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Veröffentlicht am 01.10.2020

Eine erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst!

Hate Notes
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Im März habe ich schon "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland gelesen und konnte nicht ganz überzeugt werden. Mit "Hate Notes" wollte ich den beiden Bestseller-Autorinnen noch eine Chance geben und wurde ...

Im März habe ich schon "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland gelesen und konnte nicht ganz überzeugt werden. Mit "Hate Notes" wollte ich den beiden Bestseller-Autorinnen noch eine Chance geben und wurde dafür belohnt. Zwar gibt es auch hier ein paar Punkte, die eindeutig ausbaubar sind, alles in allem präsentieren Vi Keeland und Penelope Ward hier aber runde New-Adult-Unterhaltung.

Das Cover... najaa... Auch wenn ich mir damit widerspreche, da ich es grundsätzlich super finde, wenn das Original-Cover und der Originaltitel übernommen werden: Ich mag keine Cover mit Menschen, vor allem nicht, wenn ein Model-Gesicht vorschreibt, wie man sich einen Hauptprotagonisten vorzustellen hat. Also landet diese Geschichte ganz am Ende des Regals, gut versteckt zwischen den ansonsten immer kreativ und bunt gestalteten anderen LYX-Covern. Auch den Titel, der ja dem Originaltitel entspricht, finde ich nur bedingt gelungen. Zwar passt er nach längerem Nachdenken zum Inhalt, es wäre jetzt aber nicht der erste Titel, der mir zu dieser Geschichte in den Sinn gekommen wäre.


Erster Satz: "Noch vor einem Jahr hätte ich keinen Fuß in dieses Geschäft gesetzt."



Eine vom Verlobten betrogene und am Rande der Existenz stehende Frau, die beim Verkauf ihres Designerbrautkleids eine romantische Notiz findet und daraufhin die vom alkoholbeflügelte Idee verfolgt, den Urheber dieser Notiz zu finden? Die dann durch einen weiteren Zufall genau der Dame auf der öffentlichen Toilette weinend ihr Leid klagt, die sie als Assistentin eben dieses Romantikers einstellt, in der Hoffnung, dass so beide aus ihrem emotionalen Schlamassel finden? Die Grundhandlung klingt eigentlich absurd, funktioniert aber als erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst, mal genervt den Kopf schüttelt und dann wieder ein paar Tränchen verdrückt, es am liebsten zur Seite legen würde aber gleichzeitig vom Suchtpotential zu sehr gepackt ist.

Als mein Rezensionsexemplar mit der Post ankam, überrollte mich nach der ersten typischen Buchsendungs-Euphorie erstmals die Skepsis. Denn erst im gedruckten Zustand sieht man wirklich, wie dünn diese Geschichte ist. Meine Vorbehalte aufgrund der geringen Seitenzahl sollten sich aber nicht bewahrheiten. Es gibt hier zwar relativ wenig Rahmenhandlung, die Zeit reicht jedoch aus, die dünne Geschichte zu Ende zu erzählen. Bis auf ein bisschen Arbeit, ein paar Unternehmungen für die Bucket-List, eine Übernachtung in den Hamptons und eine unverhoffte Reise nach Texas gehen die beiden Autorinnen nämlich nach dem typischen "die beiden Love Interests treffen in verschiedenen Situationen aufeinander und versprühen Chemie"-Konzept vor. Die Konsequenz daraus, dass die Entwicklung der Beziehung durch relativ wenig konkrete Handlung begleitet wird, ist dass die komplette erste Hälfte der Geschichte fast ausschließlich aus Dialogen zwischen Reed und Charlotte besteht. Versteht mich nicht falsch, ich habe überhaupt nichts gegen fetzige Schlagabtausche, doch leider wirken einige der Szenen gezwungen, unnatürlich oder enthalten so viele sexuelle Anspielungen, dass ich einfach nur genervt mit den Augen rollen musste.


"Mein Enkel kämpft im Inneren damit, wer er wirklich ist und wer er glaubt, sein zu müssen. Damit, was er wirklich will und was er glaubt, verdient zu haben."


Nach dem wir das eher ungewöhnliche Kennenlernen der beiden, ihre ersten Flirts, Sticheleien und Wortgefechte hinter uns gebracht haben, werden in der zweiten Hälfte der Geschichte dann die Altlasten und Gefühle ausgepackt und es kommt eine ordentliche Portion Drama dazu. Hier ging mir leider einiges zu schnell, sodass manche Entwicklungen nur leicht angerissen wurden. Das Autorenduo bringt hier wie gewohnt auch einige ernsthafteren Themen wie Adoption, Krankheit, Verlust und Tod auf den Tisch. Als tiefgründig würde ich die Geschichte zwar trotzdem nicht bezeichnen, ab und zu ein wenig Emotionalität und Ernsthaftigkeit bietet aber einen angenehmen Gegenpol zum sonstigen Geplänkel. Leider kann man von New Adult mittlerweile keine wirklichen Auseinandersetzung mit solchen Themen mehr erwarten und wie so oft wurden die Thematiken nur genutzt um das Verhalten der Protagonisten zu erklären.


"Wenn Reed Sie vor den Kopf stößt und diese Frau in seine Nähe lässt, dann benutzt er sie als menschliches Schutzschild, um sich vor etwas abzuschotten, dem er sonst nicht widerstehen könnte."


Und das war auch bitter nötig, da sich beide im Lauf der Geschichte durch Komplexe, Ängste oder Hormone getrieben äußerst widersprüchlich verhalten. Wer das Buch gelesen hat, wird sich bestimmt auch an ein paar Szenen erinnern, die für den Unterhaltungswert etwas zu weit übers Ziel hinausschossen, in denen Reed und Charlotte Dinge sagten oder taten, die nicht ganz zu dem Bild zu passen scheinen, das wir uns bislang von ihnen gemacht haben und die scheinbar nur dazu dienen, uns zu die sexuelle Spannung zwischen den beiden zu verdeutlichen. Dass wir die beiden Protagonisten nur als Reaktion auf den jeweils anderen kennenlernen und beide schon nach wenigen Seiten dabei sind, sich zu verändern, sich widersprüchlich zu verhalten oder sich dem anderen anzupassen, trug leider nicht dazu bei, dass ich ein wirkliches Gefühl für die Charaktere erhielt. Hier hätte ich mehr gewollt und mehr gebraucht. Mehr Handlung, mehr Knistern, mehr von Charlotte und Reed, mehr Zeit, mehr Tiefe - einfach mehr von allem.


"In der Liebe ging es nicht um schöne Kleider, zärtliche Botschaften und ergreifende Worte. Es ging darum, miteinander durch dick und dünn zu gehen und nicht nur die besten Momente des Lebens miteinander zu teilen, sondern auch die schlechtesten. Es ging darum, füreinander da zu sein, wie ich für Reed da gewesen wäre, wenn er mich gelassen hätte. Ich dachte an meine leibliche Mutter. Wahre Liebe hatte auch mit Vergebung zu tun."


Das klingt jetzt aber erstmal viel negativer, als ich das beim Lesen empfunden habe. Denn trotz der kleinen Schwächen liest sich "Hate Notes" zu jedem Zeitpunkt leicht, flüssig und entwickelt mit den sexy, humorvollen, direkten Szenenbeschreibungen ein großes Suchtpotential. Auch die manchmal etwas derbe Sprache und die vielen sexualisierten Ankündigungen, Gedanken und Fantasien, die überall eingestreut sind, kann man den Autorinnen verzeihen, da sich ihre Protagonisten im letzten Drittel von Klischees frei machen und ihre schwankenden Persönlichkeiten mehr Profil erhalten, bevor der Leser gegen Ende durch weichgespülte, kitschige Dialoge an einem Zuckerschock stirbt. Denn auch wenn ich Schlussepiloge liebe, schießt dieser hier doch weeeeeiit über das Ziel hinaus




Fazit:


Vi Keeland und Penelope Ward erzählen eine erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst, mal genervt den Kopf schüttelt und dann wieder ein paar Tränchen verdrückt, es am liebsten zur Seite legen würde aber gleichzeitig vom Suchtpotential zu sehr gepackt ist. Zwar gibt es einige Punkte, die eindeutig ausbaubar sind, alles in allem präsentiert das Autorenduo jedoch solide, runde New-Adult-Unterhaltung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2020

Eine erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst!

Hate Notes
0

Im März habe ich schon "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland gelesen und konnte nicht ganz überzeugt werden. Mit "Hate Notes" wollte ich den beiden Bestseller-Autorinnen noch eine Chance geben und wurde ...

Im März habe ich schon "Rebel Soul" vom Autorenduo Ward-Keeland gelesen und konnte nicht ganz überzeugt werden. Mit "Hate Notes" wollte ich den beiden Bestseller-Autorinnen noch eine Chance geben und wurde dafür belohnt. Zwar gibt es auch hier ein paar Punkte, die eindeutig ausbaubar sind, alles in allem präsentieren Vi Keeland und Penelope Ward hier aber runde New-Adult-Unterhaltung.

Das Cover... najaa... Auch wenn ich mir damit widerspreche, da ich es grundsätzlich super finde, wenn das Original-Cover und der Originaltitel übernommen werden: Ich mag keine Cover mit Menschen, vor allem nicht, wenn ein Model-Gesicht vorschreibt, wie man sich einen Hauptprotagonisten vorzustellen hat. Also landet diese Geschichte ganz am Ende des Regals, gut versteckt zwischen den ansonsten immer kreativ und bunt gestalteten anderen LYX-Covern. Auch den Titel, der ja dem Originaltitel entspricht, finde ich nur bedingt gelungen. Zwar passt er nach längerem Nachdenken zum Inhalt, es wäre jetzt aber nicht der erste Titel, der mir zu dieser Geschichte in den Sinn gekommen wäre.


Erster Satz: "Noch vor einem Jahr hätte ich keinen Fuß in dieses Geschäft gesetzt."



Eine vom Verlobten betrogene und am Rande der Existenz stehende Frau, die beim Verkauf ihres Designerbrautkleids eine romantische Notiz findet und daraufhin die vom alkoholbeflügelte Idee verfolgt, den Urheber dieser Notiz zu finden? Die dann durch einen weiteren Zufall genau der Dame auf der öffentlichen Toilette weinend ihr Leid klagt, die sie als Assistentin eben dieses Romantikers einstellt, in der Hoffnung, dass so beide aus ihrem emotionalen Schlamassel finden? Die Grundhandlung klingt eigentlich absurd, funktioniert aber als erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst, mal genervt den Kopf schüttelt und dann wieder ein paar Tränchen verdrückt, es am liebsten zur Seite legen würde aber gleichzeitig vom Suchtpotential zu sehr gepackt ist.

Als mein Rezensionsexemplar mit der Post ankam, überrollte mich nach der ersten typischen Buchsendungs-Euphorie erstmals die Skepsis. Denn erst im gedruckten Zustand sieht man wirklich, wie dünn diese Geschichte ist. Meine Vorbehalte aufgrund der geringen Seitenzahl sollten sich aber nicht bewahrheiten. Es gibt hier zwar relativ wenig Rahmenhandlung, die Zeit reicht jedoch aus, die dünne Geschichte zu Ende zu erzählen. Bis auf ein bisschen Arbeit, ein paar Unternehmungen für die Bucket-List, eine Übernachtung in den Hamptons und eine unverhoffte Reise nach Texas gehen die beiden Autorinnen nämlich nach dem typischen "die beiden Love Interests treffen in verschiedenen Situationen aufeinander und versprühen Chemie"-Konzept vor. Die Konsequenz daraus, dass die Entwicklung der Beziehung durch relativ wenig konkrete Handlung begleitet wird, ist dass die komplette erste Hälfte der Geschichte fast ausschließlich aus Dialogen zwischen Reed und Charlotte besteht. Versteht mich nicht falsch, ich habe überhaupt nichts gegen fetzige Schlagabtausche, doch leider wirken einige der Szenen gezwungen, unnatürlich oder enthalten so viele sexuelle Anspielungen, dass ich einfach nur genervt mit den Augen rollen musste.


"Mein Enkel kämpft im Inneren damit, wer er wirklich ist und wer er glaubt, sein zu müssen. Damit, was er wirklich will und was er glaubt, verdient zu haben."


Nach dem wir das eher ungewöhnliche Kennenlernen der beiden, ihre ersten Flirts, Sticheleien und Wortgefechte hinter uns gebracht haben, werden in der zweiten Hälfte der Geschichte dann die Altlasten und Gefühle ausgepackt und es kommt eine ordentliche Portion Drama dazu. Hier ging mir leider einiges zu schnell, sodass manche Entwicklungen nur leicht angerissen wurden. Das Autorenduo bringt hier wie gewohnt auch einige ernsthafteren Themen wie Adoption, Krankheit, Verlust und Tod auf den Tisch. Als tiefgründig würde ich die Geschichte zwar trotzdem nicht bezeichnen, ab und zu ein wenig Emotionalität und Ernsthaftigkeit bietet aber einen angenehmen Gegenpol zum sonstigen Geplänkel. Leider kann man von New Adult mittlerweile keine wirklichen Auseinandersetzung mit solchen Themen mehr erwarten und wie so oft wurden die Thematiken nur genutzt um das Verhalten der Protagonisten zu erklären.


"Wenn Reed Sie vor den Kopf stößt und diese Frau in seine Nähe lässt, dann benutzt er sie als menschliches Schutzschild, um sich vor etwas abzuschotten, dem er sonst nicht widerstehen könnte."


Und das war auch bitter nötig, da sich beide im Lauf der Geschichte durch Komplexe, Ängste oder Hormone getrieben äußerst widersprüchlich verhalten. Wer das Buch gelesen hat, wird sich bestimmt auch an ein paar Szenen erinnern, die für den Unterhaltungswert etwas zu weit übers Ziel hinausschossen, in denen Reed und Charlotte Dinge sagten oder taten, die nicht ganz zu dem Bild zu passen scheinen, das wir uns bislang von ihnen gemacht haben und die scheinbar nur dazu dienen, uns zu die sexuelle Spannung zwischen den beiden zu verdeutlichen. Dass wir die beiden Protagonisten nur als Reaktion auf den jeweils anderen kennenlernen und beide schon nach wenigen Seiten dabei sind, sich zu verändern, sich widersprüchlich zu verhalten oder sich dem anderen anzupassen, trug leider nicht dazu bei, dass ich ein wirkliches Gefühl für die Charaktere erhielt. Hier hätte ich mehr gewollt und mehr gebraucht. Mehr Handlung, mehr Knistern, mehr von Charlotte und Reed, mehr Zeit, mehr Tiefe - einfach mehr von allem.


"In der Liebe ging es nicht um schöne Kleider, zärtliche Botschaften und ergreifende Worte. Es ging darum, miteinander durch dick und dünn zu gehen und nicht nur die besten Momente des Lebens miteinander zu teilen, sondern auch die schlechtesten. Es ging darum, füreinander da zu sein, wie ich für Reed da gewesen wäre, wenn er mich gelassen hätte. Ich dachte an meine leibliche Mutter. Wahre Liebe hatte auch mit Vergebung zu tun."


Das klingt jetzt aber erstmal viel negativer, als ich das beim Lesen empfunden habe. Denn trotz der kleinen Schwächen liest sich "Hate Notes" zu jedem Zeitpunkt leicht, flüssig und entwickelt mit den sexy, humorvollen, direkten Szenenbeschreibungen ein großes Suchtpotential. Auch die manchmal etwas derbe Sprache und die vielen sexualisierten Ankündigungen, Gedanken und Fantasien, die überall eingestreut sind, kann man den Autorinnen verzeihen, da sich ihre Protagonisten im letzten Drittel von Klischees frei machen und ihre schwankenden Persönlichkeiten mehr Profil erhalten, bevor der Leser gegen Ende durch weichgespülte, kitschige Dialoge an einem Zuckerschock stirbt. Denn auch wenn ich Schlussepiloge liebe, schießt dieser hier doch weeeeeiit über das Ziel hinaus




Fazit:


Vi Keeland und Penelope Ward erzählen eine erfrischend witzige und herzerwärmende Story, die man beim Lesen abwechselnd liebt und hasst, mal genervt den Kopf schüttelt und dann wieder ein paar Tränchen verdrückt, es am liebsten zur Seite legen würde aber gleichzeitig vom Suchtpotential zu sehr gepackt ist. Zwar gibt es einige Punkte, die eindeutig ausbaubar sind, alles in allem präsentiert das Autorenduo jedoch solide, runde New-Adult-Unterhaltung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2020

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory

Celestial City - Akademie der Engel
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Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der ...

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil, eine prickelnde Liebesgeschichte, eine magische Auserwählte, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...


"Diejenigen von uns mit dem stärksten inneren Licht ziehen am meisten Dunkelheit an. Vergiss das nie."


Schon das ansprechend ausgestaltete Cover hat mich in seinen Bann gezogen. Das Motiv der blonden Frau in schwarzem Overall und zwei schwarzen Schwingen passt natürlich perfekt zur Geschichte, genau wie die im Hintergrund leicht angedeuteten Häuserreihen von Los Angeles. Durch die verschwimmenden Schwarz-Rosa Akzente auf weißem Grund und die golden schimmernden Federn wird der Kampf zwischen Gut und Böse angedeutet und auch der goldene Titel passt perfekt. Die weich fallenden Federn setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden der 24 Kapitelanfänge. Sehr gut gefallen hat mir auch die kleine Karte von Celestial City, also dem ursprünglichen Los Angeles, welches nach dem Engelsfall in Angel City und Demon City sowie dem Kriegsgebiet eingeteilt wurde.


Erster Satz: "Meine Mutter schob die Tür zu meinem Zimmer auf und ließ Licht hereindringen."


Wir steigen an Brielles großem Tag der Erweckungszeremonie in die Geschichte ein. Da ihr Schicksal als Dämonensklavin schon feststeht, seit ihre Mutter ihre Zukunft für die Heilung ihres Vaters verkaufte, macht sie sich keine großen Hoffnungen. Als der Engel Raphael dann aber die seit dem Engelfall in ihr verborgenen Kräfte weckt und ihr schwarze Flügel wachsen, kommt alles anders. Statt an der dunklen Tainted Academy ausgebildet zu werden und ihre Kräfte den Dämonen zur Verfügung stellen zu müssen darf sie als seltene Celestial an die weiße Fallen Academy der Engel und für das Gute kämpfen. In Angel City ist sie mit ihren schwarzen Flügeln jedoch eine Außenseiterin. Hat sie wirklich dämonische Kräfte, wie alle sagen? Und warum weckt ihr mürrischer Ausbilder Lincoln alles andere als negative Gefühle in ihr...?


"Ich war im Begriff, dem schuleigenen Oberarmleuchter hoffnungslos zu verfallen. Nur war er womöglich gar kein solcher Armleuchter. War er vielleicht nie gewesen..."


Nach dem eher düsteren Start in Demon City, wo Brielle zwischen Dämonen und Sklaven lebt und sich keine großen Hoffnungen auf eine strahlende Zukunft macht, geht die Geschichte nach der Erweckungszeremonie und ihrem Umzug nach Angel City langsam aber sicher in eine leichtere Internats-Romanze über. Zwar gibt es auch in der zweiten Hälfte erstaunlich viele Action- und Kampfszenen, hier geht es dann aber mehr um Brielles Gefühle (vor allem in Bezug auf einen gewissen Ausbilder...). Und das ist denke ich auch die größte Schwachstelle, die man als Kritiker an der Geschichte ankreiden kann: der stark hormongesteuerte Mittelteil, der fast jedes Fantasy- und Liebesgeschichten-Klischee mitnimmt. Die Protagonistin ist natürlich mit ihren Gaben und den einmaligen schwarzen Flügeln eine "Special-Snowflake" wie sie im Buche steht und dass es über sie eine bedeutungsschwangere Prophezeiung gibt und sie auf aufopferungsvolle Helden-Alleingänge steht, macht das Ganze nicht unbedingt besser. Der Love-Interest ist ein mürrischer, abweisender, vom Schicksal stark gebeutelter Hottie, dessen Herz erst durch Brielle aufzutauen beginnt (wie könnte es jemals anders sein 😂?) und auch ein schwuler bester Freund, eine feministische Power-Freundin, die obligatorische Zicken-Endgegnerin und die Familie in der Not, die gerettet werden muss, dürfen natürlich nicht fehlen. Darüber hinaus gibt es dann auch noch den ein oder anderen Ball, ein Strandwettbewerb und superheiße Ausbilder, die die Hormone der Protagonisten zum Kochen bringen.


"Bitte stirb nicht. Dafür bist du zu hübsch.
Und das war mein letzter Gedanke, bevor die Hölle losbrach.
Kein Scherz."


Also ich glaube ihr versteht, was ich meine, wenn ich sage, dass Leia Stone mit ihrem wilden Patchwork aus vielen bekannten Einzelteilen anderer Liebesgeschichten, Internatsgeschichten oder Engelsgeschichten hart an der Grenze des Überzogenen vorbeischrammt und man sich nicht an Klischees stören darf, wenn einem diese Geschichte gefallen soll. Alles in allem hat dieser Auftakt aber trotzdem so viel zu bieten, dass man, wenn man sich von übersprühenden Hormonen nicht stören lässt, gut unterhalten wird. Dafür sorgt in erster Linie Leia Stones spritziger Schreibstil, der mich vor allem auch dank des großartigen Humors ein wenig an Jennifer L. Armentrout erinnert hat (eine meiner Lieblingsautorinnen, also riesiges Kompliment). Ich hatte fast von der ersten bis zur letzten Seite ein Dauergrinsen im Gesicht und an einigen besonders aberwitzigen Stellen musste ich sogar laut loslachen. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die nur knapp 400 Seiten lange Geschichte ein ganzes Jahr behandelt und die teilweise großen Zeitsprünge galant kaschiert werden, sodass man es als Leser fast nicht bemerkt, wie die Zeit im Hintergrund dahinrast. Die Storyline wird vor allem von ein paar einschlägigen Szenen dominiert und überrascht immer wieder mit spannenden Showdown-Momenten, auch wenn die Gesamtrichtung der Handlung grundsätzlich vorhersehbar war.


"Das Leben war verkorkst, und ich hatte gelernt, nicht auf Sonnenschein und Regenbögen zu hoffen. Die Einhörner meiner Kindheitsträume waren tot. Geschlachtet."


Man merkt, dass dies der erste Teil einer mehrbändigen Reihe ist und die Autorin sehr auf Kennenlernen der Welt und der Protagonisten bedacht ist. Hinsichtlich der magischen Aspekte wie die Engel, Dämonen und die Hintergründe von Brielles Welt war mir Leia Stone jedoch ein wenig zu vage, wahrscheinlich wird sie Setting und Protagonisten aber noch in den folgenden Bänden weiter im Details ausarbeiten. Sieht man also von der Tatsache ab, dass die Protagonisten stark auf Klischees aufgebaut sind und noch wenig Zeit hatten, sich zu entwickeln, war mir Brielle sehr sympathisch. Die selbstbewusste Protagonistin hat endlich mal keine Komplexe, ist kämpferisch, stur und weiß ihre Reize einzusetzen, um das zu bekommen, was sie will, egal ob das nun Freiheit, Geld, Ansehen oder Lincoln ist. Auch Lincoln ist spannend angelegt, bleibt aber noch etwas blass. Zwischen ihm und Bri ist definitiv eine spürbare Anziehungskraft vorhanden, diese wird aber ziemlich breitgetreten, anstatt eine wirkliche tiefe Beziehung zu schaffen. So schien mir die Entwicklung der Liebesgeschichte sehr schnell zu gehen und die tieferen Gefühle kamen etwas plötzlich. Grundsätzlich hat mir aber die moderne, freche Umsetzung der abwechslungsreichen Mischung aus Schulalltag, Worldbuilding, Kämpfen und Teenie-Problemen gut gefallen und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die im Februar 2021 erscheinen wird.


"Ich werde eine Waffe aus dir schmieden, Brielle." Den letzten Satz beendete er mit einem düsteren Blick.
Ganz schön beängstigend. Ich zuckte mit den Schultern. "Könnten wir nicht stattdessen einfach zu einem Date ausgehen? Ins Kino vielleicht?"




Fazit:


Zwar muss man hier über Klischees, hormongesteuerte Teenies und einem noch etwas blassen Setting hinwegsehen, der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat aber dennoch alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil mit viel Humor, eine prickelnde Liebesgeschichte mit stimmiger Chemie, eine magische Auserwählte mit besonderen Kräften, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2020

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory

Celestial City - Akademie der Engel
0

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der ...

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil, eine prickelnde Liebesgeschichte, eine magische Auserwählte, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...


"Diejenigen von uns mit dem stärksten inneren Licht ziehen am meisten Dunkelheit an. Vergiss das nie."


