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Veröffentlicht am 28.09.2020

Mit Wut im Bauch geschrieben

Schäfchen im Trockenen
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Resi, die Hauptakteurin, ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Büro befindet sich in der kleinen, viel zu engen Wohnung; ein Zwei-Quadratmeter-Verschlag neben der Küche.
Zusammen ...

Resi, die Hauptakteurin, ist Schriftstellerin und lebt mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Büro befindet sich in der kleinen, viel zu engen Wohnung; ein Zwei-Quadratmeter-Verschlag neben der Küche.
Zusammen mit ihren Schulfreunden ist Resi vor vielen Jahren mit einem Koffer voller Träume nach Berlin gezogen. Resi stammt aus einfachen Verhältnissen, ihre Freunde nicht – aber das spielt scheinbar lange Zeit gar keine Rolle. Geld, Kapital oder Immobilien, nein, das lehnen die selbst ernannten Linksliberalen zunächst ab. Resi glaubt diese Lebenslüge ihrer Clique.
Aber Zeiten ändern sich: Mit den Jahren stellt sich eine Midlife-Crisis ein. Wie will man leben? Ja, jetzt zeigt sich die gesellschaftliche und soziale Herkunft. Resi hat nichts im Rücken, ihr ehemaliger Freund stammt hingegen aus reichem Elternhaus und ihre Freundin hat wohl nicht ganz zufällig einen wohlhabenden Arzt als Ehemann auserkoren.
Den Prenzlauer Berg, einst heruntergekommenes, aber kreatives Viertel vor dem Mauerfall, haben mittlerweile gutverdienende Hipster entdeckt, die die Mieten in die Höhe treiben und für Menschen wie Resi unerreichbar machen.
Von den linken Träumen und den politischen Ansprüchen bleibt nur eine Lebenslüge. Gerne nehmen sie das Erbe und das Geld ihrer Familien entgegen Resi beschreibt dieses wohlstandverwahrloste Milieu in einem Roman schonungslos, der Aufsehen erregt. Ihre Kumpel erkennen sich und fühlen sich bloßgestellt. Resi wird für diese schonungslose Darstellung bestraft. Als Nestbeschmutzerin kündigt ihr einstiger Kumpel ihrer sechsköpfigen Familie eingeschnappt den Untermietvertrag. Zum Schluss bleibt Resi konsequenterweise nur der Umzug an den Stadtrand, Prenzlauer Berg ist für nicht mehr finanzierbar. Ihre Freunde hingegen haben ihre Schäfchen längst ins Trockene gebracht. Sie leben in komfortablen Baugruppen-Eigenheimen ihr selbstverliebtes Hipsterleben im Szeneviertel selbstgefällig weiter und lügen sich in die Tasche mit ihrer ach so liberalen Gesinnung im gemachten Nest.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Mein Lieblingsbuch von Heinrich Böll

Gruppenbild mit Dame
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Das Buch Gruppenbild mit Dame von dem deutschen Nobelpreisträger Heinrich Böll ist nach meiner Meinung sein bestes Buch, wenn auch nicht sein bekanntestes Buch. Erschienen ist es 1971. Hauptperson ist ...

Das Buch Gruppenbild mit Dame von dem deutschen Nobelpreisträger Heinrich Böll ist nach meiner Meinung sein bestes Buch, wenn auch nicht sein bekanntestes Buch. Erschienen ist es 1971. Hauptperson ist die junge Frau Leni Pfeiffer, geboren 1922.
Sie lernt während des 2. Weltkrieges den sowjetischen Kriegsgefangenen Boris kennen und lieben. Sie bekommen einen Sohn, doch ihr Glück währt nicht lange. Boris gerät in ein Lager der Amerikaner und kommt darin um.
Im Laufe des Buches übernimmt rasch ein Verfasser, der sich stets abgekürzt ironisch als „Verf.“ ins Gruppenbild einbringt, die Schilderungen des Lebens von Lena in Form von Zeugenerinnerungen und Recherchen. Und so entsteht nach und nach um die Gestalt der Leni Pfeiffer herum ein spannendes Panorama Deutschlands im 20. Jahrhundert über viele Jahrzehnte. Ein großer Roman über die deutsche Vorkriegs- und Nachkriegsgeschichte. Ein Klassiker, der jungen Menschen das gesellschaftliche und politische Leben in Deutschland zwischen 1920 und 1980 veranschaulicht.
Inzwischen ist die mehr oder weniger mittelose Lena achtundvierzig Jahre alt und ihr geliebter Sohn sitzt im Gefängnis, weil er auf seine Weise ein an der Mutter begangenes Unrecht korrigieren wollte. Lena ist eine ungewöhnliche und sonderbare Frau. „Sie ist schweigsam und verschwiegen... Sie ist nicht verbittert und sie ist reuelos, sie sie bereut nicht einmal, dass sie den Tod ihres ersten Mannes nie betrauert hat; (...) sie weiß wahrscheinlich einfach nicht, was Reue ist. "
Leni hat 32 Jahre gearbeitet, 5 Jahre als ungelernte Hilfskraft im Büro ihres Vaters, 27 Jahre als Gärtnereiarbeiterin. Ihr erhebliches Immobilien-Vermögen, ein großes Mietshaus, hat sie leichtfertig unter der riesigen Inflation aus den Händen gegeben. 1941 war Lena drei Tage lang mit einem Berufsunteroffizier der deutschen Wehrmacht verheiratet war. Daraus bezieht sie eine Kriegerwitwenrente, dazu hat sie Sozialrente beantragt. Leni geht es bescheiden, besonders seit ihr Sohn im Gefängnis sitzt. Warmherzig, berührend und zeitlos politisch.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Traurig schön

Alles, was wir geben mussten
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Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität ...

Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität und thematisch vielleicht mehr näher an uns, als wir uns eingestehen.
Das schöne Cover einer großzügigen Parkanlage mit einem Internat erweckt den Eindruck, es handele es sich um ein herrschaftliches Anwesen, ein elitäres Internat. Man könnte meinen, die Insassen seien zu beneiden. Anspruchsvoller Unterricht, Gemeinschaft und großzügige Grünanlagen - auf den ersten Blick scheint Hailsham ein wunderbares Internat zu sein. Aber die Lehrer, so freundlich und engagiert sie auch sind, heißen hier "Wächter" und lassen die Kinder früh spüren, dass ihnen ein besonderes Schicksal auferlegt worden ist. Als Leser spürt man, dass etwas nicht stimmt, bis die Begriffe „Spende“ und „Spender“ immer öfter in den Seiten auftaucht, bis man versteht: Es ist ein Internat, in denen menschliche Klone zum Zweck der Organspende aufgezogen werden.
Das Drama wird aus Sicht der Insassin Kathy geschildert, die gemeinsam mit ihren Freunden Ruth und Tommy durch die Kindheit, die Pubertät und die Verwirrungen der Liebe geht. Sie und ihre Mitschüler sind elternlos, sind Klone, gezüchtet quasi als Organlager. Klar ist auch, dass sie niemals Kinder bekommen können. Das Drama ist: Sie haben dieselben Sehnsüchte und Lebenswünsche wie natürlich gezeugte Menschen. Sie rebellieren nicht gegen ihr Schicksal, doch einige wenige versuchen, einen Ausweg zu finden. Aber ob das gelingen kann?
Mit 16 Jahren müssen sie Hailsham verlassen, um ihrer wirklichen Aufgabe als Betreuer oder Spender zugeführt zu werden. Kathy übernimmt eine Rolle als Betreuerin, wobei sie immer wieder auf Ruth und Tommy trifft. Große Liebe, große Verbundenheit.
Sehr berührend, Traurig und bewegend, und wie immer gefällt mir die besondere Sprache von Ishiguro.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Gute Tipps und Rezepte

Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto
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Ich finde das Buch praxisnah. Es war mir wichtig, dass es von jemand geschrieben ist, der sich damit wirklich auskennt und als Arzt entsprechend Patienten betreut hat. Nützlich finde ich auch den Selbsttest.
Neben ...

Ich finde das Buch praxisnah. Es war mir wichtig, dass es von jemand geschrieben ist, der sich damit wirklich auskennt und als Arzt entsprechend Patienten betreut hat. Nützlich finde ich auch den Selbsttest.
Neben der guten Erklärung zur Ursache und Symptomen der Autoimmunkrankheit und der klassischen Behandlung am Beginn des Buches landet man bei dem Schwerpunkt des Buches: der Ernährung. Da es sich um einen entzündlichen Prozess in der Schilddrüse handelt, geht es folgerichtig um eine entzündungsarme Ernährung. Im Grunde genommen handelt es sich um die allseits bekannte mediterrane Ernährung, also die Mittelmeerernährung. Dazu gibt es auf etwa 100 Seiten Rezepte für Frühstück, kleine Gerichte und warme Mahlzeiten.
Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Schilddrüse angegriffen wird. Es kann zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen, was zu verschiedenen Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen führen kann. Es dauert mitunter lange, bis die richtige Diagnose gestellt wird.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Diese Rezepte sollte man wirklich probieren

Probier doch mal
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Hans Gerlach ist ein Meister seines Faches. Ich kenne ihn schon seit Jahren durch seine regelmäßige Koch-Kolumne im Magazin der Süddeutschen Zeitung, von denen ich einige Rezepte aufbewahrt und in mein ...

Hans Gerlach ist ein Meister seines Faches. Ich kenne ihn schon seit Jahren durch seine regelmäßige Koch-Kolumne im Magazin der Süddeutschen Zeitung, von denen ich einige Rezepte aufbewahrt und in mein Repertoire aufgenommen habe. Als jetzt sein gleichnamiges Buch „Probier doch mal“ erschien, war ich erwartungsfroh und meine positiven Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Ohne in das Buch schon reingeschaut zu haben, war ich sofort begeistert von der Haptik und der qualitativen Aufmachung des gebundenen Buches: Der hochwertige Umschlag wirkt wie Leinen (ist es vielleicht auch), dazu bestes Papier, ganzseitige Fotos, und - wie schön - ein Lesebändchen.
Doch nun zu den inneren Werten des Buches: Es enthält 20 neue Rezepte und das Beste aus seiner wöchentlichen Kolumne. Mit dabei natürlich sein Klassiker „Spaghetti al limone“.
Mir gefallen die Rezepte von Hans Gerlach, weil sie oft neue überraschende Kombinationen enthalten mit einfachen, aber erstklassigen Zutaten. Mit den Rezepten habe ich neue Kochtechniken kennengelernt, die einfache Zutaten zu etwas Besonderem machen.
Das Buch ist aufgeteilt in die Bereiche Basics, Vorspeisen, Pasta, Fleisch, Gemüse und Süßes. Bei den Basics handelt es sich um Rezepte, die einen kleinen Vorrat schaffen und Grundlage für weitere Rezepte werden. So bekommen mit Chili-Crunch oder Kichererbsen-Miso im Handumdrehen einfache Gerichte oder Gemüse einen ganz neuen Dreh. Sehr oft geht es darum, einen Umami Geschmack zu schaffen, den ich so liebe. Dazu auch mehrere Einführungsseiten über die Kimchi-Methode und das interessante Rezept Kimchi aus Wassermelonenschalen.
Empfehlen kann ich auch die Pilzschnitzel und die Mangoldpflanzerl. Gut, manches hätte es für mich nicht gebraucht, wie das Selber wursten. (Dazu braucht man einen Naturdarm, einen Wurststopfer, Wurstmaschine oder Fleischwolf. Habe ich alles nicht und will ich auch nicht haben).
Seine Lieblingszutaten, die immer wieder auftauchen sind erstklassige Zitronen, helles Miso, Kichererbsen, Knoblauch, Chilischote, Ingwerwurzel, gutes Olivenöl, Kimchi.
Das Buch enthält QR-Codes für kurze Schritt-bei-Schritt Videoanleitungen. Für mich ist das eher eine Spielerei, auch die leichte Musik dazu suggeriert, wie einfach die Zubereitung sein soll. Für mich jedoch nicht besonders hilfreich, da es keine wirkliche ausführliche Zubereitung mit Tipps zeigt.

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