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Veröffentlicht am 30.09.2020

Spannende Familiensaga

Königsberg. Bewegte Jahre
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„...Die Meute lief, und die Jäger trieben ihre Pferde an. Hufe trommelten auf dem Boden, und Maximilian ahnte, dass nicht nur er sich wie im Rausch befand. Von der rechten Seite näherte sich vom Hügel ...

„...Die Meute lief, und die Jäger trieben ihre Pferde an. Hufe trommelten auf dem Boden, und Maximilian ahnte, dass nicht nur er sich wie im Rausch befand. Von der rechten Seite näherte sich vom Hügel ein einsamer Reiter, kam näher und schloss sich an, ritt im wilden Galopp vorbei und setzte sich an die Spitze...“

Der einsame Reiter ist Helene, Maximilians Schwester. Wir schreiben das Jahr 1904. In der Rominter Heide trifft sich der Adel mit dem Haus Hohenzollern zur Jagd. Natürlich sind auch die Familien von Schletter und von Reichenbach dabei. Gerhard von Sabrowski wird dabei auf Maximilians Cousine Victoria aufmerksam.
Die Autorin hat einen spannenden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Obwohl ich Teil I nicht kenne, hatte ich auf Grund der im Text integrierten Rückblicke kein Problem der Handlung zu folgen. Trotzdem sind mir sicher manche Feinheiten entgangen. Deshalb würde ich unbedingt empfehlen, mit dem ersten Teil zu beginnen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Zeitverhältnisse werden realistisch widergespiegelt.

„...Ob Wilhelm von Schletter mit sich haderte, weil jene Maßnahme Bismarcks, die Russen auszuweisen, indirekt ein Erstarken der Sozialdemokratie förderte?...“

Noch deutlicher werden die Veränderungen in der folgenden Aussage.

„...Ostpreußens Kulturlandschaft war einzigartig gewesen, ein Gemisch aus masurischen, polnischen, deutschen und litauischen Traditionen, und all dies war preisgegeben worden, weil man sich derzeit wohl nichts mehr zu wünschen schien als eine ethnisch homogene Bevölkerung...“

Nicht nur die unterschiedlichen politischen Ansichten in den Familien bergen Konflikte. Das merkt unter anderen Magdalena, die einen polnischen Arzt geheiratet hat und nun die Ressentiments gegen die Polen aus der eigenen Verwandtschaft zu spüren bekommt. Auch die masurische Sprache ist im Rückgang begriffen.
Ab und an ist eine Spur von feinen Humor oder Sarkasmus zu spüren. Besonders aufgefallen ist mir dies bei Magdalena und Friedrich, dem jüngsten Spross aus dem Hause von Schletter.

„...Wie kann man „Du bekommst meine Mitgift nicht?“ schonend umschreiben?...“

Im Hause von Schletter träumt Helene von einer eigenen Pferdezucht, während Maximilians Liebesbeziehung auf Ablehnung des Vaters trifft.
Gehard von Sabowski weiß, dass er Victoria nie heiraten darf, denn für ihn kommt nur eine Frau des Hochadels infrage. Trotzdem macht er ihr den Hof und wird übergriffig. Glücklicherweise weiß sie sich von ihrem Vater verstanden und kann auf seine Beistand hoffen.
Dann aber ziehen schwarze Wolken am Horizont auf. Der Erste Weltkrieg beginnt und die jungen Männer werden eingezogen. Die Autorin beschreibt nur an wenigen stellen die Zustände an der Front, dann aber drastisch. Maximilian erlebt das Wüten in Leuven.

„...Glas klirrte, Flammen schlugen heraus. Über Maximilian warf eine Frau ihr Kind aus dem Fenster und brach sich beim Sprung hinterher das Genick. Weitere Häuser wurden durchsucht, und bei wem man Waffen fand, der musste sich ein Grab schaufeln...“

Die Angst in der Heimat vor einer möglichen Todesnachricht wird deutlich dargestellt. Gleichzeitig muss das schwieriger werdende Leben organisiert werden.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs schließt die Autorin diesen Band ab.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Klasse Kinderbuch

Zickiger Zuckerguss
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„...Du bist vielleicht der Beste, aber nicht der Freundlichste...“

Diese Worte muss sich Hase Lutz von Ober -Osterhäsin Hoppeline sagen lassen, und das aus guten Grund. Wieder einmal hat er Hopsi verspottet, ...

„...Du bist vielleicht der Beste, aber nicht der Freundlichste...“

Diese Worte muss sich Hase Lutz von Ober -Osterhäsin Hoppeline sagen lassen, und das aus guten Grund. Wieder einmal hat er Hopsi verspottet, die in der Weihnachtswerkstatt arbeiten darf. Hoppeline bittet Hopsi, für Lutz ein Praktikum in der Weihnachtswerkstatt zu ermöglichen.
Die Autorin hat erneut eine humorvolle und besinnliche Geschichte für Kinder geschrieben. Sie schließt zeitnah an den ersten Teil an.
Ich möchte darauf verzichten, all die vielen außergewöhnlichen Ideen aufzuzählen, die im Buch stecken. Die möge der künftige Leser selbst Seite für Seite genießen.
Wichtel Michi begleitet Hopsi und zeigt ihr die Dinge, die sie noch nicht kennt und die für ein gelungenes Weihnachtsfest wichtig sind, und bindet sie aktiv in die Arbeit mit ein. Es sind manch versteckt untergebrachte pädagogische Hinweise, die der Geschichte ein besonderes Flair geben. In der Wichtelschule zum Beispiel erfährt Hopsi:

„...Wenn du Frohsinn verbreiten willst, musst du dich selbst freuen...“

Michis Schimpfwörter sind eine Klasse für sich. In schwierigen Situationen kommt er dabei auf immer neue Ideen. Eine davon ist „...zehnmal gezackter Zimtstern...“
Das Gespräch zwischen Michi und Lutz nach dessen Ankunft gehört für mich neben vielen anderen zu den stilistischen Höhepunkten der Geschichte. Hier ist ein kurzer Ausschnitt:

„...“Arbeit ist nicht schön!“, motzt Lutz. „Arbeit ist etwas, das man leistet. Und dann darf man stolz sein.“ „So ein Renntiermist!“ Michi sammelt die Papierfetzen vom Boden auf. „Selbstverständlich darf Arbeit Spaß machen.“...“

Als plötzlich die Gefahr besteht, dass es keine Geschenke für die Kinder geben könnte, beweist Hopsi viel Mut, und Lutz zeigt, was ihn ihm steckt und dass er gut strategisch planen kann.
Sehr gut gefallen hat mir, dass Fehler gemacht werden dürfen, sowohl in der Wichtelwerkstatt, aber auch von den Kindern, die beschenkt werden sollen. Der folgende Satz gehört unbedingt zitiert:

„...Sie hat sich doch entschuldigt! Dafür braucht man viel Mut...“

Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen und hat auch mich als Erwachsenen begeistert. Es gibt ernste Gespräche, aber auch humorvolle Stellen und Abschnitte mit viel Gefühl. Letzteres betrifft vor allem Hopsi, die sich freut, mehr und mehr in den Kreis der Weihnachtswerkstatt aufgenommen zu werden und neue Freunde gefunden zu haben. Selbst Lutz erkennt am Ende an, dass Hopsi hier glücklich ist und hierher gehört.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen natürlich die vielen farbigen Illustrationen, die die Geschichte veranschaulichen und eine Menge an liebevoll herausgearbeiteten Details enthalten.
Auch das Cover mit den wichtigsten Protagonisten ist ein Hingucker. Dabei gehört natürlich die Rückseite des Buches mit dazu.
Am Schluss gibt es zu Hopsi und ihren Freunden ein großes Ausmalbild.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich wünsche ihm viele begeisterte Leser.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Schicksale zur Zeit der Türkenkriege

Die Kaffeesiederin
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„...Dann steht dir ein Privileg zu, um das dich viele Menschen beneiden: Du kannst dir deinen Glauben noch aussuchen...“

Diese Worte spricht Matthes zu Yana. Wie kam es dazu und wer sind die beiden?
Wir ...

„...Dann steht dir ein Privileg zu, um das dich viele Menschen beneiden: Du kannst dir deinen Glauben noch aussuchen...“

Diese Worte spricht Matthes zu Yana. Wie kam es dazu und wer sind die beiden?
Wir schreiben das Jahr 1684. In Wien hat Ruben gerade einen Säufer gezeigt, wo es langgeht, wenn er sich an Frauen vergreift. Da wird er von Matthes angesprochen. Er ist Offizier unter Max Emanuel, Kurfürst von Bayern, und sucht Mitstreiter im Kampf gegen die Türken. Trotz gewisser Vorbehalte, resultierend aus seiner Vergangenheit, schließt sich Ruben ihm an.
In Buda werden Yana von ihrer Mutter die Haare abgeschnitten. Verkleidet als Junge soll sie zu ihrer Tante gehen, um bei den Kämpfen um Buda nicht den Habsburgern in die Hände zu fallen. Ihre Mutter ist reinblütige Osmanin, ihr Vater war ein armenischer Kaufmann. Jetzt wurde aus der18jährigen jungen Frau ein dreckiger Junge.
Doch Yana kommt nicht weit. Sie wird von Matthes aufgegriffen und anfangs für einen Jungen gehalten. Sie soll ihn und Ruben bedienen. Yanas erster Gedanke lautet:

„...Jetzt gab es kein Zurück mehr; sie saß im Nest der Adlers...“

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Sie zeugt an vielen Stellen von der exakten Recherche der Autorinnen.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Schon das obige Zitat zeigt, wie gekonnt die Autorin den Umgang mit Metaphern beherrscht. Sehr genau wird das harte Leben im Militärlager während der Belagerung von Buda beschrieben.
Die Personen werden gut charakterisiert. Mattes gilt im Krieg als harter Mann. In vielen Szenen wird deutlich, dass er im Kampf keine Gnade kennt. Doch er hat auch seine weiche Seite. Als er hinter Yanas Geheimnis kommt, legt er ihr nahe, ihm weiter als Junge zu dienen. Er weiß, was ihr als Frau sonst drohen würde.
Ab und an gibt es besinnliche Momente, wo eine Prise Romantik in die Geschichte einfließt. Das klingt zum Beispiel so:

„...Die Sterne funkelten am Firmament um die Wette, während der Mond nur als schmale Sichel am Himmelszelt stand und sein weiches Licht über die Erde ausgoss...“

Matthes geht während der Winterpause mit Yana nach Wien. Dort hofft sie, ihren Vater zu finden. Matthes` eher ruppige Art ist wie ein Schutzpanzer, denn in ihm sieht es anders aus. Yana fühlt ebenfalls ein Kribbeln, wenn ihr Blick auf den Mann fällt.

„...Die Spannung und das Knistern in der Luft umfing sie wie ein Kokon, in dem Zeit und Raum mit einem Mal völlig unwichtig waren...“

In Wien werden die Karten neu gemischt. Yana wird bei ihren Verwandten aufgenommen, Matthes muss zurück an die Front. Wird es für beide eine Zukunft geben?
Sehr eindringlich werden die Grausamkeiten des Krieges dargestellt. Beide Seiten nehmen sich nichts. Glücklicherweise geht die Autorin nicht ins Detail. Zumeist lässt sie am Ergebnis erkennen, wie wenig ein Menschenleben in Kriegszeiten gilt.
In Wien eröffnet währenddessen Yanas Familie das erste Kaffeehaus. Alles könnte seinen friedlichen Gang gehen. Aber die Zeitverhältnisse lassen das nicht zu.
Zu den stilistischen Höhepunkten gehören für mich die Gespräche von Yana zum Thema Glauben. In ihrer Kindheit hatte sie beide Seiten kennengelernt: Christentum und Islam. Jetzt erhält sie auch einen Einblick in den jüdischen Glauben.
Einer der wichtigsten Sätze ist für mich der folgende:

„...Nicht der Glaube an sich ist das Problem, dessen bin ich mir bewusst. Aber je mehr Macht ein Mensch hat, desto schwerer wird es ihm fallen, diese wieder abzugeben...“

Und deshalb zieht sich der Krieg über Jahre und kostet Opfer über Opfer.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich schon auf Teil 2.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Was ist Freiheit?

A. S. Tory und der letzte Sommer am Meer
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„...Sofern es Ihre eigenen Ferienpläne ermöglichen, könnten Sie bereits am Wochenende meine Gäste sein. So lange Sie wollen...“

Das ist ein Auszug aus der Mail, mit der A. S. Tory den 17jährigen Sid und ...

„...Sofern es Ihre eigenen Ferienpläne ermöglichen, könnten Sie bereits am Wochenende meine Gäste sein. So lange Sie wollen...“

Das ist ein Auszug aus der Mail, mit der A. S. Tory den 17jährigen Sid und die 21jährige Chiara zu sich nach London einlädt. Die beiden waren schon zwei Mal an Unternehmungen für A. S. Tory beteiligt. Der alte Herr ist nicht mehr gut auf den Beinen und brauchte Hilfe bei wichtigen Nachforschungen. Die neue Einladung verspricht im heißen Sommer ein paar schöne Urlaubstage.
Natürlich kommt manches anders, als die beiden gedacht hatten.
Der Autor hat erneut ein spannendes Roadmovie geschrieben. Die Geschichte wird von Sid erzählt.
Gleich nach der Ankunft gibt es ein paar Informationen zur letzten Recherche.
Am Strand von Camper Sands treffen sie drei deutsche Mädchen. Emily hat den jungen illegalen Flüchtling Laith kennengelernt und trifft sich häufig mit ihm.
Ein paar Tage später geht eine Meldung durch die Presse. Emily und Sarah sind verschwunden und auch Laith wird gesucht.
Mit Chiara und Sid nehme ich die Suche nach den Verschwundenen auf, die mich nach Brighton, Stonehenge und Cornwell führt. Dabei lerne ich einiges über die jeweilige Gegend und ihre Bräuche. Abwechslungsreiche Gespräche beleben das Geschehen. Eine Spur Sarkasmus darf nicht fehlen. So konstatiert Sid in Stonehenge:

„...Also begaben wir uns zur Kasse, zahlten den stattlichen Preis für eine stattliche Wartezeit und ein in der Tat ebenso stattliches Steinmonument...“

Chiara und Sid haben von A. S. Tory eine Aufgabe mit auf den Weg bekommen. Sie sollen sich Gedanken machen, was Freiheit ist. Dieses Thema durchzieht wie ein roter Faden die Geschichte. An einer Stelle muss Chiara eingestehen:

„...Freiheit ist auch dazu da, vielleicht Fehler zu machen...“

Aus der Sicht von Laith, dessen Gedanken und Erfahrungen kursiv wiedergegeben werden, hat Freiheit viele Facetten.

„...Eigentlich bedeutete für uns jedes andere Land die große Freiheit. [..] Zu leben, wie und wo man will, seine Meinung frei zu äußern […] Aber das Entscheidende war, nicht täglich Angst haben zu müssen...“

Laiths Vater allerdings hat sich den Blick für die Realität bewahrt. Er erkennt, dass die neue Freiheit nur eine geliehene Freiheit ist, eine Freiheit auf Zeit. Der Termin der Abschiebung steht schon fest.
Sid und Chiara treffen eine junge Frau, die gut in England integriert ist, ihnen aber klar macht, was ein Leben in Afghanistan wert ist – wenig bis nichts.
Natürlich lässt sich Chiara wieder zu ein paar riskanten Unternehmungen hinreißen. Andererseits bewundere ich ihre Fähigkeit, ohne Probleme und Hemmungen auf fremde Menschen zu zugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Chan, der die beiden eine Zeit lang begleitet, hat dagegen eine Menge an Vorurteilen.
Natürlich spielt die Musik eine wichtige Rolle. Die Playlist befindet sich am Ende des Buches.
Zwei besondere Stilmittel integriert der Autor in die Geschichte. Das ist zum einen Emilys Tagebuch, zum anderen mehrere Zeitungsausschnitte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt an einem Einzelschicksal, was die Gründe für Flucht sein können und was eine Rückkehr bedeuten würde. Gleichzeitig zwingt es mich als Leser, - wenn ich bereit bin, mich darauf einzulassen - mich mit dem Begriff der Freiheit immer wieder neu auseinander zu setzen.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Was ist los im Allgäu?

Fromme Sünde
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„...Der Bischof ist beunruhigt. Die Pfarrer sind besorgt. Die Eltern schieben Panik. Und das Schlimmste ist: Wir wissen nix!...“

Mit diesen Worten fasst Herr Metzger, der Personalchef vom Bistum Augsburg, ...

„...Der Bischof ist beunruhigt. Die Pfarrer sind besorgt. Die Eltern schieben Panik. Und das Schlimmste ist: Wir wissen nix!...“

Mit diesen Worten fasst Herr Metzger, der Personalchef vom Bistum Augsburg, die Probleme für Hobbydetektiv Emil Bär im Allgäu zusammen. Doch er ist nicht der einzige, der bei Bär auf der Matte steht. Auch die Nachbarin kommt mit ihren Sorgen. Ihre beiden Mädels verhalten sich ungewöhnlich. Und Tom Tommer, der Polizeipräsident, erscheint auf der Alm, weil die Kriminalität rapide abgenommen hat und er nicht weiß, warum und wieso.
In Franken hat der Privatdetektiv Philipp Marlein ein ganz anders Problem. Herr Klüngelbein hat Angst vor den neuen Tempelrittern und will ihn als Leibwächter engagieren. Eigentlich hat er wenig Lust, aber da das Geld stimmt, greift Philipp zu.
Der Autor hat einen spannenden und informativen Krimi geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dabei störte mich gar nicht, das ich die Vorgängerbände nicht kenne. Für das Verständnis der Geschichte sind die nicht notwendig. Ab und an tauchen die Fälle in Philipps Erinnerung auf, wenn er bekannte Orte besucht. Dadurch wird naturgemäß das Interesse des Lesers geweckt.
Begeistert bin ich vom Schriftstil des Autors. Der unterscheidet sich danach, welcher der Protagonisten gerade das Sagen hat. Beide agieren allerdings in ihrem Part als Ich – Erzähler. Von Kapitel zu Kapitel wird zwischen beiden gewechselt.
Bei Bär ist der Stil kurz, präzise, sofort auf den Punkt kommend.

„...Lehnte mich zurück.
Feierabend.
Endlich.
Nachmittags um halb fünf.
Rentnerfeierabend...“

Die Überschrift besteht konsequent aus zwei Worten, Bärs Name und Verb. Zu obigen Zitat gehört „...Bär lacht...“
Bei Philipp wird viel Wert auf seine ausführlichen Gedanken und Ideen gelegt. Außerdem ist hier die Geschichte der Maria Magdalena eingebettet, denn genau die ist Klüngelbeins Problem. Er will in den Mittelpunkt der christlichen Religion Maria Magdalena stellen und hat dazu schon ein Buch veröffentlicht. Das hat ihn seinen Job bei der katholischen Kirche gekostet. In einem zweiten Buch, das in wenigen Tagen im Kloster Ettal vorgestellt werden soll, verspricht er eine handfeste Überraschung – falls er den Tag erlebt.
Das Buch zeichnet sich durch eine umfangreiche Recherche des Autor aus. Ich erfahre die gängigen Erkenntnisse und Legenden über Maria Magdalena, kursiv im Text wiedergegeben, und darf Philipp und Klüngelbein auf ihrer Reise durch fünf Städte und deren Kirchen begleiten. Dort legt mir Klüngelbein seine Sicht zu manchen Bildern dar. Das kann ich glauben – oder auch nicht. Er hat viel Phantasie, der Mann.
Währenddessen hat Emil mit zwei Mädchengruppen zu tun. Die Mädels der Gegend sind aus der katholischen Jugend ausgetreten und machen ihr eigenes Ding. Da scheint aber manches recht eigenartige Wege zu gehen.
Ich mag den Humor der Geschichte und habe kein Problem mit dem Dialekt:

„...Für das, dass nix trinkst, schaust noch ganz fesch aus. Aber a bissle versorgt … Bier beruhigt. Der Hopfen...“

Auch das folgende Zitat steht für trockenen Humor der Allgäuer:

„...Mein Mann war immer das schwierigste von meinen Kindern. Seit ich ihn los bin, ist alles leichter. Kein Streit mehr, die Kinder folgen besser, und ich brauch mir nicht jeden Tag seinen Stuss anzuhören...“

Wenn ich alles aufzählen würde, was an Idee im Buch steckt und alles zitieren, was mir besonders aufgefallen ist, würde das den Rahmen der Rezension sprengen. Der Autor versteht es, fesselnd zu unterhalten, spitzfindige und hintergründige Dialoge zu schreiben und dabei noch über ein Kernthema zu informieren.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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