Schon das ansprechend ausgestaltete Cover hat mich in seinen Bann gezogen. Das Motiv der blonden Frau in schwarzem Overall und zwei schwarzen Schwingen passt natürlich perfekt zur Geschichte, genau wie die im Hintergrund leicht angedeuteten Häuserreihen von Los Angeles. Durch die verschwimmenden Schwarz-Rosa Akzente auf weißem Grund und die golden schimmernden Federn wird der Kampf zwischen Gut und Böse angedeutet und auch der goldene Titel passt perfekt. Die weich fallenden Federn setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden der 24 Kapitelanfänge. Sehr gut gefallen hat mir auch die kleine Karte von Celestial City, also dem ursprünglichen Los Angeles, welches nach dem Engelsfall in Angel City und Demon City sowie dem Kriegsgebiet eingeteilt wurde.


Erster Satz: "Meine Mutter schob die Tür zu meinem Zimmer auf und ließ Licht hereindringen."


Wir steigen an Brielles großem Tag der Erweckungszeremonie in die Geschichte ein. Da ihr Schicksal als Dämonensklavin schon feststeht, seit ihre Mutter ihre Zukunft für die Heilung ihres Vaters verkaufte, macht sie sich keine großen Hoffnungen. Als der Engel Raphael dann aber die seit dem Engelfall in ihr verborgenen Kräfte weckt und ihr schwarze Flügel wachsen, kommt alles anders. Statt an der dunklen Tainted Academy ausgebildet zu werden und ihre Kräfte den Dämonen zur Verfügung stellen zu müssen darf sie als seltene Celestial an die weiße Fallen Academy der Engel und für das Gute kämpfen. In Angel City ist sie mit ihren schwarzen Flügeln jedoch eine Außenseiterin. Hat sie wirklich dämonische Kräfte, wie alle sagen? Und warum weckt ihr mürrischer Ausbilder Lincoln alles andere als negative Gefühle in ihr...?


"Ich war im Begriff, dem schuleigenen Oberarmleuchter hoffnungslos zu verfallen. Nur war er womöglich gar kein solcher Armleuchter. War er vielleicht nie gewesen..."


Nach dem eher düsteren Start in Demon City, wo Brielle zwischen Dämonen und Sklaven lebt und sich keine großen Hoffnungen auf eine strahlende Zukunft macht, geht die Geschichte nach der Erweckungszeremonie und ihrem Umzug nach Angel City langsam aber sicher in eine leichtere Internats-Romanze über. Zwar gibt es auch in der zweiten Hälfte erstaunlich viele Action- und Kampfszenen, hier geht es dann aber mehr um Brielles Gefühle (vor allem in Bezug auf einen gewissen Ausbilder...). Und das ist denke ich auch die größte Schwachstelle, die man als Kritiker an der Geschichte ankreiden kann: der stark hormongesteuerte Mittelteil, der fast jedes Fantasy- und Liebesgeschichten-Klischee mitnimmt. Die Protagonistin ist natürlich mit ihren Gaben und den einmaligen schwarzen Flügeln eine "Special-Snowflake" wie sie im Buche steht und dass es über sie eine bedeutungsschwangere Prophezeiung gibt und sie auf aufopferungsvolle Helden-Alleingänge steht, macht das Ganze nicht unbedingt besser. Der Love-Interest ist ein mürrischer, abweisender, vom Schicksal stark gebeutelter Hottie, dessen Herz erst durch Brielle aufzutauen beginnt (wie könnte es jemals anders sein 😂?) und auch ein schwuler bester Freund, eine feministische Power-Freundin, die obligatorische Zicken-Endgegnerin und die Familie in der Not, die gerettet werden muss, dürfen natürlich nicht fehlen. Darüber hinaus gibt es dann auch noch den ein oder anderen Ball, ein Strandwettbewerb und superheiße Ausbilder, die die Hormone der Protagonisten zum Kochen bringen.


"Bitte stirb nicht. Dafür bist du zu hübsch.
Und das war mein letzter Gedanke, bevor die Hölle losbrach.
Kein Scherz."


Also ich glaube ihr versteht, was ich meine, wenn ich sage, dass Leia Stone mit ihrem wilden Patchwork aus vielen bekannten Einzelteilen anderer Liebesgeschichten, Internatsgeschichten oder Engelsgeschichten hart an der Grenze des Überzogenen vorbeischrammt und man sich nicht an Klischees stören darf, wenn einem diese Geschichte gefallen soll. Alles in allem hat dieser Auftakt aber trotzdem so viel zu bieten, dass man, wenn man sich von übersprühenden Hormonen nicht stören lässt, gut unterhalten wird. Dafür sorgt in erster Linie Leia Stones spritziger Schreibstil, der mich vor allem auch dank des großartigen Humors ein wenig an Jennifer L. Armentrout erinnert hat (eine meiner Lieblingsautorinnen, also riesiges Kompliment). Ich hatte fast von der ersten bis zur letzten Seite ein Dauergrinsen im Gesicht und an einigen besonders aberwitzigen Stellen musste ich sogar laut loslachen. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die nur knapp 400 Seiten lange Geschichte ein ganzes Jahr behandelt und die teilweise großen Zeitsprünge galant kaschiert werden, sodass man es als Leser fast nicht bemerkt, wie die Zeit im Hintergrund dahinrast. Die Storyline wird vor allem von ein paar einschlägigen Szenen dominiert und überrascht immer wieder mit spannenden Showdown-Momenten, auch wenn die Gesamtrichtung der Handlung grundsätzlich vorhersehbar war.


"Das Leben war verkorkst, und ich hatte gelernt, nicht auf Sonnenschein und Regenbögen zu hoffen. Die Einhörner meiner Kindheitsträume waren tot. Geschlachtet."


Man merkt, dass dies der erste Teil einer mehrbändigen Reihe ist und die Autorin sehr auf Kennenlernen der Welt und der Protagonisten bedacht ist. Hinsichtlich der magischen Aspekte wie die Engel, Dämonen und die Hintergründe von Brielles Welt war mir Leia Stone jedoch ein wenig zu vage, wahrscheinlich wird sie Setting und Protagonisten aber noch in den folgenden Bänden weiter im Details ausarbeiten. Sieht man also von der Tatsache ab, dass die Protagonisten stark auf Klischees aufgebaut sind und noch wenig Zeit hatten, sich zu entwickeln, war mir Brielle sehr sympathisch. Die selbstbewusste Protagonistin hat endlich mal keine Komplexe, ist kämpferisch, stur und weiß ihre Reize einzusetzen, um das zu bekommen, was sie will, egal ob das nun Freiheit, Geld, Ansehen oder Lincoln ist. Auch Lincoln ist spannend angelegt, bleibt aber noch etwas blass. Zwischen ihm und Bri ist definitiv eine spürbare Anziehungskraft vorhanden, diese wird aber ziemlich breitgetreten, anstatt eine wirkliche tiefe Beziehung zu schaffen. So schien mir die Entwicklung der Liebesgeschichte sehr schnell zu gehen und die tieferen Gefühle kamen etwas plötzlich. Grundsätzlich hat mir aber die moderne, freche Umsetzung der abwechslungsreichen Mischung aus Schulalltag, Worldbuilding, Kämpfen und Teenie-Problemen gut gefallen und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die im Februar 2021 erscheinen wird.


"Ich werde eine Waffe aus dir schmieden, Brielle." Den letzten Satz beendete er mit einem düsteren Blick.
Ganz schön beängstigend. Ich zuckte mit den Schultern. "Könnten wir nicht stattdessen einfach zu einem Date ausgehen? Ins Kino vielleicht?"




Fazit:


Zwar muss man hier über Klischees, hormongesteuerte Teenies und einem noch etwas blassen Setting hinwegsehen, der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat aber dennoch alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil mit viel Humor, eine prickelnde Liebesgeschichte mit stimmiger Chemie, eine magische Auserwählte mit besonderen Kräften, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2020

Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher.

Marriage on Madison Avenue
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Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben ...

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben habe (ich bin so gut, halleluja 😊). Während mich "Passion on Park Avenue" mit den eher farblosen Protagonisten, dem konstruierten Handlungsverlauf und den oberflächlichen Gefühlen nicht überzeugen konnte und die Fortsetzung "Love on Lexington Avenue" um Welten besser war und alles bot, was man sich von einer unterhaltsamen Liebesgeschichte wünscht, schließt "Marriage on Madison Avenue" die Reihe mit einer lockeren, unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Geschichte ab.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in einem Hochzeitskleid zu sehen, die in ein Taxi einsteigt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erster Satz: "Von diesem Augenblick hatte Audrey Tate Dutzende von Malen geträumt."


Auch der letzte Teil der Reihe beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem für alle neuen Leser kurz der Hintergrund der Trilogie erläutert wird, während alle, die schon die ersten Teile kennen, sich noch mal in Erinnerung rufen können, auf was die Reihe fußt: Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Nachdem Claire, Audrey und Naomi vom selben Mann hintergangen und betrogen wurden, haben sie sich geschworen, sich gegenseitig vor weiteren Herzensbrechern zu beschützen. In "Passion on Park Avenue" hat Braydens ehemalige Geliebte Naomi im stilvollen Architekten Oliver schon ihren Traummann gefunden. Auch Braydens Witwe Claire hat der Liebe eine zweite Chance gegeben und ist nun mit dem Innendesigner Scott verheiratet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Mann für die dritte im Bunde: Braydens Freundin, die Influencerin Audrey Tate. Dass sie diesen schon die ganze Zeit direkt vor der Nase hatte, bemerkt sie erst, als sie durch eine gefakte Verlobung mit ihrem besten Freund Clarke, Gefühle für ihn entdeckt. Doch wie sollen sie aus der Verlobungssache wieder herauskommen, ohne ihre Freundschaft zu zerstören?


"Ob ich weiß, was ich da tue? Nicht wirklich. Will ich aufhören, mit ihm zu schlafen? Nein. Will ich die Hochzeit abblasen? Nein. Was hat das zu bedeuten? Keine Ahnung."


Tatsächlich schaffte es dieser letzte Band endlich, eine größere gefühlsmäßige Nähe zur Handlung und den Protagonisten zu vermitteln und während ich bei den ersten zwei Bänden das Geschehen noch mit ein wenig mehr Abstand betrachtet habe, konnte ich hier sehr mit Audrey und Clarke mitfiebern. Die Autorin baut die sich entwickelnde neue Spannung zwischen den beiden Freunden sehr langsam und authentisch auf und nimmt sich viel Zeit, für die neuen Gefühle. Zwar plätschert die Handlung dadurch etwas gemächlich vor sich hin, durch die Hochzeitsvorbereitungen der gefakten Verlobung ist jedoch ein klarer roter Faden zu sehen, der die einzelnen Szenen, in denen Clarke und Audrey zusammentreffen, verbindet. Zwischen die Gefühle mischen sich immer wieder Hochzeitsvorbereitungen, High-Society-Events und der Instagram-Alltag einer Influencerin mitten in New York, was für ein witziges, spritziges, romantisches Flair sorgt. Gepaart mit dem Sex-and-the-City-Touch, der ja schon dem ersten Teil anhaftete, mit Glamour, Luxus und High-Society-Events in der Stadt der endlosen Möglichkeiten und einer spaßigen Lovestory, liest sich diese Selbstfindungsgeschichte sehr schnell und locker weg und machte definitiv süchtig. Dafür sorgten auch Lauren Laynes flüssiger Schreibstil und ihre treffenden Beschreibungen, mit denen sie das Setting lebendig werden ließ. Man merkt der ganzen Reihe an, dass die Autorin selbst seit Jahren in Manhattan wohnt und deshalb die Licht- sowie die Schattenseiten der spannenden Stadt New York treffend einzufangen weiß.


"Das war kein Theater. Nicht ich war die Frau, die er brauchte. Wahrscheinlich war ich es nie. Clarke hat mich nie auf diese Weise geküsst."
"Auf welche Weise?", platzte Audrey unwillkürlich heraus.
"Als folgte er einem inneren Drang und glaubte, sterben zu müssen, wenn er es nicht täte. Als sei ich das Einzige, was zählt, das Einzige, was er sieht."


Dabei ist der dritte Teil aber leider wieder etwas oberflächlicher als der zweite Band und mit vielen NYC-Upper-Class-Klischees sowie viel unnötiges Drama (kupplerische Mutter, eifersüchtige Exfreundin, gemeine Internet-Klatschbasen) recht vorhersehbar. Über die "Probleme" der Reichen und Schönen muss man manchmal die Augen verdrehen, aber da sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, geht das klar. Für das prickelndere Leseerlebnis sorgte auch die stimmige Chemie zwischen Audrey und Tate, von denen man schon im ersten Teil hoffte, dass sie irgendwann zusammen kommen würden.


"Er ist immerhin Clarke, nicht wahr?" Sie sagte das mit einem wissenden Lächeln, einem gemeinsamen Einverständnis zwischen zwei Frauen, die den gleichen Mann liebten. Audrey zögerte, als Elizabeth davonging. Sie machte den Mund auf, um ihr zu versichern, dass ihre Ehe mit Clarke nicht so sein würde, dass sie nicht verliebt in ihren besten Freund war. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Denn tief im Herzen wusste sie bereits, dass es eine Lüge war..."


Dadurch dass beide Protagonisten als personaler Er-Erzähler abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen, erhalten wir einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt der beiden lebendigen Personen. Audrey ist so liebenswürdig, dass man sie einfach mögen muss und Clarke ist ein klarer Fall von Playboy mit weichem Herz. Zwar kommen auch in der Charakterentwicklung einige Klischees zum Tragen und im letzten Drittel ging mir alles ein bisschen schnell aber dennoch kann die Geschichte durch eine durchaus realistische Liebesgeschichte punkten. Anders als in anderen Büchern des Genres bleibt die Autorin aber bei einer sehr "harmlosen" Beschreibung ihrer Beziehung und konzentriert sich eher auf Gefühle als auf Leidenschaft.


"Brayden war niemals mein Märchenprinz. Das war er von uns allen nicht. Er war die böse Hexe, der Troll, der Wolf im Schafspelz, aber nie der Prinz. Scott ist mein Prinz. Oliver ist Naomis Prinz. Und Clarke ist deiner"; schloss Claire sanft. Audrey wischte sich die Augen ab und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann bekannte sie sich zu der Wahrheit, von der sie schon Gott weiß wie lange davonlief. Sie holte tief Luft: "Ich glaube, ich bin in Clarke verliebt."
Naomi seufzte und nahm sie in die Arme, tätschelte ihren Kopf: "Ach Süße. Natürlich bist du das."


Auch Naomi und Oliver, Claire und Scott und ein paar Nebencharaktere kommen natürlich wieder vor und in einigen kleinen Andeutungen werden den beiden Vorgängergeschichten noch mal ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Insgesamt ist "Marriage on Madison Avenue" also ein sehr schöner Abschluss der Reihe.



Fazit:


Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher. "Marriage on Madison Avenue" ist eine typische Friends-to-Lovers-Geschichte, die mitreißt und der man den Verlauf auch vollkommen abnimmt.

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