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Veröffentlicht am 14.10.2020

Die große Debatte um das Thema "Abtreibung" vor einem spannenden und bewegenden Hintegrund betrachtet

Der Funke des Lebens
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"Du wirst nicht erschossen." - [...] "Das wissen Sie nicht." - Natürlich nicht. ´Leben´ war immer ein Verb im Konditional.


Als in einer Abtreibungsklinik in Jackson, Mississippi, erste Schüsse fallen, ...

"Du wirst nicht erschossen." - [...] "Das wissen Sie nicht." - Natürlich nicht. ´Leben´ war immer ein Verb im Konditional.


Als in einer Abtreibungsklinik in Jackson, Mississippi, erste Schüsse fallen, wird der Polizeiunterhändler Hugh McElroy verständigt, um mit dem Schützen zu verhandeln. Denn: Es befinden sich noch mehrere Personen in der Klinik. Doch was Hugh zunächst nicht weiß, ist, dass sich auch seine eigene 15-jährige Tochter Wren und seine Schwester Bex unter den Geiseln befinden. Als ihm dies klar wird, lässt er sich nicht, wie es Vorschrift wäre, von dem Fall abziehen, sondern sieht sich nun erst recht in der Pflicht dazu, mit dem Geiselnehmer zu verhandeln. Schnell wird klar, dass der Schütze aus persönlichen Gründen gehandelt hat - erst kurz zuvor hatte sich seine eigene Tochter für eine Abtreibung entschieden.


Die Geiseln, welche der Mann in seine Gewalt gebracht hat, könnten unterschiedlicher nicht sein: ein Arzt und eine Krankenschwester, eine Frau, die gerade abgetrieben hat, eine Abtreibungsgegnerin und auch Patienten, die lediglich einen Termin zur Untersuchung hatten. Nach und nach werden Vorgeschichte und Motivation der einzelnen Figuren beleuchtet, ihre teils sehr konträren Positionen deutlich gemacht. Dabei werden die unterschiedlichsten Aspekte auf der langen Pro-und-Kontra-Liste zum viel umstrittenen Thema Abtreibung beleuchtet. Das Besondere ist, dass alle Positionen beim Lesen absolut nachvollziehbar erscheinen, gelingt es doch bemerkenswert gut, sich in die verschiedenen Personen hineinzuversetzen.

Das große Thema, um welches es hier geht, wird von den unterschiedlichsten Seiten angegangen, und je mehr man über das Leben der Beteiligten erfährt, desto enger ziehen sich die Kreise. Eindrucksvoll ist vor allem die Tatsache, dass sich die eigentliche Diskussion nicht im Gespräch zwischen den Figuren untereinander entwickelt, sondern nach und nach im Kopf des Lesers entsponnen wird.

"Der Funke des Lebens" ist definitiv ein Buch, das fordert, das einen packt und nicht mehr loslassen will. Denn neben der wichtigen Frage nach ethischer und gesetzlicher Vertretbarkeit von Abtreibungen oder deren Verbot ist natürlich auch die Umgebung, in welcher sich die Geschichte abspielt, hervorragend gewählt: eine kleine Klinik in den USA, die plötzlich von einem Mann mit Waffe gestürmt wird. Ganz nebenbei und wie zufällig wird so auch die Diskussion um die viel zu leichte Verfügbarkeit von Waffen angesprochen - denn wie kann es sein, dass es schwieriger ist, eine Abtreibung vorzunehmen, als an eine Schusswaffe zu gelangen, die mit einem Mal so viele Menschen töten kann? Auch der Rassenkonflikt spielt eine Rolle, ist doch Mississippi mit rund 38% der Bundesstaat mit dem größten Anteil Schwarzer und Afroamerikaner.

Die Spannung wird durch das ganze Buch hinweg hervorragend aufrechterhalten. Dies ist sicher auch der eher ungewöhnlichen Erzählweise geschuldet, denn es wird von hinten nach vorne erzählt - der erste Abschnitt beginnt um 17 Uhr, ab da wird schrittweise im Stundentakt bis 8 Uhr morgens zurückgegangen. Man könnte meinen, es sei unnötig noch weiterzulesen, wo man doch den Ausgang der Geschichte bereits kennt - doch Irrtum, hier stellt das In-der-Zeit-Zurückgehen tatsächlich einen großen Mehrwert für die gesamte Geschichte dar. In jedem dieser Kapitel kommen alle beteiligten Personen zu Wort - es wird erzählt aus der Sicht Hughs, der von draußen Kontakt mit dem Geiselnehmer aufnimmt; aus der Sicht des Schützen selbst darüber, wie er die Situation in der Klinik unter seine Kontrolle bringt; aus der Sicht Wrens, des Arztes, der Patienten. So kann man nicht nur die aktuelle Lage aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten, sondern begleitet die Figuren auch in ihre Erinnerungen und erfährt, wie sie in diese Situation hineingeraten sind. Nach und nach wird so das Bild, welches man anfangs betrachtet, in seine einzelnen Teile zerlegt, und eben dadurch erst kann ersichtlich werden, dass es sich dabei eigentlich um ein großes, komplexes Puzzle handelt.


Die interessante Erzählweise, die authentisch wirkenden Charaktere, der wunderbare Schreibstil und die Brisanz des Themas - all das trägt dazu bei, dass mich dieses Buch sofort mitgerissen hat. Ich konnte es wirklich kaum mehr aus der Hand legen. Es ist spannend geschrieben, man kann als Leser sehr gut mit den Figuren mitfühlen und es bietet definitiv ganz viel Stoff zum Nachdenken. Für mich ein ganz wunderbares Buch, das ich wärmstens empfehlen kann!

Veröffentlicht am 27.09.2020

Der Sog der Vergangenheit

Der Schatten des Windes
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"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Dieses Zitat stammt von S. 10, und genau ab hier ...

"Jedes einzelne Buch hat eine Seele. Die Seele dessen, der es geschrieben hat, und die Seele derer, die es gelesen und erlebt und von ihm geträumt haben."

Dieses Zitat stammt von S. 10, und genau ab hier hatte mich das Buch. In diesem Moment dachte ich "Okay, das könnte wirklich gut werden". Und mein Gefühl hat mich nicht betrogen. Ich habe das Buch aufgrund Cover, Titel und Klappentext gekauft; dass es so bekannt ist, ging vorher irgendwie komplett an mir vorbei und ich habe erst entdeckt, wie gut es bewertet ist, als ich schon längst tief in die Geschichte eingetaucht war. Ich bin also unbeeinflusst und ohne jegliche Erwartungen an das Buch herangegangen und wurde vielleicht gerade daher so überwältigt von dessen Geschichte.

Und ich kann absolut nachvollziehen, weshalb es auf so große Begeisterung trifft, denn auch ich war von Anfang an wie verzaubert von der Geschichte und habe absichtlich versucht, das Weiterlesen herauszuzögern, um möglichst lange von dem Buch zu haben. All die vielen verschiedenen Fäden, deren Enden der Leser zu Beginn der Geschichte in die Hand gedrückt bekommt und die zunächst in einem gewaltigen Knoten zu enden scheinen, leiten ihn voller Spannung durchs Barcelona der 1940er-1960er Jahre und offenbaren sich letzten Endes als verblüffendes, großes Geflecht.

Begleitet wird der Leser von Daniel Sempere, aus dessen Sicht die Geschichte größtenteils erzählt wird. Da sein Vater Buchhändler ist, ist Daniel schon früh fasziniert von der Welt der Worte, und so führt in sein Vater eines Tages zum Friedhof der vergessenen Bücher, einer unendlich großen Sammlung verschiedenster in Vergessenheit geratenen Werke, aus der der Junge sich ein Buch aussuchen und dieses von nun an sein Leben lang in seine Obhut nehmen darf. Daniels Wahl fällt auf ein Buch mit dem Titel "Der Schatten des Windes". Zutiefst beeindruckt und fasziniert von dessen Inhalt möchte Daniel mehr über den Autor erfahren und sieht sich schon bald dem gefährlichen Sog der Vergangenheit gegenüber, aus dem es kein Entrinnen gibt. Immer mehr verflicht sich Daniels eigenes Leben mit dem des Autors Julián Carrax, welcher vor langer Zeit verschwunden ist. Durch seine Suche geraten nicht nur Daniel, sondern auch die, die ihm wichtig sind, in große Gefahr...

Mich hat dieses Buch wie gesagt sofort in seinen Bann gezogen. Die wunderbare Sprache, die ausgeklügelten Charaktere, die spannungsreiche und komplexe Geschichte - "Der Schatten des Windes" hat zweifellos alles, was ein wirklich gutes Buch braucht. Eine absolute Leseempfehlung für alle, die mal wieder tief eintauchen wollen in ein wirklich gelungenes Buch!

Veröffentlicht am 27.09.2020

Der Traum vom Wanderritt

Merci Liberté
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Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich ein großer Fan von Tanja Riedingers Methoden der (Frei-)Arbeit mit Pferden bin.

Dieses Buch erzählt, wie die beiden Autorinnen sich für 6 Wochen mit ...

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich ein großer Fan von Tanja Riedingers Methoden der (Frei-)Arbeit mit Pferden bin.

Dieses Buch erzählt, wie die beiden Autorinnen sich für 6 Wochen mit 3 Pferden auf den Weg durch Frankreich gemacht haben - dabei waren zwei der Pferde Mustangs, die erst vor kurzem den Umgang mit Menschen kennengelernt haben. Auf ihrer Tour wachsen Pferde und Menschen immer mehr zusammen, machen viele schöne Bekanntschaften und erleben das ein oder andere kleine Abenteuer, von denen die Autorinnen abwechselnd berichten. Dazwischen finden sich immer wieder Seiten mit hilfreichen Tipps, sodass das ganze eine ausgewogene Mischung aus spannender Geschichte und Ratgeber ergibt. Mehr als einmal habe ich während des Lesens sehr gelacht, die selbstironische Schreibweise, die vielen bunten Bilder und Zeichnungen sowie die Eigenarten der Pferde sind sehr unterhaltsam. Die Ratgeberseiten geben einen schönen ersten Einblick, was man zum Thema Wanderreiten alles beachten muss und welche Schwierigkeiten sich auftun können, wobei natürlich zu beachten ist, dass hier aus eigener Erfahrung berichtet wird und die Autorinnen natürlich nicht auf alle Eventualitäten eingehen können. Man könnte sagen, die Geschichte bildet den Leitfaden des Buches, an welchem sich die Tipps und Infos orientieren.

Ich empfehle das Buch allen, die über die Planung eines Wanderritts nachdenken, allen Pferdebegeisterten und natürlich allen Fans von Tanja & Bettina (NativeHorse)!

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2020

Wunderbar

Das Parfum
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Schon lange hat "Das Parfum" auf meinem Stapel ungelesener Bücher gelegen, und im Nachinein frage ich mich - warum? Ich hätte es schon viel früher lesen sollen! Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die ...

Schon lange hat "Das Parfum" auf meinem Stapel ungelesener Bücher gelegen, und im Nachinein frage ich mich - warum? Ich hätte es schon viel früher lesen sollen! Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Geschichte ist sehr interessant und es gelingt ausgesprochen gut, dass man sich in den Protagnisten hineinversetzen kann - trotz dessen unleugbar seltsamen Charakters. Die Idee, die Welt der Gerüche so sehr in den Vordergrund zu rücken, ist wirklich schön, da Gerüche in den allermeisten Bücher nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen - hier jedoch sind sie von elementarer Bedeutung für das gesamte Buch.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Teil 2 der Bildvagabunden

Bildvagabunden
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"Wieso verkomplizieren sich die Dinge immer dann, wenn wir denken, dass wir den Ausweg gefunden haben?"

Nachdem Caro und Ryu in Band 1 bereits von Rouls Festung entkommen sind, treten sie nun die weite ...

"Wieso verkomplizieren sich die Dinge immer dann, wenn wir denken, dass wir den Ausweg gefunden haben?"

Nachdem Caro und Ryu in Band 1 bereits von Rouls Festung entkommen sind, treten sie nun die weite Reise nach Drymaron an, um sich dort Zutritt zum Tempel zu verschaffen und ein Bild für die Weiterreise zu finden. Währenddessen wartet Roul jedoch nicht untätig das Verschwinden seiner "Jocasta" ab, und auch die Priester wollen Caro gefangennehmen, da sie sie für eine Hexe halten. Gleichzeitig schwebt Roul selbst in Gefahr, entdeckt doch sein Onkel Alwin mit einem Mal, dass Herrschen gar nicht so unattraktiv ist... Wird Roul die Intrigen, die Alwin hinter seinem Rücken spinnt, rechtzeitig erkennen? Und wird Caro und Ryu die Flucht gelingen?

Dieses Mal gibt es also zwei Handlungsstränge, den um Caro und Ryu und einen zweiten, der sich größtenteils auf Abanyama abspielt und sich zwischen Roul und Alwin aufteilt. Das sorgt beim Lesen für viel Abwechslung und lässt den Leser mitfiebern, besonders als absehbar wird, wie die beiden Handlungsstränge zusammenlaufen werden...

Stellenweise lief mir die Geschichte etwas zu schnell und reibungslos ab, vor allem während der Reise nach Drymaron, da hätten ein paar mehr Details der Geschichte sicher gutgetan. Insgesamt tut das der Spannung jedoch keinen Abbruch, und dafür sehen sich Caro und Ryu im Tempel dann mit einer ganzen Reihe an Hindernissen konfrontiert. Die Sprache ist, wie schon aus Band 1 gewohnt, flüssig und angenehm zu Lesen, sodass ich auch hier wieder das Buch kaum aus der Hand legen wollte und es am liebsten direkt an einem Stück verschlungen hätte!

Alles in allem also eine sehr gelungene Fortsezung, die man unbedingt lesen sollte, wenn man den ersten Teil gut fand, und die definitiv Lust auf mehr macht!

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