Detailreich und fesselnd
„Ein Mann mit einem Schurz, ein gezücktes Schwert in der Hand, nimmt dir Geld, Schlüssel und Handy ab – alles Metall, das deine Person in der Außenwelt verankert. Er verbindet dir die Augen. Du spürst, ...
„Ein Mann mit einem Schurz, ein gezücktes Schwert in der Hand, nimmt dir Geld, Schlüssel und Handy ab – alles Metall, das deine Person in der Außenwelt verankert. Er verbindet dir die Augen. Du spürst, wie dein linker Ärmel hochgekrempelt wird, dann das linke Hosenbein, bis das Knie frei liegt. Der Arm wird aus dem linken Ärmel gezogen und die Brust entblößt. Dann legen sie dir eine Schlinge um den Hals.
Du tust einen Schritt nach vorn. Dein Leben als Freimaurer hat begonnen.“
Über die „Freimaurer“ gibt es bereits meterweise Bücher. Warum also noch eines? Und was ist an diesem Buch so anders, so besonders?
Autor John Dickie ist Historiker und Journalist. Er geht den Geheimnissen und Mythen der Freimaurer mit der diesen Berufen eigenen Akribie auf den Grund. Natürlich kann er nicht alles schlüssig erklären, doch ein Anfang ist gemacht.
Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass die Wurzeln der Freimaurerei nicht wie immer kolportiert wird in den Dombauhütten des Mittelalters liegen, sondern in der Renaissance. Allerdings weder in deren Hochburgen Rom oder Florenz, sondern am Hof der schottischen Könige, in Edinburgh.
In 16 Kapiteln berichtet er, wie sich die Freimaurerei dort entwickelt hat. Dabei spart er Kritik nicht aus. So spricht er die Verletzung des „Toleranzgrundsatzes“ durch die Logen an. Frauen durften nicht initiiert werden. Nur in ganz wenigen, seltenen Ausnahmen, die er taxativ aufzählt, ist es zwei Frauen gelungen Mitglied einer Loge zu werden. Bei näherer Betrachtung der beiden stellt sich heraus, dass beide eigentlich biologische Männer waren.
Lissabon
Nirgendwo
Edinburgh
London
Paris
Neapel
Washington
Charleston
Rom-Paris
Allahabad
Hamburg
München
Salamanca
New York
Arrezzo
Das Erbe
Meine Meinung:
Ein sehr detailliertes Werk, dass dennoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben darf.
Ich persönlich vermisse die Nennung der verschiedenen Logen von Wien. Immerhin war mit Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), dem Gemahl von Maria Theresia (1717-1780), ein Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Mitglied. Oder Musiker wie Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Carl Millöcker. Die Liste ließe sich noch länger fortsetzen und um Personen wie Angelo Soliman oder Joseph von Sonnenfels ergänzen. Die Geschichte der Freimaurer in Wien war immer wechselvoll und mehrfach verboten, was aber einige Mitglieder nicht davon abhielt, sich weiter zu treffen. Erwähnenswert ist auch das Freimaurermuseum in Schloss Rosenau.
Aber, vielleicht sind John Dickie nicht alle Dokumente zugänglich gemacht worden.
Das Buch stellt eine Fülle von Informationen zur Verfügung, sodass man dieses Werk getrost mehrmals zu Hand nehmen kann. Man wird immer wider auf das eine oder andere Detail stoßen, das man zuvor überlesen hat.
Gut gefallen hat mir, wie akribisch der Autor in die geheimnisvolle Welt der Freimaurer eingetaucht ist. Trotzdem schreibt er in seinem Buch in sachlichen und neutralen Worten über den Geheimbund. Die Begeisterung, sich auf Recherchereise zu begeben, ist deutlich spürbar.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselt auch den Laien. Am Ende des Buches finden sich zahlreiche Abbildungen, die das Gelesene untermauern.
Fazit:
Wer sich für die Freimaurer und ihre Geschichte interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.