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Veröffentlicht am 06.10.2020

Sind wir menschliche Wesen oder Schafe?

2084
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Wir schreiben das Jahr 2084. Auf der Erde herrscht Ausnahmezustand. Die fortschreitende Globalerwärmung hatte drastische Folgen für den Planeten: Überschwemmungen, Dürre, verheerende Brände und der Anstieg ...

Wir schreiben das Jahr 2084. Auf der Erde herrscht Ausnahmezustand. Die fortschreitende Globalerwärmung hatte drastische Folgen für den Planeten: Überschwemmungen, Dürre, verheerende Brände und der Anstieg des Meeresspiegels machten viele Orte unbewohnbar, manche verschwanden sogar ganz von der Weltkarte. Die Menschheit kämpft ums Überleben. Hungersnot, Wasserknappheit, katastrophale hygienische Zustände und Krankheiten sind an der Tagesordnung. Zahlreiche Menschen sehen die Klimamigration als einzige Lösung. Manche Völker versuchen ihre Lage durch den Einsatz von Gewalt zu verbessern, zerstörerische Kriege sind die Folge... Ein 2012 geborener Historiograf setzt sich zum Ziel, entscheidende Ereignisse der jüngsten Menschheitsgeschichte zu dokumentieren, um aufzuzeigen, wie es zu den dramatischen Zuständen auf der Erde gekommen ist. Für sein Buch interviewt er mehrere Personen, darunter namhafte Wissenschaftler und Führungspersönlichkeiten, die bestimmte Aspekte und Folgen des Klimawandels näher beleuchten.

Es ist wahrhaftig ein Alptraum-Szenario, das James Lawrence Powell in seinem Buch erstellt. Seine Zukunftsprognosen für unseren Planeten sind dermaßen düster, dass ich beim Lesen fast durchgehend eine Gänsehaut hatte. Und doch las ich weiter, denn „2084“ hat mich sehr beeindruckt. Es ist ein kluges Buch zu einem brisanten Thema, mit dem sich die meisten von uns leider immer noch kaum beschäftigen. Indem der Autor eine Interview-Form wählt und fiktive Persönlichkeiten zu Wort kommen lässt, die meist verschiedene wissenschaftliche Fächer vertreten und aus unterschiedlichen Ländern kommen, zeigt er auf, dass der Klimawandel ein Problem mit einer ungeheuren Bandbreite ist und die gesamte Menschheit betrifft. Diese Herangehensweise an das schwierige Thema finde ich originell und spannend. Powell nimmt kein Blatt vor den Mund und zeigt schonungslos auf, welche Konsequenzen das rücksichtslose Handeln – bzw. Nichthandeln, wo ein Umdenken und Veränderungen bitter nötig wären – für unsere gemeinsame Zukunft haben könnten. Er appelliert an die Menschen und versucht, ihr Gewissen aufzurütteln und sie dazu zu bringen, aktiv zu werden, bevor es endgültig zu spät ist. Die von Powell vorgeschlagenen Maßnahmen – allen voran der verstärkte Einsatz der Kernenergie – mögen zwar umstritten sein, aber eins ist klar: Es ist tatsächlich höchste Zeit, zu handeln, wenn wir die Erde für unsere Kinder und Enkelkinder erhalten wollen! Wir brauchen unbedingt mehr Politiker und einflussreiche Personen, die den Ernst der Lage verstehen und den Leugnern des Klimawandels die Stirn bieten. Aber auch einfache Bürger – jeder einzelne von uns – kann und sollte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und wenn nötig, Zivilcourage zeigen und nötige Veränderungen fordern. Damit es nicht irgendwann wirklich heißt: „Waren sie menschliche Wesen oder Schafe?“

Fazit: „2084“ ist definitiv kein Buch, das man zwischendurch zur Entspannung lesen kann. Die Lektüre ist nicht einfach und bereitet kein Vergnügen. Und trotzdem ist es wichtig, dass Powells Werk möglichst viele Leser erreicht. Denn nur wenige Bücher haben aus meiner Sicht ähnliches Potenzial, uns Menschen aufzurütteln und zum Handeln zu bewegen. In diesem Sinne: Unbedingt lesen und weitergeben!

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Veröffentlicht am 05.10.2020

Im Namen der Liebe

Mein Mann, seine Frauen und ich
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Nadia ist Mitte vierzig, selbstbewusst, attraktiv, lebensfroh und seit kurzem geschieden. Sie genießt ihr Leben als Single, doch dann lernt sie den Iraker Karim kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. ...

Nadia ist Mitte vierzig, selbstbewusst, attraktiv, lebensfroh und seit kurzem geschieden. Sie genießt ihr Leben als Single, doch dann lernt sie den Iraker Karim kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Obwohl er ihr gesteht, dass er bereits verheiratet ist und drei Kinder hat, lässt sich Nadia auf ihn ein. Sie konvertiert zum Islam, wird Karims Zweitfrau und folgt ihm zuerst nach Amsterdam und dann in den Orient, wo sich die beiden eine Existenz aufbauen. Nadia erlebt viele wunderschöne Momente und glaubt, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Doch ihre Beziehung zu Karim hat auch Schattenseiten. Sie hat ihren Traummann nie für sich alleine und muss sich damit arrangieren, dass sie sich als gute Muslima an viele harte Regeln halten muss. Sogar die lästige Abhängigkeit von ihrem Gatten nimmt die einst so eigenständige Nadia in Kauf. Doch dann erfährt sie, dass Karim eine dritte Frau geheiratet hat...

Nadias außergewöhnliche Geschichte soll sich tatsächlich zugetragen haben. Es war definitiv ein Glücksfall, dass sich Hera Lind für die Story begeisterte und diese zu Papier brachte. Die Autorin schildert Nadias Erlebnisse so emotional und überzeugend, dass man glaubt, der Heldin selbst zuzuhören. Sie schafft es, das Gefühlschaos der Protagonistin einfühlsam und glaubhaft wiederzugeben. Ich konnte mich als Leserin sehr gut in Nadia hineinversetzen und nachvollziehen, was in ihr vorgegangen sein musste. Auch, wenn ich persönlich vielleicht anders gehandelt hätte, so bewundere ich ihren Mut, mit dem sie für ihre große Liebe kämpft und keine Herausforderung scheut. Natürlich bringt sie Opfer und letztendlich scheitert die Beziehung. Und trotzdem bleiben ihr viele wunderschöne Erinnerungen und wichtige Erfahrungen, die sie nicht missen möchte. Diese kann ihr keiner wegnehmen.

Es war mein zweites Buch von Hera Lind und ich bin mir sicher, dass ich bald zu einem weiteren greifen werde, denn die Lektüre macht wirklich Spaß. Die Autorin schreibt fesselnd, ihre Charaktere sind lebendig und facettenreich. Die Handlung ist wie das Wetter: Mal heiter, mal wolkig, mal ein richtiger Sturm. Wie im Leben. All das bewirkt, dass man als Leser schnell in die Geschichte eintaucht, dass sie einem nahe geht und ihn nicht so schnell loslässt.

Fazit: Ein Roman nach einer wahren Geschichte, spannend und bewegend. Eine gute Unterhaltung, die auch zum Nachdenken bringt.

Veröffentlicht am 01.10.2020

Wasser ist Leben!

Dry
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Mitten in einem heißen Sommer bricht in Kalifornien die Wasserversorgung zusammen. Die 16-jährige Alyssa, ihr kleiner Bruder Garret und die Eltern der beiden sind – wie die meisten Einwohner – nicht auf ...

Mitten in einem heißen Sommer bricht in Kalifornien die Wasserversorgung zusammen. Die 16-jährige Alyssa, ihr kleiner Bruder Garret und die Eltern der beiden sind – wie die meisten Einwohner – nicht auf diese Krise vorbereitet. Blitzschnell sind alle Getränke in den Läden ausverkauft und Panik breitet sich aus. Alyssas Eltern ziehen mit vielen anderen los, um Trinkwasser zu besorgen, kommen aber nicht zurück. Die Geschwister tun sich mit Kelton, dem Jungen aus der Nachbarschaft, zusammen. Gemeinsam versuchen sie Rettung zu finden und erleben dabei einen wahren Alptraum...

Das Buch ging mir ganz schön unter die Haut! Es thematisiert ein brisantes und äußerst wichtiges Problem: die Wasserknappheit in unserer hochmodernen Welt. Dem Vater-Sohn-Gespann gelang es perfekt, eine beängstigende Katastrophenstimmung zu erzeugen und die verzweifelte Lage der Protagonisten glaubhaft und mit viel Einfühlungsvermögen darzustellen. Der originelle Plot und die unerwarteten Wendungen machen „Dry“ darüber hinaus zu einer äußerst spannenden Lektüre. Nur schwer konnte ich das Lesen unterbrechen und mich von der Geschichte distanzieren. Ich war mittendrin, litt, bangte und hoffte. Die Charaktere wuchsen mir ans Herz und ich konnte mich in sie hineinversetzen. Die Autoren zeigen eindrucksvoll auf, wie unterschiedlich Menschen angesichts einer Katastrophe reagieren. Während manche über sich hinauswachsen und in der Lage sind, Hilfe zu leisten, verlieren andere ihre Menschlichkeit und gehen buchstäblich über Leichen, nur um selbst zu überleben. Diese Vorstellung ist sehr bedrückend und manche Szenen wirklich schockierend, aber aus meiner Sicht durchaus realistisch und plausibel. Das Ende fand ich sehr gelungen, möchte aber nichts verraten. Eins ist klar: Schon vor der Lektüre dieses Buches wusste ich, dass Wasser ein kostbares Gut ist, das viele nicht zu schätzen wissen und sogar verschwenden. Auch ich – mea culpa! - neige oft dazu... Dies möchte ich jetzt ändern! Und ich hoffe sehr, dass ich nicht die Einzige bin, die nach diesem Roman den Wasserhahn nicht mehr so selbstverständlich wie früher aufdreht...

Unbedingt erwähnen möchte ich noch die gelungene graphische Gestaltung des Buches - das tolle Cover passt perfekt zum Thema des Romans und macht neugierig auf dessen Inhalt.

Fazit: „Dry“ ist ein packender, gut geschriebener Thriller, der den Leser erschüttert, ihn auf eins der großen Probleme unserer Zeit aufmerksam macht und ihn womöglich dazu bringt, sein Verhalten in puncto Wasserverbrauch zu überdenken. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Hochspannende Jagd auf einen Serienmörder

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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In einem Wohnhaus wird durch Zufall die Leiche des betagten Theodor Reifenraths entdeckt. Offenbar ist der Mann schon vor einer ganzen Weile gestorben, ohne dass jemand es bemerkt hat. Bei der Untersuchung ...

In einem Wohnhaus wird durch Zufall die Leiche des betagten Theodor Reifenraths entdeckt. Offenbar ist der Mann schon vor einer ganzen Weile gestorben, ohne dass jemand es bemerkt hat. Bei der Untersuchung des Vorfalls durch die Polizei kommt der nächste grausige Fund zum Vorschein: Neben dem im Zwinger eingesperrten Hund liegen Knochen, die eindeutig als menschlich identifiziert werden. Schon bald haben die Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein sowie das gesamte Team der Kripo Hofheim alle Hände voll zu tun, denn die Spurensicherung findet auf Reifenraths Grundstück mehrere Frauenleichen. Wer waren die Toten? Und war der alte Mann wirklich der Mörder? Oder waren es am Ende sogar zwei? Ins Visier der Polizei geraten zunehmend die ehemaligen Pflegekinder die Familie, die früher bei Reifenrath und seiner Frau lebten und wie sich schnell herausstellt jahrelang von ihr aufs Schlimmste misshandelt wurden. Immer weitere Fälle von verschwundenen und getöteten Frauen werden in Zusammenhang mit den gefundenen Leichen gebracht. Und dann schlägt der Täter erneut zu und entführt eine Person, deren Schicksal Pia Sander besonders nahe geht...

Seit sie mich vor Jahren mit „Schneewittchen muss sterben“ restlos überzeugt hat, lese ich die Krimis von Nele Neuhaus sehr gerne. Der Name der Autorin garantiert aus meiner Sicht eine spannende Unterhaltung auf gutem Niveau. Dies stellt sie mit „Muttertag“ erneut unter Beweis. Ich habe selten einen Krimi wie diesen gelesen, der trotz des beachtlichen Umfangs (immerhin 556 Seiten!) überhaupt nicht langatmig wird. Im Gegenteil: Die exzellent erzählte Story hat mich von Anfang an gepackt und ich konnte kaum aufhören zu lesen. Die Autorin schafft es wunderbar, die Spannung zu erzeugen und sie aufrechtzuerhalten, bis sie schließlich in einem dramatischen Finale gipfelt. Zwischendurch lockt sie den Leser geschickt auf falsche Fährten und überrascht ihn dann mit einer interessanten Wendung. Die Charaktere sind wie auch sonst bei Nele Neuhaus lebendig und sehr gut herausgearbeitet. Dies gilt sowohl für alte Bekannten aus früheren Bänden, sprich Pia Sander und Oliver von Bodenstein, die ich persönlich sehr menschlich und sympathisch finde als auch für negative Charaktere. Der Autorin gelingt es meisterhaft, furchterregende Figuren von Psychopathen zu kreieren. Die intensiven Schilderungen und vor allem der gekonnte Einsatz der Ich-Erzälform erlaubt dem Leser, einen Blick in die Abgründe ihrer Seelen zu werfen. Sie macht einem auch wiederholt bewusst, dass man solche Menschen nicht unbedingt erkennt, weil sie in der Gesellschaft oft kaum oder vielleicht sogar positiv auffallen. Mit Schrecken musste ich bei der Lektüre daran denken, ob mir schon mal einer über den Weg gelaufen ist...

Alles in allem ist „Muttertag“ ein toll geschriebener und packender Psychothriller, den man kaum aus der Hand legen kann! Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 23.06.2020

Eine Fortsetzung, die es in sich hat!

Erebos 2
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Es sind 10 Jahre vergangen seit den erschütternden Ereignissen um das Computerspiel Erebos. Nick Dunmore ist inzwischen 26 und ein angehender Fotograf. Er will es kaum glauben, als eines Tages urplötzlich ...

Es sind 10 Jahre vergangen seit den erschütternden Ereignissen um das Computerspiel Erebos. Nick Dunmore ist inzwischen 26 und ein angehender Fotograf. Er will es kaum glauben, als eines Tages urplötzlich eine App mit dem vertrauten roten Icon auf seinem Handy erscheint. Und doch ist es wahr: Erebos ist zurück! Das Spiel hat mächtig dazu gelernt und scheint wieder ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Doch diesmal lässt es Nick keine Wahl: Er muss spielen, ob er will oder nicht. Denn Erebos überwacht jeden seinen Schritte und schreckt vor keiner Maßnahme zurück, um sich Nick gefügig zu machen...

Ich bin Fortsetzungen gegenüber eher misstrauisch. Zu oft erlebt man, dass Bücher oder Filme, die einen begeistert haben, als Fortsetzung nur ein schwacher Abklatsch des Originals und im Grunde überflüssig sind. Das gilt aber nicht für Ursula Poznanski. Die Autorin hat es geschafft, mit „Erebos 2“ erneut einen packenden Thriller zu schreiben, der zumindest mich fast so sehr wie Teil 1 gefesselt hat. Auch hier haben wir es mit einer originellen, gut durchdachten Story zu tun, die sehr spannend und in einem guten Tempo erzählt wird. Es gibt ein nettes Wiedersehen mit den alten Protagonisten, die man ins Herz geschlossen hat, es kommen aber auch neue, durchaus interessante Charaktere dazu. Der häufige Perspektivenwechsel sorgt für Abwechslung und lässt keine Langeweile aufkommen. Sehr geschickt und überzeugend setzt Frau Poznanski die Idee mit den zwei Handlungsebenen um: Mal begleitet der Leser die Protagonisten in der realen, kurz darauf taucht er mit ihnen in die virtuelle Welt ein, was ein Erlebnis für sich ist. Der Spannungsfaktor wird dadurch ebenfalls enorm erhöht. Ferner punktet das Buch mit überraschenden Wendungen und einem aus meiner Sicht gelungenen Ende. Und wie schon bei „Erebos“ so macht die Lektüre auch diesmal nicht nur Spaß, sondern regt auch zum Nachdenken an. Alles in allem eine runde Sache!

Fazit: „Erebos 2“ hat mich perfekt unterhalten. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt von dem schriftstellerischen Können Ursula Poznanskis und bleibe ihr treuer Fan. Allen, die spannende Thriller mögen, kann ich das Buch wärmstens empfehlen!






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