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Veröffentlicht am 23.10.2020

Plausch überm Gartenzaun

Die Olive und wir
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Traudi und Hugo Portisch sind in der Toskana unterwegs, als sie ein Streik der Tankwarte dazu zwingt, in Benevento bei Freunden Rast zu machen. Und wie das Leben so spielt kommt es erstens anders und zweitens ...

Traudi und Hugo Portisch sind in der Toskana unterwegs, als sie ein Streik der Tankwarte dazu zwingt, in Benevento bei Freunden Rast zu machen. Und wie das Leben so spielt kommt es erstens anders und zweitens als man denkt, denn aus der fixen Idee, mal eben ein Haus in der Toskana zu kaufen, wird ruckzuck ein handfester Plan und das Ehepaar macht Nägel mit Köpfen.

Aus der Ruine eines alten Bauernhauses wird ihr gemütliches Zuhause, Traudi und Hugo lernen mit den Eigenarten der italienischen Nachbarn umzugehen, die Sprachbarriere wird auch bald umschifft und so entsteht nach und nach der gelebte Traum von Dolce Vita.

Die Episoden werden von Trudi und Hugo wechselseitig erzählt, die Kapitel sind mit toskanischen Sprichwörtern betitelt und mit viel Augenzwinkern und guter Laune formt sich nach und nach das Abbild des Idylls in der Toskana.

Der Einstieg ins Buch ist etwas holprig, man braucht ein wenig, um mit dem Schreib- & Erzählstil warm zu werden, aber dann liest es sich ziemlich locker von der Hand weg. Bei aller Liebenswürdigkeit des Ehepaares Portisch wirken mir manche Szenen einfach zu verklärt und zu romantisiert. Auch fehlen mir Fotos von Land und Leuten, von der Verwandlung der Bauruine zum Traumdomizil und von der zauberhaften Landschaft - dieses Buch wäre doch geradezu prädestiniert für beeindruckende Aufnahmen, die beim Leser Fernweh und Reiselust wecken.

Die Erzählung gleicht eher einem zwanglosen Plausch unter Nachbarn überm Gartenzaun, der mit kleinen Anekdoten gespickt ist. Für einen netten Lesenachmittag gut geeignet, aber nicht ganz das, was ich erwartet habe.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Wahre Geschichte staubtrocken erzählt

Bis wir uns wiedersehen
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Catherine Bailey erzählt mit ihrem Buch "Bis wir uns wiedersehen" die wahre Geschichte der Fey von Hassel und lässt so die Grauen und Schrecken der dunkelsten Zeit Deutschlands wieder auferstehen.

Doch ...

Catherine Bailey erzählt mit ihrem Buch "Bis wir uns wiedersehen" die wahre Geschichte der Fey von Hassel und lässt so die Grauen und Schrecken der dunkelsten Zeit Deutschlands wieder auferstehen.

Doch bei aller Spannung, Dramatik und den menschlichen Tragödien, die sich ereignen, vergisst sie irgendwie den Leser mitzunehmen und ihn an die Seiten zu fesseln. Das Buch ist staubtrocken erzählt und birgt dabei doch so viele aufwühlende Szenen und Ereignisse, die einem normalerweise die Zornesröte ins Gesicht treibt. Die Autorin vermittelt sehr nüchtern und sachlich das Ergebnis ihrer Recherchearbeit und so bleibt die starke Persönlichkeit von Faye und ihre doch bewegende Geschichte eher im Hintergrund.

Manchmal verliert sich die Schreibende in unverhältnismäßig ausgeschmückten Szenen, die den Roman künstlich in die Länge ziehen, dann wiederum setzt sie Erfahrung und Kenntnis von gewissen Ereignissen voraus, ohne darauf vorher näher eingegangen zu sein. Ein gesundes Gleichgewicht hätte dem Ganzen gut getan und für mehr Nachdruck und Beständigkeit gesorgt.

Alles in allem ein Buch, das die Machenschaften des braunen Sumpfes aufdeckt und näher beleuchtet, aber in der Umsetzung nicht ganz das ist, was ich erwarte, wenn ein Roman/eine Erzählung gegen das Vergessen geschrieben wird - somit kann ich nur neutrale 3 Sternchen vergeben.

