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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.10.2020

Spannend und überraschend

Die stumme Patientin
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Erzählt wird die Geschichte zwar aus Sicht des Protagonisten, dem forensischen Psychiater Theo Faber, allerdings steigt man mit einem Tagebuchauszug der Patientin und potentiellen Mörderin Alicia Berenson ...

Erzählt wird die Geschichte zwar aus Sicht des Protagonisten, dem forensischen Psychiater Theo Faber, allerdings steigt man mit einem Tagebuchauszug der Patientin und potentiellen Mörderin Alicia Berenson ein. Der Inhalt ist etwas verstörend, weshalb man unbedingt weiterlesen musste.

Generell ist der Aufbau des Thrillers sehr gelungen. Große Teile werden aus der Ich-Perspektive des Protagonisten geschildert und die Täterin bleibt sehr passiv - unter anderem, weil sie wirklich kein Wort spricht. Allerdings gibt es immer wieder Auszüge aus dem Tagebuch, sodass man auch ein Gefühl für sie bekommt. Ihre Vorgeschichte bleibt aber lange im Dunkeln. Ist sie eine Mörderin oder nicht? Während des Lesens habe ich meine Meinung mehrmals geändert, einfach weil der Autor hier mit dem Leser spielt und immer wieder neue Aspekte ins Spiel bringt, die dafür sorgen, dass man alle bisherigen Gedanken über Bord wirft. Das war wirklich super gemacht.

Theo Faber war mir ehrlich gesagt von Anfang an etwas unheimlich. Er scheint regelrecht besessen von Alicia und man stellt sich schon immer wieder die Frage, wieso das so ist. Obwohl schon viele Psychiater vor ihm versagt haben, möchte er die Frau unbedingt zum Reden bringen. Seine Beweggründe sind aber unklar. Allein das Ego scheint es nicht zu sein. So wird auch hier ein Spannungsbogen aufgebaut, den man unbedingt weiter verfolgen möchte.

Allerdings hat sich die Story zwischendrin auch etwas in die Länge gezogen. Dadurch, dass Alicia nicht spricht, tritt man länger auf der Stelle. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Action gewünscht.

Was ich aber sehr unheimlich fand, waren die Schilderungen, wie es in der Psychiatrie zugeht. Denn nicht nur die sprachlose Alicia sorgt für Gänsehaut, auch wie das Gebäude und die anderen Patienten beschrieben werden, geht unter die Haut. Manchmal war es etwas schwer, die einzelnen Personen auseinander zu halten. Allerdings war es nicht so schlimm, da sie für die eigentlich Handlung nur wenig Bedeutung hatten.

Richtig geflasht hat mich dann schließlich das Ende. Damit hätte ich nicht gerechnet! Es ist in sich schlüssig, sodass ich mich schon gefragt habe, wie ich die Hinweise übersehen konnte, die der Autor gelegt hat. Aber letztendlich war es so einfach super.

Ingesamt kann ich die schlechten Bewertungen nicht ganz nachvollziehen. Zwar hat das Buch in der Mitte einige Längen, aber es war mal etwas anderes und für Gänsehaut war auf jeden Fall gesorgt.

Von mir gibt es 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Erschreckend realistisch

Wir Verlorenen
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Das Jugendbuch spielt einige Jahre nach einer verheerenden Pandemie, bei der die "Plage" den größten Teil der Menschheit ausgelöscht hat. Nun geht es nur noch ums nackte Überleben.

Mir hat gut gefallen, ...

Das Jugendbuch spielt einige Jahre nach einer verheerenden Pandemie, bei der die "Plage" den größten Teil der Menschheit ausgelöscht hat. Nun geht es nur noch ums nackte Überleben.

Mir hat gut gefallen, dass es keine übertriebene Dystopie ist, sondern sehr realistisch. Gerade jetzt, wo uns Corona im Griff hat, sorgt dieses Buch für viel Gänsehaut. Denn es zeigt, wie schnell ein System komplett zusammenbrechen kann. Auch die Eiffel als Handlungsort ist gut gewählt, da es praktisch vor der Haustür spielt.

Interessant ist, dass es gar nicht um die Plage an sich geht. Die Überlebenden scheinen immun zu sein, im Mittelpunkt steht also ganz deutlich das Leben danach. Das hat man bei Dystopien selten, hier setzt die Handlung oft während der Katastrophe ein. Dadurch, dass das "Schlimmste" bereits vorbei ist, hat die Geschichte Raum, das Alltägliche in den Vordergrund zu stellen. Das macht den Roman zeitweise aber auch etwas langatmig, da nicht immer etwas Spektakuläres passiert. Stellenweise ist es auch etwas langatmig, hier hätte ich mir mehr "Action" gewünscht.

Smilla ist die Hauptfigur, mit der ich nicht richtig warm wurde. Leider! Aber einige ihrer Entscheidungen konnte ich einfach nicht nachvollziehen. Sie wirkt teilweise sehr resigniert und unzufrieden, was zum einen verständlich ist, zum anderen aber nicht so richtig zum Buch passen möchte. Ihr Verhalten ist teilweise egoistisch und trotzig, was mich gestört hat.

Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es hat mich zum Nachdenken gebracht und man wird wieder daran erinnert, dass man dankbar sein soll für das, was man hat.

Auch das Ende ist sehr gelungen. Ich weiß nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist, aber die braucht es meiner Meinung nach nicht. So, wie es ist, bleibt es wie bereits der Plot sehr realitätsnah.

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Veröffentlicht am 19.09.2020

Perfekt für eine kleine Auszeit

Bunburry - Nur das Schaf war Zeuge
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Vor dem Lesen dieser Folge kannte ich die Serie nicht, aber die Idee dieses Formats finde ich super. Ich hatte überhaupt keine Probleme, in die Geschichte einzusteigen, da man durch eine kurze Zusammenfassung ...

Vor dem Lesen dieser Folge kannte ich die Serie nicht, aber die Idee dieses Formats finde ich super. Ich hatte überhaupt keine Probleme, in die Geschichte einzusteigen, da man durch eine kurze Zusammenfassung am Anfang genau weiß, was bisher passiert ist. Auch die Personen werden nochmal einzeln vorgestellt. Außerdem ist der Fall an sich abgeschlossen. Natürlich geht aber die Entwicklung zwischen den Figuren weiter, sodass ich am Ende richtig Lust bekommen habe, die Serie weiter zu verfolgen.

Aber jetzt erstmal zu dieser Folge: Gleich im Prolog wird man mitten ins Geschehen geworfen und man lernt das spätere Mordopfer kurz kennen. Ich war überrascht, da der Anfang sehr düster ist, ich aufgrund des Covers aber nicht damit gerechnet habe. Neugierig hat es aber auf jeden Fall gemacht.

Und anschließend gibt es auch keinen harten Bruch: Das Bunburry-Trio ist einfach liebeswert und man lernt erstmal etwas das Dorfleben kennen, bevor es an die Untersuchung des Falls geht.

Das muss man auch wirklich mögen. Denn so wirklich stand der potentielle Mordfall für mich nicht im Mittelpunkt. Viel mehr die schrulligen Dorfbewohner, allen vor an Liz, Marge und Alfie. Was ich vom Hahn im Korb halten soll, kann ich immer noch nicht genau sagen. Auf der einen Seite ist er sehr liebenswert und scheint auf Zack zu sein, auf der anderen Seite wirkt er gerade in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen etwas unbeholfen. Als Hauptakteur in dieser Episode hat er aber eine ganz gute Figur gemacht.

Wirklich viel Spannung kam für mich beim Lesen nicht auf. Dafür stehen - wie bereits erwähnt - vor allem andere Dinge als die Leiche im Mittelpunkt, die dann eher schnell "abgehandelt" wird.

Nichtsdestotrotz hat mich der eher ernste Hintergrund dann doch sehr überraschen können. Er scheint auf den ersten Blick nicht so sehr zu der eher seichten Lektüre zu passen, stellt aber meines Erachtens ein sehr wichtiges Thema in den Vordergrund.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist locker-leicht und wirkt durch die vielen Dialoge sehr lebendig.

Insgesamt ist es ein schöner Cosy-Krimi, wenn man mal nicht so viel Zeit hat, einen dicken Schmöker zu lesen, aber nicht auf einen Hauch England, liebenswerte alte Damen und weitere Dorfbewohner mit einigen Macken verzichten möchte.

Von mir gibt es 4 Sterne und ich behalte die Serie auf jeden Fall im Blick!

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Viel Bier und ein Mord

Der falsche Preuße
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Ich mag Krimis, ab und zu darf es auch ein historischer sein - und da kam mir "Der falsche Preuße" gerade recht, denn die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, war für mich etwas neues.
Am Ende ...

Ich mag Krimis, ab und zu darf es auch ein historischer sein - und da kam mir "Der falsche Preuße" gerade recht, denn die Zeit, in der die Geschichte angesiedelt ist, war für mich etwas neues.
Am Ende des 19. Jahrhunderts beginnt etwas, was heute für uns selbstverständlich ist: Die Anfänge der Spurensicherung. Das fand ich richtig spannend, denn die Tätigkeiten, die an einem Tatort gemacht werden, wurden sehr anschaulich und ausführlich beschrieben. Ohne Fotoapparat, DNA-Analysen und Co. war das Sichern eines Tatorts wirklich sehr aufwendig.
Sehr sympathisch fand ich auch den Sonderermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der aus Preußen nach Bayern gezogen ist, um dort zu arbeiten. Wie gespalten das Deutsche Kaiserreich damals noch war, wird auch super beschrieben und scheint einem aus heutiger Sicht doch sehr befremdlich. Seine Art, sein Sherlock Holmes-artiger Spürsinn und die Liebe zu seiner Frau haben ihn zu einem tollen Protagonisten gemacht.
Anfangs war die Sprache etwas gewöhnungsbedürftig. Auch wenn es sich - zum Glück - nicht ganz um die authentische Sprache des 19. Jahrhunderts handelt, ist sie doch schwerfälliger als die heutige und mit eher ungebräuchlichen Wörtern gespickt. Deshalb musste ich mich erst einmal in den Schreibstil hineinfuchsen. Nach einer Weile ging er mir aber auch leicht von der Hand.
Ein kleines Manko: So viel vom München dieser Zeit, wie im Klappentext angedeutet wird, bekommt man meines Erachtens nicht mit. Zwar schien Bier schon damals eine so große Rolle zu spielen wie heute, aber ich hätte mir einfach noch mehr Einblicke gewünscht.
Nichtsdestotrotz hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war eine schöne Abwechslung zu Krimis aus der heutigen Zeit und hat das gewisse Etwas.
Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Faszinierende Schmetterlinge...

Der Schmetterlingsjunge
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Ich mag Nils Trojan als Ermittler wirklich gerne. Er hängt sich in jeden Fall komplett hinein, stößt aber auch an seine Grenzen und zeigt dadurch, dass er nicht immer ganz so abgebrüht ist, wie es von ...

Ich mag Nils Trojan als Ermittler wirklich gerne. Er hängt sich in jeden Fall komplett hinein, stößt aber auch an seine Grenzen und zeigt dadurch, dass er nicht immer ganz so abgebrüht ist, wie es von anderen gerne suggeriert wird. Dass er so ein Pech mit den Frauen hat, tut mir immer wieder leid, denn das geht ja schon seit Anfang der Reihe so. Aber wahrscheinlich ist er mir auch deshalb sehr ans Herz gewachsen.

Aufgebaut ist der Thriller, wie man es von Max Bentow kennt: Den überwiegenden Teil des Plots schaut man durch die Augen der Ermittler und verfolgt den Killer. Man hat also die Möglichkeit, selbst mitzurätseln, wer hinter allem stecken könnte, kann sich seine eigenen Gedanken zu den Spuren machen usw.

Darüber hinaus steht auch wieder ein potentielles Opfer im Mittelpunkt, dass der Leser näher kennt. Dadurch fiebert man sehr mit, die Spannung steigert sich und man möchte am liebsten Verhaltenstipps geben, weil man schon ahnt, dass der Mörder sie im Visier hat.

Und zu guter Letzt gibt es immer wieder kurze Einblicke in die Psycho des Mörders. Dadurch kommt man ihm und seinen Gedanken ganz nah, erfährt mehr über sein Leben und die Hintergründe, wie er zu dem wurde, was er ist.

Diese verschiedenen Einblicke gefallen mir sehr gut. Sie sorgen für Abwechslung und auch immer wieder kleine Cliffhanger im Buch. Max Bentow hält auch die Personenzahl überschaubar, sodass man nicht durcheinander kommt und der Story gut folgen kann.

Was mich an diesem Buch fasziniert hat, war der ästhetische Aspekt des Mordes. Es ist nicht direkt eklig oder abstoßend, auch wenn es natürlich schlimme Taten sind. Trotzdem konnte ich den Täter nicht als das Monster sehen, wie ich es in Thrillern oft tue. Das hat mich selbst ein bisschen verwirrt.

An Spannung wird nicht gespart, der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen. Für mich war das Buch ein solider Thriller, der mich gut unterhalten hat. Allerdings hat mir ein bisschen der Wow-Effekt gefehlt.

Von mir gibt es deswegen 4 Sterne.

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