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Veröffentlicht am 12.06.2021

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

Fortunas Rache
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Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, ...

Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?

„Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, brauchte man nun wirklich keine hellseherischen Fähigkeiten.“ (Zitat Invita)

Invita lebt als Sklavin im Hause von Legatus Augusti pro Praetore, dem mächtigen und einflussreichen Statthalter von Treveris. Ihren vorherigen Besitzern ist es zu verdanken, dass die Siebzehnjährige Bildung erfahren durfte, mehrere Sprachen spricht und des Lesens, Schreibens und Rechnens mächtig ist. Ihre große Schwäche für Dichter und Philosophen bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten. Invita gilt als aufsässig, vorlaut und unzuverlässig. Aufgrund ihrer Neigung, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schriftrollen aus dem Haus ihrer Eigentümer auszuleihen, wird sie wiederholt des Diebstahls bezichtigt. Ihre permanenten Verstöße gegen die Hausregeln tragen darüber hinaus dazu bei, dass sie sowohl der Hausverwalter Diodoros, als auch der Aufseher Celsus, scharf im Auge behalten. Nachdem Modestus, der stille und gutmütige Bote des Statthalters, Invita ein Geheimnis anvertraut hat, verschwindet er spurlos. Die junge Sklavin mit dem vorlauten Mundwerk beschließt, Nachforschungen anzustellen und bringt sich dadurch in Lebensgefahr.

Nachdem ich bereits mit großer Begeisterung mehrere Romane der Autorin Maria W. Peter gelesen habe, wurde ich nun mit der Buchreihe um die junge Sklavin Invita auf einige frühere Werke der Autorin aufmerksam. Im vorliegenden ersten Band „Fortunas Rache“ lernt der Leser die ungewöhnlich gebildete Protagonistin kennen, die sich nach geistiger Nahrung verzehrt, zu ihrem Leidwesen jedoch nicht gerade mit Gehorsam und Diplomatie gesegnet ist. Laufende Konfrontationen und drastische Strafen sind die Folgen ihres Ungehorsams, doch widerspenstig und starrköpfig fordert Invita ihr Schicksal täglich aufs Neue heraus. Der Ich-Erzählerin Invita stehen etliche Nebenfiguren zur Seite, der Schauplatz der Handlung ist die bereits erwähnte Hauptstadt der Treverer an der Mosel. Während Invita mit den Sklavinnen Foeda und Bricia ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, machen ihr die boshafte und manipulative Sklavin Rapida, der griesgrämige Hausverwalter Diodoros und der grausame Aufseher Celsus das Leben schwer. Die hellsichtige Heilkundige Selena gibt nur zögernd begehrte Informationen preis, den selbstbewussten Kriegsgefangenen Flavus betrachtet Invita als versklavten Barbaren und ungehobelten Alemannen. Eine wichtige Rolle im Buch spielt auch die kränkliche Tochter des Statthalters namens Marcella, die eine schützende Hand über Invita hält. Doch ebenso wie einige andere Bewohner dieses Hauses ist Marcella äußerst bedacht darauf, ihre Geheimnisse zu wahren.

Der Autorin ist es hervorragend gelungen, historische Fakten mit einer spannenden Krimihandlung zu vereinen. Man erfährt interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Elite, liest von Errungenschaften wie beispielsweise Toiletten oder Fußbodenheizung in den Häusern der wohlhabenden Familien. Durch Invita erhält man Einblicke in das Leben der Sklaven bei einflussreichen, begüterten und von sich selbst überzeugten Römern.

„Die Römer sind so von der Einzigartigkeit und Ewigkeit ihrer eigenen Weltordnung überzeugt, dass sie vergessen, dass es schon eine Welt vor der Zeit Roms gab und ebenso eine danach existieren wird.“

Die Autorin hat den Kriminalfall um den spurlos verschwundenen Modestus sehr gut umgesetzt. Der Spannungsbogen bleibt zudem durch die laufenden Missgeschicke und Verstöße der Protagonistin konstant aufrecht. Maria W. Peters Schreibstil ist flüssig und einnehmend. Was mir persönlich nicht zusagte waren die derben Ausdrücke im Buch, die wohl die Schlichtheit und fehlende Bildung unter den Sklaven verdeutlichen sollten. Sehr gut gefallen haben mir die in einige Dialoge eingebrachten Zitate Senecas. Wiederholt zum Schmunzeln veranlassten mich jene Gedankengänge und Aussagen Invitas, welche von ihrem trockenen Humor zeugen:

„Schon als ich den kostspieligen Papyrus in die Hand nahm, rollte er sich von selber auf. Ich grinste. Die Anziehung zwischen Schriftrollen und mir beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Einen Moment lang kämpfte mein besseres Ich gegen die Versuchung, einen kurzen Blick auf den Inhalt zu werfen. Das bessere Ich unterlag.“ (Invita)

Bei der Bewertung der Charakterzeichnung der handelnden Figuren war ich ein wenig zwiegespalten. Invita als Ich-Erzählerin erlaubt großzügige Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und lässt die Leser auch an ihren Beobachtungen der anderen Charaktere teilhaben. Die beiden Antagonisten Diodoros und Celsus empfand ich ebenfalls als glaubwürdig ausgearbeitet. Einige Nebenfiguren empfand ich jedoch etwas zu blass – die Haussklaven und der eigenmächtige Alemanne Flavus blieben mir bis zuletzt ein wenig fremd, sie konnten mich emotional nicht einbeziehen. Da es sich bei dem vorliegenden Roman um den Beginn einer Buchreihe handelt, gehe ich jedoch davon aus, dass der Fokus der Autorin sich vermutlich erst im nächsten Band auf Flavus und einige der aktuell etwas vernachlässigt wirkenden Randfiguren richten wird. Ich bin schon jetzt gespannt darauf, Näheres über diesen Personenkreis zu erfahren.

Abschließend möchte ich noch auf die überaus ansprechende optische Aufmachung dieses Buches hinweisen sowie auf die Tatsache, dass Maria W. Peter ihren Lesern im Anhang nicht nur eine Karte des römischen Trier im dritten Jahrhundert nach Christi zur Verfügung stellt, sondern auch ein aus meiner Sicht äußerst hilfreiches Glossar zu den im Buch verwendeten lateinischen Ausdrücken. Das Nachwort liefert detaillierte geschichtlichen Fakten zu Zeit und Schauplatz der Handlung.

Fazit: Maria W. Peter entführte mich in „Fortunas Rache“ an der Seite der jungen Sklavin Invita auf eine abenteuerliche und spannende Reise in die Vergangenheit, wo ich im Jahre 260 n. Chr. interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Oberschicht und jenes ihrer Sklaven in Erfahrung bringen durfte. Der flüssige und einnehmende Schreibstil, eine vorlaute und waghalsige Protagonistin und ein ausgeklügelter Kriminalfall bescherten mir großes Lesevergnügen. Ich freue mich bereits darauf zu erfahren, welche Abenteuer Invita in den Nachfolgebänden erwarten.

Veröffentlicht am 08.10.2020

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Hannahs Gefühl für Glück
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Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, ...

Ich will dich nicht auch noch verlieren

Als der ehemalige Mountie Eric Nyland kurz vor Weihnachten bei einer Fahrt in Schnee und bitterster Kälte auf eine kleine Ausreißerin trifft, bietet er ihr an, sie nach Hause zurückzubringen. Das völlig erschöpfte Mädchen lebt bei Nigel Wilson, dem ehemaligen Lebensgefährten ihrer verstorbenen Mutter. Dieser ist wenig erfreut, als er Eric, dem verhassten Feind seit Jugendtagen, die Türe öffnet. Die nachfolgenden Ereignisse erfordern rasches Eingreifen – und das Jugendamt benötigt über die Weihnachtsfeiertage dringend einen Pflegeplatz für die knapp zwölfjährige Hannah. Erics Frau Ellie ist zwar nicht begeistert, willigt jedoch ein. Und Hannah wird für die Nylands zu einem Sonnenschein in deren Leben. Doch die Zeit des Abschieds naht schneller, als allen Beteiligten lieb ist…

Dieser Roman von Fran Kimmel hat durch den aussagekräftigen Klappentext mein Interesse geweckt, dennoch ist es der Autorin gelungen, mich zu überraschen. Ich hatte mit einer gefühlvollen Familiengeschichte gerechnet, mit der Geschichte über ein Waisenkind, das endlich eine Familie, Liebe, Wärme und Geborgenheit findet. Dieser Roman thematisiert jedoch weit mehr als nur Hannahs Schicksal. Zwar stellt dieses sympathische und sensible Mädchen die Protagonistin des Buches dar, großes Augenmerk lag jedoch auf den einzelnen Mitgliedern der Familie Nyland. In vielen Rückblenden erfährt man Details über die Vergangenheit und den übermäßig beanspruchenden Beruf des Ex-Mounties Eric sowie über seine Ehefrau Ellie, die sich mit ihrem Leben hoffnungslos überfordert fühlt. Ellie kümmert sich nach dem Umzug in die kanadische Kleinstadt Neesley nicht nur um ihren Mann und die beiden Söhne, ihr obliegt auch die Betreuung ihres verwirrten und unzurechnungsfähigen Schwiegervaters Walter, der ihre Geduld mit seinen abstrusen Äußerungen und Handlungen strapaziert. Während der fünfjährige Sammy durch sein kompliziertes Wesen und seine Andersartigkeit das Problemkind der Familie darstellt, macht sein aufsässiger und mürrischer vierzehnjähriger Bruder Daniel im Verlauf der Geschichte eine große Wandlung durch. Nigel Wilson fungiert als böser Antagonist, der gutherzigen Jugendarbeiterin Betty Holt und Erics verstorbener Mutter Myrtle wurden Nebenrollen zuteil. Während Hannah und Daniel meine favorisierten Figuren waren, stand ich dem Verhalten der Ellie Nyland oftmals ratlos gegenüber. Doch mit jeder einzelnen Seite durfte ich tiefer in ihre Gedankenwelt eindringen und es offenbarten sich langsam auch die Gründe dafür. Bei den beiden tierischen Nebendarstellern handelt es sich um Hannahs schwarze Langhaarkatze namens Mandy sowie Thorn, dem dicken alten Labradormischling der Nylands, der mit seinen Eigenheiten für humorvolle Momente verantwortlich zeichnete.

Der Schreibstil der Autorin hat mir ausnehmend gut gefallen, sie verstand es hervorragend, die dramatischen Hintergründe dieser Familiengeschichte authentisch darzustellen. Die nach Hannahs Einzug veränderte Atmosphäre im Hause Nyland war für mich als Leserin förmlich zu spüren. Meine einzigen Kritikpunkte sind einige deftige Flüche und derbe Ausdrücke, dir mir das Lesevergnügen etwas verleideten sowie ein Ende, welches mir angesichts der langen Aufarbeitung dieser Familiengeschichte viel zu kurz und rasch abgehandelt wurde.

FAZIT: „Hannahs Gefühl für Glück“ ist eine sehr berührende Geschichte über eine Familie, hinter deren heiler Fassade sich kleine Dramen abspielten. Ein einnehmender Schreibstil und sehr gut ausgearbeitete Charaktere sorgten dafür, dass ich dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Gerne gebe ich hierfür eine Leseempfehlung!


Veröffentlicht am 04.08.2020

Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

Die Farben der Schönheit - Sophias Träume (Sophia 2)
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Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

„Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!“
„Das ist löblich, aber denken Sie vor allem an eines: sich selbst nicht zu enttäuschen!“

Nach ihrer unerwarteten Kündigung ...

Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!

„Ich werde Miss Arden nicht enttäuschen!“
„Das ist löblich, aber denken Sie vor allem an eines: sich selbst nicht zu enttäuschen!“


Nach ihrer unerwarteten Kündigung erhält Sophia Krohn, eine ehemalige Chemikerin des Hauses Helena Rubinstein, die Chance auf einen Neubeginn bei deren erbitterter Konkurrentin Elizabeth Arden. Für die junge Deutsche ist es nicht immer einfach, den Anforderungen ihrer neuen Vorgesetzten gerecht zu werden, dabei aber zugleich ihren Prinzipien treu zu bleiben. Loyalität steht für Sophia an erster Stelle, und Miss Arden entpuppt sich als strenge, gebieterische und manchmal auch launenhafte Vorgesetzte. Nach ihrer Grundausbildung wird Sophia eine verantwortungsvolle und interessante Aufgabe angeboten – doch sie muss sich hierfür zwischen ihrer Karriere und ihrem Privatleben entscheiden…

Der zweite Teil der „Farben-Trilogie“ schließt eng an den ersten an und ist in der Zeit zwischen 1929 und 1934 angesiedelt. War „Miss Arden“ einst die zutiefst verhasste Gegnerin ihrer ehemaligen Vorgesetzten Helena Rubinstein, wird sie im Nachfolgeband zu Sophias neuer Chefin. Die Autorin beleuchtet den historisch belegten „Puderkrieg“ zwischen den beiden konkurrierenden amerikanischen Kosmetikunternehmerinnen, diesmal jedoch aus der Sicht Elizabeth Ardens. Der Leser erhält Einblicke in den Charakter und das Leben dieser Pionierin der Kosmetikentwicklung, welche die Autorin gekonnt mit der Geschichte ihrer deutschstämmigen Protagonistin Sophia Krohn zu verknüpfen verstand.

Corina Bomann besitzt einen einnehmenden und flüssigen Schreibstil, der Hauptfigur werden interessante Nebenfiguren zur Seite gestellt. Das Hauptaugenmerk liegt zwar auf der Ich-Erzählerin Sophia, Elizabeth Arden und ihrem beruflichen und privaten Umfeld wird jedoch ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteil. In Sophias Vermieter Mr. Parker, dessen liebenswerter Haushälterin Kate und Sophias ehemaliger Kollegin Ray Bellows darf man Figuren aus dem Vorgängerband wiederbegegnen. Sophias ehemals beste Freundin Henny Wegstein werden in diesem Band nur kurze Gastauftritte zuteil, durch die große räumliche Distanz und den übermächtigen Einfluss von Hennys Verlobtem Maurice Jouelle liegt die Freundschaft auf Eis. Ihre Eltern und ihre große Liebe Darren O’Connor waren ebenfalls wichtige Personen in Sophias Leben, der völlige Abbruch jeglichen Kontakts zu ihnen bringt Sophies Gefühlswelt ebenfalls ins Wanken.

Die Umsetzung dieser Geschichte hat mir gut gefallen, obgleich mich bestimmte Figuren und deren Handlungen bzw. Emotionen nicht ganz zu überzeugen vermochten. Durch die Nachforschungen der Protagonistin im Hinblick auf ein traumatisches Erlebnis in Paris vor einigen Jahren wird gleich zu Beginn ein kleiner Spannungsbogen eingebracht. Mit dem Wiederauftauchen signifikanter Personen aus dem ersten Teil kommt im letzten Abschnitt des Buches schließlich erhöhte Spannung auf, die mit starken Emotionen einher geht und mit einem völlig unerwarteten Cliffhanger endet.

Ich bin gespannt auf den finalen Band dieser Trilogie!

Veröffentlicht am 11.05.2020

Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

Wer, wenn nicht wir
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Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

„Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe. Ich glaube eigentlich nicht.“ (Viola)
„Geht mir genauso.“ (Florian)

„Was war mit ihnen passiert? Wann waren sie in diese ...

Sie dachten, es wäre für die Ewigkeit…

„Ich weiß nicht, ob ich dich noch liebe. Ich glaube eigentlich nicht.“ (Viola)
„Geht mir genauso.“ (Florian)

„Was war mit ihnen passiert? Wann waren sie in diese Mühle geraten, die ihre Liebe zu Staub zermahlen hatte?“


Bei einem gemeinsamen Abendessen sollen die Einzelheiten der Beendigung einer fünfundzwanzigjährigen Beziehung zwischen Viola Janicki und Dr. Florian Quandt besprochen werden. In die Ehe der virtuosen Klarinettistin und Lehrerin an einer Musikhochschule und des leitenden Oberarztes schlich sich eine zunehmende Entfremdung ein, sie fühlen sich unverstanden, ihre Beziehung ist von Gleichgültigkeit erfüllt, ihre Liebe scheinbar erkaltet. „Sie liebten einander nicht mehr genug, um all ihre größeren und kleineren Unzulänglichkeiten mitzulieben.“

Neben der schwierigen Aufgabe, ihre Kinder Josephine und Jonathan mit der neuen Situation zu konfrontieren müssen Viola und Florian sich nun auch noch mit dem Problem einer nicht mehr stornierbaren Urlaubsreise nach Rhodos befassen. Letztendlich entschließen die beiden sich, diese Reise getrennt anzutreten.

Die Autorin präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen Roman, der zwar das Scheitern einer Beziehung als tiefgründiges und gewichtiges Thema in den Mittelpunkt stellt, dabei aber durchaus auch mit locker-leichten Passagen punktet. Während der erste Teil des Buches von den Eheproblemen zwischen Viola und Florian, kleineren und größeren Verletzungen und den Reaktionen ihres Umfelds auf ihre Trennung handelt, wechselt der Schauplatz kurz darauf zur malerischen Insel Rhodos. Die Aufarbeitung der Beziehungsprobleme der beiden Protagonisten ist der Autorin sehr gut gelungen. In vielen verschiedenen Rückblicken werden die Ereignisse, die nach und nach zu dieser Entfremdung führten, näher beleuchtet. Während des Aufenthalts auf Rhodos und fern von der eintönigen Routine des Alltags dürfen die Hauptfiguren dieses Romans sich selber, aber auch den Partner, neu entdecken und mit anderen Augen betrachten. Barbara Leciejewski weckt durch ihre bildhaften Beschreibungen dieser schönen griechischen Insel und durch das tiefe Eintauchen in diesen ungewöhnlichen Sommerurlaub die Lust, selber zu verreisen und für kurze Zeit dem Alltag zu entfliehen.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren – insbesondere der beiden Protagonisten – hat mir sehr gut gefallen, ich empfand sie authentisch und konnte mich in ihre Gefühls- und Gedankenwelt gut hineinversetzen. Violas weiche, sensible und ernste Art und ihre aufgegebenen Träume haben mich sehr bewegt. Der kurze Einblick in einen Arbeitstag des Spitzenchirurgen Florian lässt dessen Zweifel und Versagensängste erahnen, er kann warmherzig, aber durchaus auch bissig und abschreckend in seinen Anstrengungen sein, mit den beruflichen Belastungen fertigzuwerden. Mit dem griechischen Hotelbesitzer Socrates Koronaios und seinen liebenswerten Verwandten sowie einigen Hotelgästen bringt die Autorin interessante und zum Teil amüsante Nebenfiguren in die Handlung ein. Während Hera Spät mit ihrer schüchternen und unsicheren Art sofort Beschützerinstinkte weckt, entpuppt sich ein junger blonder Britney-Spears-Verschnitt mit aufgesetztem Kleinmädchencharme als nervtötende Klette, die man nur sehr schwer wieder los wird. Äußerst sympathisch und überzeugend dargestellt fand ich die beiden Kinder der Protagonisten, das mürrische alte Original Tante Ludovica brachte mich mit ihren Schrullen zum Schmunzeln.

Fazit: „Wer wenn nicht wir“ war eine Lektüre, die einerseits gewichtige Beziehungsprobleme thematisierte, mich als Leser jedoch andererseits an den malerischen Schauplatz einer der größten griechischen Inseln versetzte und pures Urlaubsfeeling vermittelte. Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren sowie die Entwicklungen zwischen den Protagonisten und einigen Nebenfiguren haben mir gefallen und mich sehr gut unterhalten. Dennoch musste ich feststellen, dass mir der Vorgängerroman „So lange sie tanzen“ sowohl in sprachlicher Hinsicht, als auch inhaltlich, weit besser gefallen hat. Doch angesichts dieses ganz großen Lesehighlights war meine Erwartungshaltung auch unverhältnismäßig hoch. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch wärmstens weiterempfehlen - von mir gibt es für diesen schönen Roman 4 Sterne.

Veröffentlicht am 18.03.2020

Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

„Ich liebe meinen Beruf. Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als Schönheit in die Welt zu bringen.“ (Sophia Krohn)

Sophia Krohn studiert im fünften Semester ...

Eine neue Hoffnung, ein neues Leben

„Ich liebe meinen Beruf. Ich kann mir kaum etwas Besseres vorstellen, als Schönheit in die Welt zu bringen.“ (Sophia Krohn)

Sophia Krohn studiert im fünften Semester Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und träumt seit frühester Kindheit davon, eines Tages selbst Kosmetik herzustellen. Das Leben meint es gut mit der hoffnungsvollen jungen Erbin des Krohn-Drogerie-Imperiums, doch dann wird der strebsamen Studentin die verbotene Liebe zu ihrem Dozenten zum Verhängnis. Als ein Arzt ihre Schwangerschaft feststellt, lässt sie nicht nur ihr Liebhaber, sondern auch der gnadenlose und unnachgiebige Vater fallen. Sophia muss ihr Elternhaus auf der Stelle verlassen, steht völlig mittellos auf der Straße und findet bei ihrer Freundin Henny Wegstein Unterschlupf. Über Umwege gelangt sie nach New York, wo sie dank ihrer hervorragenden Ausbildung eine Anstellung bei der erfolgreichen Geschäftsfrau Helena Rubinstein findet. Die reiche Kunstfreundin hat großen Einfluss in New York und ermöglicht es Sophia, bei ihr zu lernen…

Corina Bomanns Neuerscheinung weckte durch das ansprechende Cover und den Klappentext mein Interesse, die Geschichte der erfolgreichen jüdischen Polin Helena Rubinstein und ihr sogenannter „Puderkrieg“ mit ihrer schärfsten Konkurrentin Elizabeth Arden werden dem Leser in diesem Roman nahegebracht. Die Autorin besitzt einen einnehmenden Schreibstil, die handelnden Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Sophia Krohn wird die größte Aufmerksamkeit zuteil, die Autorin vermittelt anschaulich deren Kindheit und Leben in Berlin, die Konflikte mit ihren Eltern und ihre schier ausweglose Situation. Sophia begeht einen einzigen schlimmen Fehler, und ihr gesamtes Leben liegt in Scherben. Ohne Auffangnetz und ohne jegliche familiäre Unterstützung wagt sie beherzt den Schritt in eine neue, selbstbestimmte Zukunft, doch es gibt viele Hindernisse zu bewältigen. Ihr zur Seite steht die freiheitsliebende Henny Wegstein, die Sophie seit Kindheitstagen als allerbeste Freundin bezeichnet. Helena Rubinstein würde ich ebenfalls als Protagonistin dieses Romans bezeichnen, auf ihr Leben und ihre Karriere wird detailliert eingegangen. Man liest von Helenas Anfängen in Melbourne und ihren beruflichen Erfolgen, erfährt aber auch einiges über ihr Privatleben. Helena Rubinstein überträgt Sophie Krohn schließlich große Verantwortung und führt sie in die High Society New Yorks ein, in einer schwachen Stunde offenbart sie ihrer Angestellten sogar ihre tiefsten Emotionen hinter der Maske einer taffen Karrierefrau. Die grimmige Pensionswirtin Madame Roussel, deren Untermieterin Madame Genevieve Fouquet, ein attraktiver Verpackungsdesigner namens Darren O’Connor, Sophias Freundin Henny Wegstein sowie ihre Arbeitskollegin Ray Bellows bereichern als interessante Nebenfiguren die Handlung.

Corina Bomann erzählt die Geschichte ihrer Protagonisten in gemächlichem Tempo, lässt hierbei jedoch tiefe Emotionen einfließen. Ich vermochte mich sehr gut in Sophias Situation hineinversetzen, die nach jedem neuerlichen Schicksalsschlag tapfer aufsteht und weiterkämpft. Die unerwartete Wendung am Ende des Buches bringt noch auf den allerletzten Seiten einen großen Spannungsfaktor ein, der die Neugier auf den zweiten Band dieser Buchreihe schürt.

Fazit: Mit „Sophias Hoffnung“ präsentiert Corina Bomann einen überzeugenden Auftakt der Trilogie „Die Farben der Schönheit“. Der Roman hat mir sehr gut gefallen, mich ausgezeichnet unterhalten und weckt bereits jetzt die Vorfreude auf die Fortsetzung dieser Geschichte. Ich bin schon gespannt auf die Ereignisse der beiden Nachfolger „Sophias Träume“ und „Sophias Triumph“, die noch im heurigen Jahr erscheinen werden.

Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter.