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Veröffentlicht am 01.10.2020

Ein fesselnder Top-Thriller

Zerrissen
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"Zerrissen" ist der neue True-Crime-Thriller aus dem Knaur Verlag von Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos, den er gemeinsam mit Andreas Gößling geschrieben hat.

Ein besonderer Einsatz als Gutachter ...

"Zerrissen" ist der neue True-Crime-Thriller aus dem Knaur Verlag von Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos, den er gemeinsam mit Andreas Gößling geschrieben hat.

Ein besonderer Einsatz als Gutachter für Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, vor Gericht muss er in einem schweren Fall von Kindes-Misshandlung aussagen. Das Opfer ist ein kleines Mädchen, die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao. Gleichzeitig findet Abels Freund Lars Moewig in seinem Kickboxclub in einem Boxsack eine schwer zugerichtete Leiche. Was ist hier geschehen und wer aus dem Club hat da seine Finger im Spiel? Lars bittet Abel um Hilfe, die Spuren führen in die gefährliche Drogenszene eines libanesischen Clans. In dieser Parallelwelt darf es keine Zeugen geben.

Wenn True-Crime-Thriller von einem Rechtsmediziner geschrieben werden, weiß man genau, dass dort auch authentische pathologische Beschreibungen enthalten sind. Michael Tsokos ist vom Fach und bringt in seine Bücher die Plots ein, die ihm im normalen Berufsalltag täglich umgeben. In diesem Fall geht es um das skrupellose Verhalten von Clans in Berlin, die mit ihren menschenverachtenden Verbrechen unsere Gesellschaft mit Füßen treten.

Ein schwerer Fall von Kindes-Misshandlung wirft einige Fragen auf, Sabine Yaos Nichte soll sich angeblich beim Spielen so schwer verletzt haben. Als Gutachter hält Abel das kaum für möglich. Hier steckt etwas anderes dahinter, doch was will die Mutter des Kindes verbergen?

Sehr real wirken die Ermittlungen, die auch in die Kickbox-Szene führen, das Milieu der Boxer wird hier sehr glaubhaft dargestellt und wenn sich Sportler aus diesem Studio in der Pathologie wiederfinden, scheinen hier einige Rachezüge abzulaufen.

Beim Lesen lief mir oft ein kalter Schauer über den Rücken, schon allein der Prolog ist klasse. Ein wenig Privates von Abel erfährt man ebenfalls und die Spannung steigt, als Abels Partnerin Lisa in Gefahr gerät.

Dieses Buch ist ein Pageturner, der flüssige Schreibstil lässt sich leicht lesen, die klaren Angaben und Beschreibungen von Personen und Vorgängen kann man gut nachvollziehen und die Handlung wirkt gut durchdacht und wird logisch aufgelöst. Die recht kurzen Kapitel sorgen für einen rasanten Lesefluss und die vielfältigen Handlungen halten die Spannungskurve durchgängig hoch. Die Überschriften benennen reale Orte in Berlin: Charité, Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, BKA-Einheit "Extremdelikte", JVA Plötzensee. Diese Angaben und die authentisch dargestellten Charaktere erwecken ausdrücklich, wie real die beschriebenen Verbrechen auch im wahren Leben stattfinden.

Auch wenn hier der vierte Band einer Reihe vorliegt, kann man den Titel als ohne Verständnisprobleme als stand-alone lesen.

Besonders interessant und erschreckend fand ich das Nachwort des Autors, in dem er auf die wachsende Gefahr von Clan-Kriminalität in Berlin und anderswo hinweist. Sie ist eine Bedrohung für unsere Gesellschaft und unseren Rechtsstaat und muss mit äußerster Strenge der Justiz bekämpft werden.

Unglaublich spannender und sehr empfehlenswerter Thriller, authentisch mit rasanten Szenen und ein sehr glaubhafter Plot machen ihn zu einem Buchhighlight. Das Leben von Parallelgesellschaften in Berlin wird hier sehr authentisch in die Handlung eingebaut.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Perfektes Krimivergnügen mit gewohntem Humor

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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Funkenmord ist der 11. Band der Kluftinger-Reihe vom Autorenduo Volker Klüpfel/Michael Kobr aus dem Ullstein Verlag.

Kluftinger beschäftigt sich mit einem Cold Case aus dem Jahre 1985. Damals wurde eine ...

Funkenmord ist der 11. Band der Kluftinger-Reihe vom Autorenduo Volker Klüpfel/Michael Kobr aus dem Ullstein Verlag.

Kluftinger beschäftigt sich mit einem Cold Case aus dem Jahre 1985. Damals wurde eine zugereiste junge Lehrerin ermordet und anlässlich eines Funkenfestes verbrannt. Klufti möchte den Fall neu aufrollen, denn er persönlich brachte damals einen Unschuldigen zu einem Geständnis und zu jahrelanger Haft. Auf dessen Totenbett versprach er die Aufklärung des Falls. Privat macht ihm Erika Sorgen, sie leidet unter Antriebslosigkeit und so muss sich der Kommissar selbst um den Haushalt kümmern.

Auch wenn mich der letzte Band nicht voll überzeugen konnte, habe ich mich auf ein Wiedersehen mit Klufti gefreut und zum Glück geht es kurzweilig und wie gewohnt "kluftig" zu. Neben einer spannenden Ermittlung in einem Cold Case sorgen Kluftis Sprüche, Gedanken und Haushaltserlebnisse für Lachsalven und humorvolle Unterhaltung. Privat steht die Taufe seines Enkelkindes an. Klufti informiert den japanischen Großvater des Kindes über die religiösen Gebräuche der Taufe in einer Mischung aus Deutsch und englischen Brocken. Das kann natürlich nur zu Missverständnissen und Besorgnis auf der anderen Seite der Welt führen. Außerdem verhilft er seinem alten Widersacher Dr. Langhammer nach dem traurigen Verlust dessen Hundes zu einem neuen Tier, das er aus dem Tierheim holt. Diese nur scheinbar gut gemeinte Aktion ist aber mit einigen Problemen behaftet, die wiederum für Lachattacken beim Leser führen.

Im Kommissariat stehen einige Veränderungen an. Durch die Versetzung der Polizeipräsidentin Birte Dombrowski wird Klufti übergangsweise zum Chef, was ihm so gar nicht behagt. Und immer noch macht ihm der Verlust seines alten Kollegen Strobl schwer zu schaffen. Der Neuzugang im Team ist die neue Kollegin Lucy Beer, die kein Blatt vor den Mund nimmt und die Männertruppe auf erfrischende Art aufmischt und sich als echte Bereicherung erweist.

Bei dem alten Fall stoßen die Ermittler auch noch nach dieser langen Zeit auf Ablehnung gegen die damals zugereiste Lehrerin. Etwas weltoffener stellen die Autoren dafür Klufti dar, denn er holt sich Hilfe in einem Flüchtlingsheim.

Auch das Ende hat mich überzeugen können. Die alle Fragen beantwortende Fallauflösung wird noch übertroffen mit der bisher geheimen Mitteilung des Geschlechts vom Enkelkind. Um Namen wird hier ja gerne ein Rätselraten veranstaltet.

Dieser kultigen Reihe ist auch nach 11 Folgen noch nicht die Luft ausgegangen und ich möchte dieses gelungene Krimivergnügen unbedingt empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Ein außergewöhnlicher Bildband über dieses Vorzeigeprojekt der Nachhaltigkeit

Wilder Wald
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Alexandra von Poschingers Buch "Wilder Wald" erscheint zum 50-jährigen Bestehen des Nationalparks Bayerischer Wald im Knesebeck Verlag. Rainer Simonis hat die Fotografien beigesteuert.

Ungezähmte Wälder ...

Alexandra von Poschingers Buch "Wilder Wald" erscheint zum 50-jährigen Bestehen des Nationalparks Bayerischer Wald im Knesebeck Verlag. Rainer Simonis hat die Fotografien beigesteuert.

Ungezähmte Wälder sind nicht nur traumhaft schön, sondern auch ökologisch wertvoll. Der Nationalpark Bayerischer Wald steht weltweit wegweisend für einen gelungenen Naturschutz und als Modell für die Erneuerung von Ökosystemen. Hier wurde bewusst auf menschliche Einflüsse verzichtet und so konnte sich die Natur frei entwickeln. Der Wald bietet vielen, vom Aussterben bedrohten Tieren und Pflanzen eine Möglichkeit der Existenz. Das jahrzehntelange Wissen aus Forschungen über den Umgang mit dem Borkenkäfer, die Totholzforschung oder das Besuchermanagement wurden hier erfolgreich angewandt.

Dieser wunderbare Bildband zeigt wie gelungener Umweltschutz am Beispiel des Bayerischen Waldes funtionieren kann. Mit vielen aussagekräftigen Bildern und interessanten Texten macht dieses Buch deutlich, wie wichtig ein naturbelassener Wald für unsere Umwelt ist.

Es ist ein großformatiger Bildband, der sehr ästhetisch und hochwertig gestaltet ist und mit seinen faszinierenden Fotos beeindruckt. Einige Berichte geben Aufschluß über Wissen aus Umweltschutz, und Klimaforschung. Solche Großschutzgebiete sind wichtig für den Erhalt der Natur und die Artenvielfalt. Zusätzlich erfährt man in einigen Interviews mit Prominenten (Franz Leibl, der Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Dirk Steffens, Tony Cragg, Heinrich Bedford-Strohm u. a.) deren Sichtweise, die deutlich macht, dass die Bewahrung unseres Planeten die aktuell größte Aufgabe der Menschheit ist.

Am Nationalpark Bayerischer Wald zeigt sich, wie man den Naturschutz verbessern kann. Wer sich für Wälder interessiert, wird hier viele interessante Aspekte erklärt finden, die sich rund um den Wald, die Besucherzahlen und die Artenerhaltung drehen. Man bekommt viele Informationen, die in ihrer Gesamtheit einen gesunden Wald bedingen. Sogar die Borkenkäfer haben eine Existenzberechtigung im Wald, denn sie gehören zum ökologischen Gefüge dazu. Ein gesunder Wald ist eine grüne Lunge, er gibt einer Vielzahl von Insekten, Vögeln, Säugetieren und Fischen ein Zuhause. Und er ist auch für die Menschen ein Entspannungsort in der Natur.

Viele unterschiedliche Themen werden mit gut verständlichen Texten erklärt, ergänzend dazu gibt es sehr aussagekräftige Bilder. An manchen wunderbaren Naturaufnahmen kann man sich kaum satt sehen.

Dieses Buch ist durch seine gelungene Dokumentation des Themas Wald ein herrliches Geschenk für Liebhaber des Bayerischen Waldes oder allgemein von Wäldern. Worauf es bei einem gesunden Ökosytem ankommt, wird hier umfassend beschrieben und mit Bildern belegt und dieses Wissen hilft, es bei den Menschen im Bewusstsein zu verankern.

Ein echtes Juwel zum Informieren und Entdecken für alle Naturliebhaber. Ein Buch, dass den naturbelassenen Wald feiert, denn Nachhaltigkeit ist für unser aller Zukunft wichtig.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Romantisch und einfach nur schön zu lesen

Körbchen unterm Mistelzweig
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Petra Schiers Hunderomanreihe hat Zuwachs bekommen, in "Körbchen unterm Mistelzweig" aus dem Harper Collins Verlag sorgt Miss Daisy für gute Unterhaltung.

Viola hat sich bereits im Sommer mit einem Wunsch ...

Petra Schiers Hunderomanreihe hat Zuwachs bekommen, in "Körbchen unterm Mistelzweig" aus dem Harper Collins Verlag sorgt Miss Daisy für gute Unterhaltung.

Viola hat sich bereits im Sommer mit einem Wunsch an Santa Claus gewandt, sie wünscht sich einen Mann. Leider ist ihre Schüchternheit ein Grund dafür, dass sie immer noch ohne Freund dasteht. Dabei ist sie eine energische Frau, die sich im Berufsleben behaupten kann. Privat sieht das leider anders aus. Zufällig findet sie mit Lukas, dem Bruder ihrer Schwägerin, die kleine ausgesetzte Schnauzerhündin Miss Daisy, in die sich beide sofort verlieben. Durch die Hündin kommen sich beide näher und Lukas bietet sich für ein Flirttraining an.

Und wieder einmal muss Santa Claus mit seinen Elfen etwas nachhelfen, um bei einem Paar die Liebe zu entfachen. Er schickt ihnen eine kleine Hündin, die beide sofort behalten wollen, jedoch jeder für sich. Viola und Lukas beschließen, sich wechselseitig um Miss Daisy zu kümmern. Dadurch verbringen sie mehr Zeit miteinander und lernen sich besser kennen. Beide entwickeln die ersten tieferen Gefühle und es macht Spaß zu sehen, welche Treffen zwischen ihnen stattfinden. Judomatte, Filmabende und Weihnachtsmarkt gehören dazu. Nebenbei lernt man ihre Familien näher kennen und natürlich gibt es Reibepunkte oder auch Kuppelversuche, die dem Buch etwas Spannung verleihen.

Petra Schiers warmherzige und lebensnahe Erzählweise lässt sich flüssig und mit einem Wohlgefühl lesen. Mir gefällt es besonders, dass ihre Figuren sehr normal verhalten, liebenswert wirken und man sich diese Geschichte genauso vorstellen kann. Hier wird nichts übertrieben und es geschehen auch keine mysteriösen Absonderheiten, wenn man mal von Santa Claus und seinen Elfen absieht.

Wie in allen weihnachtlichen Romanen mit Hund, gibt auch Daisy ihre Meinung im Buch kund. In Kursivschrift erfahren wir ihre Gedanken, was manchmal sehr drollig ist.

Die Geschichte ist sehr schön zu lesen, auch wenn man schon von Anfang an genau ahnt, dass Viola und Lukas ein Paar werden. Ich habe natürlich auf ein glückliches Happy End gehofft und musste den Roman in einer nächtlichen Aktion durchlesen. Die Liebesgeschichte entwickelt sich im richtigen Tempo und hält einige Kuschelmomente vor. Weihnachtlich wird es im Buch natürlich auch, der Besuch auf einem Weihnachtsmarkt und die alljährliche Keksbäckerei von Violas Familie versetzen den Leser schon etwas in Vorfreude. Natürlich gibt es auch ein Weihnachtsfest, denn der Mistelzweig muss ja im Buch vorkommen. Trotzdem ist es nicht so übertrieben weihnachtlich, sodass man das Buch auch gut schon im September lesen kann.


Ein schön zu lesender, romantischer Liebesroman, der mit etwas Weihnachtsduft winkt und durch die Natürlichkeit der Figuren und die kleine Hündin glänzen kann.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Überzeugender Regionalkrimi mit Spannung und viel Lokalkolorit

Baskische Tragödie
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"Baskische Tragödie" von Autor Alexander Oetker ist bereits Luc Verlains vierter Fall, der im Hoffmann und Campe Verlag erscheint.

Drogenhändler agieren auch in der schönsten Idylle, so finden sich an ...

"Baskische Tragödie" von Autor Alexander Oetker ist bereits Luc Verlains vierter Fall, der im Hoffmann und Campe Verlag erscheint.

Drogenhändler agieren auch in der schönsten Idylle, so finden sich an den Stränden der Aquitaine massenhaft Pakete mit Kokain. Unglücklicherweise probiert ein kleines Kind davon und fällt kurz darauf ins Koma. Commissaire Luc Verlain untersucht den Fall, bis ihn eine Nachricht aus San Sebastián erreicht. Als er dieser folgt, wird er als Drogenschmuggler unter dringendem Mordverdacht verhaftet. Wer spielt ein böses Spiel mit dem Commissaire?

Im vierten Fall wird Luc Verlain von einer mysteriösen Nachricht ins Baskenland gelockt. Schon länger spielt ein Unbekannter ein böses Spiel mit ihm, welches in der Vergangenheit Lucs begründet ist. Endlich kommt Licht hinter diese Sache, allerdings begibt sich Luc dabei in große Gefahr, er wird sprichwörtlich vom Jäger zum Gejagten.

Der aufmerksame Leser dieser Krimireihe weiß, dass Alexander Oetker mit seinen stimmungsvollen Beschreibungen von Landschaft, Lebensgefühl und kulinarischen Köstlichkeiten immer viel landestypisches Flair einbaut. Damit hat er mich auch dieses Mal nicht enttäuscht und ich habe den Krimi fast in einem Zug gelesen.

Der eingängige Schreibstil und die kurzen Kapitel lesen sich wunderbar flüssig, bei diesem Fall kommt ein Stein ins Rollen, der mit Lucs Vergangenheit zu tun hat und ihn auch persönlich sehr involviert. Er setzt sich durch diese Schnitzeljagd Gefahren aus, die für fesselnde Momente sorgen. Immerhin verlässt er das Hoheitsgebiet seiner französischen Heimat und begegnet im Baskenland seinem Rächer.

Diesen Krimi kann man wieder wunderbar lesen, die Ermittlungen sind mit unterhaltsamen Teilen geschickt in die Handlung eingebaut und auch die Charaktere werden sehr ausdrucksstark dargestellt.

Die "Baskische Tragödie" sorgt mit der spannender Story und etwas Urlaubsflair für fesselnde Lesezeit und hat mich voll überzeugen können.

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