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Veröffentlicht am 02.10.2020

Kochen ohne Abfall - Geschmackssache

Das Alles-verwenden-Kochbuch
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Andrea Sokol springt mir ihrem neuen Kochbuch auf den gerade fahrenden Trendzug auf, in dem man mit möglichst wenig Abfall kocht und leckere Gerichte zaubert.

In ihrer Einleitung geht sie auch darauf ...

Andrea Sokol springt mir ihrem neuen Kochbuch auf den gerade fahrenden Trendzug auf, in dem man mit möglichst wenig Abfall kocht und leckere Gerichte zaubert.

In ihrer Einleitung geht sie auch darauf ein, warum Zero Waste das Non-Plus-Ultra beim Kochen ist, denn es schont nicht nur Ressourcen sondern es stärkt auch das Immunsystem.

Die Rezepte bieten ein Vielfalt von Leckereien aus der pflanzlichen Küche, sind leicht nachzukochen und auch schmackhaft. Aber ich ertappe mich wirklich immer wieder dabei, dass ich die Stirn kraus ziehe, wenn ich tatsächlich alles an Zutaten verwenden soll, was ich vielleicht vorher als Abfall in den Komposter geworfen hätte.

Optisch sind die Gerichte schon mal echte Hingucker, denn die Fotos im Buch setzen die Kochergebnisse schön in Szene. Die Zubereitung ist recht einfach, denn die Zutatenliste ist übersichtlich gegliedert und einfache, leicht verständliche Texte sind auch für Kochanfänger gut umsetzbar.

Manche Sachen lasse ich mir ja noch gefallen, wenn zum Bespiel aus Grünkohlstrünken eine Suppe gekocht, aus Kohlrabischalen ein Gemüsefond reduziert wird oder Kürbiskerne als Nascherei gelten.

Aber bei einem Tee aus Maishaaren schaue nicht nur ich, sondern auch der Rest der Familie skeptisch aus.

Die Idee, mit den vorhandenen Zutaten aus der Natur wirklich ohne Abfall zu kochen, ist sicherlich gut und wird viele Anhänger finden, aber ich ich für meinen Teil habe beschlossen, dass ich nicht jeden Trend mitmachen muss.

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Nicht "Jedermanns" Sache

Der Tod lebt im Rheingau
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Wolfgang Hillenberger wollte eigentlich einen gemütlichen Nachmittag mit seinem Caféhausbruder Konrad verbringen, doch dieser glänzt durch Abwesenheit. Also begibt sich Hillenberger zum Haus seines Freundes ...

Wolfgang Hillenberger wollte eigentlich einen gemütlichen Nachmittag mit seinem Caféhausbruder Konrad verbringen, doch dieser glänzt durch Abwesenheit. Also begibt sich Hillenberger zum Haus seines Freundes und was er dort entdeckt, verschlägt ihm die Sprache. Er informiert seine Tochter Julia, die kurze Zeit später mit Assistent Vlassi auf der Matte steht. Beide müssen verdauen, was sie sehen und beginnen mit den äußert schleierhaften Ermittlungen...



Mit dem 5. Fall für Julia Hillenberger und ihrem recht philosophisch angehauchten Assistenten Vlassi bindet Autor Lothar Schöne die aktuelle Diskussion um den Vorgang der Kyrostase schön in die Ermittlungen mit ein. Der Weg zum ewigen Leben scheint für manche die einzige Hoffnung zu sein, ihrer momentan noch unheilbaren Krankheit zu entfliehen und all ihre Erwartungen auf die Ergebnisse der medizinischen Forschungen der nächsten Jahrzehnte/Jahrhunderte zu setzen. Ob das ethisch korrekt ist, bleibt hier außer Frage.

Der Fall an und für sich ist gut durchdacht, kann sich einige Seitenhiebe auf die Wiesbadener Stadtpolitik nicht verkneifen und sorgt so für den einen oder anderen Schmunzler. Wer aber nicht unbedingt mit den Regionalnachrichten vertraut ist, wird diese Anspielungen nicht verstehen.

Auch sind hier ganz viele Spitzfindigkeiten und Sticheleien an der Tagesordnung, die wohl dem eigentlich Fall die Schärfe nehmen sollen, aber nicht jeder kann mit Satire und Zweideutigkeiten umgehen, sodass manch spitze Zunge für genervtes Augenrollen sorgt.

Julia und Vlassi sind ein schräges Team, sie schenken sich nichts ,wenn es um schlagfertige Dialoge mit frech-spritzigem Inhalt geht, aber Vlassi mit seiner doch sehr theatralischen Art streift bei mir manchmal hart an die Grenze des Ertragbaren. Das geht definitiv zu Lasten der Spannung, denn man neigt dazu, die Seiten rasch zu überfliegen.

Bis zur Auflösung des Falles ein netter Mix aus lokalpolitischen Ereignissen, halbwegs spannenden Ermittlungen und einer abwechslungsreichen Szenerie.

Der Roman wird sicherlich seine Liebhaber finden - bei mir reicht es leider nur für gute drei Sternchen.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

An den Scheidewegen des Lebens stehen keine Wegweiser (Charlie Chaplin)

Vom Leben reich beschenkt
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Elphie, selbst Psychotherapeutin, sucht eine Kollegin auf, um mit ihr über den Sinn des Lebens und seinen Scheidewegen zu sprechen. Auch über den Freitod ihres Sohnes muss sie reden, um Margareta begreiflich ...

Elphie, selbst Psychotherapeutin, sucht eine Kollegin auf, um mit ihr über den Sinn des Lebens und seinen Scheidewegen zu sprechen. Auch über den Freitod ihres Sohnes muss sie reden, um Margareta begreiflich zu machen, dass sie auch dankbar ist für diesen gravierenden Einschnitt in ihrem Leben. Denn trotz der vielen negativen Erfahrungen im Verlauf der Jahre zieht Elphi eine positive Bilanz und genau die ist es, die auch Margareta zum umdenken bewegt...



"Vom Leben reich beschenkt" ist der autofiktionale Roman von Hildegard Haehn, der mit vielen leisen Tönen den Leser umfängt und ihm so die Möglichkeit gibt, einen ganz intimen Einblick in das Leben von Elphi und ihrer Therapeutin Margarete zu erhalten.

Während Margarete hier eher den zuhörenden Part übernimmt und mehr im Stillen ihre Schlussfolgerungen zieht, erscheint Elphi an manchen Stellen sehr übergriffig und hält seitenlange Monologe, die mir beim Lesen unglaublich viel an Konzentration und Aufmerksamkeit abverlangen.

Elphi erzählt nicht chronologisch, sodass die einschneidenden Erlebnisse in ihrem Leben sehr sprunghaft und auseinandergezerrt von mir wahrgenommen werden.

Elhpi ist allerdings eine unglaubliche Verfechterin von Spiritualität und Esoterik und genau da hakt es bei mir - sie will unbedingt dem Leser ihren Hang zum Mystischen und zur Erleuchtung aufdrücken und das lässt sie in meine Augen sehr penetrant und bestimmend erscheinen. Ihr Schicksal ist hart, aber sie hat gelernt , mit den großen Steinen auf ihrem Weg umzugehen und sich daraus etwas Schönes zu bauen. Aber die Art und Weise ,wie sie das ihrer Therapeutin Margarte darlegt, ist mit einfach too much. Das Ganze wirkt auf mich eher belehrend , anstatt tatsächliche sanfte Denkanstöße zu geben, wie man mit den eigene Schicksalsschlägen besser umgehen und die gegeben Umstände annehmen kann.

Einige Szenen gehen direkt ins Herz, andere wiederum verleiten dazu, einfach quer zu lesen, weil sie sehr ausufernd erzählt werden und mir keine neuen Erkenntnisse vermitteln.

Das Buch wird sicherlich seine Liebhaber finden, für mich aber eher im Mittelbereich angesiedelt

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