Profilbild von melange

melange

Lesejury Star
online

melange ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit melange über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2020

Nicht tot zu kriegen

Das Lied des Wolfes
0

Zum Inhalt:
Vaelin hört davon, dass Sherin, die erste Frau, die er geliebt hat, in großer Gefahr ist. Als Heilerin versucht sie gemeinsam mit der Jadeprinzessin, einer fast gottgleichen Person, die Gefahr ...

Zum Inhalt:
Vaelin hört davon, dass Sherin, die erste Frau, die er geliebt hat, in großer Gefahr ist. Als Heilerin versucht sie gemeinsam mit der Jadeprinzessin, einer fast gottgleichen Person, die Gefahr zu bannen, die von einem selbsternannten Gott ausgeht. Dieser nennt sich – ähnlich wie Vaelin – Dunkelklinge. Und sein Ziel ist nichts weniger, als die ganze Welt zu beherrschen. Vaelin schart einige seiner alten und auch neuen Kampfgefährten um sich und bricht auf, um Sherin zu retten und dem abgrundtief Bösen Einhalt zu gebieten.

Mein Eindruck:
Das Lied des Blutes ist zwar verklungen, doch dafür hört Vaelin jetzt das Lied des Wolfes. Für die Leser ist die Kenntnis der „Rabenschatten“-Trilogie nicht unbedingt nötig, da Vaelin es hauptsächlich mit neuen Charakteren zu tun bekommt und die alten mit einigen Sätzen charakterisiert werden; hilfreich wäre sie auf jeden Fall. Denn es macht einfach mehr Spaß (so weit man bei einem Buch, das so vor Blut strotzt, das es praktisch nur mit Mullbinde zu benutzen ist, von Spaß sprechen kann), wenn man die Vorgeschichte kennt.
Gewohnt bildgewaltig lässt Ryan seine Städte erstehen, seine Helden leben, leiden und auch sterben. Dabei entstehen im Kopf nicht Fernsehbilder, sondern großes Kino, mit Dolby Surround und Technicolor. Denn auch in diesem Start einer Fantasy-Trilogie wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Hier sterben Götter wie Menschen, das Böse und das Gute sind ultimativ und selbst Gauner haben Ehre im Leib.
Absolut großartig auch die Charaktere, bei denen Ryan keinen Unterschied bei den Geschlechtern oder dem Alter macht: Hier kann ein zwölfjähriger Junge böse sein und ein Greis mutig. Und – außer der Hauptperson – ist niemand vor dem Tod sicher. Das ist spannend und berührt. Und macht Lust auf den zweiten Teil.


Mein Fazit:
Mittelalter und Magie in perfekter Mischung

Veröffentlicht am 18.10.2020

Böse kleine Helferlein

Die Stimme
0

Zum Inhalt:
Jo ist freiberufliche Autorin für eine Zeitschrift, momentan etwas knapp bei Kasse und deshalb glücklich, dass ihre Freundin Tabitha ihr eine Wohnung zur Verfügung stellt. Tabithas Freund ...

Zum Inhalt:
Jo ist freiberufliche Autorin für eine Zeitschrift, momentan etwas knapp bei Kasse und deshalb glücklich, dass ihre Freundin Tabitha ihr eine Wohnung zur Verfügung stellt. Tabithas Freund hat diese Heimstatt mit allerhand technischem Schnickschnack ausgestattet und Jo lässt sich von den Helferlein gerne einmal beglücken, - bis diese plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln scheinen, welches Jo in den Wahnsinn zu treiben sucht. Oder leidet sie möglicherweise doch an der Geisteskrankheit, die schon ihren Vater zum Selbstmord veranlasst hat?

Mein Eindruck:
Genüsslich schüttet Tremayne Wasser auf die Mühle all jener Verschwörungstheoretiker, die es ja schon immer gewusst haben: So himmlisch bequem die smarten Gegenstände auch sein mögen, die unser Leben erleichtern sollen, - in den falschen Händen können sie uns eben auch die Hölle auf Erden verursachen. Da der Autor den gesamten Freundes- und Bekanntenkreis seiner Protagonistin mit Technik-Freaks bestückt, ist es schwierig, den Täter zu identifizieren. Und das Ende ist dann wirklich überraschend, wenn auch folgerichtig und gut erklärt. Zwar befassen sich einige Kapitel mit anderen Personen aus Jos Umfeld, meistens bleibt der Fokus jedoch auf einer verstörten (oder gestörten?) Frau, welche ihr gesamtes Leben in Scherben fallen sieht. Wenn es in Teilen ein wenig unglaubwürdig ist, dass ausgerechnet Menschen, die wissen, wie man Technik manipulieren kann, völlig taub gegen Jos Beteuerungen sind, macht die gute Darstellung von Beklommenheit, die in Angst umschlägt, dieses Manko schnell wieder wett.
Einmal in der Hand, lässt sich das Buch nicht mehr weglegen. Allerdings sollte man darauf achten, danach nicht alleine zu Hause zu sein.

Mein Fazit:
Alexa, öffne den Mülleimer und spring hinein!

Veröffentlicht am 05.10.2020

Der zweite Streich

Mord in Highgate
0

Zum Inhalt:
Anthony hat einen Vertrag über drei Bücher abgeschlossen, bei denen er jeweils einen Fall aus dem Wirken des gefeuerten Polizisten Daniel Hawthorne literarisch aufbereiten muss. Denn obwohl ...

Zum Inhalt:
Anthony hat einen Vertrag über drei Bücher abgeschlossen, bei denen er jeweils einen Fall aus dem Wirken des gefeuerten Polizisten Daniel Hawthorne literarisch aufbereiten muss. Denn obwohl in Ungnade gefallen, ist Hawthornes Können bei Scotland Yard immer noch geachtet. Deshalb wird er mit dem Mord an einem Scheidungsanwalt beauftragt, welcher durch seinen Beruf viele Menschen wütend gemacht hat. Oder ist das Motiv doch im privaten Umfeld zu finden?

Mein Eindruck:
Charmant, leichtfüßig und mit dem typischen, britischen Humor überzeugt auch der zweite Hawthorne-Krimi auf ganzer Linie. Launig und mit viel Selbstironie verquickt Horowitz Episoden, die aus seinem echten Leben stammen (oder wenigstens stammen könnten) mit erdachter Krimihandlung und hat mit seinem Hawthorne einen Charakter wie aus dem Holmes- Universum kreiert: Sehr von sich überzeugt, zuweilen übellaunig, egozentrisch und stets darauf bedacht, seine Erkenntnisse mit niemandem zu teilen, - schon gar nicht mit der Polizei oder seinem Biographen. Um diesem Umstand die Krone aufzusetzen, verweist der Autor in seiner Krimihandlung einige Male auf den bekannten Mann aus der Baker Street: Eine Lesegruppe befasst sich mit Conan Doyle, der Fall selbst erinnert an „Eine Studie in Scharlachrot“.
Höchst vergnüglich die Einschübe, die sich mit Horowitz bekanntem Werk befassen, - so manches Mal fragt sich der geneigte Leser, ob es sich nicht um eine sehr subtile Art der Schleichwerbung handelt, wenn der Autor seine anderen Serien erwähnt.
Die Aufklärung erscheint folgerichtig und auch wenn Horowitz sich einige Male verärgert zeigt: Der Vertrag lautet über drei Bücher und somit wird uns (und ihm) ein drittes Aufeinandertreffen vergönnt sein. Ich freu mich drauf!

Mein Fazit:
Gute Story, schöner Stil, perfekter Humor

Veröffentlicht am 14.09.2020

Tragik pur

Das Gewissen der Toten
0

Diese Rezension behandelt das Hörbuch.

Dieses Buch ist Teil einer Reihe, kann aber ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen und verstanden werden.

Zum Inhalt:
Der Polizist Carter McLean hat die Reise organisiert, ...

Diese Rezension behandelt das Hörbuch.

Dieses Buch ist Teil einer Reihe, kann aber ohne Kenntnis des Vorgängers gelesen und verstanden werden.

Zum Inhalt:
Der Polizist Carter McLean hat die Reise organisiert, welche er als Einziger von fünf Freunden überlebte. Traumatisiert sieht er seine toten Freunde und meint, deren verbranntes Fleisch zu riechen. Als er beginnt, ihre letzten Wünsche zu erfüllen, verschwindet einer nach dem anderen. Suein bester Freund Tom nennt nur einen Namen,- den von Susan, Toms verschwundener Frau.
Carters Kollegen Jackman und Evans untersuchen diesen Fall und durch eine Intervention der leitenden Beamtin wird Carter der Sache zugeteilt.

