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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2020

Wortlos, aber eindringlich

Ausflug zum Mond
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Irgendwann in der Zukunft: Eine Schulklasse macht einen Feldtrip zum Mond mit einem fliegenden Schulbus. Sie marschieren im wahrsten Sinne des Wortes durch eine Mondlandschaft, voraus der Lehrer, der etwas ...

Irgendwann in der Zukunft: Eine Schulklasse macht einen Feldtrip zum Mond mit einem fliegenden Schulbus. Sie marschieren im wahrsten Sinne des Wortes durch eine Mondlandschaft, voraus der Lehrer, der etwas erklärt, hinten dran die Schüler. Nur einer von ihnen bleibt zurück, damit beschäftigt, sich umzusehen und dann an - an eine Düne gelehnt - die wunderschöne blau-grüne Erdkugel zu malen. Irgendwann schläft er ein und als er aufwacht, bemerkt er erschrocken, dass all seine Klassenkameraden und der Lehrer fort sind. Gerade noch erkennt er, dass der Schulbus abgehoben ist und davonfliegt. Verzweifelt er? Weint er? Nein. Der kleine Junge setzt sich hin und malt wieder und plötzlich ... ist er nicht mehr allein.

Ich habe ja schon einige süße Kinderbücher gesehen, aber das hier darf sich in die Top-5 einreihen, denn es ist auch noch außergewöhnlich. Die ganze Geschichte wird ohne Worte, nur anhand der Zeichnungen, erzählt. Dabei fängt die Handlung sogar schon auf dem Cover an, beim Einsteigen in den Shuttle-Bus zum Mond. Es enthält Messages, ohne dass ein Zeigefinger erhoben wird und das Ganze wird so kindgerecht rübergebracht, dass es zum Niederknien ist. Dieses Buch ist nicht nur ein Bilderbuch, sondern wahrhaftig auch ein Lehrbuch in Sachen Träumen, Fremdheit, Freundschaft, Akzeptanz. Ganz großes Kino auch für die ganz Kleinen.

Veröffentlicht am 14.10.2020

Klare Himmel, Kinder!

Ember Drachentochter
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Vor zwölf Jahren hat der Magier und Sturmfänger Lionel ein Drachenbaby gerettet und weil Drachen in seiner Welt jagt und getötet werden, hat er sie verzaubert, sodass sie wie ein Mensch aussieht. Jetzt ...

Vor zwölf Jahren hat der Magier und Sturmfänger Lionel ein Drachenbaby gerettet und weil Drachen in seiner Welt jagt und getötet werden, hat er sie verzaubert, sodass sie wie ein Mensch aussieht. Jetzt hat Ember, wie er seine Adoptivtochter genannt hat, das Problem, dass sie sich im Sommer regelmäßig entzündet und etwas abfackelt. Daher gibt er sie in die Obhut seiner Schwester, die eine Forschungsstation in der Antarctika leitet. Doch auch dort bemerkt Ember, dass sich Menschen auf die Jagd nach Drachen machen: der arrogante Prinz Gideon, der hinterhältige Lord Norfall und noch mehr Jäger. Sie beschließt, etwas dagegen zu unternehmen und lernt dabei nicht nur ihre eigenen Fähigkeiten, sondern auch die Freundschaft zu zwei weiteren außergewöhnlichen Kindern kennen.

Das ist echt ein tolles Kinderbuch mit mehr als nur einer anständigen Message. Man lernt hier Jungs und Mädchen kennen, die nicht auserwählt sind, die auch Selbstzweifel haben, denen auch nicht immer alles gelingt, aber die trotzdem nicht aufgeben und weitermachen und vor allem versuchen, das Richtige zu tun. Es geht um Fragen der Ethik, und obwohl viele Drachen und andere Wesen auftauchen, ganz stark um Fragen der Menschlichkeit und Freundschaft. Mir gefiel, dass diejenigen, die auf der richtigen Seite standen, nicht automatisch auch nur sympathisch waren, oder dass der ausgewiesene Antagonist nicht nur böse um des böse seins ist. Er kann genauso gut charmant sein oder gut aussehend oder auch ein freundliches Lächeln haben. Und dadurch bekommen gerade Kinder sehr schnell mit, dass die wahren Monster nicht unbedingt auch wie Monster aussehen müssen. Hier gibt es alles: Abenteuer, Spannung, wichtige Dinge zum Mitnehmen.

Veröffentlicht am 03.10.2020

Wichtelhass

Artemis Fowl - Die Rache (Ein Artemis-Fowl-Roman 4)
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Opal Koboi ist nach der Sache mit den Kobolden im Sicherheitstrakt eingesperrt. Allerdings wird sie nicht mehr sehr stark bewacht, schließlich liegt sie im Koma. Was allerdings keiner weiß: Dieses Koma ...

Opal Koboi ist nach der Sache mit den Kobolden im Sicherheitstrakt eingesperrt. Allerdings wird sie nicht mehr sehr stark bewacht, schließlich liegt sie im Koma. Was allerdings keiner weiß: Dieses Koma hat sie nicht nur selbst herbeigeführt, sondern sich auch auf alle Eventualitäten vorbereitet. Opal will nur eines: sich an denjenigen rächen, die für ihr Scheitern beim Koboldaufstand verantwortlich waren. Und dazu gehören Holly Short, Commander Root und ... Artemis Fowl, das junge, kriminelle Genie. Dieser weiß im Moment natürlich nichts von den Unterirdischen, ist doch sein Gedächtnis gelöscht. Doch schon bald wird es aktiviert werden müssen, denn ohne seinen Genius sieht es alt aus für Holly und Co.

Für mich persönlich war diese Folge die bisher beste. Was hier an Tricks, Gegentricks, Intrigen, Gegenintrigen und Wendungen ausgepackt wurde, war schon ganz großes Kino. Wunderbar wieder der Auftritt von Mulch Diggums, ohne den Erdland ja schon lange verloren wäre, und ich habe bis zum Schluss gehofft, dass einer gewissen Person nicht wirklich zugestoßen ist, was ihr eben - ja - zugestoßen ist. Wie üblich hat der Sprecher brilliert und Spaß gehabt, den er auch uns zukommen ließ. Eine tolle Geschichte, und ich bin sicher, wir werden trotzdem nicht zum letzten Mal von Opal Koboi gehört haben. Jedes Genie auf der guten Seite braucht schließlich einen genialen Gegenspieler, sonst könnte man das Ganze gar nicht so schätzen.

Veröffentlicht am 28.09.2020

Achtung, Blutgruppenlollis!

Memento Monstrum (Bd. 1)
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Hilfe! Wem glauben wir jetzt? Dem Vampirjäger van Helsing, der uns eindringlich vor diesem Buch warnt - oder geben wir Vlad Dracula doch eine Chance, etwas über sich selbst zu erzählen? Wer da noch überlegen ...

Hilfe! Wem glauben wir jetzt? Dem Vampirjäger van Helsing, der uns eindringlich vor diesem Buch warnt - oder geben wir Vlad Dracula doch eine Chance, etwas über sich selbst zu erzählen? Wer da noch überlegen muss, der kann sich jetzt verziehen. Alle anderen - kommt näher, setzt euch zu mir und sperrt eure Lauscher auf!

Stellt euch vor, ihr seid ein fast 600 Jahre alter Vampir und erlebt das Schlimmste, was es in der Welt gibt. Was? Ihr denkt an Vampirjäger? Dann denkt noch mal nach! Das Schlimmste, was einem so alten Vampir passieren kann - sind seine Enkelkinder. Und davon hat Vlad gleich mal drei. Und diese drei sind zwischen Kleinkindalter und Pubertät und jetzt wird euch wirklich klar, WIE schlimm es den armen Kerl getroffen hat, oder? Was soll er machen? (Außer Blutgruppenlollis zu verteilen, meine ich?) Wie ein echter, vernünftiger Opa erzählt Vlad Geschichten - nur dass seine eben alle wahr sind! Wir erfahren also von seinen verrückten Abenteuern mit dem ... sorry ... der Yeti, dem Fischmonster, der Mumie und dem unsichtbaren Mann und sogar mit einem Werwolf.

