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Veröffentlicht am 05.10.2020

#TeamBär

Wenn die Sehnsucht Tod verspricht
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Mit „Wenn die Sehnsucht Tod verspricht“ nimmt eine großartige Reihe ein Ende, von der ich von Anfang an begeistert war, um deren Fortsetzung ich zwischendurch gebangt habe, über deren Fortführung ich mich ...

Mit „Wenn die Sehnsucht Tod verspricht“ nimmt eine großartige Reihe ein Ende, von der ich von Anfang an begeistert war, um deren Fortsetzung ich zwischendurch gebangt habe, über deren Fortführung ich mich gefreut habe wie ein Schnitzel und von der mich dann auch nicht mehr schocken konnte, dass aus geplanten drei Bänden plötzlich vier wurden. Mit Anna und ihrer Cecilia-Reihe hat man so ziemlich alles einmal durchgemacht, was ein Leser durchmachen kann, und das nicht nur was das reine Drumherum betrifft.

Denn auch inhaltlich bekommt man über alle Bände enorm viel geboten, wobei Band 4 für mich tatsächlich auch der stärkste war, dicht gefolgt von Band 3. Die Geschichte um Cecilia und die Prinzen Noran und Elias entwickelte sich von einer harmlos anmutenden Dreiecksbeziehung über jede Menge Familiengeheimnisse und anfänglich kleine königliche Dramen bis hin zu einem ausgewachsenen Kampf um Leben und Tod, um Recht und Unrecht, um Krieg und Frieden.

Was mit einer kleinen Liebelei begann wuchs schnell zu einem Konflikt gewaltigen Ausmaßes, der sich nicht nur über mehrere innergeschichtliche Kontinente hinweg erstreckte, sondern sich auch durch viele Leserherzen zog und uns in zwei Lager teilte: Team Noran und Team Elias. Ähnlich wie die Entscheidung zwischen Edward und Jacob erzeugten die Prinzen eine tiefe Kluft.. oder zumindest so ähnlich. Ich für meinen Teil hatte einen ganz persönlichen Schwarm, an den keiner der beiden Prinzburschen herangekommen ist und auch nie wird. NIEMALS.

Und nun ganz speziell zu Band vier. Ich für meinen Teil empfand es fast schon als ein Wunder, wie mühelos ich wieder in die Geschichte reingekommen bin. Anna hat einen perfekten Übergang geschaffen, aber dass Band 3 erst ein halbes Jahr zuvor erschienen ist, spielt bestimmt auch keine unwesentliche Rolle.
Für die Protagonistin Lia geht es in diesem Band um alles und das merkt man ihr auch an. Sie ist nicht mehr die etwas naive junge Frau aus Band eins, sie ist gerissener geworden, mutiger und um einiges härter. So einige werden von ihr noch überrascht sein, doch sie ist eines der besten Beispiele dafür, wozu Menschen fähig sind und wie sehr sie über sich selbst hinauswachsen können, wenn sie mit dem Rücken an der Wand stehen. Ich liebe ihre Charakterentwicklung so sehr und fand die Prinzessin, glaube ich, nie so sympathisch wie in diesem Teil.

Der Einzige, der eine noch beeindruckendere Wandlung durchgemacht hat als Lia, ist definitiv Noran alias der königliche Idiot alias der wirre Irre. Was Anna aus diesem ehemaligen verzogenen Prinzfrüchtchen gezaubert hat, ist unglaublich. Aus einem charmanten jungen Mann wurde über die Zeit eine derart unberechenbare, grausame und gefühlt fast schon schizophrene Gestalt, die in diesem Band ihren Höhepunkt erreicht, das zieht einem regelrecht die Schuhe aus.
Jedes Mal, wenn man meinte „So, jetzt kann es aber nicht noch dicker kommen!“, dann dachte Noran sich „Noch eine Portion Arschloch-Verhalten oder ein kleiner Ausbruch ungezügelter Aggressionen? Aber klar doch, habe ich auf Lager!“. Bei diesem Mann wusste man zu keiner Zeit, woran man bei ihm ist und was man als nächstes zu erwarten hat und das hat für eine ordentliche Ladung Spannung beim Lesen gesorgt. Und leider fand ich es auch echt gut, so ungern ich das zugebe.

Ich finde generell, dass dieses Buch so gar nichts mehr von der Unschuld hat, mit der man in die Reihe gestartet ist. Es ist brutal, es ist voller schockierender Wendungen, hat weitreichende Intrigen, an denen ich nun schon seit mehreren Bänden herumrätsel, es gibt Gewalt und es gibt vor allem Tod. Viel Tod, da gibt es nicht zu beschönigen. Und obwohl ich anfangs noch dachte, es könnte mir vielleicht zu düster werden, hat einfach alles gepasst. Alles war perfekt durchdacht, das Ende rund und stimmig und ich persönlich liebe es ja, wie sehr mich das Finale überrascht hat, sowohl mit dem, WAS passiert, als auch vor allem damit, WO es passiert.

Die finale Geschichte um Lia, Elias und Noran hat meine Gefühle stetig durch die Mangel gedreht. Ich glaube, ich habe so ziemlich alles gefühlt, was man während der Lektüre eines Buches fühlen kann. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind, war hibbelig und aufgeregt während ich zugleich tausend Fragen hatte, ich habe geflucht und gewütet und mich geärgert und ich habe gelitten wie ein Hund und Tränen vergossen. Viel mehr als ich eigentlich zu vergießen geplant hatte.

Mein Fazit:
Ich finde es unglaublich schade, dass die Story um Cecilia jetzt zu Ende ist, bin aber auch sehr erleichtert darüber, denn noch einen Cliffhanger am Ende eines Bandes hätte ich vermutlich nicht verkraftet. Diese mutige, liebenswerte, starke junge Frau auf ihrer Reise begleiten zu dürfen, war mir eine Ehre! Ich kann die Reihe reinen Gewissens weiterempfehlen an jeden Fan von dystopisch-romantischen Jugendbüchern mit einer starken Tendenz zu den herzigsten Nebenfiguren, die die Welt je gesehen hat. (TEAM BÄR!)

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Veröffentlicht am 02.10.2020

Selten habe ich mich so persönlich angesprochen gefühlt

Meine Augen sind hier oben
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Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich noch nie so hohe Erwartungen an ein Buch hatte wie an dieses hier. Der Klappentext, das Cover, allein der Gedanke daran, dass ein für mich so wichtiges ...

Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich noch nie so hohe Erwartungen an ein Buch hatte wie an dieses hier. Der Klappentext, das Cover, allein der Gedanke daran, dass ein für mich so wichtiges und persönliches Thema in einem Jugendbuch angesprochen wird, hat mich von der ersten Sekunde an fasziniert und enorm viele Hoffnungen geschürt. Als das Buch dann zum Lesen bereit lag, war ich zugleich unglaublich gespannt wie auch ängstlich, es könnte eben jenem Erwartungsdruck nicht standhalten und meine Vorstellungen nicht erfüllen.

Es kam jedoch gänzlich anders: Meine himmelhohen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, denn ich liebe wirklich jedes Quäntchen von Greers ernster, wichtiger aber dadurch nicht weniger emotionalen und lustigen Geschichte. Ich habe so viel gefühlt während des Lesens, ein breites Spektrum an Emotionen durchlebt und das Schlimmste und zugleich Beste daran ist, dass es mir teilweise so nah gegangen ist, als sei es meine eigene Geschichte gewesen.
Ich habe getrauert und gelitten, als sei ich diejenige, die von hämischen Kommentaren verfolgt und von der Familie nur verschämt angeschaut und nicht unterstützt wird. Ich habe mich gefreut und habe geschwärmt, als sei ich statt Greer in Jackson verliebt und als würde ich mit meiner besten Freundin über Gott und die Welt tratschen, während ich ein ganz bestimmtes Thema doch stets zu vermeiden versuche. Und ich habe Schmerzen gefühlt, körperliche Schmerzen, die Greer täglich plagen. Ich habe auch sie gefühlt, als seien sie meine eigenen.

Dieses Buch hat einfach alles, was ein gutes Buch braucht. Es hat eine Protagonistin, wie ich sie selten authentischer erlebt habe. Greer erzählt mit so viel Gefühl, mit Sarkasmus, einer Spur Selbstironie, aber auch ab und zu einer bitteren, schonungslosen Ehrlichkeit, wie ich sie beim Thema Brüste in einem Jugendbuch noch nie gesehen habe. Hier wird rein gar nichts beschönigt und dafür liebe ich die Autorin. Ich liebe es, wie sie es schafft, dass ich schon nach den ersten Kapiteln weinend vor ihrem Buch gesessen habe, einfach nur, weil ich so unendlich dankbar war, dass jemand die Wahrheit für all die jungen Mädchen da draußen ausspricht. Dass jemand ihnen das Gefühl gibt, alles sei so, wie es ist, in Ordnung. Es sei normal. Denn das ist es, auch wenn viele von uns, mich eingeschlossen, das verdrängen und irgendwann ganz vergessen.

Neben dieser wundervollen Protagonistin hat das Buch auch eine männliche Hauptfigur, die man nicht unterschätzen sollte. Jackson ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und ich möchte mich bei ihm dafür entschuldigen, dass ich ihn zunächst einfach nur für einen süßen Typen gehalten habe, für einen süßen Typen ohne viel Hintergrund. Das ist er nicht.

Das Buch hat außerdem Nebenfiguren, für die ich Laura Zimmermann dankbarer kaum sein könnte. Die Freundinnen von Greer, allen voran Jessa und Maggie, sind so wertvoll für Greers Entwicklung und ihre Sicht auf sich selbst, so herzensgute Figuren, dass ich mir gar nicht ausmalen mag, wie das Buch ohne sie hätte funktionieren sollen.
Alle Figuren in diesem Buch sind so echt, so vielschichtig, so einnehmend, dass ich von der ersten Seite gar nicht anders konnte, als ihnen restlos zu verfallen, mich ihnen und ihrer Geschichte hinzugeben und mich vom Strom des Erzählens mitreißen zu lassen. Ich habe mich ihnen und allen voran Greer derart nah und verbunden gefühlt, als wäre ich selbst Teil des Buches gewesen.
Und ich muss gestehen, dass ich auch an einem Spin-Off über Maggie oder besonders Jessa Gefallen finden würde.

Müsste ich mir das perfekte Buch über Body Positivity, über Mobbing, über Selbstliebe und über Akzeptanz, egal ob sich selbst oder andere betreffend, ausmalen, so wäre es dieses hier. Es ist wichtig. Schlicht und einfach wichtig.

Mein Fazit:
Ich liebe dieses Buch. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Lest es! Egal ob Mädchen oder Frau, ja sogar ob männlich oder weiblich, jeder Leser kann aus diesem Buch etwas mitnehmen. Selbst wenn ich zugebe, dass die männliche Fraktion vermutlich allein schon beim Titel eher die Nase rümpfen wird als vor Begeisterung im Kreis zu hopsen.

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Veröffentlicht am 01.10.2020

Tagebuch eines Opa-Vampirs

Memento Monstrum (Bd. 1)
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Ein Kinderbuch über Monster, schön und gut, aber was hat die 23-Jährige damit zu schaffen?, fragt man sich vielleicht. Ich kann es euch sagen: Sie liebt es. Sie liebt es von der ersten bis zur letzten ...

Ein Kinderbuch über Monster, schön und gut, aber was hat die 23-Jährige damit zu schaffen?, fragt man sich vielleicht. Ich kann es euch sagen: Sie liebt es. Sie liebt es von der ersten bis zur letzten Seite mit dem Herz und dem Hirn einer Erwachsenen, die sich für ein paar wunderbare Stunden wieder wie ein sorgloses, glückliches Kind gefühlt hat.

Memento Monstrum bringt einem so viel mehr näher als nur die Abenteuer von Graf Dracula.
In erster Linie hat man natürlich Spaß beim Lesen, das steht außer Frage. Man taucht gemeinsam mit Vlad und seinen drei zuckersüßen Enkeln in die Vergangenheit des Vampirs ein, trifft dabei Freunde und Bekannte, von denen man im ersten Moment nie gedacht hätte, sie im Freundeskreis eines Blutsaugers zu entdecken, von denen es einem nach dem Lesen aber dann doch wie selbstverständlich erscheint, dass sie Vlad auf einem Abschnitt seines Lebens begleitet haben. Das Buch hatte Abenteuer, Spannung und Gefahr, doch es hatte ebenfalls Liebe, Zusammenhalt und Familie.

Aber es birgt auch tiefere Botschaften. Man lernt aus einer Geschichte um ein Haustier, dass man das, was man liebt, loslassen muss, wenn es das Beste ist. Man lernt aus einer Geschichte um eine Primaballerina, dass es nicht nur auf äußere Werte ankommt und es sich lohnt, seine Träume zu verfolgen, wenn man dabei das tun kann, was man liebt. Und diese eingestreuten Nachrichten machen das Buch noch wertvoller. Sie zeigen dem (Vor-)Leser und dem Zuhörer auf unterschwellige Weise, worauf es im Leben ankommt und wie wichtig wahre Freundschaften sein können.

Für die großen Leser und Vorleser gibt es zudem eine Menge eingestreuter Hinweise und Anspielungen, an denen ich während der Lektüre wahrlich meinen Spaß hatte. Die Kleinen werden das meiste gar nicht sehen und gerade das macht es so raffiniert.
Und apropos sehen.. Diese Illustrationen! Einfach zum Niederknien schön, besonders die Bilder, auf denen die kleine Enkelin Globinchen mit drauf ist. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Der Autor Jochen Till hat es geschafft, eine Geschichte zu kreieren, an der sowohl Erwachsene als auch Kinder grenzenlosen Spaß haben können. Die Nähe zu den Figuren kann mühelos hergestellt werden und müsste ich mich entscheiden, wen ich am liebsten habe, so würde es vermutlich eher eine lange Aufzählung werden. Die Erzählungen von Graf Dracula fesseln Figuren in der Geschichte sowie Leser außerhalb des Buches und laden zum Mitfiebern und Mitfreuen ein. Besonders das Ende des Buches hat mich rundum zufrieden zurückgelassen.

Mein Fazit:
Wenn ihr ein Buch sucht, was nicht nur Spaß macht und ans Herz geht, sondern auch lehrreich ist und Potenzial zum Nachdenken bietet, dann seid ihr bei Memento Monstrum zu einhundert Prozent richtig.

Nun schließe ich mit den Worten, die auch schon mein Fazit einer Leserunde zu diesem Buch beendet haben, denn ich glaube, ein ehrlicheres Schlusswort habe ich noch nie geschrieben:
Ich glaube tatsächlich, dass ich mich schon lange nicht mehr so aufrichtig gefreut habe über ein Buch. Es gibt Geschichten, die berühren einen zwar tief, aber lösen dabei so viele andere Gefühle aus. Betroffenheit, Trauer, Wut. Hier dagegen war alles, was ich beim Lesen gefühlt habe, reine, fast schon kindliche Freude. Danke dafür!

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Volltreffer

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Bücher über Elben habe ich bisher herzlich wenige gelesen. Ich wusste so gut wie nichts über sie, nichts über ihre Geschichte, ihre Bräuche, ihre Lebensweise, ihr Aussehen, abgesehen von den Öhrchen. Dazu ...

Bücher über Elben habe ich bisher herzlich wenige gelesen. Ich wusste so gut wie nichts über sie, nichts über ihre Geschichte, ihre Bräuche, ihre Lebensweise, ihr Aussehen, abgesehen von den Öhrchen. Dazu kommt, dass dieses Buch über eine unglaublich komplexe dystopische Struktur verfügt, die allerhand Neues und Unbekanntes bereithält, auf das man sich erst einmal einlassen muss, um alles zu verstehen. Das beides in Kombination ergibt eine Mischung, die auf den ersten Blick unfassbar kompliziert erscheinen mag, den Leser aber tief in eine Welt entführt, der man sich von der ersten Seite nicht mehr entziehen kann.

Die politischen sowie elbischen Begriffe sind zum besseren Verständnis alle in einem Glossar am Ende des Buches aufgeführt, für den ein oder anderen sicherlich hilfreich, mich eingeschlossen. Allerdings wird man so sorgfältig in die neue Welt, das derzeitige Regime und die Verhältnisse von Elben zu Menschen eingeführt, dass so gut wie keine Verständnisfragen entstanden sind, die sich nicht früher oder später geklärt haben.

Die Welt, die Rena geschaffen hat, ist grausam und faszinierend zugleich, zu ausgewogenen Teilen modern durch die Menschen sowie traditionell durch den elbischen Einfluss, was jedoch keinesfalls heißen soll, dass die Elben in der Menschenwelt ein rückständiges Volk sind. An allen Ecken begegnen einem im San Francicso des Jahres 2044 weit entwickelte technische Neuerungen, eine fortschrittlicher als die andere, viele jedoch eben darum nicht weniger bedrohlich. Ich war von diesem dystopischen Setting mehr als begeistert, die Vergangenheit und die daraus entstandene aktuelle Lage der Menschen und Elben waren packend wie einschüchternd, stellenweise auch sehr düster beschrieben und haben einen fesselnden Sog ausgeübt.

Renas Schreibstil hat ihr übriges dazu beigetragen, dass das Buch mich die ganze Zeit fest im Griff hatte. Sie beschreibt die Umgebung und das Geschehen an den richtigen Stellen detailliert und ernst oder rasant und spannend, je nach dem, wie die Stimmung es gerade erfordert.
Zudem baut sie an vielen Stellen unglaublich tolle, bildhafte Beschreibungen von Gefühlen und kreative, bewegende Metaphern ein, wie ich sie noch nirgendwo gelesen habe. Ich war positiv erstaunt, so etwas hatte ich nicht kommen sehen, selbst wenn zumindest ein gewisser Grad an Poesie erwartet werden konnte wegen Darels Poetry Slam.
Und alter Schwede! Dieser Slam hatte es in sich. Ich hing der Figur an den Lippen und habe jedes Wort begeistert aufgesogen, dabei glaubte ich bisher, gar kein Faible für Poetry Slams zu haben, im Gegenteil. Ich empfand sie eher als lächerlich und Anlass fürs Fremdschämen, wie man es in manchen Filmen vorgelebt bekommt, selbst wenn ich ihnen damit offenbar Unrecht getan habe.

Darel, der Dichter, hat eine der tragenden Rollen dieser Geschichte. Er, Luz und ein Elb teilen sich die drei Erzählerjobs sozusagen, abwechselnd steht immer ein anderer von ihnen im Vordergrund, wenngleich sie nicht aus ihrer Ich-Perspektive berichten. Normalerweise fehlen mir bei sowas immer die Emotionen, die Tiefe und es fällt mir schwerer, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen... aber nur normalerweise. In diesem Fall habe ich zu den Protagonisten schnell eine Verbindung gehabt, wenngleich keine einheitlich gute oder einheitlich schlechte.

Und genau das habe ich geliebt! Darel und den Elben zum Beispiel habe ich beide gehasst, geliebt, ihnen misstraut, sie verflucht, sie wieder geliebt und unmittelbar danach sofort wieder zutiefst gehasst. Ich wusste nie, woran ich bei ihnen war und habe quasi von Kapitel zu Kapitel meine Meinung über sie geändert, wurde auf so viele falsche Fährten geleitet, habe den Figuren die Pest und alles Glück der Welt zeitgleich auf den Hals gewünscht. Noch nie wurde derart hinters Licht geführt bezüglich ihrer Absichten und Motive, es ist unglaublich. Positiv unglaublich!

Für den Fortgang der Handlung gilt das gleiche wie für die Figuren, ich denke, dass ich noch nie so häufig aufs Glatteis geführt worden bin in einem Buch. Ständig dachte ich mir: „So, jetzt weiß ich aber, was passieren wird!“, nur damit sich ein paar Seiten später herausstellte, wie unglaublich falsch ich doch lag.
In Renas Geschichte habe ich mich gefühlt wie ein Vogel im Tornado. Ich wusste zwar, wo ich bin, hatte aber nicht die geringste Ahnung, in welcher Verfassung ich am Ende wieder raus kommen würde.

Mein Fazit:
Ein unfassbar gutes Buch! Lebendiges Setting, detailliert ausgearbeitete und vielseitige Figuren, bewundernswerte sprachliche Umsetzung von all dem gepaart mit so vielen Überraschungselementen, dass ich irgendwann aufgehört habe, mich darüber zu wundern, wenn etwas so ganz anders lief, als ich es erwartet hatte.
Ein Muss für alle Fans von Dystopien mit fantastischen Elementen, ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen!
Ich kann den zweiten Band kaum erwarten und freue mich jetzt schon.

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Veröffentlicht am 09.09.2020

Fisch gesucht, Freund gefunden

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
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Für Fabelwesen hatte ich schon immer eine Schwäche, die sich in letzter Zeit besonders zu zeigen scheint. Erst Drachen, jetzt ein Malamander.. es nimmt kein Ende. Zwar ist dieses Buch ein wenig schräger ...

Für Fabelwesen hatte ich schon immer eine Schwäche, die sich in letzter Zeit besonders zu zeigen scheint. Erst Drachen, jetzt ein Malamander.. es nimmt kein Ende. Zwar ist dieses Buch ein wenig schräger und fantasievoller gewesen als erwartet, was mich jedoch nicht im Geringsten gestört hat, im Gegenteil, ich habe mich nach jedem Kapitel gefragt, was mich wohl jetzt wieder Überraschendes erwartet.

Herbie erzählt aus seiner Ich-Perspektive, dadurch ist man dem Jungen direkt auf den Fersen und erlebt alles aus nächster Nähe mit. Ich liebe seinen Humor, manchmal ist er sogar regelrecht frech, das war unglaublich lustig zu lesen. Er macht alles bedacht und sorgfältig, eigentlich scheint er mir nicht unbedingt der typische Abenteuer-Typ zu sein, bis Violet sein Sachenfinder-Kabäuschen (über dieses Wort habe ich mich jedes Mal gefreut wie ein kleines Kind!) ordentlich aufmischt und sich mit Herbie auf die Suche nach dem Malamander macht.

Violet war mir von Anfang an etwas zu undurchsichtig. Ich fand es wirklich schwer, sie einzuschätzen, schließlich kam sie aus dem Nichts, hatte nichts außer sich selbst und dem, was sie am Leib trug, und wollte ausgerechnet Herbies Hilfe. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, ob ihre Motive tatsächlich die sind, die sie vorgibt, und das hat die Spannung beim Lesen definitiv gesteigert.

Das kleine Örtchen Eerie-on-Sea hat einen Haufen schrulliger Bewohner. Ich habe die Figuren in diesem Buch so gefeiert, es war echt der Hammer. Alle haben irgendwie einen Knall, jeder besitzt so seine Eigenarten, die ihn in den meisten Fällen erstaunlich liebenswert machen, und fast jeden habe ich während der Lektüre verdächtigt, etwas mit dem dunklen Geheimnis des Malamander zu tun zu haben.

Man verfolgt beinahe wie in einem Detektivroman mit Herbie und Violet zusammen die verschiedensten Spuren auf der Suche nach dem sagenumwobenen Wesen, nicht selten landen sie dabei in einer Sackgasse. Ich fand es aber so unglaublich spannend, mit zu rätseln, dass mich das Buch fest im Griff hatte und ich es bis auf eine kleine Pause in einem Rutsch durchgelesen habe.
Der Schreibstil war so angenehm leicht und unkompliziert, halt typisch Kinderbuch, dass man mühelos von Kapitel zu Kapitel hüpft und gar nicht merkt, wie fix man vorankommt.

Mein Fazit:
Ich habe Herbie geliebt und war von der ersten Seite an gefesselt von der Geschichte um die beiden Kinder und den mysteriösen Fischmenschen. Definitiv ein spannendes, unterhaltsames Buch, lesenswert für Groß und Klein.
Volle 5 von 5 Sternen!