Ein Buch über eine toxische Freundschaft und vergessene 14 Minuten
"Leid hat nichts Romantisches an sich. Es tut einfach nur weh."
Ich habe dieses Buch praktisch verschlungen, obwohl es definitiv nichts für schwache Nerven ist. Es handelt von einer toxischen Freundschaft, ...
"Leid hat nichts Romantisches an sich. Es tut einfach nur weh."
Ich habe dieses Buch praktisch verschlungen, obwohl es definitiv nichts für schwache Nerven ist. Es handelt von einer toxischen Freundschaft, die bis zu einem Todesfall geht und in welchem die Frage beantwortet werden soll, was in den entscheidenen 14 Minuten wirklich geschehen ist.
Die Geschichte beginnt praktisch mit dem Ende - die Protagonistin Remy hält ihren toten Freund Jack in den Armen und muss auf dem Polizeirevier eine Aussage tätigen und die Frage beantworten, ob ihre beste Freundin Elise ihren Freund umgebracht hat.
Remy ist fest davon überzeugt - die sechs (!!!) Schüsse waren Notwehr und nur ein Unfall.
Der Erzählstil der Geschichte hat mir wirklich gefallen. Es wird zwischen der Vergangenheit und Gegenwart gewechselt, wobei die Anteile der Vergangenheitserzählungen weitaus größer waren. Doch das hat überhaupt nicht gestört; im Gegenteil: Es war überaus wichtig, die Rückblicke zu haben, denn dadurch hat man einen Blick auf die kaputte und überaus toxische Freundschaft zwischen Remy und Elise bekommen.
Die beiden haben sich knapp ein Jahr vor Jacks Tod kennengelernt, und bereits von Anfang an hat man gemerkt, wie toxisch Elise war. Für mich war es beinahe frei von Verständnis, wie Remy ihr überhaupt jedes Mal glauben konnte, weil ich als Leserin einfach gemerkt habe, wie sehr Elise sie emotional ausnutzt und erpresst. Wie Remy Elise immer wieder verteidigt hat (und das auch noch bei den schlimmsten Streichen und Handlungen), war für mich schwer zu schlucken, aber gerade das hat ja den Kern der Geschichte ausgemacht. Als dann auch noch die Szene kam, in der sie ihr eigenes Leid über das von Remys stellt und behauptet, dass ihr Trauma weitaus schlimmer als Remys wäre, ist mir vor Fassungslosigkeit die Kinnlade heruntergeklappt.
Manchmal war es wirklich schwierig, diese toxischen Szenen zu lesen; nicht, weil sie schlecht geschrieben worden sind, sondern gerade deswegen, weil sie so gut dargestellt worden sind! Ich denke, vor allem Menschen, die ebenfalls einmal in einer toxischen Freundschaft/Beziehung gewesen waren, sehen sich hier wieder.
Ich hatte etwas Bedenken, dass Remy am Ende nur die Erschießung Jacks durch Elise (kein Spoiler, steht nämlich im Klappentext) als Fehltritt einordnet, doch zum Glück hat Remy das gesamte Verhalten ihrer besten Freundin reflektiert.
Ich hätte mir zu Beginn nur noch eine Triggerwarnung gewünscht, denn manche Szenen waren wirklich schwer zu verdauen. Nichtsdestotrotz gebe ich dem Buch 5 von 5 Sternen!