Unvergessene erste Liebe
SturmherzAls ihre Mutter Cornelia durch einen Schlaganfall im Koma liegt, macht sich Alexa Petri von Berlin auf nach Hamburg, um sich um sie zu kümmern, denn sie ist nun auf Hilfe angewiesen. Das Verhältnis zwischen ...
Als ihre Mutter Cornelia durch einen Schlaganfall im Koma liegt, macht sich Alexa Petri von Berlin auf nach Hamburg, um sich um sie zu kümmern, denn sie ist nun auf Hilfe angewiesen. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist seit Jahren sehr angespannt, denn Alexa fühlte sich in ihrer Kindheit von ihrer Mutter verlassen und ungeliebt. Aber nicht nur um ihre Mutter muss sie sich sorgen, sondern auch um deren Buchladen kümmern. Eines Tages betritt der Amerikaner Richard Henderson den Laden und erzählt Alexa, dass er ihre Mutter vor langer Zeit kannte. Alexa ist völlig überrumpelt und lernt ihre Mutter durch die Erzählungen des Mannes von einer ganz anderen Seite kennen und erfährt von einem lange gehüteten Geheimnis, dass sie ihrer Mutter wieder näher bringt.
Corina Bomann hat mit ihrem Buch „Sturmherz“ einen sehr einfühlsamen Roman um eine ungewöhnliche Liebesgeschichte vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, manchmal melancholisch, oftmals gefühlvoll und nimmt den Leser auf eine Reise in die Vergangenheit mit in das Jahr 1962 zur großen Sturmflut, die in Hamburg tobte und die für das Schicksal von vielen Menschen verantwortlich ist und einige sogar ihr Leben lassen mussten. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich innerhalb der Geschichte immer weiter, bis da Geheimnis gelüftet ist. Die Handlung wird in drei Zeitebenen erzählt, eine handelt von der Gegenwart um Alexa und ihren Nachforschungen, eine andere erzählt von den Erlebnissen Cornelias und Richards 1962 in Hamburg und die dritte behandelt das Jahr 1985. Die Autorin versteht es auf wunderbare Weise, durch die Verflechtung der verschiedenen Schicksale und Handlungsweisen der Protagonisten dem Leser Einsicht und Verständnis für die einzelnen Charaktere heraus zu kitzeln. Durch die Perspektivwechsel erhöht sie die Spannung, bis alle Teile des Puzzles und damit die ganze tragische Geschichte sich dem Leser offenbaren.
Die Charaktere sind liebevoll skizziert und von der Autorin in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und lebensnah, weshalb der Leser ihnen auch gefühlsmäßig durch ihre Gedanken und Handlungen folgen kann. Alexa ist eine Frau Ende 30, die sich all die Jahre von ihrer Mutter ungeliebt und abgeschoben fühlte. Sie hat sich allein ein Leben aufgebaut und das Verhältnis zu ihrer Mutter so weit wie möglich abkühlen lassen. Sie wirkt sachlich und eher kalt in Bezug auf ihre Mutter, doch innerlich sehnt sie sich nach der Liebe von Cornelia und ihrer Anerkennung. Cornelia sehnt sich immer noch nach ihrer ersten Liebe und hat sich von dem Verlust bis heute nicht erholt. Trotzdem kann man als Leser für sie zu Beginn nur Antipathie entwickeln, doch diese wandelt sich innerhalb der Handlung in Mitgefühl, obwohl immer ein Hauch Unverständnis für ihr Handeln bleibt. Richard ist ein sympathischer Mann, der sich auf die Suche nach seiner einstigen großen Liebe macht, um mit der Vergangenheit abzuschließen oder sich an nostalgische Gefühle zu erinnern. Sein Sohn Ethan hatte im Leben selbst schon einige Päckchen zu tragen und wagt mit dieser Reise einen Neuanfang.
„Sturmherz“ ist ein sehr emotionaler, teilweise düsterer Familienroman, der eine große Liebesgeschichte beinhaltet und den Leser animiert, ein Geheimnis frei zu legen. Absolute Leseempfehlung für ein wirklich berührendes Buch!