Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.09.2020

Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt

Mein Jahr mit Dir
0

Die Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie ...

Die Amerikanerin Ella aus Ohio, ist hochintelligent, was sie zu einem Einzelgänger in ihrer Familie gemacht hat. Und obwohl sie so clever ist, fällt es ihr sehr schwer, Gefühle zuzulassen, seitdem sie einst ihren Vater durch einen Unfall verlor. So ist das Verhältnis zu ihrer Mutter leicht abgekühlt. Als Ella die Zusage bekommt, ein Jahr in Oxford studieren zu dürfen, bevor sie einen Job im Weißen Haus annimmt, ist sie überglücklich, denn das war immer schon ihr Traum. Zudem ist Ella bislang noch nie aus ihrem Heimatland herausgekommen.

Kaum angekommen in Oxford, wird sie nicht nur beinahe von einem Auto angefahren, sondern stößt beim Essen in einer kleinen Frittenbude, ausgerechnet mit einem sich sehr snobistisch verhaltenden Mann zusammen, der sich mit einer Freundin dort aufhält. In ihm erkennt Ella ausgerechnet den unglücklichen Autofahrer wieder und als er sie auch noch frech anflirtet, platzt ihr der Kragen. Sie beschimpft ihn als schwachköpfigen Schnösel und verlässt, von oben bis unten mit Essen bekleckert, das Lokal.

Und das Pech scheint auch in den nächsten Tagen an ihren Füßen zu kleben. Nicht nur, dass die Professorin ihres Literaturkurses allen verkündet, dass sie leider einen Ersatzmann stellen muss. Ellas neuer Tutor entpuppt sich ausgerechnet als kein geringerer als James Davenport, in dem sie ihren „schwachköpfigen Schnösel“ erkennt.
Und obwohl Ella den Frauenschwarm nicht mögen will, muss sie doch zugeben, dass er ein fähiger Tutor ist, der seine Materie gut und leidenschaftlich zu vermitteln weiß.

Ellas Interpretation einer vorgegebenen Aufgabe, bringt beide, nachdem sie ihre gegensätzlichen Standpunkte verdeutlicht haben, näher. Doch soll sich Ella tatsächlich mit einem Mann einlassen, über den gemunkelt wird, dass er jede Frau nur dreinmal datet? Das Jamie ein schwerwiegendes Geheimnis vor ihr verbirgt, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Während einer Shoppingtour durch die Buchläden, fiel mir „Mein Jahr mit Dir“, von Julia Whelan in die Hände und das Cover suggerierte mir, dass ich es hier womöglich mit einer schönen, dramatischen Liebesromanze zu tun bekommen würde.
Nun muss ich zugeben, dass ich um Bücher oder Filme, im Stile von „P.S: Ich liebe dich“, in denen einer der Protagonisten an einer tödlichen Krankheit leidet, lieber einen großen Bogen mache, weil mich das mental zu sehr mitnimmt. Der Klappentext dieses Buches jedoch war relativ vage gehalten und ließ Spielraum für andere Interpretationen, so dass ich dennoch zugriff.

Die Autorin, die sich zudem einen Namen als Schauspielerin und Drehbuchautorin gemacht hat, weist einen locker leichten Schreibstil auf und erzählt den Roman aus Ellas Sicht, in „Ich-Form“. Obwohl ich zugeben muss, dass es mir wie einigen anderen Rezensenten ging, die die Romanheldin eher unsympathisch/ zu introvertiert beschrieben fanden, mochte ich den Roman trotzdem zwischenzeitlich nur ungern weglegen, weil sich die Story an sich unterhaltsam anließ. Zudem mochte ich die eingefügten (historischen) Gedichte, die ebenfalls einen wichtigen Platz in dieser Geschichte einnehmen und es vermögen, gewisse Stimmungen/Gefühle der Protagonisten zu verstärken.

Zugegeben, man sollte ein offenes Ohr für Lyrik besitzen, wenn man sich für diesen Roman entscheidet. Denn nur dann kann man sich noch ein Tickchen besser in das Heldenpaar hineindenken. Die Autorin hat Ella und Jamies Liebesgeschichte klar in den Fokus gestellt. Zwar führt Julia Whelan, mit Ellas Mitstudenten, ein paar Nebenfiguren ein mit denen sie sich anfreundet, doch sind diese leider nicht mehr als Staffage und bleiben völlig blass.

Ich bin ehrlich, die erste Hälfte des Romans stach nicht unbedingt aus der breiten Masse anderer Collegeromances heraus- zwar ließ sie sich gut und flüssig lesen, doch fehlte es ihr an der nötigen Tiefe und hätte ich den Roman zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, wäre er mir nicht lange im Gedächtnis haften geblieben. Doch es kam ja noch die zweite Hälfte und die hat mich dann dermaßen geflasht, wie ich es mir nicht hätte vorstellen können. Ab dem Moment, als Jamies Geheimnis enthüllt wird, nimmt die Story eine völlig andere Wendung und erhält dann endlich, die bislang von mir, so vermisste Tiefe.

Ella muss nun lernen, über sich hinauszuwachsen und sich ihren bislang unter Verschluss gehaltenen Ängsten zu stellen. Aber auch Jamies ambivalentes Verhältnis zu dessen Vater wird nun thematisiert und man ist plötzlich mittendrin und fiebert mit dem Heldenpaar mit.
Zwar hat sich Jamie bereits mit seiner gesundheitlichen Situation abgefunden doch muss auch er lernen, Liebe zuzulassen. Und ab diesem Moment war es dann so weit. Mir kullerten die Tränen die Wangen herunter und zwar reichlich. Daher eine Warnung für alle, ebenfalls nah am Wasser gebauten Leser, bitte lest diesen Roman nur, mit ausreichend Taschentüchern in Reitweite.

Irgendein Rezensent meinte, dieser Roman wäre schmalzig/schwülstig geraten, doch kann ich diese Meinung nicht teilen. Macht euch lieber ein eigenes Bild von der Story.

Übrigens, es geht seit langem das Gerücht um, dass „My Oxford Year“ mit „Outlander“ Sam Heughan (wieder mal als ein Jamie 😉 ) verfilmt werden soll und bislang wurde das Filmprojekt noch nicht offiziell gecancelt. Auf Moviepilot.de, wird der Film für das Jahr 2022 angekündigt.

Kurz gefasst: Sag es mit einem Gedicht- eine unter die Haut gehende Liebesgeschichte, die in Oxford spielt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2020

Dramatischer Schmöker mit Sogwirkung und voller dunkler Geheimnisse…

Die Schatten von Race Point
0

Cape Cod, Oktober 1978:

Die Halbwaise Hallie Costa, lebt zusammen mit ihrem Vater Nick, dem Dorfarzt in einem beschaulichen Örtchen im US-Bundesstaat Massachusetts. Obwohl die vielen Dörfler, die zumeist ...

Cape Cod, Oktober 1978:

Die Halbwaise Hallie Costa, lebt zusammen mit ihrem Vater Nick, dem Dorfarzt in einem beschaulichen Örtchen im US-Bundesstaat Massachusetts. Obwohl die vielen Dörfler, die zumeist portugiesischer Abstammung sind, fest zusammen halten, lieben sie es auch, zu Klatschen. Eine Familie im Ort, ist besonders oft Thema- die Familie Silva. Das Familienoberhaupt ist überaus eifersüchtig und neigt dazu gewalttätig zu werden, wenn er zuviel getrunken hat. Eines Tages geht er zu weit, ermordet seine Frau, während ihr gemeinsamer Sohn, der kleine Gus, verstört in seinem Zimmer sitzt. Gus Vater kommt ins Gefängnis, doch Gus kann weiter bei seinem Onkel und deren Familie leben. Seit dem Vorfall, hat er sich jedoch zurückgezogen und spricht mit keinem Menschen mehr.

Erst als Nick und Hallie sich um den Jungen bemühen, taut er langsam auf. Besonders Hallie, gibt sich große Mühe, schenkt Gus sogar einen Charles Dickens Roman, den sie ihm vorliest. Es fühlt sich für Hallie wie Freundschaft und tiefe Verbundenheit an, doch Gus macht ihr wenig später klar, dass er ihre Freundschaft, im Gegensatz zu Guas bestem Freund Neill, nicht möchte. Hallie ist verletzt und beschließt fortan, Gus aus dem Weg zu gehen.
Die Jahre vergehen und als beide im Teenageralter sind, knistert es plötzlich zwischen ihnen. Für eine Weile sieht es so aus, als ob es das Schicksal gut mit ihnen meint und Hallie will sogar für ein Jahr zusammen mit Gus in eine andere Stadt ziehen, ihr Studium erst auf Eis legen, was Nick erzürnt. Doch dann, eines abends am Strand, löst eine Kette von Missverständnissen und tragischen Verwicklungen eine Katastrophe aus, die unter anderem zur Trennung von Hallie und Gus führt.
Wieder vergehen Jahre der Funkstille, doch dann erfährt Hallie, dass Gus des Mordes angeklagt wurde und abermals will sie ihrem Freund und Geliebten von einst beistehen…

Es war das einladende Buchcover, mit Muscheldekor, das mich zunächst aufmerksam machte, auf Patry Francis Roman „Die Schatten von Race Point“. Zudem klang der Klappentext spannend, versprach eine Geschichte voller Geheimnisse und Drama, so dass ich nicht widerstehen konnte. Zugegeben, es ist ein ziemlich dicker Schmöker, den die Autorin ihren Lesern „aufs Auge“ gedrückt hat und die Geschichte verlangt dem Leser viel Aufmerksamkeit und Durchhaltevermögen ab, denn die Story wird aus gleich mehreren Erzählperspektiven vorangetrieben und über eine sehr lange Zeitspanne hinweg, dargeboten. Man erfährt viel über Hallies, Gus und Neills Kindheits - und Jugenderlebnisse, aber auch über ihren weiteren Werdegang als Erwachsene und da Patry Frances Erzählstil sehr bildgewaltig und eingängig geraten ist, fand ich keinesfalls, dass dieser Schmöker hier langweilig geraten ist, wie es manche Rezensenten bemängelten. Es ist halt kein Liebesroman für blutjunge Menschen, sondern eher für etwas reifere Jahrgänge, die eine gewisse Melancholie und Sensibilität nebst Lebensweisheit, die zwischen den Zeilen vorherrscht, zu schätzen wissen. Auch Leser, die sich hier womöglich einen Liebesroman mit „Dornenvögel-Thematik“ erhoffen, sollten gewarnt sein. Sicherlich, Gus wird im Laufe des Buches zum Priester, doch es geht hier eigentlich nicht um eine Liebesgeschichte im herkömmlichen Sinne und so fällt das Happy End auch anders aus, als man es erwartet. Es ist eher ein Selbstfindungsroman, ein eindringlich erzähltes Familiendrama, in dem es um seelisch verletzte Menschen geht, aber auch um unverbrüchliche Freundschaft. Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass es der Autorin hier besonders gut gelungen ist, wichtige Werte zu vermitteln und ihre Figuren reifen zu lassen. In der zweiten Hälfte des Romans wird es nochmals besonders spannend, denn Gus wird des Mordes an einer Frau bezichtigt, die ihn einst um Hilfe bat, weil sie ihrem gewalttätigen Mann entkommen wollte. Die Autorin knüpft hier gekonnt alle noch losen Handlungsfäden zu einem packenden Drama und baut einige Spannungselemente ein, so dass man den Roman kaum zur Seite legen kann.

Warum habe ich trotz all des Lobes einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen? Nun, ich bin ehrlich. Es prasselt dermaßen viel Arges auf Hallie und Gus ein, dass es schon irgendwann, in solch geballter Form, etwas unglaubwürdig wird. Nichtsdestotrotz habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt von diesem Roman und empfehle ihn gerne weiter.

