Profilbild von HappyEndBuecherdeNicole

HappyEndBuecherdeNicole

Lesejury Star
offline

HappyEndBuecherdeNicole ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit HappyEndBuecherdeNicole über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2020

Süffiger, kurzweiliger und unterhaltsamer Abschlussband der wunderbaren Familiensaga

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
0

Frankreich, 1936:

Viktoria Rheinberger, die quirlige, clevere Tochter des Ehepaars Victor und Judith, die dort eine angenehme Lehrzeit begeht, weiß, dass die Tage des unbeschwerten Glücks nun gezählt ...

Frankreich, 1936:

Viktoria Rheinberger, die quirlige, clevere Tochter des Ehepaars Victor und Judith, die dort eine angenehme Lehrzeit begeht, weiß, dass die Tage des unbeschwerten Glücks nun gezählt sind. Denn ihr Vater ist überraschend nach kurzer schwerer Krankheit verstorben und ihre Mutter benötigt sie dringend vor Ort in Stuttgart.

Schweren Herzens kehrt Viktoria zurück, aber der Abschiedsschmerz hält nicht lange an, da die Schokoladenmanufaktur in großer Gefahr ist. Ein übereifriger, gieriger NS Gebietsleiter, dem berufstätige, erfolgreiche Geschäftsfrauen von jeher ein Dorn im Auge sind, drängt Judith zum Verkauf der Firma. Sollte sie sich gegen das großzügige finanzielle Angebot eines anderen Schokoladenherstellers stellen, würde er sogar eine Enteignung erwägen. Die Zeit arbeitet gegen Judith und Viktoria. Doch die Witwe ist nicht hilflos. Ihre Familie steht ihr nämlich mit Rat und Tat zur Seite.

Und dann ist da auch noch der attraktive, amerikanische Süßwarenhersteller Andrew Miller, der sie eines Tages in ihrem Büro aufsucht. Eigentlich lediglich mit der Bitte um Stundung seiner Schulden, doch im Gegensatz zu Judith, sieht Viktoria sogleich eine Chance darin, das Lebenswerk ihrer Familie doch noch retten zu können. Viktoria soll mit Andrew in die USA reisen um dort, vor Ort, Einsicht in die Firmenbücher zu erhalten und prüfen, ob es sich lohnen würde, mit einzusteigen.
Andrew beteuert dass die Firma lediglich durch Sabotage in eine finanzielle Schieflage geraten ist und Viktoria, deren Herz in Andrews Nähe schneller schlägt, möchte ihm nur zu gerne glauben. Daher will sie ihm helfen, den Schuldigen zu finden…

Mit einem lachenden und weinenden Auge nahm ich kürzlich den dritten und leider letzten Band der „Schokovilla-Familiensaga“ in die Hand, denn ich habe die Familie Rothmann/Rheinberger sehr in mein Leserherz geschlossen und finde es sehr traurig, dass die Geschichte nun auserzählt ist. Aber zumindest ein Fünkchen Hoffnung bleibt, dass es vielleicht irgendwann einmal weitere Bücher über Nachfahren geben könnte.
„Zeit des Schicksals“, spielt in einer Epoche des politischen Umbruchs und natürlich ist es auch eine schwere Zeit für die Romanfiguren. Ich fand die Idee der Autorin, einen Teil der Handlung nach Amerika zu verlegen, erfrischend. So setzt sie neue Impulse, die der Buchreihe gut tun. Mit Viktoria steht erneut eine sehr starke, charismatische Romanheldin im Mittelpunkt der Geschichte, die genau weiß was sie will und dazu das besondere Händchen zum Kreieren raffinierter Schokoladen und Süßwaren mit in die Wiege gelegt bekommen hat. (Man sollte diesen Roman übrigens nur lesen, wenn man Naschereien zur Hand hat, denn die Kreationen und die bildhaften Beschreibungen lassen einem das Wasser im Munde zerlaufen. ) Die Autorin hat Viktoria, mit Andrew Miller, einen ebenfalls sympathischen jungen Mann zur Seite gestellt den ich sehr mochte. Andrew ist eine Seele von Mensch, sozusagen, aber leider auch manches Mal ein wenig zu gutgläubig.
Aber auch die übrigen Familienmitglieder und deren Werdegang, werden nicht von Maria Nikolai vernachlässigt und sorgen für einige spannende Momente.

Der Roman spielt zur einen Hälfte in Stuttgart und beleuchtet das Familienleben der Rothmanns/Rheinberger nebst Freunden und zum anderen in den USA. Ich fand, dass sowohl Judiths Kampf ums Überleben der Firma, als auch die Suche nach einem Saboteur in Andrews amerikanischem Unternehmen spannend und kurzweilig erzählt wurden und habe auch den letzten Band der Familiensaga wieder praktisch in einem Rutsch gelesen. Zwar lässt die Autorin ein Stück weit politisches Zeitgeschehen miteinfließen (etwa schauen die Leser den Romanfiguren über die Schulter, während sie die Olympischen Spiele verfolgen oder vor Hitlers Anhängern flüchten müssen) , doch stehen die privaten Erlebnisse der Rothmanns/Rheinbergers stets im Fokus.
Ich fand, dass der Abschlussband der Familiensaga den Vorgängerbänden in nichts nachsteht und vergebe gerne die volle Punktzahl dafür.

Kurz gefasst: Süffiger, kurzweiliger und unterhaltsamer Abschlussband der wunderbaren Familiensaga.


1. Teil: Die Schokoladenvilla
2. Teil: Goldene Jahre
3. Teil: Zeit des Schicksals

Plus die Vorgeschichte zu Zeit des Schicksals, als E-Book Novelle erschienen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2020

Mit „Der Eisenbahnmörder“, beendet David Morrell seine hervorragende Histo-Krimi Reihe um den, auf detektivischen Pfaden wandelnden Opiumesser Thomas de Quincey. Absolute Leseempfehlung!

Der Eisenbahnmörder
0

London, 1855:

Kurz nachdem der Rechtsanwalt Daniel Harcourt wichtige Dokumente überreicht bekommen hatte, machte er sich schleunigst auf den Weg zum Bahnhof, um die Eisenbahn noch zu erwischen, was ihm ...

London, 1855:

Kurz nachdem der Rechtsanwalt Daniel Harcourt wichtige Dokumente überreicht bekommen hatte, machte er sich schleunigst auf den Weg zum Bahnhof, um die Eisenbahn noch zu erwischen, was ihm in letzter Minute gelang. Doch er sollte sein Ziel nicht lebend erreichen. Jemand lauerte ihm auf und brachte ihn um. Seinen verzweifelten Todeskampf bekamen ausgerechnet Thomas de Quincey und seine Tochter Emily mit, die sich im Nachbarabteil aufhielten. Doch nachdem der Schaffner das Abteil geöffnet hatte, mussten sie zu ihrem Erstaunen feststellen, dass das Abteil leer war. Zwar fanden sich durchaus Zeichen eines Todeskampfes und Blut, doch keine Leiche. Der geistesgegenwärtige und kluge Thomas de Quincey, konnte jedoch gleich erahnen, was mit der Leiche geschehen war und so suchte er mit seiner Tochter die Eisenbahngleise ab, bis diese in einen Tunnel führten, wo die beiden dann schließlich fündig wurden.

Doch warum nur hatte jemand ein Interesse daran, Daniel Harcourt zu ermorden? An einen Raubüberfall glaubt Thomas weniger, denn die herbeigerufene Polizei findet die kostbare goldene Taschenuhr des Toten, die ein Dieb sicherlich nicht zurückgelassen hätte.
Der Mord an dem Rechtsanwalt erschüttert ganz England und schürt die Unsicherheit unter den Bahnreisenden. Diejenigen, die von der neuen Erfindung sowieso nicht erbaut waren, fühlen sich plötzlich bestätigt in ihrer Meinung, besonders als auch noch Anschläge auf die Eisenbahn verübt werden und weitere Menschenopfer zu beklagen sind, bzw. weitere Menschen ermordet werden.
Lord Palmerston ist überaus bestürzt, als er von dem Tod des Anwalts erfährt, aber auch die Anschläge auf die Bahn machen ihm Sorgen. Sind sie gar politisch motiviert?

Die historische Romanreihe um den „Opiumesser“ Thomas de Quincey, geht mit „Der Eisenbahnmörder“, nicht nur in die dritte, sondern auch in die entscheidende letzte Runde. Der Autor der Trilogie, David Morrell, der u.a. auch die erfolgreichen „John Rambo“ Romane schrieb, die später mit Sylvester Stallone verfilmt wurden, setzt seinen opiumsüchtigen Romanhelden Thomas, dessen Tochter Emily und die befreundeten Polizisten von Scotland Yard, erneut auf einen äußerst spannenden und kniffligen Kriminalfall an, dazu schafft er für seine Leser wie immer die perfekte historische Kulisse, in die diese für ein paar Lesestunden abtauchen können.
Im Fokus steht diesmal die Eisenbahn und man erfährt nebenbei viel Wissenswertes über die Anfänge des damals noch so neuen Fortbewegungsmittels und welche Veränderungen es für die Menschen bereithielt. Aber natürlich auch, wie die Menschen jener Zeit darüber dachten, was ich spannend und informativ vermittelt empfand. Ich hätte beispielsweise nie geahnt, dass die Zugabteile damals noch vor der Abfahrt abgeschlossen wurden (die Fahrgäste also, praktisch gesehen, eingesperrt wurden) oder es gar einen Bremser gab, der einen anstrengenden und gesundheitlich sehr belastenden Beruf hatte.
Reichlich politisches Zeitgeschehen lässt David Morrell zudem einfließen in seine Romantrilogie; in diesem Fall aus der Sicht Lord Palmerstons geschildert, der Thomas und seine Tochter nicht nur beherbergt und recht ambivalente Gefühle für den Opiumsüchtigen und Emily hegt, sondern sie auch bei guter Laune zu halten hat, da die Queen und ihr Gatte die detektivischen Fähigkeiten de Quinceys über alle Maßen zu schätzen wissen.
Und auch diesmal soll Thomas Licht ins Dunkel bringen.

Besonders gefallen hat es mir jedoch, dass man nicht nur einen weiteren rätselhaften Kriminalfall geboten bekommt, sondern endlich auch mehr über Thomas Vergangenheit erfährt, denn in diesem Roman tritt eine für ihn wichtige Person aus vergangener Zeit in sein Leben. Und so kann man sich als Leser schließlich doch noch ein wenig besser hineindenken in den kompliziert gestrickten Opiumesser und nachvollziehen, wieso er überhaupt zu einem Drogenabhängigen wurde. Obwohl ich Thomas de Quinceys klugen, oftmals auch philosophisch angehauchten Bemerkungen, nebst seiner Beharrlichkeit was das Aufklären von Kriminalfällen angeht, sehr schätzen gelernt habe im Verlauf der Buchreihe, erhoffte sich mein romantisches Herz, dass auch Emily im letzten Band ihr Glück finden würde. Ob es so kommt, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, doch ich hätte mir gewünscht, dass Emily noch ein wenig mehr gemeinsame Dialoge mit gewissen Personen auf den Leib geschrieben bekommen hätte, als es letztendlich der Fall war.

Dieser kleine Wermutstropfen war jedoch leicht zu verschmerzen, denn mit „Der Eisenbahnmörder“, hat David Morrell hier erneut einen großartigen, süffigen, unterhaltsamen historischen Kriminalroman abgeliefert, der mühelos aus der breiten Masse an Romanen dieses Genres hervorsticht. Wer beispielsweise die wunderbare historische Krimireihe von Ariana Franklin (alias Diana Norman) um die Totenleserin Adelia zu schätzen wusste, sollte auch David Morrells „Thomas de Quincey“ Reihe unbedingt ausprobieren. Es lohnt sich!

Kurz gefasst: Mit „Der Eisenbahnmörder“, beendet David Morrell seine hervorragende Histo-Krimi Reihe um den, auf detektivischen Pfaden wandelnden Opiumesser Thomas de Quincey. Absolute Leseempfehlung!


Thomas de Quincey Reihe:

1. Teil: Der Opiummörder
2. Teil: Der Mörder der Queen
3. Teil: Der Eisenbahnmörder

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2020

Lady Christabel & Maud helfen einer Dame in Nöten- Unterhaltsamer zweiter Teil der Histo-Cosy-Krimi Reihe, der mir wieder viel Lesespaß bereitet hat

Lügen einer Lady
0

London 1912:

Nachdem sich Lady Christabel Mowgray und deren Zofe Maud bereits einmal erfolgreich als detektivische Spürnasen betätigt haben, ist für eine Weile Ruhe eingekehrt im Hause der Familie. Doch ...

London 1912:

Nachdem sich Lady Christabel Mowgray und deren Zofe Maud bereits einmal erfolgreich als detektivische Spürnasen betätigt haben, ist für eine Weile Ruhe eingekehrt im Hause der Familie. Doch dann tritt Lady Christabels exzentrische Tante Lavinia an sie heran, mit der Bitte, ihrer Freundin in Nöten; Lady Althea Haddington zu helfen, die sich in einer äußerst prekären Notlage befindet. Althea ließ sich kürzlich auf ein Tete a tete mit einem attraktiven Hausdiener ein, als sie bei Freunden weilte, um sich von den Kapriolen ihres untreuen Gatten und dem darauf folgenden Klatsch der Gesellschaft zu erholen. Und der Hausdiener machte ihr, in ihren Räumlichkeiten, nicht nur schöne Augen sondern auch lange Finger.

Plötzlich fehlte eine kostbare Kette, die zum Familienschmuck der Haddingtons gehörte. Der diebische Diener erbot sich, ihr die Kette zurückzugeben im Austausch gegen Bares. Doch Lady Althea verfügte leider nicht über ausreichend finanzielle Mittel, die sie unbemerkt vor den Augen ihrer Familie, flüssig machen konnte und so hofft sie nun, dass Lady Christabel und Maud ihr helfen können, das Schmuckstück zurückzubekommen.

Lady Christabel freut sich sehr über ihre neue Aufgabe, doch Maud sieht ihrem neuen „Fall“ mit eher gemischten Gefühlen entgegen. Zumal ihr sogleich klar ist, dass ihnen nichts anderes übrig bleiben wird, den Schmuck zurück zu stehlen. Nicht auszudenken, wenn sie dabei in flagranti erwischt würden!

Doch Christabel ist ihren Einwänden gegenüber immun und als getreue Zofe bleibt Maud also nichts anderes übrig, als ihre Herrin zum Anwesen der Comerfords, Blackwell Castle, zu begleiten. Eine seltsame Stimmung herrscht nicht nur „downstairs“ sondern auch „upstairs“ vor. Christabel weiß nicht so recht, was sie von den einzelnen Mitgliedern der Comerfords halten soll, die ein großes Faible für die Jagd und Wetten zu haben scheinen und ihre Bediensteten ziemlich herablassend behandeln.

Währenddessen streckt Maud „downstairs“ ihre detektivischen Fühler aus und reagiert äußerst überrascht, als sie Lady Altheas angeblich diebischen Diener kennenlernt. Denn der ist völlig anders gestrickt, als sie vermutet hätte. Allerdings scheint er ein Geheimnis zu verbergen, dass sie ihm zu gerne entlocken würde. Doch dann geschieht im Haus der Comerfords ein Mord und ausgerechnet Maud gilt als Hauptverdächtige. Kann Christabel ihre getreue Zofe vor dem drohenden Strick retten?

Nachdem ich, vor einigen Wochen, eher zufällig „Tod eines Lords“ von C.L. Potter aufmerksam wurde und zunächst vom stimmungsvollen Romanlayout verlockt wurde, dass mich sogleich in eine hoffnungsfrohe „Downton Abbey Stimmung“ versetzen konnte, freute ich mich sehr darüber, dass die Autorin dieses besondere Flair auch in ihrem ersten Teil der auf drei Bände angelegten Cosy-Krimi Reihe, verströmen konnte. Ich war nicht nur sehr angetan vom sehr guten, zeitgemäßen Schreibstil, den die Autorin dabei an den Tag legte, sondern auch von dem ausgeklügelten Kriminalfall, der den Leser erwartete.

Zudem fand ich die Idee, eine Adlige, die allem Modernen sehr aufgeschlossen gegenübersteht; denn die Zeit des Wandels hatte seinerzeit ja bereits begonnen, zusammen mit ihrer Zofe Kriminalfälle aufklären zu lassen, erfrischend anders
.
Das funktioniert halt besonders gut, weil Christabel und Maud Figuren mit Ecken und Kanten sind. Beide haben ihre Schwächen und Geheimnisse, doch zusammen sind sie ein unschlagbares Team und ich mag ihre gemeinsamen Interaktionen sehr, die zum Teil mit trockenem Humor gewürzt sind.
Ihr zweiter Fall scheint zunächst etwas harmloserer Natur zu sein, doch ab dem Moment, als ein Mord auf Blackwell Castle geschieht, zieht die Autorin an der Spannungsschraube.
Besonders interessant fand ich die Entwicklung der Geschichte, weil Maud selbst in den Fokus der Verdächtigen gerät.

Zugegeben, ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass das Showdown gegen Ende des Romans, also die Überführung des Täters, noch ein wenig länger ausgefallen wäre um die Spannung noch ein Tickchen zu halten, aber abgesehen davon, gibt es nichts zu meckern. Der zweite Band um Lady Christabel und Maud hat mir sogar noch besser gefallen, als der Vorgängerband und ich bin schon sehr gespannt auf den schon bald erscheinenden dritten Teil der Reihe in dem, dann vielleicht, auch Mauds Geheimnisse gelüftet werden.

Eines noch. Ich fände es, ehrlich gesagt, sehr schade, wenn nach dem dritten Teil tatsächlich „Schluss“ wäre, denn ich finde, diese Histo-Cosy-Krimireihe hat noch reichlich Potential. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn die Autorin diese Entscheidung nochmals überdenken würde.

Kurz gefasst: Lady Christabel & Maud helfen einer Dame in Nöten- Unterhaltsamer zweiter Teil der Histo-Cosy-Krimi Reihe, der mir wieder viel Lesespaß bereitet hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2020

Laetitias neuer Fall verlangt der Pfarrerswitwe und Hobbydetektivin alles ab. Unbedingt lesen! Eine rundum gelungene Cosy-Histo-Crime-Reihe.

Die Schatten von Freshley Wood
0

England im Jahre 1851:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat, seit ihrem ersten Fall, in dem sie sich in detektivischer Hinsicht erfolgreich betätigen konnte, sprichwörtliches Blut geleckt und ist sofort ...

England im Jahre 1851:

Die Pfarrerswitwe Laetitia Rodd, hat, seit ihrem ersten Fall, in dem sie sich in detektivischer Hinsicht erfolgreich betätigen konnte, sprichwörtliches Blut geleckt und ist sofort Feuer und Flamme, als ihr Bruder, ein gewitzter und findiger Rechtsanwalt, sie darum bittet für einen todkranken Mandanten, eine wichtige Person aufzuspüren. Denn Joshua Welland, einst ein cleverer aber bettelarmer Oxford-Student, hatte sich mit seinem älteren Bruder Jacob, nachdem dieser die Frau die Joshua liebte heiratete, überworfen und den gemeinsamen Kontakt abgebrochen. Die abwegigsten Gerüchte sind über den jungen Mann im Umlauf. So soll er sich in den Wäldern herumtreiben und sich versteckt halten, weil er glaubt, jemand trachte ihm nach dem Leben.

Laetitia, die einen großzügigen finanziellen Vorschuss erhalten hat, macht sich sogleich auf den Weg, denn sie fürchtet, dass Joshuas Bruder nicht mehr viel Zeit bleiben wird. Doch ihre Ermittlungen gestalten sich schwierig. Joshua bleibt zunächst unauffindbar. Einziger Lichtblick, Laetitia kommt, während sie nach dem ehemaligen Studenten sucht, bei Freunden unter. Schnell stellt sie jedoch fest, dass das Pfarrerehepaar, das sie einst verkuppelte, keinesfalls so glücklich ist, wie es den Anschein hat. Der fromme Pfarrer übertreibt es ein wenig mit seiner Passion und bevor Laetitia ihm die Leviten lesen kann, wird er ermordet aufgefunden. Ausgerechnet dessen Witwe, Laetitias Freundin und ein Pfarrersanwärter, geraten ins Visier der Ermittler und schon bald sieht es so aus, als würde ihnen beiden die Todesstrafe drohen. Kann Laetitia das verhindern und den wahren Schuldigen finden? Aber vor allem, wird sie den todkranken Bruder von Joshua Welland doch noch aufspüren können? Als Laetitia gerade etwas Licht ins Dunkel gebracht hat, geschieht ein weiterer Mord…

Nachdem ich vergangenes Jahr eher zufällig auf den ersten Teil der Histo-Krimi Reihe von Kate Saunders, „Das Geheimnis von Wishtide Manor“, stieß, der mir außerordentlich gut gefallen hatte, freute ich mich sehr, als ich sah, dass der Verlag für Juli einen zweiten Teil ankündigte. Natürlich war es für mich sonnenklar, dass ich diesen zweiten Teil unbedingt lesen wollte.
Auch „Die Schatten von Freshley Wood“, besticht mit einem ansprechenden Romancover, das sehr atmosphärisch wirkt- genauso atmosphärisch ist die Zeitepoche eingefangen worden, in der die Geschichte spielt. Dazu hat die Autorin einfach einen wunderbaren Schreib/Erzählstil, flicht, mühelos wirkend, das nötige historische Kolorit ein, erwähnt beispielsweise Liedgut der damaligen Zeit, Benimmregeln etc. so dass man sich direkt ins Jahr 1851 hineinkatapultiert fühlt beim Lesen. Der Roman wird erneut, aus Laetitias Sicht erzählt, also in der „Ich-Form“. Zugegeben, es mag einige Leser geben, die diese besondere Form des Erzählens nicht mögen, doch ich finde sie, gerade hier, sehr passend. Man bekommt viele Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Romanheldin geboten und weil Laetitia eine so interessante und amüsante Akteurin ist und was noch wichtiger ist, einen bestechenden trockenen Humor an den Tag legt, mag man den Roman kaum zur Seite legen.

Der Kriminalfall entwickelt sich gemächlich. Zunächst geschehen mehrere Dinge, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenzuhängen scheinen, so dass ein ungeduldiger Leser womöglich versucht sein sollte, neugierig auf den letzten Seiten des Romans zu linsen. Das sollte man aber tunlichst unterlassen! Die Autorin hat sich nämlich eine wahnsinnig unfangreiche Story ausgedacht, die man sich in den kühnsten Träumen nicht hätte denken können und es wäre doch schade darum, wenn man sich, viel zu früh, um das Vergnügen bringen würde, die von Kate Saunders am Ende des Romans so kunstvoll verknüpften Handlungsfäden, vorab ergründen zu wollen.
Es lohnt sich wirklich, abzuwarten und ein Teechen zu trinken, vertraut mir!
Wer soviel Freude daran hat wie ich, einen Histo-Krimi zu lesen, der auch sprachlich viel historisches Flair verströmt und der auch leise Cosy-Krimis zu schätzen weiß, sollte dieser Reihe unbedingt eine Chance geben. Ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Bände folgen werden und spreche auch für den zweiten Teil der Serie eine absolute Leseempfehlung aus.

Kurz gefasst: Laetitias neuer Fall verlangt der Pfarrerswitwe und Hobbydetektivin alles ab. Unbedingt lesen! Eine rundum gelungene Cosy-Histo-Crime-Reihe.

Laetitia Rodd Reihe:

1. Teil: Das Geheimnis von Wishtide Manor
2. Teil: Die Schatten von Freshley Wood

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2020

Willow und Tom- Ein einfach nur wunderbarer, sehr berührender Roman, der unter die Haut geht.

Veranda zum Meer
0

Willow Longville lebt mit ihrer demenzkranken Mutter Lynnie, im beschaulichen englischen Örtchen Budbury. Sie liebt ihren Heimatort, aber vor allem, die liebenswürdigen Nachbarn und Freunde, die ihr auch ...

Willow Longville lebt mit ihrer demenzkranken Mutter Lynnie, im beschaulichen englischen Örtchen Budbury. Sie liebt ihren Heimatort, aber vor allem, die liebenswürdigen Nachbarn und Freunde, die ihr auch in schwierigen Zeiten stets helfend unter die Arme greifen. Obwohl Willow als quirliges, humorvolles Mädchen bekannt ist, verlangt ihr die Sorge um Lynnie einiges ab. Doch Willow und ihre Mutter haben es gelernt, von Tag zu Tag zu leben. Denn manchmal ist Lynnie auch ganz die alte und an Tagen, wenn es ihr schlecht geht, nimmt sie ihr Notizblock in die Hand, in dem sämtliche Lebensverbindungen aufgeschrieben stehen und versucht, ihre verwirrten Gedankengänge wieder auf Spur zu bringen, was sogar ab und an gelingt. Dennoch wäre Willow insgeheim froh über die Unterstützung ihrer Geschwister. Doch diese leben weit verstreut, teils in anderen Ländern und sie zögert, diese zu informieren. Denn sie will ihnen nicht auch die Freiheit nehmen. Zudem fürchtet sie, dass ihre Geschwister womöglich unangemessen auf den Gesundheitszustand ihrer Mutter reagieren könnten.

Als das Haus auf dem Hügel, ein gruseliges altes, leer stehendes Herrenhaus, das einst als Kinderheim betrieben wurde, von einem jungen Mann gekauft wird, der das Gebäude renovieren möchte, ahnt Willow noch nicht, dass es sich hier keinesfalls um einen Fremden handelt. Einst war Tom ein Bewohner des Hauses und hatte das Pech, der kleinen Willow zu begegnen, die dachte, sie habe einen ruhelosen Geist vor sich und ihm schreiend die Tür vor der Nase zuschlug.
Mittlerweile ist Tom zu einem attraktiven Mann herangewachsen und als Willow, die eine Reinigungsfirma hat und im Haus putzen soll, auf ihn trifft, stimmt sogleich die Chemie zwischen ihnen. Tom ist zwar ein hochintelligenter Nerd, doch er hat Humor und liebt die gleichen TV Serien wie Willow. Doch Willow traut sich nicht, von einer möglichen Liebesbeziehung zu träumen. Denn ihre Mutter hat Vorrang…

Vor einiger Zeit las ist die ersten beiden Teile der „Comfort Food Cafe“ Reihe, „Weihnachten mit dir“ und „Frühstück mit Meerblick“, die mich ziemlich begeistert haben. Zwar handelt es sich hier um leichte Unterhaltungslektüre, die Wohlfühlatmosphäre verströmen soll, doch ist es Debbie Johnson zu meiner großen Freude dennoch gelungen, thematisch für eine gewisse Tiefe zu sorgen. Als ich daher jüngst auf den vierten Teil der Reihe im Buchladen stieß in dem Willows Story erzählt wird, wurde ich daher neugierig, kaufte mir das Buch kurzerhand und habe es auch nicht bereut. Übrigens braucht man nicht alle Teile der Reihe zu kennen, wenn man zu diesem Roman greift, denn die Autorin versäumt es nicht, sämtliche Haupt- und Nebenfiguren aus Vorgängerbänden erneut vorzustellen, ihre Verbindungen untereinander zu erläutern, so dass man stets im Bilde ist.

Mit Willow hat Debbie Johnson eine sehr sympathische, charismatische Romanheldin geschaffen, die man einfach auf Anhieb in sein Leserherz schließt. Da der Roman aus Willows Sicht, in Ich- Form geschildert wird, lernt man Willow, die einen tollen Humor hat, sehr gut kennen und kann sich gut in die Hauptfigur dieses Romans hineinversetzen. Aber was ich noch wichtiger fand, Lynnies Krankheit ist hier nicht nur Nebensache, die Autorin zeigt ganz genau auf, mit welchen Sorgen und Schwierigkeiten Patienten und auch Angehörige zu kämpfen haben, wie sehr man gefühlsmäßig leidet und das Freunde und Leid an manchen Tagen nah beieinander liegen. Auch das Rätsel um Willows eigenwillige Haarfarbe wird in diesem Roman gelöst. Die Auflösung hat mir sogar ein paar Tränen entlockt, überhaupt habe ich beim Lesen dieses Buches viel weinen müssen.

Trotz des Themas ist der Unterton des Romans hoffnungsvoll und heiter, Mut machend und ich war sehr berührt von dieser tollen, unter die Haut gehenden Geschichte, die sich auch gut als Verfilmung machen würde. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, mit Tom hat die Autorin ihrer Romanheldin einen Romanhelden an die Seite gestellt, der gottlob kein grober Klotz ist, sondern sehr einfühlsam auf Willow eingeht. So entwickelt sich eine bittersüße Romanze, die aber nicht nur nebenbei abgehandelt wird, sondern ebenfalls ein wichtiger Bestandteil in dieser Geschichte darstellt. Fans von heißen Liebesszenen sollten aber gewarnt sein, dass alles, was sich hinter der Schlafzimmertür abspielt, der Phantasie des Lesers überlassen bleibt.
Ich fand das völlig okay, denn auch so kann „Veranda zum Meer“ für ausreichend Romantik sorgen. Die Autorin legt die Messlatte bezüglich sogenannter Hygge-Lektüre sehr hoch, denn sie zeigt, dass ein Wohlfühlroman auch mit Tiefgang und spannenden Charakteren überzeugen kann, statt mit Backrezepten oder malerischen Urlaubsregionen allein, Leser gewinnen zu wollen. Letzteres habe ich mittlerweile nämlich ziemlich über, denn was nützen die tollsten Rezepte, wenn die Story substanzlos und austauschbar bleibt?

Kurz gefasst: Willow und Tom- Ein einfach nur wunderbarer, sehr berührender Roman, der unter die Haut geht.

Comfort Food Café Reihe:

1. Teil: Weihnachten mit dir
2. Teil: Frühstück mit Meerblick
3. Teil: Schlittschuh und Mandelduft
4. Teil: Veranda mit Meerblick
5. Teil: Cafeglück am Meer
6. Teil: Weihnachten mit Zimt und Happy End (09/21)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere