Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2017

Schöne Geschichte

Wohin der Wind uns trägt
0

„...Alte Wunden wurden regelmäßig aufgerissen, neue konnten nicht heilen. Ständig war ich auf der Flucht vor mir selbst...“

Mit 18 Jahren muss Sarah die Schule für straffällig gewordene Jugendliche verlassen. ...

„...Alte Wunden wurden regelmäßig aufgerissen, neue konnten nicht heilen. Ständig war ich auf der Flucht vor mir selbst...“

Mit 18 Jahren muss Sarah die Schule für straffällig gewordene Jugendliche verlassen. Statt ihres Freundes holt sie ihre Grandma ab und gibt ihr ein Heim. Reichlich zwei Jahre später allerdings stellt sie Sarah ein Ultimatum. Sollte sie die neue Arbeitsstelle im Supermarkt wieder verlieren, muss sie endgültig auf eigenen Beinen stehen.
Der Autor hat einen abwechslungsreichen Gegenwartsroman geschrieben. Im Mittelpunkt steht die jetzt 21jährige Sarah. Die junge Frau hat ein dunkles Kapitel ihrer Kindheit, dass mit dem Tod der Eltern zusammenhängt, verdrängt. Die Großmutter weigert sich, ihr darüber Informationen zu geben. Sarah fällt es schwer, etwas auf die Reihe zu bekommen, weil sie sich durch Kritik sofort angegriffen fühlt. Deshalb ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie trotz der unmöglichen Art ihrer Vorgesetzten im Supermarkt ruhig bleibt. Als ein neuer 70jähriger Bewohner namens Freddie ins Haus zieht, dem sie beim Einzug hilfreich unter die Arme greift, lernt sie dessen Neffen Ashton kennen. Der angehende Anwalt kann mit Sarahs Launen umgehen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte ist spannend, weil man nie weiß, welchen Weg Sarah als nächstes einschlägt. Sie handelt erst und denkt später darüber nach, was schief gelaufen ist. Auffallend ist die Zunahme ihrer Flashbacks. Sehr behutsam wird die Beziehung zwischen Sarah und Ashton aufgebaut. Das Auf und Ab ist meist Sarah geschuldet. Mangelndes Selbstwertgefühl überdeckt sie mit Wutanfällen. Sehr geschickt schließt der Autor nach und nach die Kapitel der Vergangenheit auf. Währenddessen bahnt sich zwischen Freddie und ihrer Großmutter ebenfalls eine zarte Beziehung an. Auch hier geht nicht alles glatt. Gut beschrieben werden die Verhältnisse im Supermarkt. Mobbing gehört zur Tagesordnung. Eine ganz andere Situation findet Sarah vor, als sie in eine sozialen Einrichtung ihre Stunden ableistet, die ihr zu schnelles Autofahren eingebracht haben. Hier wird sie so angenommen, wie sie ist und darf Verantwortung übernehmen. Ihr wird Mut gemacht, etwas für ihre Zukunft zu tun.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte. Er zeigt, wie schwer es sein kann, sich aus den Verstrickungen der eigenen Vergangenheit zu lösen und nicht jedes Wort persönlich zu nehmen. Besser wie obiges Zitat kann man Sarahs anfängliche Situation nicht in Worte fassen.

Veröffentlicht am 04.11.2016

Spannung pur

Der Nostradamus-Coup
0

„...Und sollten Sie auf den Gedanken kommen, auf eigene Faust Recherchen anzustellen, dann unterzeichnen Sie Ihr Todesurteil...Geben Sie mir das Buch oder vernichten Sie es selbst. Es gibt Dinge, an die ...

„...Und sollten Sie auf den Gedanken kommen, auf eigene Faust Recherchen anzustellen, dann unterzeichnen Sie Ihr Todesurteil...Geben Sie mir das Buch oder vernichten Sie es selbst. Es gibt Dinge, an die rührt man besser nicht...“

Obige Mahnung erhält Finch von Khamis Al-Gaddafi, als sich die Wege der beiden in Tunis trennen. Doch Finch wäre nicht Finch, wenn seine Neugier dadurch nicht besonders geweckt worden wäre. Dem Gespräch war einiges vorausgegangen.
Finch hatte sich eine alte DC-3 zugelegt. Die stand auf dem libysche Flughafen Ghad irgendwo im Nirgendwo und wurde dort flugtüchtig gemacht. Zusammen mit Amber Rains wollte er die Maschine nach Tunis fliegen. Beim Abflug stand Gaddafi vor ihm. Finch hatte keine Wahl und musste ihn und seinen Begleiter Umar mitfliegen lassen. Doch einem Finch droht man nicht. Bei einem gewagten Flugmanöver wurde Gaddafi verletzt. Sein Begleiter Umar starb an Genickbruch. Dabei fiel Finch ein Notizbuch in die Hände. Sein Inhalt, insbesondere ein Bild, war Thema des obigen Gesprächs.
Der Autor hat einen fesselnden und abwechslungsreichen Thriller geschrieben. Es ist der dritte Roman, in dem der begnadete Flieger Finch im Mittelpunkt steht. Auch einige weitere Bekannte durfte ich beim Lesen wiedertreffen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Die knapp 800 Seiten verflogen wie nichts.
Schnell merkte Finch, dass Gaddafis Warnung nicht aus der Luft gegriffen war. Er wurde zum Gejagten. Dabei suchte er nur nach Informationen über ein Bild, das sich im Notizbuch befunden hatte. Die eigentliche Entschlüsselung der sprachlichen Inhalte legte er in die Hände eines englischen Kryptologen.
Der Schriftstil des Buches ist gewohnt abwechslungsreich. Das beginnt schon damit, dass mehrere Handlungsstränge anfangs nebeneinander laufen. Erst im Laufe der Geschichte werden nach und nach die Zusammenhänge aufgedeckt. In einem dieser Nebenlinien spielt Alexander Reiter die Hauptrolle. Er bringt gestohlene Kunstwerke ihren Besitzern zurück. Und dann führt mich der Autor weit zurück in die Vergangenheit. In der Zisterzienserabtei Cambron ist 13. Jahrhundert ein besonderes Dokument angefertigt worden. Auch die jüngere Vergangenheit spielt eine Rolle. Bei der Besetzung des Klosters Admont in der Steiermark war die SS im Jahre 1939 nicht zimperlich. Menschenopfer waren im Vorab eingeplant. Was aber hat all das mit einem Bild des Malers Poussin zu tun?
Neben rasanten Abschnitten gibt es Momente der Ruhe. Ernste Themen wechseln mit humorvollen Sprachstil. Finchs spitze Zunge ist nicht zu unterschätzen. Llewellyns Humor bringt eine besondere Facette in die Geschichte. Dabei gehören gut herausgearbeitete Dialoge zu den Glanzleistungen des Buches, sei es zwischen Finch und Llewellyn oder Sanseverino und Maria, um nur zwei Beispiele zu nennen, die sprachlich und inhaltlich völlig gegensätzlich ablaufen. Sarkastische Bemerkungen über die politische Lage und Moral dürfen nicht fehlen. Treffende Megapher finden sich an vielen Stellen. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Dazu gehört auch, dass ich vielfältige Informationen über wichtige Lebensabschnitte in ihrer Vergangenheit erhalte. Das gilt selbst für sogenannte Nebenrollen. Da Finch von Kunst nicht allzu viel versteht, war das für den Autor die Gelegenheit, mir als Leser Wissen über Bilder und Kunsthandel zukommen zu lassen. Gleiches gilt für die Geschichte der Handlungsorte. Als Beispiel möchte ich Kloster Admont herausgreifen. Nach dem Lesen des Buches kenne ich nicht nur seine Historie, sondern wurde genau über das Bauwerk und seine Besonderheiten unterrichtet. Auch die österreichische Nachkriegsgeschichte wird thematisiert.
Immer neue Ideen sorgen für eine Erhöhung des Spannungsbogens. Die Geschichte liest sich wie ein Wettlauf um die Entschlüsselung des Buches. Nicht nur Geheimdienste, auch was in der Unterwelt Rang und Namen hat, ist hinter Finch und seinem Wissen her. Dabei ergeben sich ungewöhnliche Koalitionen. Mathematische Spielereien und Grundlagen der Kryptologie gehören zum Handwerkszeug für die Lösung des Rätsels.
Einige Bilder von Poussin veranschaulichen die Geschehen und zeigen die Besonderheit der Gemälde.
Das Cover mit der DC-3 passt perfekt zur Handlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es steckt voller ungewöhnlicher Ideen und bleibt trotzdem an den meisten Stellen nahe an der Realität. Der Autor beherrscht die Fähigkeit, auf dem schmalen Grat zwischen Wirklichkeit und dichterischer Freiheit gekonnt zu balancieren.

Veröffentlicht am 17.10.2024

Starke Frauen

Der Friesenhof
0

„...Alles vorbei, dachte sie. Nichts wird wieder so sein, wie es früher war. Papa ist tot...“

Noch ahnt Hanna nicht, was die Zukunft bringen wird. Erst einmal gilt es, die Beerdigung zu überstehen.
Die ...

„...Alles vorbei, dachte sie. Nichts wird wieder so sein, wie es früher war. Papa ist tot...“

Noch ahnt Hanna nicht, was die Zukunft bringen wird. Erst einmal gilt es, die Beerdigung zu überstehen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Er gibt die Verhältnisse der Zeit anschaulich wieder.
Wir schreiben das Jahr 1949. Der Tod des Vaters fordert wichtige Entscheidungen. Auf dem Hof fehlt nun der Bauer. Das ruft Günther auf den Plan, den Ehemann der ältesten Tochter. Gern würde er den Hof übernehmen. Doch das hätte der Vater nie gewollt. Also besteht er zumindest auf den Erbteil für seine Frau.
Hanna, die jüngste Tochter, kennt sich mit dem Leben auf dem Hof am besten aus. Zusammen mit den Knechten will sie den Hof erhalten.

„...Doch, dachte Gesa, es wird klappen. Hanna kann den Hof leiten. Solange die beiden Knechte mitspielen, wird alles weiter gut laufen...“

Mit den Finanzen aber steht es nicht zum Besten. Bisher hatte sich Onno um alles gekümmert. Damit sie kein Land verkaufen müssen, um Helgas Erbteil auszuzahlen, sucht sich Gesa einen Job in der nahegelegenen Stadt. Die Arbeit mit den Tieren liegt ihr sowieso nicht. Außerdem hofft sie immer noch, dass ihr Verlobter aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt.
Auf dem Hof lebt eine ledige Tante. Die hat einen sehr realistischen und fortschrittlichen Blick auf die Verhältnisse.So macht sie Henrike, der Mutter, klar.

„...Du hast doch auch einen Kopf auf den Schultern, warum hast du dich so sehr darauf verlassen, dass dein Mann das Denken auch für sich übernimmt?...“

Gesa kommt im Teehandel unter. Es zeigt sich, dass sie nicht nur für den Verkauf, sondern auch für die Zusammenstellung von Teemischungen begabt ist.

„...Damit der Tee immer gleich gut ist, wird er aus ungefähr dreißig Sorten zusammengemischt. Um zu entscheiden, welcher Tee in die Mischung kommt, werden die Proben wie gesagt verkostet...“

Gut arbeitet Gesa mit Keno Kruse, dem Sohn des Chefs, zusammen. Der aber ist verheiratet. Hinzu kommt, dass der Krieg tiefe Wunden bei ihm hinterlassen hat.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, wie es langsam aufwärts geht, aber altes Gedankengut noch nicht ausgemerzt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.03.2024

Spannender historischer Krimi

Stoltz - das Attentat
0

„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen ...

„...So war schon vor Jahren bei den Landjägern eine Dienststelle für „besondere Aufgaben“ eingerichtet worden. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, zu definieren, worin diese besonderen Aufgaben denn bestehen könnten, es war keinem aufgefallen, dass Wulberer im Wesentlichen mit Nichtstun beschäftigt war...“

Das sollte sich schlagartig ändern, denn im Jahree1857 hatte sich im Königreich Württemberg hoher Besuch angekündigt. Der französische Kaiser und der russische Zar wurden erwartet. Der König machte ausgerechnet Leutnant Wulberer für die Sicherheit verantwortlich.
Der Autor hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Der Schriftstil zeichnet sich durch den feinen Humor aus, der die Geschichte durchzieht. Hinzu kommt, dass die Örtlichkeiten in Stuttgart sehr gut beschrieben werden. Gleiches gilt für historische Zusammenhänge.
Wulberer mag zwar von Arbeit nicht viel halten, aber beim Herausfiltern von wichtigen Dinge aus Dokumenten ist er ein Ass. Und als erstes gilt es, herauszufinden, wer mögliche Feinde der hohen Herren sind.

„...Napoleon mochte über viele Talente verfügen, aber gerade unübertroffen war er, wenn es darum ging, sich Feinde zu machen...“

Die Rede ist von Napoleon III. Das Dossier, das Wulberer nutzt, macht mich gekonnt mit den historischen Verhältnissen bekannt.
Dann spielt Wulberer der Zufall in die Hände. Richard Stoltz ist aus Amerika zurückgekehrt. Dort hat er sich einen ausgezeichneten Ruf in der Agentur von Pinkerton aufgebaut. In Baden aber gilt er nach der gescheiterten Revolution von 1848 als Rebell. Wulberer kennt die Zusammenhänge und zwingt Stoltz, für ihn zu arbeiten, als der in Württemberg erscheint.
Ich mag den Humor von Stoltz. Als ihn Wulberer über die Ankunft der Gäste informiert, werden auch deren Sprachkenntnisse unter die Lupe genommen. Bei Stoltz klingt das Ergebnis so:

„...Also zusammengefasst: Der Einzige, der Probleme mit dem Hochdeutsch haben könnte, dürfte der König von Württemberg sein...“

Stoltz weiß, was er will und setzt das auch durch. Wulberer muss dessen Fähigkeiten anerkennen, wenn er seinen Auftrag erfüllen will. Dabei geht Stoltz durchaus unkonventionell vor, wenn es notwendig ist.
Gut gefällt mir, dass auch manch andere Protagonisten über besondere Fähigkeiten verfügen. Das sorgt für Abwechslung im Geschehen, da sich deren Verhalten nicht so ohne Weiteres einschätzen lässt.
Dass Stoltz selbst zur Zielscheibe werden könnte, wird ihm erst dann klar, als ein alter Bekannter wieder auftaucht.
Eine Karte von Stuttgart und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Sie verfügt über einen hohen Spannungsbogen und etliche Überraschungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2024

Erstes Zählen

Frederick und seine Freunde – Wir zählen von 1 bis 8, dann beginnt die Weihnachtsnacht
0

„...Draußen steht ein Schneemann...“

Mit diesen Satz auf der ersten Seite beginnt ein Kinderbuch, dass die Zahlen 1 bis 8 veranschaulicht und gleichzeitig weihnachtliches Flair enthält.
Ab der dritten ...

„...Draußen steht ein Schneemann...“

Mit diesen Satz auf der ersten Seite beginnt ein Kinderbuch, dass die Zahlen 1 bis 8 veranschaulicht und gleichzeitig weihnachtliches Flair enthält.
Ab der dritten Zahl wird für die Darstellung jeweils eine Doppelseite genutzt. Die Schrift ist groß. Die Zahl wird farbig hervorgehoben. Außerdem enthält der Satz den Gegenstand, der entsprechend oft vorhanden ist. Das ist aber noch nicht alles. Auch die Anzahl der Mäuse wird von Seite zu Seite um Eins erhöht.
Die Bilder sind sehr schön gezeichnet und nicht überladen. Das Buch wird ab zwei Jahren empfohlen. Das sehe ich auch so.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover