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Veröffentlicht am 24.09.2020

An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser (Charlie Chaplin)

Vom Leben reich beschenkt
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Elphie, selbst Psychotherapeutin, sucht eine Kollegin auf, um mit ihr über den Sinn des Lebens und seinen Scheidewegen zu sprechen. Auch über den Freitod ihres Sohnes muss sie reden, um Margareta begreiflich ...

Elphie, selbst Psychotherapeutin, sucht eine Kollegin auf, um mit ihr über den Sinn des Lebens und seinen Scheidewegen zu sprechen. Auch über den Freitod ihres Sohnes muss sie reden, um Margareta begreiflich zu machen, dass sie auch dankbar ist für diesen gravierenden Einschnitt in ihrem Leben. Denn trotz der vielen negativen Erfahrungen im Verlauf der Jahre zieht Elphi eine positive Bilanz und genau die ist es, die auch Margareta zum umdenken bewegt...



"Vom Leben reich beschenkt" ist der autofiktionale Roman von Hildegard Haehn, der mit vielen leisen Tönen den Leser umfängt und ihm so die Möglichkeit gibt, einen ganz intimen Einblick in das Leben von Elphi und ihrer Therapeutin Margarete zu erhalten.

Während Margarete hier eher den zuhörenden Part übernimmt und mehr im Stillen ihre Schlussfolgerungen zieht, erscheint Elphi an manchen Stellen sehr übergriffig und hält seitenlange Monologe, die mir beim Lesen unglaublich viel an Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangen.

Elphi erzählt nicht chronologisch, sodass die einschneidenden Erlebnisse in ihrem Leben sehr sprunghaft und auseinandergezerrt von mir wahrgenommen werden.

Elhpi ist allerdings eine unglaubliche Verfechterin von Spiritualität und Esoterik und genau da hakt es bei mir - sie will unbedingt dem Leser ihren Hang zum Mystischen und zur Erleuchtung aufdrücken und das lässt sie in meine Augen sehr penetrant und bestimmend erscheinen. Ihr Schicksal ist hart, aber sie hat gelernt , mit den großen Steinen auf ihrem Weg umzugehen und sich daraus etwas Schönes zu bauen. Aber die Art und Weise ,wie sie das ihrer Therapeutin Margarte darlegt, ist mit einfach too much. Das Ganze wirkt auf mich eher belehrend , anstatt tatsächliche sanfte Denkanstöße zu geben, wie man mit den eigene Schicksalsschlägen besser umgehen und die gegeben Umstände annehmen kann.

Einige Szenen gehen direkt ins Herz, andere wiederum verleiten dazu, einfach quer zu lesen, weil sie sehr ausufernd erzählt werden und mir keine neuen Erkenntnisse vermitteln.

Das Buch wird sicherlich seine Liebhaber finden, für mich aber eher im Mittelbereich angesiedelt

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Dunkle Schatten im Chiemgau

Die Tote vom Chiemsee
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Am Ufer des Chiemsees wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die oft und gerne auf der Fraueninsel anzutreffen war. Doch warum musste Flora sterben ? Die Dorfpolizisten von Lindgruber und Fanderl ...

Am Ufer des Chiemsees wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die oft und gerne auf der Fraueninsel anzutreffen war. Doch warum musste Flora sterben ? Die Dorfpolizisten von Lindgruber und Fanderl ermitteln in einem Fall, bei dem sich anscheinend die ganze Dorfgemeinschaft verdächtig gemacht hat. Flora wollte anders sein -wollte nicht dem aufkommenden Nationalsozialismus angehören, wollte auch nicht in die Fußstapfen ihrer Schauspielereltern treten und in einer Welt, die mehr Schein als Sein ist ihr Dasein fristen. Doch was ist wirklich vorgefallen ? Die beiden Dorfpolizisten scheinen einmal mehr im Dunkeln zu tappen und stochern im Nebel des Chiemsee-Ufers....



"Die Tote von Chiemsee" lässt die Zeit des gerade erst aufstrebenden Machtgefüges des braunen Sumpfes wieder aufleben und Gretel Mayer fängt die politische Situation sehr gekonnt ein. Dabei ist es erschreckend, wie aktuell der Bezug zur momentan vorherrschenden Medienpräsenz dieser Thematik ist und man kann nur hoffen, dass sich die Szenen von damals nicht widerholen.

Der Fall an und für sich ist gut angelegt, die Handlung beschränkt sich mehr oder weniger auf das Setting rund um die Fraueninsel und Prien am Ufer des Chiemsees, aber irgendwie fehlt der zündende Funke, der so richtig Spannung aufkommen lässt. Das Rätselraten um den Täter verläuft manchmal ein bisschen im Sand, weil Fanderl und von Lindgruber in mehreren Nebenhandlungen eingebunden sind, die zwar zur Lösung des Falles beitragen, aber denen nicht weiter großartig Beachtung geschenkt wird. Hier fehlt ein wenig der Nervenkitzel und die Anspannung, die normalerweise mit dem Lesen eines Krimis verbunden sind. Die Ermittlungen verpuffen so ein wenig wirkungslos in Nebel des Chiemsees und die Neugier auf den weiteren Verlauf des Romans ist dadurch ein wenig ausgebremst.

Was mir wiederum sehr gut gefällt ist der regionale Bezug - der bayerische Dialekt belebt die Dialoge, sorgt für eine entspannte Atmosphäre und der Einblick in die Arbeitet einer Hutmacherin, insbesondere die der Priener Trachtenhüte, lässt die heimischen Gepflogenheiten in einem ganz besonderen Licht erstrahlen.

Es gibt viele unterschiedliche Themen, die die Schreibende behandelt und so wirken das Aufeinandertreffen von brauner Gesinnung, verschmähter Liebe, Intrigen und tiefreligiösem Leben, das fast schon an Wahn heranreicht, eher ein wenig überfrachtet.

Schade eigentlich, denn der Plot bietet eine großes Spektrum an Möglichkeiten, diesen Krimi zu einem echten Glanzstück werden zu lassen, aber die Wirkung ist eher mittelprächtig.

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Als alternative Abwechslung gut geeignet, aber für immer vegan ?

No meat today
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"No meat today" ist ein sehr zeitgemäß gestaltetes Kochbuch, das vor allen Dingen auf die optischen Reize ansetzt und mit sehr wirksamen Fotos den Leser in der werbewirksamen Altersgruppe anspricht. Ich ...

"No meat today" ist ein sehr zeitgemäß gestaltetes Kochbuch, das vor allen Dingen auf die optischen Reize ansetzt und mit sehr wirksamen Fotos den Leser in der werbewirksamen Altersgruppe anspricht. Ich finde die witzige Anspielung auf den Titel "No milk today" von Herman's Hermits sehr gelungen

Nach einer kurzen Einleitung der Autorin, die erzählt, warum sie sich für eine vegane Lebensweise entschieden hat, geht der Schwenk hinüber zur Erklärung, warum überhaupt eine vegane Ernährung sinnvoll ist- von artgerechter Haltung bis hin zum Klimaschutz ist alles enthalten. Der Hinweis auf den CO2-Austoß, während man ein Steak isst, finde ich dabei schon sehr grenzwertig, denn im Kochbuch finden sich sehr viele Rezept, in denen Soja benötigt wird....und wie wird dieses angebaut ? Richtig, man holzt dafür den Regenwald ab. Auch keine besonders klimaschonende Methode...aber hier eine Diskussion von der Lanze zu brechen, wäre müßig, da dies meine persönliche Sicht der Dinge ist.

Die Rezepte sind übersichtlich gegliedert, in dem man zum einen die Zutatenliste incl. Mengenangaben findet und zum anderen wird die Zubereitung in kurzen , verständlichen Texten erläutert.

Die bildliche Präsentation des Gerichtes rundet das ganze optische perfekt ab und macht Lust, das eine oder andere Gericht auszuprobieren.

Und jetzt kommt das große ABER - viele Zutaten hat man nicht einfach mal so im Vorratsschrank oder, gerade wenn man in der ländlichen Gegend wohnt, sind mal nicht schnell beim Kaufmann um die Ecke besorgt. Hier fängt die Sucherei nach einer geeigneten Einkaufsmöglichkeit an und das kann dann schon mal in stundenlanger (Internet-)Recherche ausarten. Denn wer weiß auf Anhieb, wo es Sonnenblumenhack (war mir bisher gänzlich unbekannt, dass es so etwas überhaupt gibt), Pfeilwurzelstärke oder Kokosblütenzucker zu kaufen gibt ?

Hat man dann alles zusammen, steht dem Ausprobieren und Nachkochen nichts mehr im Weg und man kommt zu dem Ergebnis, dass es tatsächlich nicht immer die fleischliche Variante sein muss, wenn es eine schmackhafte vegane Alternative gibt. Optisch und geschmacklich unterscheiden sich die Gerichte kaum von ihren fleischlichen Pendants und sind daher für einen Ausflug in den veganen Genuss gut geeignet.

Wer es exotisch liebt, wird sich bei gefüllter Ananas mit Kokos-Kurkuma-Reis und Curry-Tempeh fast wie im Urlaub fühlen, die vegane Alternative zu Königsberger Klopse sieht dem fleischlichen Gericht zum Verwechseln ähnlich und kann auch geschmacklich überzeugen.

Das Kochbuch bietet viele Möglichkeiten, in die vegane Küche hineinzuschnuppern und zu testen, ob diese Form der Ernährung tatsächlich für einen persönlich vorstellbar ist.

Ich fand diesen Ausflug in die Fleischalternativen ganz okay und interessant, es wird sicherlich die ein oder andere Rezeptvariation bei uns erneut auf dem Speiseplan zu finden sein, aber für immer vegan ernähren ? Diese Frage kann ich persönlich mit Nein beantworten.

Das Kochbuch wird sicherlich seine Liebhaber finden, ich finde es für mich nur bedingt geeignet.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, das auf der Strecke bleibt

Warten auf den Wind
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Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert ...

Katrien wächst behütet im Schoß ihrer Familie in Südafrika auf, doch das Familienidyll findet durch ein tragisches Unglück ein Ende. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr wie es war und Katrien verliert den Boden unter den Füßen. Das lässt sie zu einer kleine Rebellin werden - nicht gerade die beste Eigenschaft, um in Südafrika ein ruhiges Leben zu führen.

Wladek möchte seiner Heimat Polen zu mehr Unabhängigkeit verhelfen und schließt sich der Gewerkschaftsbewegung um Lech Walesa an - auch dieser Schritt bleibt für ihn nicht ohne Konsequenzen und er muss zu seinen Verwandten nach Südafrika fliehen.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten scheint sich Wladek in dem fremden Land einzuleben und dann steht er Katrien gegenüber...



"Warten auf den Wind" packt ein unglaublich heißes Eisen an - nämlich das Thema Apartheid, Rassenhass und Unterdrückung in Südafrika und ist mit dieser Thematik aktueller denn je. Trotz politischer Brisanz und gegenwärtigen Diskussionen in den Medien, was Hautfarbe und Abstammung betrifft, gelingt es Irma Joubert nicht wirklich, ihre Protagonisten dem Leser zugänglich zu machen.

Katrien ist wirklich ein rebellischer Charakter - sie eckt an, nutzt jede Gelegenheit, um die Ellenbogen auszufahren und aufzumucken. Was mir auf der einen Seite imponiert, stößt mich aber auf der anderen Seite auch von ihr ab und ich finde keinen richtigen Zugang zu ihr. Katrien bleibt mir über den gesamten Verlauf des Buches fremd und unnahbar.

Wladek gefällt mir da um einiges besser - seine Figur ist für mich eher greifbar und seine Erlebnisse fühlen sich authentischer an. Er muss einen steingien Weg gehen, um bei sich selbst anzukommen.

Die Geschichte ist gut recherchiert, weist aber unglaublich viele Längen auf, die das Lesen mühsam gestalten und so den Lesefluss hemmen. Das ist den vielen Fußnoten geschuldet, die sich als doch sehr ausufernde Erklärung direkt auf der soeben gelesenen Seite befinden - ich hätte es besser gefunden, wenn eine ausführliche Erklärung der Fußnoten im Anhang erfolgt wäre.

Die Handlung ist sehr nah an der Realität, zeigt den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika mit all ihren Schrecken auf, gibt die Bemühungen der Gewerkschafter in Polen für mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sehr detailliert wieder und lässt die Zeit des Eisernen Vorhangs wieder lebendig werden. Aber dann driftet das ganze ab in eine Liebesgeschichte, deren Ende doch recht einfach zu erahnen ist.

Die Thematik bietet unglaublich viel Potenzial, um den Leser an die Seiten zu fesseln, aber in meinen Augen wird diese Möglichkeit nicht genutzt, um die interessanten Aspekte und vorhandenen Kapazitäten in der Geschichte zu einem rundherum stimmigen Roman zusammenzuführen.

Schade :(

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Veröffentlicht am 14.09.2020

Wer über seine Leidenschaften, Begierden und Ängste herrscht, ist mehr als ein König (John Milton)

Die Königin des Ritz
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Die Nazis haben sich Paris unter den Nagel gerissen und gehen auch mit den Bediensteten im Luxushotel Ritz nicht gerade freundlich um. Während die Welt draußen im braunen Sumpf versinkt, müssen Blanche ...

Die Nazis haben sich Paris unter den Nagel gerissen und gehen auch mit den Bediensteten im Luxushotel Ritz nicht gerade freundlich um. Während die Welt draußen im braunen Sumpf versinkt, müssen Blanche und Claude Auzello immer freundlich mit dem Kopf nicken und gute Mine zum bösen Spiel machen. Doch das ist nur die Fassade des freundlichen Ehepaares, denn hinter der Kulisse brodelt es gewaltig - in beiden. Denn was sie nicht voneinander wissen, sie arbeiten beide für die Rèsistance und setzen für Land und Leute ihr Leben aufs Spiel. Für Claude sind keine Hürden zu groß, um seine Frau vor den Nazis zu schützen, denn keiner darf ihr Geheimnis erfahren...



"Die Königin des Ritz" erzählt die wahre Geschichte der Blanche Auzello, die gemeinsam mit ihrem Mann in den Kriegsjahren das Luxushotel Ritz geführt hat.

Während man das Hotel äußert plastisch vor dem inneren Augen sieht und den Duft der betörenden Blumenbouquets durch die Seiten wabert, die Kristalllüster ihr funkelndes Licht verbreiten und sich große Namen wie Marlene Dietrich, Ernest Hemingway und Coco Chanel die Klinke in die Hand geben, verblasst zumindest in der ersten Hälfte die Geschichte um Claude und Blanche vollkommen.

Beide Figuren erzählen ihre Geschichte für den Leser sehr distanziert und fast schon kühl, sodass man mit ihnen keine richtige Verbindung eingehen kann. Sie bleiben lange Zeit dem Leser fremd und es fällt schwer, ihre Rolle im Buch richtig einzuordnen. Mit der Entfremdung des Ehepaares, ihre Beziehung kühlt merklich im Verlauf der Jahre ab, zieht sich auch der Leser von beiden zurück und der Spalt wird größer, scheint unüberwindbar zu sein.

Aber dann kommt die große Wende - im zweiten Teil des Romans kochen die Gefühle hoch, die Spannung hält Einzug und die Figuren werden wirklich klebendig. Man fühlt sich mit ihnen verbunden ,schlüpft in ihre Haut und fiebert mit. Manchmal hält man den Atem an, weil man es vor innerer Unruhe und fast schon Panik nicht aushält. Hier zieht die Autorin endlich alle Register ihres Könnens und katapultiert den Leser direkt in ihre Handlung hinein, sodass das Buch einen ungeheuerlichen Sog ausübt und man atemlos die Seiten umblättert. So hätte ich mir den ganzen Roman gewünscht - voller Emotionen, innerer Aufruhr und immer wieder das Hoffen und das Bangen, ob alles gut ausgehen wird.

Da Leben in und um das Ritz wird von der Schreibenden perfekt eingefangen, aber die Lebensgeschichte von Claude und Blanche kommt mir einfach zu kurz. . Dabei ist es doch genau dieses Aufbegehren, dass die beiden so interessant und ihre Geschichte so lesenswert macht. Ich hätte gerne schon im ersten Teil die tiefe Verbundenheit mit den Figuren gespürt, um mit ihnen gemeinsam durch diese schreckliche Zeit zu gehen und an ihrer Seite für die Gerechtigkeit zu kämpfen.

So wirkt der erste Teil ein wenig mühsam, kommt nur langsam in Fahrt, um dann im zweiten Teil mit einem echten Gefühlschaos an den Nerven zu zerren.

Das Buch wird sicherlich seine begeisterte Fangemeinde finden, für mich bleibt es leider nur ein gut recherchierter Roman mit großen Startschwierigkeiten.

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