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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.12.2020

Spannend, berührend, erschreckend ehrlich

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Stefania liebt Izio. Izio liebt Stefania. Ein Anfang, der nicht schöner klingen könnte, wendet sich, als der zweite Weltkrieg Polen erreicht. Da Izio und seine Familie Juden sind, müssen sie ins Ghetto ...

Stefania liebt Izio. Izio liebt Stefania. Ein Anfang, der nicht schöner klingen könnte, wendet sich, als der zweite Weltkrieg Polen erreicht. Da Izio und seine Familie Juden sind, müssen sie ins Ghetto ziehen, während Stefania in dem Haus bleibt, das sie gemeinsam mit ihren Freunden bewohnt hat. Als Tod und Leid immer präsenter werden, droht Stefania zu zerbrechen. Nur die Pflicht, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern, hält sie aufrecht. Als ihr eines Tages eine Bitte zugetragen wird, weiß Stefania, dass sie ihr nicht nachgehen sollte. Aber sie tut es. Sie bietet 13 Juden ein Versteck.
Diese Erzählung beruht auf einer wahren Begebenheit. Gerade deshalb fällt mir die Bewertung auch schwer. Ich versuche es trotzdem.
„Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ hat mich zum Nachdenken gebracht, hat mir Leid gezeigt und mich daran teilhaben lassen. Es hat mich angesichts des Schmerzes und des Wahnsinns, der unser aller Welt vor nicht einmal 100 Jahren im Griff hatte, fassungslos gemacht. Es ist eine Geschichte, wie sie jeder gelesen haben sollte. Wir dürfen uns nicht vor diesen Büchern drücken, weil wir glauben, sie nicht zu ertragen. Meiner Meinung nach ist es unsere Pflicht, nicht zu vergessen – und dazu gehört mehr, als zu wissen, dass es diese dunkle Zeit gegeben hat. Ich glaube ehrlich gesagt, dass „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ sogar ein sehr gutes Buch ist, um sich mit den Wahrheiten und Zuständen des zweiten Weltkriegs zu befassen. Natürlich ist es keine „schöne“ Geschichte, aber von vielen Stellen glaube ich, dass sie noch weitaus grausamer hätten festgehalten werden können. Es ist eben ein Jugendbuch, ehrlich und erschreckend, aber dadurch auch spannend und außerdem gut geschrieben. Am Ende gibt es seinen Leser*innen außerdem noch Auskunft darüber, was die Überlebenden seiner Geschichte nach dem Weltkrieg getan haben – und ich glaube, mich hat lange nichts mehr so berührt.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Absolut magische Romantasy mit Pokémon- und Fantastische-Tierwesen-Vibes!

Die Tiermagierin – Schattentanz
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„Schattentanz“ ist nicht nur der Auftakt einer Trilogie mit wunderschönem Cover und vielversprechendem Klappentext, sondern auch das erste Fantasybuch, das im Kyss-Verlag erschienen ist, was mich doppelt ...

„Schattentanz“ ist nicht nur der Auftakt einer Trilogie mit wunderschönem Cover und vielversprechendem Klappentext, sondern auch das erste Fantasybuch, das im Kyss-Verlag erschienen ist, was mich doppelt neugierig machte. Und ich muss sagen: Meine Erwartungen wurden übertroffen.
Als Tiermagierin ist es Leenas Aufgabe, die magischen Wesen ihrer Welt zu lieben, zu beschützen und zu umsorgen. Sie kann eine einzigartige Verbindung zu ihnen herstellen. Ihre Vergangenheit aber sorgt dafür, dass sie immer wieder den Verrat ihres Naturells riskieren muss. Als sie auf den Assassinen Noc trifft, glaubt sie, dem Ende ihrer Probleme ein Stück nähergekommen zu sein und macht ihm ein Angebot, bei dem fragwürdig ist, wer am Ende der Gewinner und wer der Verlierer sein wird…
Für mich war „Schattentanz“ ein Romantasy-Buch, das mich gänzlich unerwartet begeistert hat. Es hat mich in eine Welt entführt, die wunderbar beschrieben wird und mich mit ihrer Magie immer wieder ins Staunen versetzt hat. Maxyym M. Martineau regt mit ihren zauberhaften Ideen zum Träumen an. Zwischendurch fühlte ich mich hineinversetzt in eine „Fantastische-Tierwesen-Pokémon-Romantasy“-Story, die so gut funktioniert, dass ich förmlich durch die Seiten geflogen bin.
Besonders lobend möchte ich neben den fantastischen Aspekten auch die Charaktere und deren Zusammenspiel hervorheben: Leena war eine geniale Protagonistin, vor deren Stärke ich nur den Hut ziehen kann. Weiterhin hat es mir unglaublich gut gefallen, wie Martineau Freundschaft, Romantik, Vorurteile und Groll miteinander kombiniert und aufgebaut hat. In meinen Augen unterlagen die Beziehungen mal einer anderen Erzählstruktur – und haben mich gerade deshalb mehr als einmal wünschen lassen, dieses Abenteuer miterleben zu können.
Auch das Bestiarium am Ende des Buchs, welches die magischen Wesen auflistet und beschreibt, war ein klarer Pluspunkt. Es machte den Zauber dieser Geschichte regelrecht greifbar.
Trotz dieser Lobeshymne gibt’s aber „nur“ 4,5 Sterne von mir. Aus dem simplen Grund, dass mir ein kleiner, letzter Funken gefehlt hat. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass die nächsten Bände diesen Funken mit sich bringen.

Veröffentlicht am 05.11.2020

Genau so sollte Fantasy sein!

The Age of Darkness - Feuer über Nasira
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Vor hundert Jahren verschwanden die sieben Propheten – und ließen eine Welt zurück, die sich nach und nach entzweit. In dieser dunklen Zeit des Chaos, der Angst und Unsicherheit, werden die Wege von fünf ...

Vor hundert Jahren verschwanden die sieben Propheten – und ließen eine Welt zurück, die sich nach und nach entzweit. In dieser dunklen Zeit des Chaos, der Angst und Unsicherheit, werden die Wege von fünf Menschen zusammengeführt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Und einer von ihnen hat die Macht, die Welt zu retten – oder sie zu zerstören.
Seichte Fantasy, die nett und einfach zu lesen ist, aber keine großartige Spannung auslöst und bei genauerem Nachdenken sogar eine fast löchrige Storyline hat, hatte ich in letzter Zeit genug. Umso mehr habe ich mich nach einem Buch gesehnt, das endlich wieder mehr bietet als den bloßen, oft sogar vorhersehbaren Plot. Ich wollte eine Handlung, die ich nicht nur hinnehme, sondern die mich beim Lesen mit Haut und Haaren verschlingt und am Ort des Geschehens zwischen den Seiten auszusetzen scheint. Mit „The Age of Darkness“ habe ich genau das gefunden.
Ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das in solch einer Form genau das verkörpert, was ich an Fantasy liebe. Die Komplexität dieses Werks ist kaum in Worte zu fassen. Sie erschafft ein dreidimensionales Bild, das so weit zu gehen scheint, dass man sich darin verirren und verlieren könnte. Ich zumindest habe genau das beim Lesen getan – und habe jede Sekunde dieser Reise geliebt. Denn auch wenn „The Age of Darkness“ einem roten Faden folgt, spinnt sich darum ein Netz aus Details, das alles viel wahrhaftiger und beeindruckender gestaltet, der Geschichte eine Form von Endlosigkeit verleiht, die mich immer wieder hat staunen lassen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich liebe es, wenn ich mich in eine Welt fallen lassen kann und das Gefühl bekomme, mehr als das zu erleben, was zwangsläufig für den Plot erzählt werden muss. So sind die Personen in diesem Buch für mich nicht nur Hülle und Seele gewesen, sondern hatten wirklich Geschichte und Charakter. Genauso wie der Aufbau von Welt und Gesellschaft verlangen sie, dass man jedes ihrer farbenfrohen Details wahrnimmt. Für mich absolut perfekt – aber ich glaube leider, dass es viele abschreckt. Die finale Action startet erst im letzten Drittel des Buchs, doch dafür bekommt man vorher so viel geboten, dass die Spannung auf einer anderen Ebene erbaut wird und dort wunderbar funktioniert. Zumindest, wenn man sich darauf einlässt. Wer Lust auf eine Geschichte hat, die den Leser nicht leichtfertig, sondern berauscht durch die Seiten wandern lässt, mit all ihrer Substanz Geist und Fantasie fordert sowie fördert, der ist hier richtig. Der wird in „The Age of Darkness“ genau das finden, was auch ich darin gefunden habe: Ein Highlight, dessen zweiten Teil ich kaum erwarten kann. 5 Sterne für ein Buch, das genau so ist, wie Fantasy für mich zu sein hat, bei dem ich aber die Gefahr sehe, dass es vor allem Fans leichterer und jüngerer Romantasy nicht ansprechen könnte.

Veröffentlicht am 26.09.2020

Ein absolutes Highlight!

Vortex – Das Mädchen, das die Zeit durchbrach
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Frühjahr 2021. FRÜHJAHR. ZWEITAUSENDEINUNDZWANZIG. Das… ist noch eine halbe Ewigkeit. Zumindest, wenn ich mir vor Augen führe, dass ich so lange warten muss, bis der finale „Vortex“-Band erscheint. Nachdem ...

Frühjahr 2021. FRÜHJAHR. ZWEITAUSENDEINUNDZWANZIG. Das… ist noch eine halbe Ewigkeit. Zumindest, wenn ich mir vor Augen führe, dass ich so lange warten muss, bis der finale „Vortex“-Band erscheint. Nachdem mich der Auftakt der Trilogie Anfang des Jahres bereits begeistert hatte, freute ich mich wahnsinnig auf den zweiten Teil – ohne mir aber zu erlauben, wirklich darauf zu hoffen, dass der Folgeband mit dem unheimlich starken Start der Reihe mithalten könnte. Schließlich erscheinen mir die Sandwich-Teile einer Trilogie meist schwächer als Auftakt und Finale. Und ich muss ehrlich gestehen: Mithalten konnte der zweite „Vortex“-Teil mit dem ersten nicht, nein. Er… hat ihn übertroffen.
Ich weiß gar nicht, was ich zu diesem Buch sagen soll, außer eines: „Vortex – Das Mädchen, das die Zeit durchbrach“ gehört zu meinen absoluten Jahreshighlights 2020. Das Setting, das Anna Benning für diesen Teil erschaffen hat, war erneut unglaublich und hat mich mehrmals kopfschüttelnd vor den Seiten sitzen lassen. Die fantastische Darstellung sämtlicher Orte, der Aufbau des Plots, das Zusammenspiel der Charaktere… Und diese Wendungen, Gott, diese Wendungen! Ich habe ein Abenteuer erlebt, wie ich es mir niemals erträumt hätte. Und ich habe jede einzelne Seite, jeden einzelnen Buchstaben geliebt. Wann ich mich zuletzt so stark in einer Geschichte verloren habe, kann ich nicht sagen. Genauso wenig wie ich euch sagen kann, wann mir ein Ende zuletzt so sehr den Boden unter den Füßen weggezogen hat.
„Vortex“ ist ein Muss für jeden Fantasyfreund, jeden Träumer, jeden Liebhaber von dystopischen Elementen und ausgeklügelten Handlungssträngen. Ich möchte hier nicht viel zur Handlung sagen, weil selbst die kleinsten Punkte in diesem Werk zu einem großen Ganzen gehören, das man in Summe erleben sollte. Also tut mir – und irgendwie auch euch selbst – den Gefallen und lest diese Bücher. Lest sie, liebt sie, verehrt sie… In meinen Augen wäre nichts davon übertrieben.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Das hätte Potenzial zur Pflichtlektüre

Bald sind wir wieder zu Hause
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Während es auf meinem Blog sonst nur so vor Fantasy wimmelt, wird es heute ziemlich real. Und sehr ernst. Gerade aus diesem Grund fiel es mir auch unheimlich schwer, zu „Bald sind wir wieder zu Hause“ ...

Während es auf meinem Blog sonst nur so vor Fantasy wimmelt, wird es heute ziemlich real. Und sehr ernst. Gerade aus diesem Grund fiel es mir auch unheimlich schwer, zu „Bald sind wir wieder zu Hause“ ein Bild zu machen. Schlussendlich habe ich mir aber bewusst gemacht, dass nicht jeder Rezensionsbeitrag in seiner Gestaltung Inhalt, Cover oder Stimmung widerspiegeln muss. Manchmal soll vielleicht sogar nicht sein – wie bei diesem Graphic Novel. Denn „Bald sind wir wieder zu Hause“ kann sehr gut für sich alleine stehen. Es umfasst nur knapp 95 Seiten – wobei man das Wörtchen „nur“ in diesem Zusammenhang schleunigst streichen sollte, denn diese 95 Seiten haben es wirklich in sich. Sechs Überlebende des Nazi-Terrors erzählen ihre Geschichten. Es handelt sich um wahre Begebenheiten, die mir als Leserin direkt unter die Haut gegangen sind. Dabei haben sie mich nicht für den Moment schockiert und bedrückt, sondern eher etwas Grundlegendes in mir erschüttert, das noch lange Zeit nachschwingen wird. Mir ist noch einmal bewusst geworden, wie wichtig dieses Thema ist – und dass ich selbst eigentlich viel zu wenig darüber weiß.
„Bald sind wir wieder zu Hause“ ist eine beeindruckende und düstere Sammlung der Geschichten von Tobias, Livia, Selma, Susanna, Emmerich und Elisabeth, welche einem die Begebenheiten zur Zeit des Nationalsozialismus auf eine ganz andere Art und Weise nahbringen, als zumindest ich es bisher gewohnt war. Tatsächlich waren die Seiten mit verhältnismäßig wenig Text versehen, was die Stimmung des Graphic Novels für mich aber nur noch greifbarer gemacht hat. Ich brauchte nicht mehr Text. Das, was dort stand, reichte aus. Vor allem in Kombination mit den Bildern, die nicht zu detailliert sind, aber eben doch detailliert genug.
„Bald sind wir wieder zu Hause“ ist ein Werk, das ich am liebsten als Pflichtlektüre für die gesamte Welt einführen würde, denn es liegt in unserer Verantwortung, nicht zu vergessen.