Nachdem mit Charade: Bittersüßes Spiel so gut gefallen hat, lag natürlich die Latte für Facade: Bittersüßes Schweigen besonders hoch. Was mir an beiden Bänden auf jeden Fall sehr gut gefällt ist, dass die Titel perfekt passen. Während Colt & Chey im ersten Band also noch ihre Scharade spielten, versteckt sich Colt's bester Freund Adrian hinter einer Fassade. Ebenso tut es, die Protagonistin dieses Buches, Delaney. Zugegebenermaßen hatte ich nach dem ersten Band nicht das zwingende Bedüfnis Adrians Geschichte kennen zu lernen. Für meine Verhältnisse ist das eher selten, denn oftmals gefallen mir die Protagonisten des ersten Bandes zwar, doch gibt es da immer ein oder zwei Antagonisten, auf deren Geschichte ich so richtig hibbelig bin. Doch mein mangeldes Interesse von Adrian als Antagonist hat schlussendlich wenig mit meiner Begeisterung für ihn als Protagonist zu tun, denn begeistert bin ich auf jeden Fall.
In einem Strudel aus Schuldgefühlen, Selbsthass und vergessen wollen zu rotieren ist nicht die schönste Art sein Leben zu fristen und doch tut Adrian genau das. Er ist einer dieser extrem kaputten Charaktere, denen man sein Leiden und seine ausweglose Situation sofort abkauft. Ohne Versprechen zu machen, die er nicht einzuhalten gedenkt und hinter einer Fassade aus Gleichgültigkeit, Witzbold, Chambolzen und mehr, versteckt er, was wirklich in ihm vor geht und das ist alles andere als schön. Im Gegenüber steht Delany. Schnell ist klar, welche Rolle sie in der Geschichte spielt und fast ebenso schnell fand ich sie ein klein bisschen nervig. Ihre ständiges Ringen mit sich selbst, ob sie Adrian ihre Geschichte erzählen soll oder nicht ... doch andererseits macht eben dies die Geschichte aus und ohne ihr hadern und bittersüßes Schweigen wäre Adrian in sich selbst verschwunden und Delany hätte niemals eine solche Entwicklung in ihrem Leben durch gemacht, wie sie es schlussendlich getan hat.
Facade ist vor allem sehr düster und eigen. Es schwingt immer eine gewisse Melancholie mit und ist stimmungstechnisch ganz anders als der erste Band. Bewundernswert, wie eine Autorin zwei derart verschiedene Geschichte schreiben kann und doch wird eben dies ihren Charakteren besonders gerecht. Ich war auch begeistert von der "überraschenden Wendung". Gerade als ich dachte, ich wüsste wie es jetzt weiter geht und da käme kein Knall mehr, renne ich quasi mit offenen Augen vor eine massive Wand. Sehr gut durchdacht, sehr interessant, sehr passend!
Ich fand diesen zweiten Band nun nicht so hervorragend wie den ersten, was auf jeden Fall ein wenig an Delaney gelegen hat. Manchmal ist mir ihre Art zu naiv gewesen. Doch das ist schon fast meckern auf hohem Niveau, denn Nyrae Dawn hat hiermit wieder eine richtig tolle, andersartige Geschichte geschaffen. Ich bin begeistert und freue mich auf den dritten und letzten Teil.