Profilbild von Happymountain

Happymountain

Lesejury Star
offline

Happymountain ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Happymountain über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2021

Für Podcast-Fans hörenswert

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
0

„Der Countdown-Killer – Nur du kannst ihn finden“ hat mich keinesfalls durch das Cover überzeugt. Im ersten Moment dachte ich: „Was ist das denn?“ Während des Lesens kam mir aber eine Ahnung, was es damit ...

„Der Countdown-Killer – Nur du kannst ihn finden“ hat mich keinesfalls durch das Cover überzeugt. Im ersten Moment dachte ich: „Was ist das denn?“ Während des Lesens kam mir aber eine Ahnung, was es damit auf sich hat und ich muss rückblickend sagen: „Sehr passend!“
Beim Lesen begleitet man Elle Castillo, Moderatorin des Podcasts „Justice Delayed“, bei der Aufnahme ihrer fünften Podcast-Staffel, aber auch in ihrem Privatleben. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, ungeklärten Kriminalfällen auf die Spur zu gehen, um Gerechtigkeit für die Opfer zu erzielen. In der fünften Staffel dreht sich alles um den Countdown-Killer. Ein sehr interessanter, aber auch ambitionierter Fall. Besondere Brisanz bekommt das Ganze als plötzlich wieder ein junges Mädchen verschwindet, das in das Beuteschema des Killers passt.
Ich habe ein großes Faible für Bücher, in denen Podcasts eine Rolle spielen, da ich die Aufbereitung der Themen und Geschichten als sehr zeitgemäß und realistisch empfinde. So war es auch hier. Das Besondere an diesem Buch ist nämlich, dass man die niedergeschriebenen Podcast-Folgen auch hören kann. Hier der Link für euch: https://podcast.argon-verlag.de/podcasts/justicedelayed/ Lustigerweise bin ich eigentlich gar kein großer Podcast-Fan. In Büchern finde ich es allerdings toll und der Verlag hat das in meinen Augen auch großartig umgesetzt. Ich habe also alle Folgen tatsächlich gehört, statt gelesen. Das hat das Buch und den Fall für mich viel authentischer gemacht und ich hatte das Gefühl live bei der Jagd nach dem Countdown-Killer, der auch kurz CK genannt wird, dabei zu sein.
Elle Castillo ist eine relativ schwierige Hauptfigur. An sich mochte ich sie sehr, weil sie kompetent wirkt, in dem was sie tut und weil sie sich für Opfer einsetzt und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn an den Tag legt. Sie ist aber auch an manchen Stellen recht eigenwillig und mischt sich in polizeiliche Ermittlungen ein. Interessanterweise wirken die tatsächlichen Ermittler im Buch dem nicht entgegen. Das wirkte auf mich nicht sehr realistisch. Es wäre aber vermutlich nicht spannender geworden, wenn Elle zu Hause gesessen hätte. 😉
Die Nebenfiguren bleiben teilweise etwas blass. Mir gefiel jedoch, dass sie abseits des Mainstreams waren und eine gewisse Vielfalt ins Buch brachten, ohne das aber zu thematisieren. So gibt es z.B. die lesbische Producerin des Podcasts, die dem Islam angehörige Polizistin, den mexikanischen Ehemann von Elle und viele weitere interessante Figuren. Dass Amy Suiter-Clarke hier nicht komplett in die Tiefe geht, fand ich keinesfalls störend. Zum einen kann man so jeden verdächtigen, zum anderen sprengen zu ausufernde Nebenhandlungen für mich oftmals eher den Rahmen als einem Buch gut zu tun.
Der Fall des Countdown-Killers und seine Entwicklung zum Serienmörder, fand ich tatsächlich ebenfalls sehr gut dargestellt. Ich konnte teilweise sogar Empathie für ihn empfinden und fand die Betrachtungsweise der Autorin keinesfalls eindimensional.
Was mir leider gar nicht gefiel, war, dass das Buch in vielen Punkten vorhersehbar ist. Als geübte Thriller-Leseratte, die ich ja bekanntlich bin, kann man sich relativ früh ein Bild machen. Ich hätte mir hier die ein oder andere akzentuierte Wendung gewünscht. Die Spannungskurve hätte außerdem etwas früher ansteigen müssen. Der Mittelteil war schon etwas langatmig, da auch kaum neue Verdächtige auftauchen.
Trotz all der erwähnten Kritikpunkte hat mich das Buch hervorragend unterhalten und ich habe es recht zügig weggelesen (und gehört). Ob es etwas für euch ist, müsst ihr selber entscheiden. Podcast-Fans empfehle ich es aber sehr gern weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.12.2020

Gemischte Gefühle

Der Heimweg
0

Alle Jahre wieder kommt ein neuer Fitzek auf den Markt. Alle Jahre wieder schießen die ersten Rezensionen dazu wie Pilze aus dem Boden – die, die das Buch feiern und die, die das Buch zerreißen. Alle Jahre ...

Alle Jahre wieder kommt ein neuer Fitzek auf den Markt. Alle Jahre wieder schießen die ersten Rezensionen dazu wie Pilze aus dem Boden – die, die das Buch feiern und die, die das Buch zerreißen. Alle Jahre wieder muss ich mir natürlich eine eigene Meinung bilden und reiche diese ein paar Wochen später nach. 😅

Das Buch ist wie immer ein wahrer Hingucker. Komplett schwarz mit kleinem verspiegelten Fenster: Das sieht einfach großartig aus. 💯👌

Was man Fitzek ja wirklich lassen muss, ist dass er immer spannende und teils auch extrem aktuelle Themen aufgreift und in seinen Büchern verarbeitet. Diesmal hat er sich Gewalt in der Ehe bzw. toxische Beziehungen herausgepickt. Und auch das Heimwegtelefon ist keine Erfindung von Fitzek. Diese Hotline steht u.a. Frauen zur Verfügung, die nachts alleine unterwegs sind und durch den telefonischen Kontakt etwas mehr Sicherheit empfinden können.

Aber nun zum Buch:

Die beiden Protagonisten fand ich von Anfang an sehr interessant und spannend dargestellt.

Klara ist eine Frau, die regelmäßig Gewalt in ihrer Ehe erlebt. Das hört sich sogar noch zu harmlos an, bei dem, was ihr widerfahren ist. Ihr Ehemann quält sie psychisch und physisch auf übelste Weise. Ich empfand Mitleid mit ihr. Mitleid, dass sie sich nicht aus dieser Beziehung befreien kann und natürlich Mitleid aufgrund der Dinge, die ihr angetan wurden. 😔

Jules ist die zweite Hauptfigur und an diesen Abend am Heimwegtelefon für einen Freund eingesprungen. Sein Leben hat vor Kurzem eine tragische Wendung genommen, die mir sehr nah ging. Nachdem sich offenbarte, was Jules widerfahren ist, wundert man sich, warum man ihn an dieses Hotline lässt. Er verliert nach und nach die Kontrolle über die Situation...

Ich habe eine Weile kein Buch vom Autor gelesen und war mit seinem Schreibstil nicht mehr wirklich vertraut. Ich war dann ehrlich gesagt negativ überrascht, als ich auf der ersten Seite (!!!) über einige Formulierungen gestolpert, die ich einfach unpassend und gestelzt empfand, z.B. hatte der "Urin die Farbe roter Bete". Weiß Fitzek, dass es zwar rote Bete heißt, aber sie eher violett aussieht? Wie soll Urin diese Farbe annehmen?

„Der Sex war der Wahnsinn, dachte sie im Halbdunkel auf dem Bett liegend, aus dem der Mann, in den sie sich unsterblich verliebt hatte, bereits aufgestanden war, um ins Bad zu gehen.“ Seite 1

Wie viel schachteln will Herr Fitzek denn noch? 🙈🙄 Also das war mir schon etwas arg viel.

Die beiden Protagonisten berichten abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Das gefiel mir gut und hat ein breites Bild des Geschehens vermittelt. Was ich jedoch sonst als Stilmittel schätze und mir diesmal zu inflationär verwendet wurde, waren die geliebten Cliffhanger des Autors. Er hat sie wirklich an jedes Kapitelende gesetzt. Versteht mich nicht falsch. Ich mag Cliffhanger. Aber hier war es einfach „etwas drüber“. 🤦‍♀️

Die Spannung in "Der Heimweg" war dafür sehr gut aufgebaut. Man rätselt und überlegt, Puzzleteile werden hinzugefügt und dann kommt die große Wendung… und noch eine… und noch eine und ich dachte nur noch: „Moment, was hab ich jetzt verpasst?“ Nicht falsch verstehen. Ich finde es gut, überrascht zu werden - ganz besonders bei Thriller. Mit einer solchen Auflösung hätte ich nie gerechnet – nie! Und da ist das Problem. „Der Heimweg“ ist extrem konstruiert und aboslut unrealistisch. Aber hey, es ist Fitzek und der hat auch gar nicht den Anspruch authentisch und logisch zu sein (Steht so im Nachwort! Respekt dafür! 🤣👍). Obwohl ich dazu sagen muss, die Handlungen an sich waren schon logisch. Ich habe zumindest keinen Logikfehler entdeckt. Ich müsste aber das Buch mit meinem jetzigen Wissen noch einmal von vorn lesen, um das zu 100 Prozent sagen zu können. 😅 Das spricht vermutlich für sich.

In vielen Rezensionen habe ich gelesen, dass die Gewalt an Frauen vom Autoren zu detailiert dargestellt wurde und sie es sich etwas subtiler gewünscht hätten. Diesen Punkt sehe ich anders. 👀 Ich fand es sehr gut, dass die Gewalt deutlich hervorging. Erstens wurde somit das zentrale Thema im Buch nicht verharmlost und zweitens konnte ich so Klaras Handlungen besser nachvollziehen. Die Szenen haben mich weniger geschockt, sondern viel mehr berührt, traurig und wütend gemacht! Es ist aber richtig, dass es für Fitzek definitiv in der Detailtiefe und Wortwahl härter geschrieben ist, als man es sonst von ihm kennt.

Am Ende kann ich nun gar nicht so genau sagen, wie ich das Buch fand. Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Das eine mag die überraschenden Wendungen und das andere vermisst dann doch etwas Logik und Authentizität.
Alles in allem fühlte ich mich aber bestens unterhalten und wollte zwingend wissen, wie es ausgeht. So schlecht war es dann also doch nicht. 🤷‍♀️😅 Puh! Es wird also so enden, wie es angefangen hat: Alle Jahre wieder kommt ein neuer Fitzek auf den Markt und alle Jahre wieder polarisiert er wie kaum ein anderer Autor. Alle Interessierten müssen sich also ein eigenes Bild machen. 😝

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2020

Spannendes Ermittlerduo

Amissa. Die Verlorenen
0

Rezension
Amissa
#FrankKodiak

Ich bin ja ein bekennender Fan von Andreas Winkelmann, Schriftsteller. Viele von euch wissen sicher, dass Frank Kodiak sein Alter Ego ist, und doch unterscheiden sich die ...

Rezension

Amissa
#FrankKodiak

Ich bin ja ein bekennender Fan von Andreas Winkelmann, Schriftsteller. Viele von euch wissen sicher, dass Frank Kodiak sein Alter Ego ist, und doch unterscheiden sich die Bücher der "beiden" Autoren (in meinen Augen).
Winkelmann konnte mich tatsächlich mit seinen letzten Werken eher nicht (komplett) begeistern. Also schauen wir mal, ob Frank Kodiak mich fesseln konnte. 🤩😬

„Amissa – Die Verlorenen“ ist der erste Teil einer Trilogie um die beiden Privatermittler Rica und Jan Kantzius und beginnt direkt mit einer gehörigen Portion Action und Grusel. ☠😱 Im Wald nahe einer Autobahnraststätte flüchtet eine junge Frau vor ihrem Peiniger und läuft auf die Fahrbahn. Es kommt zu einem tragischen Unfall und das Mädchen verstirbt. Rica und Jan sind zufällig am Unfallort und das Schicksal des Mädchens lässt sie nicht los. Rica arbeitet für „Amissa“, einem Verein, der sich der Aufklärung von Vermisstenfällen annimmt. Jan ist ein ehemaliger Polizist, der es jedoch mit dem Gesetz nun nicht mehr so genau nimmt und denkt ohne die amtlichen Vorschriften effektiver arbeiten zu können. Recht schnell führen die Nachforschungen der beiden zu einem verschwundenen Mädchen namens Leila. Sie hatte Streit mit ihren Eltern und hat wutentbrannt das Haus verlassen. Die Polizei nimmt den Fall nicht wirklich ernst und geht davon aus, dass sie ausgerissen ist und bald wieder auftauchen wird. Rica und Jan sehen das jedoch anders und steigen in die Ermittlungen ein. Sie stoßen dabei auf mehrere ähnliche Fälle.

Die Story, die sich Frank Kodiak hier ausgedacht hat, ist in meinen Augen leider nicht sehr realitätsfern. Im Mittelpunkt stehen hier Social Media, das Internet im Allgemeinen und die Gefahr, die davon ausgeht und oft von Jugendlichen unterschätzt wird. Ich finde es gut, dass der Autor die Schattenseiten unserer modernen Zeit hier klar anspricht und so hoffentlich Leserinnen und Leser für das Thema sensibilisiert. Die Geschichte ließ mir kaum Zeit zum Durchatmen, ein Hinweis jagt den Nächsten, ein Fall nach dem Anderen verbindet sich lose mit weiteren Indizien.

Rica und Jan sind ein interessantes Ermittlerduo. 💑 Sie sind verheiratet und haben beide durch ihre Vergangenheit gewisse Vorkenntnisse, aber auch einen nicht unerheblichen Ballast, der sie beeinflusst. Da sie keine Polizisten sind, öffnen sich Mittel und Wege, die in anderen Büchern nicht möglich sind.
„Früher war ich Polizist, da musste ich mich an Recht und Gesetz halten. Heute nicht mehr. Marke und Gewissen habe ich abgelegt…“, Jan Kantzius, Seite 364

Ganz besonders toll fand ich in diesem Buch, wie authentisch der Autor die Emotionen eingefangen hat. In den Kapiteln, in denen die Eltern der vermissten Mädchen zu Wort kommen, spürt man ihre Verzweiflung, Hoffnungs- und Fassungslosigkeit so sehr, dass sich diese Gefühle wirklich auf mich übertragen haben. In den Kapiteln, in denen die Opfer zu Wort kamen, wurde mir komplett anders. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr mir die Worte ans Herz gingen. 🤧😰

Das Winkelmann/Kodiak schreiben kann, muss ich vermutlich nicht mehr betonen. Aber auf den Unterschied zwischen den beiden möchte ich dennoch eingehen: Meines Erachtens scheut Kodiak die Beschreibung von Gewalt weniger. Er beschreibt Dinge ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und seine Charaktere sind nicht einfach nur schwarz oder weiß. Es gibt jede Menge Grauschattierungen. Diese Vielschichtigkeit, besonders auch bei den Hauptfiguren sticht bei Kodiak hervor. 👥

Meine Vermutung, wie die Geschichte ausgeht hat sich (zumindest grob) bestätigt. Das hat aber der Spannung keinen Abbruch getan. Dafür war einfach zu viel Tempo und Action vorhanden. 👍
Das Ende von "Amissa - Die Verlorenen" lässt auf einen spannenden nächsten Teil der Trilogie hoffen und ich bin schon jetzt gespannt, wie es weitergeht. Die Gegner von Rica und Jan werden auf jeden nicht so leicht aufgeben oder gar zu besiegen sein.

Von mir bekommt ihr eine klare Leseempfehlung für "Amissa - Die Verlorenen". Frank Kodiak erfindet hier das Rad nicht neu: Schreibstil, Plot, Figuren, ... nichts davon ist überragend innovativ. Ihr bekommt aber spannende Unterhaltung von einem Autoren, der sein Handwerk versteht. Für mich punktete das Buch besonders durch die Emotionen, die Kodiak durch seine Worte übermittelt hat. 💔

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2020

Fiktive True Crime

Mord in Highgate
0

Anthony Horowitz Biografie gibt recht schnell preis, dass er ein großer Sherlock Holmes-Fan ist. Wen verwundert es da, dass er in seinen Romanen gern auf den Spuren von Sir Arthur Conan Doyle wandelt? ...

Anthony Horowitz Biografie gibt recht schnell preis, dass er ein großer Sherlock Holmes-Fan ist. Wen verwundert es da, dass er in seinen Romanen gern auf den Spuren von Sir Arthur Conan Doyle wandelt? Und nicht allein das macht den Charme seiner Bücher um den Privatdetektiv Daniel Hawthorne aus. Anthony Horowitz verknüpft den Stil dieser legendären britischen Kriminalromane auf amüsanteste Weise mit der Neuzeit, in dem er sich einfach als Hawthornes Gehilfen mit in die Geschichte schreibt: Ganz im Stil von Holmes und Watson! 😍 Das Beste daran ist, dass alles, was Horowitz über sein eigenes Leben berichtet, tatsächlich auch stimmt und somit eine Art neues Genre erschafft: "Fiktive True Crime", nenn ich es einfach mal. 😅
Ich hatte bereits an dem ersten Fall der beiden Hauptfiguren „Ein perfider Plan“ große Freude gehabt und war natürlich schon lang gespannt auf diese Fortsetzung.

„Mord in Highgate“ knüpft auch direkt an den ersten Band an und verzichtet zum Großteil auf lästige Wiederholungen. Alles, was jedoch wichtig ist, um die Geschichte und besonders die Charaktere zu verstehen, wird natürlich ausreichend angerissen, damit es jeder nachvollziehen kann, der den ersten Band nicht kennt.

Diesmal wird Hawthorne als externer Berater zu einem Mordfall an einem renommierten Scheidungsanwalt gerufen. Richard Pryce, der Ermordete, wurde mit einer Weinflasche eines sündhaft teuren Tröpfchens erschlagen, bzw. erstochen. Eine Farce, wenn man bedenkt, dass er keinen Alkohol trinkt. An der Wand neben dem Toten findet sich eine mit Farbe geschriebene Zahlenkombination, die den Ermittlern Rätsel aufgibt. Der Fall scheint somit prädestiniert für einen Ermittler wie Hawthorne, dem nie etwas entgeht. (Monk hätte hier ernsthafte Konkurrenz!) Recht schnell stellt sich heraus, dass die Exfrau des letzten Mandanten von Richard Pryce ihm genau diesen Tod angedroht hat. Aber wäre das nicht zu einfach?! Lest selbst

Wie es sich für einen klassischen britischen Kriminalroman gehört, lernt man nach und nach die potenziellen Verdächtigen kennen. Und hier hat Anthony Horowitz sein Können äußerst brillant unter Beweis gestellt. Die Figurenzeichnung gelingt ihm einfach hervorragend: Die trauernde Witwe, die feministische Schriftstellerin, die aufstrebende Verlegerin, der schwule Galeriebesitzer – alle Figuren sind fantastisch ausgearbeitet ohne auf mich überspitzt zu wirken. Die einzige Figur, die natürlich weiterhin partout keinen Funken ihres Privatlebens preisgeben will, ist Daniel Hawthorne. Auch das hat einen gewissen Reiz. Hawthorne ist nicht sonderlich sympathisch. Er zeigt sich oft mürrisch, ruppig und empathielos. Als Leserin regt das meine Neugier an. Wieso ist dieser talentierte Ermittler so? Was hat ihn dazu gemacht? Auch nach diesem Buch bin ich nicht viel schlauer, aber ich habe Theorien entwickelt. Ich hoffe, im nächsten Band erfahren wir mehr dazu. 😉

Es gab während der Geschichte viele Hinweise und Spuren, denen die beiden Hauptfiguren immer wieder nachgehen und doch wollte der Funke hinsichtlich des Plots bei mir lange Zeit nicht überspringen. Trotz einiger Wirrungen, kam es immer wieder zu Wiederholungen oder Unterbrechungen, die den Spannungsbogen extrem abgeflacht haben. Erst auf den letzten 60 Seiten nahm der Plot Fahrt auf und ein Twist jagte den nächsten, da konnte ich nicht mehr aufhören und habe in der Woche bis nachts 1 Uhr gelesen! Das war großes Kino und ich bin dem Autoren hier echt auf den Leim gegangen - mehrfach. 🤣 Dieses grandiose Ende hat mich dann schlussendlich auch mit dem Buch versöhnt, sodass ich auf den nächsten (und letzten) Band wieder richtig hinfiebere. 😍

Abschließend kann ich sagen, die Bücher um Horowitz und Hawthorne machen einfach Spaß beim Lesen. Der Schreibstil ist leicht und fängt die Atmosphäre Londons hervorragend ein. Vieles ist durch die Erzählweise von Horowitz mit einem Augenzwinkern versehen.
Ein Beispiel:
„Außerdem kontrolliere ich die Handlung gern selbst und hatte überhaupt kein Interesse daran, als Romanfigur aufzutreten.“ Seite 20 – Zitat Horowitz
Allen, denen britische Krimis im Stil von Sir Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie gefallen, wird es sicher ein großes Lesevergnügen bereiten, diese Bücher zu lesen. Mir persönlich gefiel „Ein perfider Plan“ jedoch noch etwas besser.

PS an den Insel Verlag: Persönlich fand ich es sehr schade, dass das Buchcover nicht im Leineneinband mit Lesebändchen daher kam, wie der erste Teil. Erstens: Sehen die beiden Bücher im Regal nun nicht so aus als gehörten sie zusammen. 😢 Zweitens: Hatte die Aufmachung von "Ein perfider Plan" einfach Charme.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.09.2020

Wenn dir in der Wanne kalt wird

Mord unter Null
0

Zunächst möchte ich kurz etwas zur Idee der Wannenbücher loswerden:

Ich finde diese kleinen Büchlein sind eine absolut tolle Geschenkidee für jedes Wellness-Paket und jede wasserliebende Leseratte.

Sie ...

Zunächst möchte ich kurz etwas zur Idee der Wannenbücher loswerden:

Ich finde diese kleinen Büchlein sind eine absolut tolle Geschenkidee für jedes Wellness-Paket und jede wasserliebende Leseratte.

Sie sind tatsächlich komplett wasserfest! Ich habe meins auf Herz und Nieren getestet. Das Büchlein schwimmt sogar wie ein Quietscheentchen im Wasser, wenn man sich kurz mal die Haare abspülen will. :D

Nun zum Buch selber: Natürlich kann auf sechs Seiten kein komplex ausgeklügelter Plottwist inklusive tiefer Charakterdarstellungen erwartet werden und dennoch hat mich das Buch sehr gut unterhalten. Es gibt einen ungewöhnlichen Mordfall, eine Täterperspektive und ein dramatisches Ende. Ich finde das für so eine kleine Geschichte sehr bemerkenswert.

Allerdings habe ich keine 15 Minuten gebraucht, um es zu lesen. Das fand ich etwas schade. Ein paar Seiten mehr hätten nicht geschadet. Zumindest wäre mir in der Wanne noch lang nicht kalt geworden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere