einzeichnet und mit mathematischen Gleichungen beschäftigt ist – genau diese Tätigkeit machte Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden zu so bedeutenden historischen Figuren. Dabei kann die Silhouette für jede der vier Frauen stehen, genauso gut allerdings für alle anderen unbenannten Frauen des NACA, die letztlich zur Mondlandung beigetragen haben. Der Rest des Covers ist sehr schlicht gehalten.
Im Kernschatten des Mondes: Die unbekannten Heldinnen der NASA ist ein ebenso gelungener Titel (wenngleich sehr lang). Ich finde tatsächlich sogar, dass er besser passt als der Originaltitel Hidden Figures, der, wie die Autorin auch in ihrem Nachwort schreibt, es eher so darstellen lässt, als seien die Frauen versteckt worden anstatt einfach nur nicht gebührend beachtet.
Mit der Aufmachung bin ich also sehr zufrieden! 😊

Meine Meinung:
Vorweg: Ich finde es sehr schwierig, eine Rezension über dieses Buch zu schreiben. Man ist hier als Leser gezwungen, das Buch aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu bewerten: einmal in Bezug auf den Inhalt und einmal die Umsetzung der Autorin.
Wenn ich nur den Inhalt bewerten müsste, würde Im Kernschatten des Mondes von mir zweifellos die volle Punktzahl bekommen. Es würde es wahrscheinlich sogar zum Monatshighlight schaffen, wenn nicht sogar zu einem meiner Jahreshighlights!

Denn die Informationen, die das Buch bereithält, sind – gerade in der heutigen Zeit zu BLM, aber auch in der Feminismus-Debatte – unfassbar wichtig und gut. Im Kernschatten des Mondes zeigt nicht nur die wesentliche Arbeit der vier o. g. Frauen beim NACA bzw. später bei der NASA und ihren Beitrag zum Fortschritt in der Flugtechnik und zur Mondlandung auf.
Es beleuchtet auch das ganze „Drumherum“, mit dem sich Schwarze, insbesondere schwarze Frauen während der 40er- bis 70er-Jahre herumschlagen mussten. Man bekommt einen Einblick in die Arbeitswelt und die soziale Situation der schwarzen Frauen zu der Zeit und erhält so eine winzige Vorstellung davon, wie es gewesen sein muss, für die Position, die einem eigentlich zustehen sollte und die (vor allem weiße) Männer wie selbstverständlich bekamen, zu kämpfen, und vor allem auch dafür zu kämpfen, in dieser Position zu bleiben.

Gleichzeitig umschreibt das Buch die Segregation und die Bürgerrechtsbewegung in allen möglichen gesellschaftlichen Situationen. Natürlich schneidet man als Schüler dieses Thema im Englischunterricht an. Aber bevor ich dieses Buch gelesen hatte, war mir gar nicht bewusst, wie riesig meine Wissenslücke in diesem Thema immer noch ist! Es wird nicht ansatzweise alles besprochen und eine richtige Vorstellung, wie weitgreifend die Rassentrennung gewesen ist, kann eigentlich keine weiße Person haben, glaube ich.
So werden beispielsweise die traditionellen Seifenkistenrennen für Kinder angesprochen. Jeder von uns hat das, denke ich, schonmal in amerikanischen Serien oder Filmen mitbekommen. Dass es für schwarze Jungen allerdings praktisch unmöglich gewesen ist, an diesen Rennen teilzunehmen, wird natürlich nicht kommuniziert. Ähnliches gilt für die Bildung. Ich schätze, jeder von uns weiß im Prinzip, dass Segregation auch bedeutete, dass schwarze Kinder nicht dieselbe Schule besuchen durften wie Weiße. Dass der Bildungsweg allerdings nicht bloß beschränkt war, sondern aktiv kurzgehalten wurde, wird in der Schule ebenfalls nicht diskutiert.

Weiterhin beleuchtet das Buch auch gut die Ambivalenz des US-Amerikanischen Verhaltens im Krieg gegen die Achsenmächte und später auch im Kalten Krieg gegen die UdSSR: Wie kann ein Land für sich beanspruchen, die Demokratie und Gleichberechtigung zu bewahren, wenn es Teile seiner eigenen Bevölkerung wie Menschen zweiter Klasse behandelt? Eine Frage, die offensichtlich ist, auf die ich aber weder im Englisch- noch im Geschichtsunterricht aufmerksam gemacht wurde und über die ich ehrlicherweise auch nie nachgedacht habe. Das ist dann wohl ein weiterer Aspekt meiner White Privileges.

Zusammengefasst zeigt Im Kernschatten des Mondes also sehr gut, was es bedeutete Schwarz und insbesondere eine Schwarze Frau in einem von Weißen dominierten und reglementierten Land zu sein.
Vieles davon ist auch aus heutiger Perspektive noch relevant. Nicht selten habe ich darüber nachgedacht, was sich im Vergleich zu damals alles geändert hat, und eigentlich immer bin ich zu dem Schluss gekommen: Nicht wirklich viel. Die Frage, die ich oben schon gestellt habe, kann man immer noch stellen, und zwar nicht nur in Bezug auf die USA!
Im Kernschatten des Mondes ist also unwahrscheinlich wertvoll in der eigenen Auseinandersetzung mit Rassismus, insbesondere im Hinblick darauf, wie fundiert Margot Lee Shetterlys Arbeit ist: Man merkt, dass sie sich mit Zeitzeugen und Angehörigen sowie einer Menge Fachliteratur auseinandergesetzt hat. All ihre Quellen sind übrigens auch im Anhang verzeichnet.

Aber leider bin ich ja immer noch hier, um das Buch als solches zu beurteilen und nicht nur seinen Inhalt. Heißt also, dass ich in meiner Bewertung auch die Umsetzung der Autorin berücksichtigen muss. Da kann man leider nur sagen: Im Kernschatten des Mondes ist schlicht nicht gut geschrieben.
Früh fällt auf, dass man für die gut 350 Seiten (ohne Anhang) länger braucht als für ein gewöhnliches Buch. Das ist in erster Linie nicht verwunderlich, denn es ist ja immer noch ein Sachbuch. Dennoch finde ich, dass auch ein Sachbuch für sich beanspruchen sollte, flüssig lesbar zu sein. Das kann dieses Buch nicht, was zunächst daran liegt, dass es sehr viele Details in Bezug auf Aeronautik und Physik enthält, was den Lesefluss gerade eines physikalischen Laien doch erheblich mindert.
Das ist natürlich einfach der Thematik geschuldet, allerdings geht es hier ja primär um die Arbeit und das Leben der vier Frauen – wie bestimmte Flugzeugmodelle aufgebaut sind und was die Schwierigkeiten des transsonischen Bereichs sind, sind meines Erachtens nicht so relevant, dass dies gleich auf mehreren Seiten beschrieben werden muss.

Ähnlich verhält es sich mit den „Anekdoten“ oder Erläuterungen der Autorin zum Umfeld der Protagonistinnen, die sie nahezu immer in die eigentliche Erzählung dazwischenschiebt. Natürlich ist es wichtig zu wissen, was auch außerhalb der Arbeit im NACA um die Frauen herum passiert, insofern ist es nachvollziehbar, dass diese Einschübe ihren Platz im Buch haben.
Allerdings sind sie dermaßen mit Details gespickt, die nicht immer relevant sind und das Buch daher nicht bereichern, dass es das Lesen zunehmend schwieriger macht. Es fiel mir oft schwer, den Faden beizubehalten, sodass ich teilweise nach zwei oder drei Absätzen eines solchen Einschubs schon nicht mehr wusste, was das eigentliche Thema war und worauf die Autorin hinauswollte. Sie driftet unheimlich schnell in ihren Erzählungen ab und verliert dadurch unterwegs den Leser.

Dies führt zum einen leider dazu, dass man nicht lange am Stück in Im Kernschatten des Mondes lesen kann und gezwungen ist, das Buch zwischendurch auf Seite zu legen.
Gleichzeitig hat ihre sehr sachliche, aber dadurch auch emotions- und farblose Darstellung und die Liebe zu vielen Details zur Folge, dass Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden kein Leben eingehaucht wird. Ich hatte echt meine Schwierigkeiten, die vier Frauen auseinanderzuhalten, wobei ich jetzt im Nachhinein zu Dorothy Vaughan und Katherine Johnson immerhin ein bisschen was sagen könnte; über Mary Jackson und Christine Darden habe ich leider nichts behalten. Das ist wirklich schade, da sie alle sicherlich sehr beeindruckende Persönlichkeiten sind!

Fazit:
Im Kernschatten des Mondes ist ein wahnsinnig wichtiger Wissensfundus, der den Leser über das Leben Schwarzer, insbesondere schwarzer Frauen in den 40er- bis 70er-Jahren und ihren Beitrag zu (amerikanischen) Geschichte aufklärt. Gleichzeitig bewegt es einen dazu, Rückschlüsse auf die Gegenwart zu schließen und es fällt auf, dass sich leider sehr wenig geändert hat.
Man fragt sich nicht nur, wie – auch heutzutage und nicht nur in den USA – eine vermeintlich zivilisierte Gesellschaft von sich behaupten kann, Demokratie und Gleichberechtigung zu schützen und zu leben, während zur selben Zeit Teile dieser Gesellschaft wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden und diese Werte nicht zu spüren bekommt.
Außerdem fragt man sich auch die ganze Zeit, wieso einem die Informationen, die Im Kernschatten des Mondes bereithält, nicht in den Köpfen der Allgemeinheit ebenso bekannt ist, wie die Tatsache, dass Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond war. Die Antwort ist klar: Weil wir in einer von Weißen, primär Männern, dominierten und reglementierten Welt leben. Das dürfte auch die Antwort auf die andere Frage sein.
In der Hinsicht ist das Buch von unschätzbaren Wert auch für die eigene Auseinandersetzung mit Rassismus.
Leider muss man auch erkennen, dass Margot Lee Shetterly hier keine schriftstellerische Glanzleistung hingelegt hat. Ihren Erzählungen ist durch seitenlange Erläuterungen, viele Einwürfe und teils unnötige Details gerade im Hinblick auf die physikalischen Aspekte nur sehr schwer zu folgen. Zudem fehlt es der Darstellung von Dorothy Vaughan, Mary Jackson, Katherine Johnson und Christine Darden an Emotionalität und Farbe, sodass sie kaum auseinanderzuhalten sind.
Dadurch kann man von dem eigentlichen Wert des Buches nicht mehr viel mitnehmen.
Deshalb kann ich Im Kernschatten des Mondes: Die unbekannten Heldinnen der NASA auch nur 2,5/5 Lesehasen geben, obwohl es allein für den Inhalt 5/5 Lesehasen verdient hätte.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Was ist passiert?

A is for Abstinence
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Aufmachung:
Das Cover ist wieder einmal absolut gelungen. Wie bei V is for Virgin ist der Titel wieder sehr schlicht gehalten, diesmal steht das A im Vordergrund. Da es hier um Kyle geht, der an der Abstinenz-Challenge ...

Aufmachung:
Das Cover ist wieder einmal absolut gelungen. Wie bei V is for Virgin ist der Titel wieder sehr schlicht gehalten, diesmal steht das A im Vordergrund. Da es hier um Kyle geht, der an der Abstinenz-Challenge teilnimmt, passen sowohl Cover als auch Titel wunderbar zum Inhalt.
An der Farbgebung gefällt mir gut, dass sie gleichzeitig super mit den Rosatönen von V is for Virgin har-moniert, aber durch das Dunkle auch einen starken Kontrast bildet. Das zeigt die unterschiedlichen Cha-raktere von Valerie und Kyle.

Meine Meinung:
Nachdem mir V is for Virgin (Rezension) so unfassbar gut gefallen hat, war ich natürlich sehr gespannt auf Kyles Geschichte. Insbesondere, weil er in Band 1 eher unsympathisch wirkte, habe ich mir von dem Folgeband erhofft, ihn besser verstehen zu können.

Gut hat mir deshalb gefallen, dass das Buch vier Jahre nach V is for Virgin einsteigt. Man erfährt so näm-lich direkt ein bisschen über Kyles Leben und lernt ihn gleich ein bisschen besser kennen.
So kann der Leser direkt eine Beziehung zu ihm aufbauen – während man in Band 1 nicht so viel über ihn wusste, fällt es einem hier leichter, ihn zu verstehen. Er wird tatsächlich relativ schnell sympathisch, weil man ihn kennen- und verstehen lernt.
Es fällt aber auch direkt auf, dass er nicht derselbe wie vor vier Jahren ist: Er hat selbst einiges erlebt und ist dadurch erwachsener und reifer geworden. Das zu beobachten ist wirklich interessant; der An-fang des Buches ist also vielversprechend.

All das gerät leicht in den Hintergrund, sobald Val auftaucht. Als Leser verspürt man sofort eine Distanz ihr gegenüber, die nicht bloß daher kommt, dass A is for Abstinence nicht aus ihrer sondern aus Kyles Sicht geschrieben ist. Vielmehr liegt es wohl hauptsächlich daran, dass auch Val sich verändert hat. An-gesichts dessen, dass vier Jahre ins Land gegangen sind, ist das nicht weiter verwunderlich. Allerdings hat es mich schon sehr gestört, dass man hier nicht mehr viel von ihrem Biss und ihrer Coolness, die sie in Band 1 auszeichnen, mitbekommt. Sie wirkt vielmehr farblos im Vergleich dazu.
Beim Lesen hofft man natürlich, dass das alles auf den Zeitsprung zurückzuführen ist und sich das mit ein paar Kapiteln legt. Valerie ist hier jedoch eine völlig andere Person und die Distanz bleibt.

Ähnliches gilt auch für andere Charaktere, die man aus V is for Virgin bereits kennt, wie Robin, Shane oder Cara. Sie alle sind zwar ganz nett, aber wirken ebenfalls völlig verändert. Als Leser hat man zu sei-nen Lieblingen dadurch keinen Bezug mehr.

All dies war zwar bereits enttäuschend, allerdings hätte ich darüber noch hinwegsehen können, wenn der Rest gestimmt hätte – immerhin sind vier Jahre eine lange Zeit, in der einiges passieren kann.
Allerdings werden spätestens gegen Ende alle Zweifel diesbezüglich bereinigt, wenn alles, was Band 1 und vor allem Valerie ausmacht, quasi über Bord geworfen werden.
Das, was passiert, passiert viel zu schnell, wirkt, als wollte Oram unbedingt etwas erzwingen, was aber überhaupt nicht zu dem passt, was sie vorher geschrieben hat und was ihre Charaktere gemacht haben. Das Ende ist dadurch leider völlig unpassend und nicht authentisch. Es relativiert die ganze Message, die V is for Virgin so besonders macht und vermittelt den Eindruck, sie sei doch nicht so wichtig und so ernstgemeint, wie Band 1 suggeriert.

Lediglich der Schreibstil hat mir wieder wirklich gut gefallen. Auch wenn man enttäuscht wird, liest sich das Buch dadurch sehr gut. Meine Empfehlung wäre einfach, V is for Virgin und A is for Abstinence als zwei voneinander unabhängige Bücher zu betrachten.


Fazit:
Der Anfang ist noch vielversprechend, aber sobald man wieder auf Val trifft, merkt man, das vieles völ-lig anders ist. Sie selbst ist eine ganz andere Person, farblos im Vergleich zu der Val aus V is for Virgin. Am enttäuschendsten dabei ist, dass am Ende alles revidiert wird, was in Band 1 wichtig ist. Das Buch wirkt nicht wie eine Fortsetzung sondern eher wie ein Paralleluniversum.
Wer V is for Virgin geliebt hat, sollte A is for Abstinence nur dann lesen, wenn man neugierig ist, was mit Kyle passiert. Ansonsten sollte man von der Fortsetzung Abstand nehmen.
2,5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Leider gar nicht mein Fall

Wo die Sterne uns sehen
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Vielen lieben Dank an Knaur für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Wie immer bei den Büchern ...

Vielen lieben Dank an Knaur für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Wie immer bei den Büchern des Verlages finde ich die Aufmachung auch dieses Buches einfach nur wunderschön. Der Hintergrund ist in einem dunklen Blau gehalten, auf dem sich goldene Sprengseln befinden, die wie die Milchstraße wirken – was natürlich toll mit dem Titel korrespondiert.
Mit dem Titel selbst gibt es beim Lesen auch einen schönen full-circle-Moment, der dafür sorgt, dass man den Titel nicht nur einfach so sehr schön findet, sondern auch versteht, weshalb die Autorin ihn gewählt hat.


Meine Meinung:
Leider hat mir das Buch inhaltlich nicht so gut gefallen wie optisch. Ich tue mich auch sehr schwer mit der Rezension, was – neben privaten Umständen – einer der Gründe dafür ist, weshalb sie erst so spät kommt (ich habe das Buch bereits im April beendet). Denn da mir die Belmont-Bay-Reihe der Autorin vorletztes und letztes Jahr so gut gefallen hat, habe ich mich eigentlich sehr auf Justines neue Reihe gefreut. Vor allem ihr Talent, lebendige Figuren mit einer gefühlvollen Erzählung und einem traumhaften Setting zu verbinden, konnte mich damals so von ihren Büchern überzeugen!

Leider fehlen hier zwei dieser drei Aspekte, sodass ich mich nicht wie gewohnt in die von ihr geschaffene Welt fallen lassen konnte.
Vor allem lag das an der Protagonistin Willa. Ich bin jemand, bei dem es sehr stark von den Figuren abhängt, ob mir das Buch gefällt oder nicht. Solange ich die Figuren mag, brauche ich zwangsläufig nicht einmal unbedingt einen Plot - umgekehrt ist es dann natürlich fatal, wenn mir die Figuren nicht wirklich zusagen, das Buch darüber hinaus aber auch von nicht mehr viel lebt, was bei Romance, aufs Wesentliche heruntergebrochen, ja oft der Fall ist (es gibt kein besonderes Worldbuilding und auch der Plot dreht sich hauptsächlich um die Entwicklung der Figuren und nicht bspw. um ein politisches Problem oder einen großen Villain, um beim Fantasybeispiel zu bleiben).

Willa hat leider dafür gesorgt, dass mich „Wo die Sterne uns sehen“ zunehmend gelangweilt hat. Normalerweise ist es ja nicht per se ein Problem, wenn Protagonisten charakterlich völlig gegensätzlich zu mir sind, sofern ihre Handlungen und Gedanken auf für mich nachvollziehbare Weise transportiert werden, sodass ich mich trotz aller Gegensätzlichkeit dennoch in sie hineinversetzen kann. Gegenüber Willa blieb mir jedoch durchweg eine Distanz, die ich auch beim besten Willen nicht überbrücken konnte. Dies hatte wiederum zur Folge, dass mir ihre Geschichte – folglich auch leider das ganze Buch – ziemlich egal war, sodass ich den tollen Schreibstil der Autorin leider nicht genießen konnte.
Ähnliches gilt im Übrigen auch für Elias. Auch er war für mich nicht greifbar. Vielleicht hätte es dem Buch gutgetan, wenn es nur aus einer Perspektive erzählt worden wäre oder wenn jedenfalls die einzelnen Kapitel/ Perspektiven länger gewesen wären und die Autorin nicht immer so schnell zwischen den beiden Protagonisten gewechselt hätte? Dann hätte man mehr Zeit gehabt, mit der Protagonistin/ mit beiden Protagonisten eine Bindung aufzubauen und wäre nicht immer wieder herausgerissen worden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich die Distanz zu den Figuren dann verringert hätte und ich mich mehr auf den Inhalt hätte konzentrieren können.

Möglicherweise ist mein Eindruck von den Figuren aber auch sehr subjektiv und andere kamen mit ihnen super klar – die Wahrscheinlichkeit besteht natürlich, gerade auch, weil ich es ja nicht wirklich an einem Grund festmachen kann, weshalb ich mit Willa (und Elias) nicht warmwerden konnte. Mein Tipp also: Lest die Leseprobe und schaut, ob ihr eine Chance seht, eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Ich denke, das wird relativ schnell deutlich.

Ihr merkt: Es fällt mir schwer, den Finger auf den Grund für meine Indifferenz zu der Geschichte zu legen, weshalb ich euch auch leider keine wirklich gehaltvolle Rezension zu dem Buch geben kann. Da es aber nun wirklich Zeit wird, dass ich überhaupt mal meine Meinung zu dem Buch mit euch teile, werde ich es jetzt einfach dabei belassen.


Fazit:
Anders als die „Belmont Bay“-Reihe der Autorin konnte mich „Wo die Sterne uns sehen“ leider gar nicht überzeugen. Aus welchem Grund das so ist, kann ich allerdings auch nicht so genau sagen. Mir fehlte die Verbindung insbesondere zu den beiden Protagonisten Willa und Elias, weshalb mich das Buch insgesamt nicht wirklich fesseln konnte. Ob das jetzt aber daran lag, dass die Kapitel und die einzelnen Abschnitte in der jeweiligen Perspektive so kurz waren, dass man währenddessen die Distanz zu den Figuren gar nicht überbrücken konnte, oder ob das einfach ein besonders subjektives Empfinden meinerseits ist, weiß ich jetzt auch nicht. Ich habe beim Lesen jedenfalls wenig außer Langeweile verspürt, so hart das jetzt auch klingen mag und so leid es mir tut, das so deutlich zu sagen.
Zwei Punkte gibt es für den objektiv sehr schönen Schreibstil der Autorin und das Potenzial, das die Geschichte unabhängig von den Figuren sicher hat.
2/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 04.01.2024

Viel Potenzial, super recherchiert, aber leider langweilig

Die Schwarze Königin
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Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ...

Vielen lieben Dank an den Knaur-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Buchgestaltung ist mal wieder, wie man es von dem Verlag gewöhnt ist, ein absoluter Hingucker!
Das Cover passt mit seiner schwarz-weißen Farbgebung und den roten Highlights nicht nur stimmungsmäßig unglaublich gut zu einem blutigen Vampirroman, der ganz wunderbar in der spooky season gelesen werden kann. Man entdeckt beim näheren Hinsehen auch immer mehr Details und so etwas liebe ich!
Auch die Innenklappen sind mit einer tollen schwarz-weißen Illustration verschönert, was das Buch gleich hochwertiger macht.


Meine Meinung:
2020 habe ich den Autor mit seiner „Meisterin“-Trilogie kennengelernt und gerade die Art, wie er Figuren schreibt und seine Geschichte mit Historischem verwebt, hat mir da sehr gut gefallen. Insofern war ich natürlich entsprechend neugierig auf sein neuestes Werk „Die schwarze Königin“, in dem es um Vampire geht.

Die ganze Mystik um Vampire, die verschiedenen Arten, wie sie seit Jahrhunderten inmitten von Menschen leben und das tägliche Geschehen steuern, hat mich auch auf Anhieb fasziniert.
Man lernt hier acht verschiedene Vampirarten kennen, ein wenig über Werwölfe, Dämonen und einiges rund um die Historie Vlads, des Pfählers, zusammen mit der ungarischen Königin Barbara von Cilli. Der Autor hat sich hier einige literarische Freiheiten herausgenommen, aber man merkt dennoch, dass er all dies unfassbar gut recherchiert hat. Das, zusammen mit der Art, wie er die historischen Figuren Vlad (bzw. dessen Vater) und Barbara charakterisiert, wie er die Fragezeichen und Leerstellen der Geschichte ausgefüllt hat, sorgt dafür, dass man einen sehr guten Draht zu den Figuren bekommt und sich zweifelsfrei vorstellen kann, dass Barbaras Leben sicher so verlaufen ist.
Ich finde historische Fiktion dann immer besonders spannend, wenn Geschichte und Fiktion so miteinander verwoben werden, dass nicht mehr ganz klar ist, was jetzt eigentlich Fakt ist und was sich der Autor ausgedacht hat, sodass aus den historischen Figuren, die tatsächlich gelebt haben, literarische werden, denen der Autor seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat, und genau das ist hier geschehen.

Das alleine betrachtet hätte „Die schwarze Königin“ zu einem unglaublich spannenden Buch machen können, das perfekt in diese düstere Jahreszeit passt.
Mein großes Problem mit diesem Buch war jedoch die Erzählweise.
Zum einen springt der Autor hier oft zwischen der Vergangenheit, in der es um Barbara von Cilli und ihrer Jagd nach Vampiren geht, und der Gegenwart hin und her, in der er von Len und seinen Abenteuern mit der Professorin und den Vampiren erzählt.
Dieses erzählerische Hilfsmittel finde ich zunächst einmal grundsätzlich gut. Gerade, wenn man erst nach und nach herausfindet, inwiefern Vergangenheit und Gegenwart zusammenhängen, ist das eine gute Methode, den Leser zum Miträtseln zu bewegen und bei der Stange zu halten.

Hier allerdings hat es für mich nicht gepasst.
Zum anderen hatte ich schlicht kein Interesse an Len. Er blieb für mich, gerade im Vergleich mit Barbara, die aufgrund der Mystik, die sie umgibt, und ihrer furchtlosen, schlauen Art, einfach viel zu blass, als dass ich in irgendeiner Weise eine Bindung zu Len aufbauen konnte. Man lernt ihn als zurückhaltenden Jungen kennen, der heimlich in seine Freundin Klara verliebt ist, aber viel lieber im Hintergrund bleibt, als irgendetwas zu unternehmen. Irgendwann wird er dann zu dem Nachfahre Vlads des Pfählers, der sich für den Kampf gegen die Vampire verantwortlich fühlt und immer mehr Mut dazugewinnt. Diese Entwicklung habe ich für mich allerdings nicht gesehen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich insgesamt wenig in ihn hineinversetzen konnte, aber ich habe nicht so ganz verstanden, woher Len auf einmal den Mut nimmt, einen Flammenwerfer gegen einen Vampir zu richten, der ihn mit Leichtigkeit töten könnte.
Ich habe nicht verstanden, woher dieses Pflichtgefühl kommt. Genauso wenig habe ich verstanden, woher seine Gefühle für Klara kommen oder wie seine Beziehung zur Professorin aussieht. Ich hatte aber auch ehrlicherweise kein Interesse daran, all dies zu verstehen, weil Len mir schlichtweg egal war. Natürlich war mir irgendwo klar, dass alles, was er erlebt, auch mit der Geschichte von Barbara zusammenhängen muss – wieso sollte der Autor sich sonst der Zeitsprünge bedienen? –, aber trotzdem habe ich aus Desinteresse seine Kapitel einfach nur schnell lesen wollen, bis ich wieder zu den Rückblicken mit Barbara komme.

Auch Barbara ist in meinen Augen gerade im Vergleich mit den Figuren aus der „Meisterin“-Reihe nicht die beste Figur des Autors, aber sie ist wesentlich interessanter als Len, nicht nur, weil sie eine historische Figur ist, sondern weil Heitz die Geheimnisse, die sie umwabern, auch geschickt mit seiner eigenen Interpretation ausgefüllt hat, sodass sie zu einer interessanten, vielschichtigen und teils auch skrupellosen Person wird, die nur ihr eigenes Ziel, die Vampire auszurotten, im Blick hat.
Zwar wirkte auch sie auf mich teils unnahbar und ich konnte mich nur schwierig in sie hineinversetzen, aber ich habe ihren Weg trotzdem gerne verfolgt.

Was beide Handlungsebenen jedoch gemeinsam haben, ist, dass der Fokus sehr stark auf den jeweiligen Protagonisten Barbara und Len liegt, alle Nebenfiguren darum herum jedoch einzig dazu dienen, diese Geschichte voranzubringen, aber kaum eigene Dimension bekommen. Das fand ich gerade im Hinblick auf Klara sehr schade, die einen Großteil des Buches doch eher nur passiv mit dabei ist.


Eine weitere große Schwäche, die durch die Zeitsprünge noch verstärkt wird, ist in meinen Augen das Erzähltempo. Das Buch braucht wirklich sehr lange, bis die Handlung startet und dann fällt es ihm auch sehr schwer, den Leser bei der Stange zu halten. Es passieren zwar immer mal wieder Dinge, die auch durchaus spannend sind, aber das Gefühl, mit dem Lesen nicht aufhören zu können, hatte ich nie, eher im Gegenteil. Ich musste mich stets überreden, noch bis zum Ende des Kapitels zu lesen, damit ich irgendwie vorankomme, was vor allem an den teils seitenlangen Gedanken Lens oder den Dialogen, die gefühlt zu nichts geführt haben und daher auch durchaus kürzer hätten sein können, lag. Das, was in „Die schwarze Königin“ an relevanter Handlung passiert, hätte auch auf gut 300 Seiten geschrieben werden können, alles darüber hinaus hat das Buch in meinen Augen nur unnötig gestreckt und für Langeweile gesorgt.
Vor allem angesichts des sehr vielversprechenden Grundgerüsts und der hervorragenden Recherchearbeit des Autors ist das natürlich sehr schade.


Fazit:
Positiv fallen hier vor allem die historischen Hintergründe auf, die der Autor wirklich gut recherchiert und mit seiner eigenen Interpretation ausgeschmückt hat.
Das zu genießen, fällt hier aber wirklich alles andere als leicht. Zum einen ist Len, einer der Protagonisten, leider so blass, dass er und seine Geschichte mir beim Lesen schlichtweg egal waren. Zum anderen ist das Erzähltempo sehr zäh und anstrengend, was angesichts der Fülle an Informationen, die man bekommt, kontraproduktiv für das Lesevergnügen ist. Ich habe sehr lange gebraucht, um in die Geschichte zu finden, und hatte auch immer wieder große Schwierigkeiten damit, am Ball zu bleiben, weil ich den Großteil des Buches kurz gesagt einfach langweilig fand.
2/5 Lesehasen.

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