Mein Eindruck:
Das allererste Riesenlob gebührt Uve Teschner, welcher Ellis‘ Text hervorragend intoniert. Teschner vermag die Personen gegeneinander abzugrenzen und verleiht selbst den Frauenstimmen Charme ohne jedweden Travestieeinschlag.
Doch selbst der beste Sprecher wäre verschwendet, wenn die Geschichte nichts hergäbe. Aber mit der Vertonung von diesem Krimi hat sich der Verlag einen Gefallen getan und den Hörer/inne/n ein Geschenk gemacht: Die Haupthandlung ist klug hergeleitet (selbst der übersinnliche Part findet seine Erklärung), die Nebenfälle machen Spaß, die Charaktere besitzen Tiefe und das Privatleben der Polizisten findet statt, ist nicht immer rosig, jedoch oft mit trockenem Humor und gerade so viel Einfluss auf die Ermittlungen, dass es glaubhaft ist und trotzdem nicht nervt.
Sprachlich ist Ellis ebenfalls sehr gut aufgestellt: Die Gedanken und die wörtliche Rede gestaltet die Autorin lebensnah, die Beschreibungen sind bildhaft, aber nicht überladen. Ihre Geschichte lässt sich dadurch gut anhören, ohne zu herausfordernd zu sein; trivial ist sie deshalb jedoch auch nicht.
Insgesamt lässt sich Einiges erahnen, doch das Ende bietet noch einen guten, dramatischen Aspekt.

Mein Fazit:
Vier Bücher in einem: Krimi, Drama, Humor und ein kleines Bisschen Psychologieratgeber

Veröffentlicht am 03.09.2020

Everybody's darling is everybody's fool

Wer auf dich wartet
0

Zum Inhalt:
Aidan beobachtet via Webcam den Mord an seiner On/Off-Freundin Zoe. Da er Einiges zu verbergen hat, teilt er dieses nur anonym mit. Trotzdem wird der Polizei schnell der Urheber der Meldung ...

Zum Inhalt:
Aidan beobachtet via Webcam den Mord an seiner On/Off-Freundin Zoe. Da er Einiges zu verbergen hat, teilt er dieses nur anonym mit. Trotzdem wird der Polizei schnell der Urheber der Meldung bekannt und Aidan gerät nicht nur in das Fadenkreuz der Ermittlungen, sondern sieht seine Existenz gefährdet. Doch auch andere haben ihre Schwierigkeiten mit Zoe gehabt, obwohl sie durch ihr hilfsbereites Wesen der rettende Anker für viele Freunde und Familienmitglieder war.

Mein Eindruck:
Lodge liefert mit „Wer auf dich wartet“ ein perfektes Whodunnit ab. Dazu lässt sie einen Teil ihres Buches in der Gegenwart spielen; der andere bewegt sich vom Kennenlernen Zoes und Aidans auf das Hier und Heute zu. In der Vergangenheit gefällt dabei insbesondere, wie die Stärke, Fürsorglichkeit und Freundlichkeit Zoes von der dunklen Seite ihrer Beziehung aufgefressen wird, wenn Aidans Lügen eine nach der anderen deutlich werden. Die Beschreibung der Ermittlungen in der Gegenwart besticht durch die Charakterzeichnungen des Teams, deren Mitglieder zwar auch einige Päckchen zu tragen haben, welche jedoch nicht zum Störfaktor werden. Denn sie schlagen zwar einen Band um die Reihe von Lodge, behindern aber nicht den Fall als solchen, der als Einzelstück gut lesbar ist. Die Zahl der Charaktere ist so angelegt, dass diese genügend Tiefe für die Möglichkeit bekommen, als „Verdächtige“ zu gelten, jedoch nicht zu klein geraten, so dass ein Ratespiel über die mordende Person gelingt.
Die Auflösung ist schlüssig, gut hergeleitet, die Nachgeschichte bietet eine Perspektive auf das Leben „nach Zoe“, welches für Freunde und Bekannte durchaus vielfältig gestaltet ist. Der Cliffhanger zum Schluss ist ein zusätzliches Schmankerl.

Mein Fazit:
Ein sehr guter Psychothriller mit viel Tiefgang und wenig Blut