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Veröffentlicht am 07.10.2020

Manche mögen's kühl

Wintergemüse
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Heidi Lorey stellt in diesem Buch vor, wie man auch im Winter frisches Gemüse ernten kann. Nach Informationen über die Jahreszeiten, das Klima und den Klimaschutz gibt es noch praktische Anleitungen bezüglich ...

Heidi Lorey stellt in diesem Buch vor, wie man auch im Winter frisches Gemüse ernten kann. Nach Informationen über die Jahreszeiten, das Klima und den Klimaschutz gibt es noch praktische Anleitungen bezüglich Balkonkästen, Gewächshaus, Hochbeet, Frühbeet, Hilfsmittel und Lagerung. Allgemeine Informationen u.a. über Nitrate, Zellen, Düngung und die Fruchtfolge runden den Einleitungsteil ab. Die Texte sind sehr übersichtlich gestaltet, leicht verständlich, gut gegliedert und mit ansprechenden Bildern und Grafiken angereichert. Durch die einzelnen Überschriften und das Stichwortregister am Ende kann man jederzeit Themen, die man gezielt nachlesen möchte schnell finden.
Das Kapitel, in dem die einzelnen Gemüsesorten vorgestellt werden, macht den größten Anteil am Buch aus. Für jede Sorte gibt es eine Doppelseite mit Fotos, Spickzettel mit den wichtigsten Informationen auf einen Blick, Tipps zur „coolen Ernte“ und die Rubrik „Was schiefgehen kann“. Die Pfanzenporträts sind super gelungen und machen Lust darauf, das Gelernte umzusetzen. Abschließend werden noch die gängigsten Winterkräuter auf dieselbe Art vorgestellt. Ein Serviceteil mit Bestelladressen und Tipps zum Weiterlesen rundet das Buch ab.
Mir gefällt das Buch sehr gut, es wird mich sicherlich noch durch viele Erntezeiten begleiten und es macht Lust auch neue bzw. Einem noch unbekannte Sorten auszuprobieren. Was für eine tolle Möglichkeit mit der Verlängerung der Erntesaison einen Beitrag zur Selbstversorgung und zum Klimaschutz zu leisten. Ich freue mich schon aufs Ausprobieren.

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Veröffentlicht am 06.10.2020

Grenzsituation

GOTT
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Schirach hat mit Gott ein Theaterstück zum Thema Suizid und Sterbehilfe geschaffen, das den Leser bzw. Zuschauer zutiefst berührt und zum Nachdenken bringt.
Ein 78-Jähriger, geistig und körperlich gesund, ...

Schirach hat mit Gott ein Theaterstück zum Thema Suizid und Sterbehilfe geschaffen, das den Leser bzw. Zuschauer zutiefst berührt und zum Nachdenken bringt.
Ein 78-Jähriger, geistig und körperlich gesund, ist lebensmüde und möchte Suizid mit Hilfe eines Arztes begehen.
Nach einem Urteil in 02.2020 des Bundesverfassungsgerichts ist die Suizidhilfe in Deutschland erlaubt. Aber was für Folgen kann dies nach sich ziehen, ist es moralisch und ethisch haltbar und wie sollte diese Frage vor dem Hintergrund der deutschen Euthanasiegeschichte diskutiert werden.
Der Autor rollt den Fall vor einem Ethikrat aus. Neben den Anwälten und dem Antragsteller kommen ein Mediziner, ein Theologe und ein Rechtsachverständiger zu Wort. Die Problematik wird aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, Argumente für das Für und Wider aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, die man vorher nicht so bedacht hatte, werden genannt.
Das Thema wird hier genau beleuchtet, u.a. auch die Auswirkungen auf die Hinterbliebenen. Immer wieder kommen neue Punkte auf, die es zu bedenken gilt, so dass es immer schwieriger zu einem haltbaren Urteil zu kommen.
Wie bei Terror liegt die Entscheidung bei den Zuschauern, die den Ethikrat bilden.
Das Stück regt sehr stark zum Nachdenken an. Wer glaubte, eine feste Meinung zu diesem Thema zu haben, wird sich wundern. Schirach schafft es wieder mühelos den Leser ins Wanken zu bringen und regt an Meinungen und Aspekte zu hinterfragen.
Es gelingt ihm viele sachliche Punkte deutlich anzubringen und löst damit extrem emotionale Momente aus.
Drei Essays von Wissenschaftlern ergänzen das Buch, die das Thema nochmals aus der ärztlichen Suizidbegleitung aus medizinethischer, juristischer und theologischer-philosophischer Sicht beleuchten.
Ein tolles Werk, dass die Problematik sachlich umfassend darstellt und damit eine Auseinandersetzung mit dem Thema auslöst, die lange nachhallt. Absolut lesenswert!



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Veröffentlicht am 27.09.2020

toller Mix

Hex Files - Hexen gibt es doch
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Fantasy, Liebesgeschichte, Humor und Krimi verbinden sich hier zu einem tollen Leseerlebnis.
Die erklärte Couchpotato Ivy Wilde arbeitet als Taxifahrerin seit sie aus dem Hexenorden geworfen wurde. Sie ...

Fantasy, Liebesgeschichte, Humor und Krimi verbinden sich hier zu einem tollen Leseerlebnis.
Die erklärte Couchpotato Ivy Wilde arbeitet als Taxifahrerin seit sie aus dem Hexenorden geworfen wurde. Sie schummelt sich gerne bequem durchs Leben, setzt ihre Kräfte nach ihrem Gutdünken ein, liebt ihren sprechenden Kater Brutus, der sie mit seien Eigenheiten und Kommentaren fordert und guckt gerne TV Serien. Ihre Nachbarin Eve ist ganz das Gegenteil: fleißig, diszipliniert, trainiert und gewissenhafte Anhängerin des Ordens. Als Eve verreist versorgt Ivy deren Katze. So kommt es, dass sie Eves Tür öffnet und man sie mit ihr verwechselt. Fortan ist sie durch einen Bindungszauber an Adeptus Exemptus Winter gefesselt, mit dem sie nun für den Orden arbeiten soll.
Keiner dieser beiden sehr gegensätzlichen Charaktere mag die neue Situation, dennoch ergänzen sich ihre Fähigkeit bei der Aufklärung eines Falles sehr gut. Die Situationskomik und die Sprüche, die sich zwischen dem Karrieristen und der ausgestoßenen Hexe ergeben sind herrlich. Winter ist es nicht gewohnt, dass ihm weder Bewunderung noch Respekt gegenüberstehen, nun muss er sich mit den unkonventionellen, aber kreativen Ideen Ivys auseinandersetzen, die ihm geradeheraus Kritiken jeglicher Art an den Kopf wirft. Dabei entdeckt er, dass in Ivy großes Talent schlummert, er kann den Werdegang nicht nachvollziehen, aber nach und nach versteht sie es eine empathische Ader in ihm zu wecken.
Ein toller Serienauftakt, der mich schon neugierig auf die Fortsetzungen macht.
Der zu lösende Fall entwickelt sich spannend und ist durch immer neue Wendungen und den Humor genial zu lesen.
Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Eindrücklich beschriebenes Familiendrama

Triceratops
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Das tolle Cover mit dem Triceratops, der scheinbar durch das Buch läuft, sollte Dinosaurierliebhaber nicht auf die falsche Fährte locken. Hier erwartet den Leser schwere Kost. Der Triceratops steht sinnbildlich ...

Das tolle Cover mit dem Triceratops, der scheinbar durch das Buch läuft, sollte Dinosaurierliebhaber nicht auf die falsche Fährte locken. Hier erwartet den Leser schwere Kost. Der Triceratops steht sinnbildlich für den Jungen, den der Autor über seine dysfunktionale Familie aus seiner Sicht sehr eindrücklich berichten lässt.

Das Drama dieser Familie zieht sich durch mehrere Generationen und verstärkt sich, ohne dass wirksame Hilfe kommt. Der Protagonist ist das jüngste Familienmitglied: ein Junge, der von sich nur als „Wir“ spricht und denkt.
Das „Wir“ des Ich-Erzählers schafft eine Distanz zu seiner Wirklichkeit, ob ihm dies ein wenig Schutz bieten soll oder er sich so dem Alleingelassensein entzieht, macht hier eigentlich keinen Unterschied mehr, es stimmt traurig und zieht den Leser mit sich in eine düstere Welt.
Die Mutter ist häufig in der Psychiatrie, zu Hause ist sie keine Stütze für den Jungen und seine ältere Schwester, sondern in ihrem Denken und Handeln stets auf sich fixiert. Der Vater versucht mit religiösem Eifer oder dem Fernsehprogramm die Realität auszublenden. Die Schwester wirkt in ihrem Verhalten verstört, sie versucht sich frühzeitig in eine eigene Familie zu flüchten. Die Großmutter und die Tante sind ebenfalls eine Spezies für sich. Die Chance hier emotional stabil entwickelt erwachsen zu werden ist gering. Nach und nach offenbart sich, wie sich die Dinge entwickelt haben. Niemand ist für den anderen da, die Personen leben nebeneinander in ihrem Dilemma und finden keinen positiven Ausweg. Ebenso wie der Junge wünschte ich mir beim Lesen den Schutzpanzer des Triceratops.

„Niemand war jemals wirklich da! Niemand“

Erzählt wird in kurzen Szenen/Kapiteln, die wie Fragmente wirken, sich aber schlussendlich zusammenfügen und damit den Scherbenhaufen dieser Familie offenbaren.
Zwischen den Zeilen steht hier mehr als in den Zeilen. Das gibt zu Denken und die Erkenntnisse sind schmerzhaft.
Das Hilfe für dysfunktionale Familien schlecht greift, diese auch schlecht erkannt werden, kommt hier sehr glaubhaft zum Vorschein.

Nichts für lockere Unterhaltungsstunden. Wer Charakterstudien mag und eine Portion Hoffnungslosigkeit aushalten kann, ist bei diesem Werk richtig.
Aufwühlend, nachhallend und besonders.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Naive Weisheit aus Island

Kalmann
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Joachim Schmidt erzählt diesen Roman aus der Sicht Kalmanns, dem Sheriff von abgelegenen Raufarhöfn in Island. Kalmann ist schon 30 Jahre alt, aber geistig auf dem Niveau eines Grundschulkindes, manchmal ...

Joachim Schmidt erzählt diesen Roman aus der Sicht Kalmanns, dem Sheriff von abgelegenen Raufarhöfn in Island. Kalmann ist schon 30 Jahre alt, aber geistig auf dem Niveau eines Grundschulkindes, manchmal ist er nicht bei der Sache oder erinnert sich nicht mehr. Die Sheriff-Ausrüstung hat er von seinem stets abwesenden amerikanischen Vater bekommen und er trägt sie täglich mit viel Stolz. Sein Opa hat ihm viel Selbstvertrauen mitgegeben und ihm die Welt so einfach erklärt, dass er sie verstand. Nun ist der mittlerweile demente Opa im Altenheim, aber Kalmann erklärt sich die Welt weiterhin, so wie sein Opa es getan hätte. Dabei kommen herrliche Vergleiche heraus, die im ersten Moment lustig scheinen, aber doch Sinn ergeben, manchmal tiefgründig anmuten.

Kalmann wohnt allein im Haus der Familie, die Mutter sieht regelmäßig nach ihm, wohnt aber in einer anderen Stadt, in der sie Arbeit gefunden hat. Kalmann wird im Dorf mit seinen Eigenheiten akzeptiert, er geht alleine jagen oder fährt hinaus, um Haie zu fangen. Er stellt den zweitbesten Gammelhai Islands her.
Eines Tages entdeckt er während der Jagd einen Blutfleck im Schnee, der Verdacht, dass dies etwas mit dem verschwundenen Hotelier des Ortes zusammenhängt, ist schnell gefasst. Polizei und Journalisten fallen in das verschlafene Städtchen ein.

Schmidt ist hier ein wunderbarer Roman gelungen, der aus der Sicht eines besonderen Protagonisten über isländische Orte und ungewöhnliche Menschen erzählt. Es ist mal ein anderes Erlebnis, die Welt aus der Sicht eines gehandicapten zu erleben und nie zu wissen, ob das erlebte tatsächlich der Wahrheit entspricht. Die Natur Islands wird wie nebenbei einprägsam und genau beschrieben. Der Bericht eines Außenseiters über sein Leben, verwoben mit einem ungewöhnlichen Krimi. Mir hat das Buch sehr gefallen.

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