Als wäre es nicht genug, dass all diese wahren Ereignisse von dem Zeitzeugen selbst berichtet werden, ist das Buch selbst mega, mega, mega schön gestaltet, ein wahres Schmuckstück im Regal. Die Illustrationen wurden liebevoll und passend angefertigt, die Geschichten in der Geschichte optisch abgehoben und in den Abenteuern von Vlad kann man selbst noch so einiges Wissenswertes entdecken und Messages mitnehmen, ohne dass der berüchtigte Zeigefinger erhoben wird. So verlieben sich Wesen fremder Rassen, beweist sich das Monster wieder und wieder menschlicher als die Menschen selbst, wird Freundschaft großgeschrieben und vermittelt.

Das Buch lässt sich prima vorlesen und anschauen und ich würde jetzt auf der Stelle einen weiteren Band mit Vlads Erlebnissen in den Händen halten.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Der winselnde Hund

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen ...

Seit die Dunkel- und Lichtelben ihre Heimat verlassen und in die Menschenwelt kommen mussten, gelten sie als Personen zweiter Klasse - wenn überhaupt. Während sich die Lichtelben mit ihren menschlichen Unterdrückern arrangieren und ihnen sogar helfen, haben die Dunkelelben überhaupt keine Chance, ein normales Leben zu führen. Ihnen werden nur niedere Arbeiten übertragen, sie bekommen einen Chip implantiert und sobald ihr Stresslevel ("Aggressionslevel") einen bestimmten Punkt überschreitet, sterben sie, ausgelöst durch ein Gift, das der Chip in ihnen freigibt.

In dieser Welt wächst Luz frei und unbeschwert als Tochter des Mannes auf, der für die Elbenregulierung zuständig ist. Hinter seinem Rücken hat sie ein Date mit einem Halbelben, und als sie einen Poetry Slam besuchen, lernt sie nicht nur den Aufrührer Darel kennen, sondern auch die dreckige, verborgene Seite ihrer Stadt, ihres Vaters und ihrer Regierung kennen. Plötzlich ist sie auf der Flucht und alles, was sie zu wissen glaubte, wurde auf den Kopf gestellt.

Was für eine mega Idee! Wenn man an Elben denkt, hat man doch automatisch so einen spitzohrigen Legolastypen vor Augen, der leichtfüßig mit Pfeil und Bogen durch die Gegend schreitet und gelegentlich die (mittelalterliche) Welt rettet. So was findet man hier nicht. Das Ganze spielt in der nahen Zukunft, und alle rassistischen Dinge, die man heute tagtäglich miterlebt, richten sich hier gegen die Dunkelelben. Doch nicht nur das, hier gibt es kein Schwarz-Weiß-Malen, es geht hier eigentlich nicht Gut gegen Böse, sondern jeder verfolgt hier seine eigene Agenda. Für ein Jugendbuch geht es recht düster und rasant zur Sache und obwohl eine Dreiecksbeziehung angedeutet wird, hält die sich glücklicherweise dezent zurück. Ich kann einen der Protagonisten absolut nicht ausstehen, aber das ändert nichts daran, dass dieser in sich stimmig ist und es Spaß macht, ihn zu hassen. Man bekommt Wendungen und Intrigen vorgesetzt und ist immer wieder empört über das Verhalten so mancher, die die Lage der Unterdrückten auch noch gnadenlos ausnutzten.

Was soll ich sagen? Her mit dem zweiten Teil!