Langweiliger und stilistisch sehr simpel dargebotener französischer Regionalkrimi
Madame le Commissaire und die Frau ohne GedächtnisIsabelle Bonnet, Madame le Commissaire, hat nach dem Tod des Bürgermeisters Thierry, mit dem sie etwas mehr verband als nur platonische Freundschaft, begriffen, dass man das Leben jede Sekunde auskosten ...
Isabelle Bonnet, Madame le Commissaire, hat nach dem Tod des Bürgermeisters Thierry, mit dem sie etwas mehr verband als nur platonische Freundschaft, begriffen, dass man das Leben jede Sekunde auskosten sollte. Zwar ist sie ungebunden, doch gibt sie durchaus dann und wann ihrem Verlangen nach, wenn ihr ein interessanter Mann begegnet. Momentan buhlen gleich zwei Männer um ihre Gunst, doch Isabelle will eigentlich alles so belassen wie es ist.
In beruflicher Hinsicht schaut es überschaubar aus. In ihrer Wirkungsstätte, im beschaulichen Fragolin in der Provence, herrscht ein Sommerloch.
Doch dann hat Isabells Mitarbeiter einen Unfall- genauer gesagt läuft ihm eine junge, verletzte Frau vor das Auto. Zwar gelingt es ihm, in letzter Sekunde noch zu bremsen, doch hat die Frau dennoch ihr Gedächtnis verloren. Weder kennt sie ihren Namen, noch weiß sie, woher sie stammt. Isabelles Neugierde ist sogleich geweckt. Und so machen sich Apollinaire Eustache und Isabelle sogleich daran, mehr über die rätselhafte Fremde herauszufinden. Diese scheint überaus dankbar über die Hilfe und Unterstützung zu sein, doch schon nach einer Übernachtung bei Isabelle verschwindet sie spurlos.
Können Isabelle und Apollinaire dennoch das Rätsel lösen?
Ich liebe packende Krimis die in Frankreich spielen, aber auch gegen regionale Cosy Crime habe ich nichts einzuwenden, wenn mich die Akteure überzeugen können. Irgendwann einmal empfahl mir jemand, die Reihe um Isabelle Bonnet auszuprobieren und als ich kürzlich auf einen Remittendentisch stieß, auf dem ein Teil dieser Reihe lag, fiel mir die Empfehlung siedendheiß wieder ein und so beschloss ich, Piere Martin, dem Autor und seiner Buchserie, eine Chance zu geben. Neugierig versuchte ich herauszufinden, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, doch scheint es ein gut gehütetes Geheimnis zu sein, denn abgesehen von der Information, dass der deutsche Autor ein Faible für Frankreich und Italien hegt, war nichts auszumachen.
Momentan erfreuen sich französische Regionalkrimis großer Beliebtheit. Warum auch nicht? Gerade in den schwierigen Coronazeiten, lässt man sich doch sehr gerne als Leser entführen in ferne und landschaftlich attraktive Länder! Wenn dazu auch noch kulinarische Köstlichkeiten auf den Tisch kommen, während die Protagonisten schwierige Fälle auflösen müssen- umso besser. Denn das Kopfkino ißt bekanntlich ja ebenfalls mit.
Leider lag mir die Lektüre dieses Krimis recht schwer im Magen, denn weder konnten mich die Hauptfiguren, Isabelle und Apollinaire für sich einnehmen, noch empfand ich den Krimi interessant oder zumindest in Ansätzen spannend erzählt. Dazu fand ich die Art des Schreibens, die der Autor an den Tag legt, gelinde gesagt seltsam. Zum einen ist der Schreibstil recht simpel gehalten- viele kurze Sätze, die man besser in einem zusammengefasst hätte, wechseln sich ab mit knappen uninteressanten Dialogen, arroganten Gedankengängen der Romanheldin Isabelle, die aus allen Poren Frauenpower verströmen möchte (wogegen ja nichts einzuwenden wäre, doch wirkt ihre Attitüde ebenso machohaft, wie die mancher männlicher Kollegen und nervt schon nach kurzer Zeit) und indirekten Nacherzählungen von Momenten, wie aus dem Off geschildert, die man besser und vor allem lebhafter hätte darbieten können, wenn man sie als echten Dialog verfasst hätte.
Dazu ist Isabelle dermaßen unsympathisch gestrickt, dass man es nicht fassen mag. Sie hält sich für die cleverste Frau auf dem Erdball, scheint mir, die für den Intellekt von Kollegen, Partner oder Freunden, nur ein müdes Lächeln übrig hat. Besonders Appolinaire, der zugegebenermaßen wirklich ein menschliches Rindviech auf zwei Beinen darstellt (wobei ich hier keinesfalls den Intellekt von Kühen anzweifeln möchte! ), kostet sie viel Nerven. Wahrscheinlich sollten die Dialoge zwischen Isabelle und Appolinaire, der alles wortwörtlich nimmt, Witz und Humor verströmen. Stattdessen ist man schon nach kurzer Zeit lediglich genervt von Isabelles Kollegen- genauso wie von Isabelle selbst.
Zwar lässt sich der Fall anfangs interessant und rätselhaft an, doch verebbt aufkeimende Spannung rasch wieder und trotz eines ungeklärten Todesfalls, plätschert die Handlung belanglos vor sich hin. Ich habe mehrere Anläufe benötigt, um diesen Krimi durchzulesen und war extrem gelangweilt davon, so leid es mir auch tut für den Autor und sein Buch.
Ach eines noch, das ich befremdlich finde. Sämtliche Akteure in dieser Geschichte sind Franzosen, bzw. sprechen durchweg Französisch. Warum nur werden Begrüßungssätze oder auch kurze Redwendungen dann plötzlich in französischer Sprache eingestreut? Ich kann verstehen, dass man, auf diese Art, für französisches Flair sorgen möchte, doch würde ich mir wünschen, lieber in Zukunft darauf zu verzichten, weil es aufgesetzt und albern wirkt.
Kurz gefasst: Langweiliger und stilistisch sehr simpel dargebotener französischer Regionalkrimi.
Isabelle Bonnet-Reihe:
1. Teil: Madame le Commissaire und der verschwundene Engländer
2. Teil: Madame le Commissaire und die späte Rache
3. Teil: Madame le Commissaire und der Tod des Polizeichefs
4. Teil: Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild
5. Teil: Madame le Commissaire und die tote Nonne
6. Teil: Madame le Commissaire und der tote Liebhaber
7. Teil: Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis
8. Teil: Madame le Commissaire und die panische Diva
9. Teil: Madame le Commissaire und die Villa der Frauen