tolle Handlung, schwache Charaktere
Chroniken der Dämmerung, Band 1: Moonlight Touch„Moonlight Touch“ ist der erste Teil der Chroniken der Dämmerung von Jennifer Alice Jager und erzählt die Geschichte von Sheera, einer Nachtalbe in einem von Hochalben regierten Land. Als Leser begleitet ...
„Moonlight Touch“ ist der erste Teil der Chroniken der Dämmerung von Jennifer Alice Jager und erzählt die Geschichte von Sheera, einer Nachtalbe in einem von Hochalben regierten Land. Als Leser begleitet man sie auf einige gefährliche Abenteuer, wobei eines sie schließlich ins Königreich Amberan und somit zu den Menschen führt. Dort trifft sie auf deren Kronprinzen Lysander, der ihre Mission im Reich der Menschen komplizierter gestaltet, als sie ursprünglich erwartet hat.
Sheera als Protagonistin konnte mich leider nicht überzeugen. Ich empfand sie als sehr impulsiv und aggressiv; Gewalt scheint für sie die Lösung auf alles zu sein. Zwar beteuert sie mehrmals, dass die Nachtalben keine Ähnlichkeit mit den Monstern haben, für welche die Hochalben sie halten, dennoch bestätigt sie diese Vorurteile des Öfteren. Sie hat ihre Gefühle nicht unter Kontrolle und lässt sich leicht provozieren, wodurch ich viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen konnte. Auch mit dem männlichen Hauptcharakter Lysander wurde ich nicht warm. Er ist meiner Meinung nach sehr naiv und ich habe lange nicht verstanden, inwieweit er für die Handlung relevant ist. Außerdem war für mich die Anziehung zwischen Sheera und Lysander nicht greifbar, weshalb ich ihre kleine Romanze nicht glaubwürdig fand.
Im Gegensatz zu den Hauptcharakteren gefielen mir die Handlung und die Welt, welche die Autorin in „Moonlight Touch“ erschaffen hat, sehr gut. Ich fand es spannend zu erfahren, weshalb die Nachtalben als geächtete Kreaturen gelten und im Königreich Farhir keinerlei Anerkennung erhalten. Der Konflikt zwischen den Menschen und den Alben war ebenfalls interessant und ich fühlte mich trotz meiner Probleme mit Sheera und Lysander durchweg gut unterhalten. Dazu trug auch der Schreibstil Jagers bei, der angenehm und flüssig zu lesen war. Was mir persönlich allerdings nicht gefallen hat, war der Wechsel zwischen der Ich-Perspektive in den Kapiteln aus Sheeras Sicht und der Er/Sie-Perspektive in Lysanders Kapiteln, da es mich gestört hat, mich immer wieder an die jeweiligen Erzählformen gewöhnen zu müssen.
Zusammenfassend erzählt „Moonlight Touch“ meiner Meinung nach eine spannende und unvorhersehbare Geschichte und basiert auf einer gut durchdachten fiktiven Welt. Die Hauptcharaktere hingegen konnten mich nicht überzeugen und auch den Wechsel zwischen der Ich- und der Er/Sie-Perspektive empfand ich beim Lesen als störend. Somit erhält der Auftakt der Chroniken der Dämmerung von mir 3 von 5 Sterne.