Kurz gefasst: Dramatischer Schmöker mit Sogwirkung und voller dunkler Geheimnisse…


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2020

Unterhaltsamer Cosy Krimi der Pierre Durand Reihe, nicht nur für Frankreichfans zu empfehlen.

Provenzalisches Feuer
0

In Sainte-Valérie, steht ein traditionelles Dorffest an, auf das sich alle Bewohner des Ortes sehr freuen. Doch die Pläne des ehrgeizigen Bürgermeisters, stoßen bei Pierre Durand auf wenig Gegenliebe, ...

In Sainte-Valérie, steht ein traditionelles Dorffest an, auf das sich alle Bewohner des Ortes sehr freuen. Doch die Pläne des ehrgeizigen Bürgermeisters, stoßen bei Pierre Durand auf wenig Gegenliebe, weil erd die Sicherheit der Teilnehmer nicht mehr gewähren kann. Dem Bürgermeister gelingt es jedoch, Pierres Bedenken in letzter Sekunde zu zerstreuen und nur Pierres Geistesgegenwärtigkeit und Gewitztheit ist es am Ende zu verdanken, dass es im Turm nicht zu Tumulten oder gar Stürzen kommt.

Dennoch steht das Fest unter keinem guten Stern. In aller Öffentlichkeit wird ein Journalist ermordet, der maskierte Täter kann fliehen. Pierre und die Dörfler sind geschockt, dass ausgerechnet in ihrem friedlichen Dorf gemordet wurde. Doch ist die Bestürzung der Menschen tatsächlich echt? Kaum dass Pierre sich in die Ermittlungen gestürzt hat, findet er heraus, dass der Ermordete kurz vor seinem Tod einen handfesten Streit mit einigen Bewohnern von Sainte-Valérie hatte. Und weitere Nachforschungen ergeben, dass es vor vier Jahren schon einmal einen Mann gab, der für Unmut unter den Dörflern sorgte und kurz darauf starb.
Gibt es womöglich einen Zusammenhang zwischen den alten Vorkommnissen und dem aktuellen Mord? Pierre versucht seinen Vorgänger ausfindig zu machen um mehr in Erfahrung bringen zu können…

Ich hatte schon im Vorfeld viel über die Pierre Durand Reihe gehört und gelesen- sie stand lange auf meinem Wunschzettel, doch irgendwie kamen immer andere Bücher dazwischen. Ihr kennt das sicherlich ebenfalls. Als ich auf einem Remittendentisch kürzlich auf den vierten Teil der Reihe „Provenzalisches Feuer“, stieß, war das für mich der sprichwörtliche Fingerzeig, der momentan siebenbändigen Serie endlich eine Chance zu geben. Zumal ich Frankreich sehr liebe. Ohne Vorkenntnisse des der Vorgängerbände, kam ich aber dennoch gut hinein. Mir sagten die bildhaften Beschreibungen der Örtlichkeiten und der landestypischen Spezialitäten sehr zu, allerdings sollte man diesen Krimi nicht mit leerem Magen lesen.
Auch der Kriminalfall gestaltete sich schön verzwickt, der Leser wird, genau wie die Hauptfigur des Romans, Pierre Durand, auf diverse falsche Fährten geführt, bis er letztendlich sämtliche Puzzleteilchen zu einem Gesamtbild zusammengefügt hat. Die Hintergrundidee für die Story dieses Bandes (ich drücke mich an dieser Stelle lieber etwas kryptisch aus, weil ich nichts verraten möchte) fand ich informativ und spannend dargeboten. Mir war ehrlich gesagt bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, welch große politische Tragweite, gewisse angesprochenen Punkte, in Frankreich haben.
Ich habe mich also gut unterhalten gefühlt, der Romanheld ist ein Ermittler mit Ecken und Kanten. Ich fand lediglich, dass seine Beziehung mit Charlotte ein wenig zu kurz kommt, bzw. dass ihre gemeinsamen Gespräche ein wenig ausführlicher und tiefer hätten gehen können, was auch der Grund dafür ist, dass ich einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe. Ergänzt wird dieser Roman durch Rezepte einiger landestypischen Speisen und wer Krimis zu schätzen weiß, die eine etwas gemächlichere unblutigere Gangart einschlagen, wird sich bestimmt so gut unterhalten fühlen von diesem Buch, wie ich. Ich werde nun jedenfalls nach weiteren Bänden der Reihe Ausschau halten.

Kurz gefasst: Unterhaltsamer Cosy Krimi der Pierre Durand Reihe, nicht nur für Frankreichfans zu empfehlen.



  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Lockerleichter, amüsanter Cosy-Krimi mit urigen Akteuren, der viel bayerisches Flair verströmt

Der halbe Russ
0

Als eine ahnungslose Passantin direkt vor dem Hofbräuhaus in München einen Mann liegen sieht, glaubt sie zunächst, er habe lediglich einen über den Durst getrunken. Doch beim näheren Hinschauen stellt ...

Als eine ahnungslose Passantin direkt vor dem Hofbräuhaus in München einen Mann liegen sieht, glaubt sie zunächst, er habe lediglich einen über den Durst getrunken. Doch beim näheren Hinschauen stellt sie schließlich fest, dass der Mann tot ist und ruft die Polizei.
Im Zuge der Ermittlungen findet diese nicht nur heraus, dass der Mann, der angeblich Oleg Wodka hieß ermordet wurde, sondern auch, dass er ein Straßenmusikant und russischer Staatsangehöriger war.

Der Leiter der Ermittlungen, Kriminalhauptkommissar Hoblmayr, will den Fall jedoch schnellstmöglich zu den Akten legen und glaubt fest an einen Raubmord. Das kommt seinem Untergebenen jedoch äußerst seltsam vor. Sepp Leitner wendet sich daher an Daisy Dollinger, die Büroangestellte der Staatsanwältin und bittet sie darum, ihn inoffiziell bei seinen Recherchen zu unterstützen. Daisy könnte sich Schöneres vorstellen, als Sepp beruflich unter die Arme zu greifen, doch die frischgebackene Ehefrau eines attraktiven Amerikaners und jüngst Dackelbesitzerin geworden, benötigt händeringend eine Hundesitterin und da Sepps Mutter diese Aufgabe gerne und zu aller Zufriedenheit erfüllt, muss Daisy Sepp den Gefallen tun. Und so steht sie, ehe sie sich versieht, im Dirndl und mit Akkordeon umgeschnallt auf der Straße, um sich inkognito unter den Straßenmusikern umzuhören die eine verschworene Truppe zu sein scheinen. Als kurz darauf ein weiterer Straßenmusiker getötet wird, glaubt selbst Daisy nicht mehr an Hoblmayrs Theorie. Doch warum ermordet jemand harmlose Straßenmusikanten? Daisys Ermittlungen führen sie in ihren alten Heimatort auf dem Land und auch ihr Vater, der einst ein hohes Tier bei der Polizei war, hält Hoblmayr für einen ziemlich tumben Ermittler, der völlig im Dunklen tappt…

Der Cosy-Regionalkrimi „Der halbe Russ“, von Autorin Isolde Peter, fiel mir zunächst wegen seines witzigen Covers ins Auge. Da mir der Klappentext eine humorige, leichte und schräge Lektüre vermittelte, wurde ich neugierig auf die Story und bereue es auch nicht, zum ersten Teil einer hoffentlich mehrbändigen Reihe gegriffen zu haben.
Die Romanheldin, Daisy Dollinger, ist eine clevere junge Frau, die einen schönen trockenen Humor besitzt. Der Roman wird aus ihrer Sicht, in „Ich-Form“ geschildert und ihre sehr bildhaft geratenen Beschreibungen der übrigen Akteure, haben mir mehrfach ein breites Grinsen beim Lesen beschert (übrigens, irgendwie hatte ich beim Lesen von Daisys Passagen stets die Stimme von Monika Gruber im Kopf, vielleicht weil es ein ganz ähnlicher Humor ist. Sie wäre die Idealsprecherin für die Hörbuchfassung finde ich. ) Dabei kommt das Ermittlerduo Hoblmayr und Leitner nicht wirklich gut weg, aber auch Daisys Familie ist ein schräger Haufen, über den man sich herrlich amüsieren kann. Besonders Daisys abergläubische Tante ist so eine besondere Marke, aber auch die übrigen Figuren fand ich gut beschrieben. Schade nur, dass Daisys Dackel Wastl (ist er nun ein Er oder eine Sie? ) lediglich eine Statistenrolle zugedacht bekommen hat. Ich hoffe sehr, dass sich das im zweiten Band noch ändern wird. Zugegeben, Spannungsmomente gibt es hier leider weniger, es ist halt eher ein humoriger Cosy-Krimi und das Showdown gegen Ende hätte ich mir ebenfalls packender/dramatischer erzählt gewünscht, weswegen ich auch einen halben Punkt bei meiner Bewertung abgezogen habe. Aber abgesehen davon, habe ich mich prächtig unterhalten gefühlt von Isolde Peters Roman, der viel bayerisches Flair verströmt und empfehle diesen Krimi allen Interessierten weiter, die ein Herz für Krimis mit viel Humor besitzen, in denen das Blut halt nicht aus allen Seiten heraustropft.

Kurz gefasst: Lockerleichter, amüsanter Cosy-Krimi mit urigen Akteuren, der viel bayerisches Flair verströmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Romantische, klassische Historical Romance, in der ein sympathisches Heldenpaar agiert, das man einfach nur mögen muss

Der falsche Lord für die Lady
0

Weil ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt verstarb, steht Lady Fiona, nachdem nun auch ihr Vater das Zeitliche gesegnet hat, fast ganz allein auf der Welt. Aber neben einer liebevollen Tante, gibt es noch ...

Weil ihre Mutter bereits bei ihrer Geburt verstarb, steht Lady Fiona, nachdem nun auch ihr Vater das Zeitliche gesegnet hat, fast ganz allein auf der Welt. Aber neben einer liebevollen Tante, gibt es noch den hartherzigen Vormund, den Schwager ihres Vaters, der sie, kaum dass ihr Vater unter der Erde liegt, zu seinem Landsitz bringt um sie dort bei dessen Frau abzuliefern. Dort soll Lady Fiona den richtigen gesellschaftlichen Schliff erhalten. Doch die Frau ihres Vormunds, die kürzlich ihre jüngste Tochter verlor, ist sehr streng, zwingt sie, sich in ein viel zu enges Korsett schnüren zu lassen und hat ständig etwas an Fiona auszusetzen. Fiona vermisst daher ihr altes Leben sehr. Ein Leben mit einem liebevollen Vater, der sie beschützte, der ihr Freiraum bot und der sie sorglos über die Wiesen reiten ließ.

Als nach Jahren ihr Vormund wieder erscheint, damit sie in die Gesellschaft eingeführt werden kann, ist Fiona zunächst überglücklich darüber, denn sie hat das abgeschiedene, triste Landleben ziemlich satt. Doch ihre Freude darüber, auch endlich wieder ihre liebevolle Tante mit schottischen Wurzeln treffen und umarmen zu dürfen, wandelt sich recht bald in Ärger, als sie erfährt, dass ihr Vormund plant, sie mit dessen ältesten Sohn zu verheiraten. Einem Mann, der bereits seine große Liebe traf und beerdigen musste und körperlich versehrt ist.

Anthony, der etwas jüngere Zwillingsbruder, soll, bis Fionas Gatte in spe in London eingetroffen ist, den Aufpasser für die junge Schottin spielen, was ihm auf ganzer Linie missfällt. Er fürchtet, dass das Mündel seines Vaters womöglich eine überaus langweilige, stumpfsinnige Dame sein könnte, denn immerhin hat sie seine Mutter jahrelang klaglos ertragen. Außerdem hasst er seinen manipulativen, kalten Vater sehr und verachtet dessen Schachzüge um das Familienvermögen zu mehren. Dazu hatte es Anthony, der seit seiner Kindheit stottert, nie einfach im Schatten des nur wenig älteren Bruders zu bestehen. Als Anthony in einem Teesalon eine junge, attraktive rothaarige junge Dame in weiblicher Begleitung entdeckt, lässt diese sein Herz höher schlagen und das, obwohl er sich doch geschworen hatte, sich nie wieder zu verlieben, seitdem ihm das Herz gebrochen wurde. Wer ist die unbekannte Schöne nur? Schon bald begegnet er ihr wieder…

Da ich eine Schwäche für eine schöne und stimmungsvolle Covergestaltung habe, fiel mir Helena Hearts Historical Romance zunächst deswegen beim Stöbern ins Auge. Doch nachdem ich den Klappentext durchgelesen hatte, wurde ich neugierig auf die Geschichte von Anthony und Fiona. Das Heldenpaar musste bereits einige Schwierigkeiten im Leben bestehen und beide sehnen sich nach Liebe und Fürsorglichkeit.
Doch Fiona ist bereits Anthonys Bruder versprochen und so müssen beide über ihren Schatten springen, aus ihrer selbst gewählten Komfortzone ausbrechen und sich behaupten lernen, wenn sie ihr Glück finden wollen.
Ich fand, dass die Autorin ein gutes Händchen dafür hat, die Gefühlswelt ihrer Protagonisten zu beschreiben. Man kann sich gut in Fiona und Anthony hineinversetzen und schließt sie schnell in sein Leserherz. Die erste Hälfte des Romans lässt sich dazu auch sehr flott lesen, da Helena Heart einige dramatische Momente eingebaut hat, fiebert man regelrecht mit dem Heldenpaar mit. Auch die zweite Hälfte liest sich flüssig und meine Lesefreude blieb eigentlich fast ungetrübt, doch fand ich dann, dass sich gewisse Schwierigkeiten eine Spur zu leicht aus dem Weg räumen ließen. Beispielsweise passte es gar nicht zum resoluten, grausamen Verhalten des Vormunds, sich plötzlich so zurückzuziehen, denn er hatte ja einiges zu verlieren in finanzieller Hinsicht. Ich denke, es hätte eigentlich nur ein paar Seitenzahlen zusätzlich gebraucht. Und wenn Helena Heart den Spannungsbogen und die Dramatik ein wenig länger konstant gehalten hätte, hätte ich diesem Roman die volle Punktzahl verliehen. So muss ich allerdings einen halben Punkt bei meiner Bewertung abziehen.

Dennoch ist es ein empfehlenswerter Roman und ich war ganz angetan vom guten Schreibstil, den die Autorin an den Tag legt, der sich hinter dem anderer, renommierter Autorinnen dieses Genres, keinesfalls verstecken muss. Mich hat es sehr gefreut, eine neue Autorinnen- Entdeckung zu machen und ich hoffe sehr, dass die Autorin noch viele weitere Historical Romances schreiben wird.
„Der falsche Lord für die Lady“, ist allerdings eher die richtige Lektüre, für Leser die klassische Historical Romances mögen, denn obwohl der Roman durchaus Romantik verströmt, findet man keinerlei explizit dargebotene Liebesszenen vor. Die bleiben allein der Phantasie des Lesers überlassen. Ich fand ehrlich gesagt auch nicht, dass es den Roman in irgendeiner Form vervollständigt hätte, denn die Romance hat eigentlich alles Nötige zu bieten.

Gefallen hat es mir aber vor allem, dass das Heldenpaar perfekt unperfekt gestrickt ist. Beide haben ihre Fehler und Ängste, doch lernen sie und wachsen über sich hinaus. Wunderbar fand ich beispielsweise, wie Fiona Anthony ob seiner Sprachschwierigkeiten, vor anderen verteidigt. Und nun bin ich gespannt, ob Anthonys Bruder auch eine eigene Geschichte bekommen wird.

Kurz gefasst: Romantische, klassische Historical Romance, in der ein sympathisches Heldenpaar agiert, das man einfach nur mögen muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere