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Veröffentlicht am 29.11.2020

Interessanter historischer Kriminalroman

Gegen die Spielregeln
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London, 1874: Als der Kessel des Dampfschiffes Bothnia explodiert und es mehrere Tote gibt, glaubt man zunächst an einen Unglücksfall, doch dann stellt sich heraus, dass Dynamit im Spiel war. Drei Menschen ...

London, 1874: Als der Kessel des Dampfschiffes Bothnia explodiert und es mehrere Tote gibt, glaubt man zunächst an einen Unglücksfall, doch dann stellt sich heraus, dass Dynamit im Spiel war. Drei Menschen haben Grund Ermittlungen anzustellen: Inspector Orville Baker von der Metropolitan Police Services aus dienstlichen Gründen. Der Halblakota Ryon Buchanan, dessen Vater, ein amerikanische Schiffsbauingenieur bei der Explosion ums Leben kam. Und die Krankenschwester Alessa Arlington, deren Onkel, Vorsitzender des Lloyds Register of British and Foreign Shipping, der Tat dringend verdächtigt wird.

Alle drei Protagonisten sind sehr interessant, Baker, der zunächst ein „typischer“ viktorianischer Mann ist, der Frauen jede eigene Meinung abspricht, sich im Laufe des Romans aber verändert. Er und Alessa stoßen immer wieder aufeinander, wodurch sich manchmal nette Situation ergibt, die einen schmunzeln lässt. Im Gegensatz dazu ist Alessa eine junge Frau, die sich emanzipieren möchte, so arbeitet sie als Krankenschwester unter Florence Nightingale, möchte Medizin studieren und wagt einiges, um ihren Onkel zu entlasten. Ryon ist ebenfalls ein interessanter Charakter, alleine schon durch seine Herkunft. Er und Alessa entwickeln Gefühle füreinander, die sie aber nicht wirklich ausleben können – größtenteils auf Grund von Missverständnissen, wobei teilweise in diesem Band nicht mehr klar wird, ob nicht mehr Wahrheit dahintersteckt – ich habe hier oft den Kopf geschüttelt, weil man wieder einmal nicht den einfachsten Weg genommen und miteinander geredet hat.

Neben diesen Drei gibt es weitere interessante Charaktere, wie z. B. zwei homosexuelle Ärzte, die wegen ihrer Liebe Zuchthaus befürchten müssen, eine Bordellchefin oder die in ihren viktorianischen Ansichten gefangene Stiefmutter Alessias. Einige der Charaktere sind historische Persönlichkeiten wie z. B. der Schiffbauer Alexander Carlisle.

Schiffbau und die Konkurrenz unter den Werften ist ein großes Thema des Romans, z. B. wird das Blaue Band thematisiert, das das Schiff erhält, das als schnellstes im Jahr den Atlantik überquert. Die Autorin scheint mir sehr gut recherchiert zu haben, ich mag es sehr, solche historischen Hintergründe zu erfahren, und habe ein paar neue Dinge erfahren. Auch die sozialen Verhältnisse Großbritanniens jener Zeit werden thematisiert, nicht nur die der einzelnen Schichten, sondern auch die der Geschlechter, und die Doppelmoral, die damals herrschte. Sehr gut hat mir der Abschluss des Bandes (vor dem Epilog) gefallen. Der Epilog wiederum blickt nach vorne und macht gespannt auf den nächsten Band, denn „Gegen die Spielregeln“ ist der erste Band einer Reihe, der zweite Band ist bereits angekündigt. So macht es auch wenig aus, dass das Ende in gewisser Beziehung offen bleibt.

Der Fall jedoch ist abgeschlossen und zwar durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich mir einen anderen Täter gewünscht hätte. Mal sehen, ob man im nächsten Band noch etwas über das Schicksal desjenigen erfährt.

Ich wurde gut unterhalten und habe Neues gelernt, die historischen Hintergründe sind interessant und gut recherchiert in den Roman eingeflossen, die Charaktere gefallen mir, und ich freue mich auf Band 2. Leider fehlt ein Nachwort, das Fiktion und Fakten aufgreift. 4,5 Sterne sowie eine Leseempfehlung vergebe ich sehr gerne.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Pageturner

Knochengrab (Ein Sayer-Altair-Thriller 2)
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Im Shenandoah Nationalpark werden in einer Höhle menschliche Knochen gefunden und schließlich auch frische Leichen. Sayer Altair, Agentin beim FBI, wird hinzugezogen. Nach ihrem letzten Fall wird das FBI ...

Im Shenandoah Nationalpark werden in einer Höhle menschliche Knochen gefunden und schließlich auch frische Leichen. Sayer Altair, Agentin beim FBI, wird hinzugezogen. Nach ihrem letzten Fall wird das FBI gründlich untersucht, und so muss Sayer mit einem sehr kleinen Team auskommen.

Band 1 war ein Überraschungshit für mich und ich war sehr gespannt auf Sayers neuen Fall. Die Protagonistin ist nicht nur FBI-Agentin sondern auch Neurowissenschaftlerin und untersucht in dieser Funktion Psychopathen, derzeit solche, die nicht straffällig wurden. Sie hat einen interessanten Hintergrund und natürlich ist auch wieder Sayers privater Kreis mit von der Partie, Hund Vesper, Nachbar Tino, die Großmutter und Adi aus Band 1, die nun bei Sayers wohnt. Sie alle zeigen, dass Sayer mehr ist als nur eine FBI-Agentin, nämlich eine Frau mit Herz

Neben Sayer sind auch die weiteren Charaktere interessant. Ezra Coen kennt man bereits aus dem ersten Band, dort wurde er, wie auch Sayer selbst, schwer verletzt, hier nun ist beider erster Einsatz nach ihrer Genesung. Maxwell Cho ist nicht nur derjenige, der beim Wandern die Knochen fand, sondern auch vom FBI, sein Hund Kona, der nicht unwesentlich am Fund beteiligt war, ist ein ausgebildeter Spürhund. Die Rechtsmedizinerin und Anthropologin Dana Wilbanks kam gerade aus dem Kongo zurück, wo sie Leichen aus Massengräbern identifizierte. Auch die beiden örtlichen Teammitglieder, Piper MacLaughlin, die Parkrangerin, und Kyle Nelson, der örtliche Polizeichief, haben ihre Besonderheiten und machen die Mannschaft komplett.

Die Autorin hat nicht nur einen spannenden Thriller geschrieben, der Leser erhält auch allerlei interessanten wissenschaftlichen Input. Der Fall ist wieder sehr spannend und hat einige überraschende Wendungen zu bieten. Eines der Opfer ist ebenfalls ein sehr gelungener Charakter, und zeigt, was Menschen unter Extremsituationen schaffen können.

Größeren Raum nimmt auch die o. g. Untersuchung ein, die nicht nur Sayers Chefin ihren Job kosten könnte. Und auch der Tod von Jake, Sayers Verlobtem, und der neueste Proband ihres Psychopathen-Projektes erhalten einen höheren Stellenwert als gedacht und werden womöglich in Band 3 noch wichtiger werden.

Stellenweise konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen, er ist ein Pageturner par excellence. Trotz aller Spannung habe ich mich aber irgendwann gewundert, warum die Ermittler so begriffsstutzig sind. Ich finde es zwar nicht schlimm, wenn ich als Leser den Täter erahnen kann, aber ich finde es weniger gut, wenn die Ermittler allzu lange auf dem Schlauch stehen – hier vor allem, wenn man die Geschehnisse des Vorgängerbandes bedenkt. Das kostet dem Roman dann doch einen halben Stern.

Band 2 ist ähnlich spannend wie Band 1, der mich seinerzeit schon sehr positiv überrascht hat. Daneben mag ich auch das Charakterensemble gern und hoffe bald mehr von ihnen zu hören. Wer gerne spannende Thriller liest, die durchaus auch blutig sein dürfen, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Lorettas zwölfter Fall ist wieder sehr gelungen

Ringelpietz mit Abmurksen
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Loretta Luchs ist nun schon eine Zeit lang ohne festen Partner, zu lange, wie ihre Freunde, fast alle glückliche Paare, meinen. Und so bekommt Loretta Gutscheine fürs Speeddating geschenkt und wird „genötigt“ ...

Loretta Luchs ist nun schon eine Zeit lang ohne festen Partner, zu lange, wie ihre Freunde, fast alle glückliche Paare, meinen. Und so bekommt Loretta Gutscheine fürs Speeddating geschenkt und wird „genötigt“ sich ein Profil auf einer Datingside zu erstellen. Und tatsächlich gibt es bald einen viel versprechenden Kandidaten für Lorettas Liebesglück, aber leider auch eine Leiche beim Speeddating.

Dies ist tatsächlich bereits Band 12 der Reihe! Man kann übrigens alle Bände unabhängig voneinander lesen, auch ich bin erst mit Band 5 eingestiegen, aber natürlich ist es schöner, alles der Reihe nach zu lesen, um die ganzen Entwicklungen nicht zu verpassen (ich habe mir die fehlenden ersten Bände auch besorgt).

Neben Loretta haben vor allem Frank, der mit Bärbel den Tante-Emma-Laden aus dem Vorgängerband übernommen hat, Dennis, Lorettas Chef, und Diana, Loretta frühere Mitbewohnerin, die mittlerweile an der Nordsee lebt, ihre Auftritte. Frank darf übrigens auch wieder „Andakawwa“! Dazu kommen die Teilnehmer der Speeddatings und zwei entzückende ältere Damen, die einen wesentlichen Anteil an Lorettas Ermittlungen haben, und die vielleicht in späteren Bände wiedertrifft.

Ich fand Lorettas früheren Partner Pascal immer ziemlich fade, und hoffte daher, dass sie einen besser passenden Mann an ihrer Seite findet. Ob das gelungen ist? Lasst euch überraschen! Ich bin übrigens zufrieden mit dem Ende des Romans, das der Reihe einige neue Impulse geben könnte.

Der Kriminalfall wird erst relativ spät wesentlich für die Erzählung, das ist aber nicht weiter schlimm, denn Fans der Reihe mögen es auch über die privaten Details der Clique rund um Loretta zu lesen. Langweilig wird einem da nicht. Aufgelöst wird der Fall etwas überraschend aber logisch – perfekt.

Ich habe mich wirklich gut unterhalten mit Lorettas zwölftem Fall und freue mich schon auf den nächsten Band. Wer Krimis mag, die mit Humor nicht geizen, eine sympathische Protagonistin, mit einem ein bisschen außergewöhlichen Freundeskreis haben, und gut durchdachte Kriminalfälle bieten, solte hier zugreifen. Von mir gibt es 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Ich mag diese humorvolle Krimireihe sehr

Mordsmäßig versaut
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Dieses Mal ist es nicht Louisa, die über eine Leiche stolpert, sondern Trudi, noch dazu in einer sehr verfänglichen Situation. Und auch wenn Louisa ihrem Liebsten versprochen hat, sich dieses Mal aus den ...

Dieses Mal ist es nicht Louisa, die über eine Leiche stolpert, sondern Trudi, noch dazu in einer sehr verfänglichen Situation. Und auch wenn Louisa ihrem Liebsten versprochen hat, sich dieses Mal aus den Ermittlungen herauszuhalten, ist das nicht so einfach, denn sie muss Emily und Trudi davor beschützen, sich in die Bredouille zu bringen.

Dies ist bereits der 6. Band der äußerst vergnüglichen Krimireihe, die weiterhin mit skurrilen Kriminalfällen, ebensolchen Charakteren und viel Humor aufwartet. Besonders die Charaktere sind es, dir mir sehr gefallen, und immer wieder für vergnügliche Lesestunden sorgen. Saskia Louis hat sie alle sehr liebevoll gezeichnet. Alle sind sie auf ihre Art durchgeknallt, was sie besonders liebenswert macht zumindest als Charaktere in einem Roman. Ob ich es im wahren Leben lange in ihrer Gesellschaft aushalten würde, steht auf einem anderen Blatt.

Louisas über 70jährige ehemalige Angestellte Trudi entwickelt sich dabei immer mehr zu meinem Lieblingscharakter. Alleine ihre Sprüche und ihre Ideen sind herrlich. Die Protagonistin und ihre Schwester Emily sind auch so eine Sache für sich, irgendwie sehr anstrengend, und dennoch muss man sie mögen. Und dann Kommissar Joshua Rispo und seine Brüder. Joshua hat es nicht leicht mit seiner Familie, und hat sich auch noch für eine schwierige Freundin entschieden. Er selbst ist von der eher strengen Sorte, immerhin ist er Polizist, doch immer wieder muss er das eine oder andere Auge zudrücken, und so langsam glaube ich, bei ihm setzt eine leichte Entwicklung in Richtung weniger streng ein …

Und der Fall ist natürlich auch dieses Mal wieder alles andere als normal. Wer hätte gedacht, dass es in Seniorenheimen so abgeht, kein Wunder, dass sich Trudi dort wohl fühlt, obwohl sie sich zunächst nur undercover eingeschleust hat.

Die Auflösung habe ich so nicht kommen sehen, ist aber nachvollziehbar. Nur die übergroße Dramatik des Showdown ist mir ein bisschen zu viel. Und was sich als weitere Entwicklung der privaten Geschichte der Protagonisten abzeichnet, lässt auf einen gelungenen siebten Band hoffen.

Ich mag diese Reihe sehr und hoffe auf noch viele Fortsetzungen. Wer neben einem außergewöhnlichen Kriminalfall auch skurrile Charaktere und viel Humor verkraftet, sollte nicht auf sie verzichten und am besten mit Band 1 starten. 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Gelungener Abschlussband mit relativ offenem Ende

Spät dran am Jüngsten Tag
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Bobby Dollar ist aus der Hölle zurück, aber die Frau, die er liebt, die Dämonin Caz, konnte er nicht befreien. Nach wie vor, will er sie aber wiederhaben, und so muss er weiter der Verschwörung des „Driitten ...

Bobby Dollar ist aus der Hölle zurück, aber die Frau, die er liebt, die Dämonin Caz, konnte er nicht befreien. Nach wie vor, will er sie aber wiederhaben, und so muss er weiter der Verschwörung des „Driitten Weges“ nachspüren und ein Mittel gegen den Dämonen Eligor, der Caz gefangen hält, in die Hände bekommen. Und das alles neben seinem Job als Anwaltengel.

Band 2 der Trilogie hatte mich eher enttäuscht, der Abschlussband dagegen ist wieder deutlich besser. Hier geht es erneut voll zur Sache und es kommt keine Langeweile auf. Bobby hat es weiterhin nicht leicht, der Himmel, die Hölle und nun auch noch eine obskure Vereinigung namens „Die schwarze Sonne“ ist hinter ihm her, und sein Leben, und das seiner Mitstreiter ständig in Gefahr. Dann wird ihm im Himmel auch noch der Prozess gemacht …

Viele alte Bekannte bevölkern diesen Roman, wie etwa Bobbys Chef Temuel und seine Kollegen Sam und Clarence, Wereber George, Auto- und Waffenhändler Orban und das sensitive Schulmädchen Edie. Aber auch ein paar neue und nicht weniger interessante Charaktere kommen dazu, wie die beiden ukrainischen Amazonen Oxana und Halyna und Baldur von Reinmann, der Chef der Schwarzen Sonne. Allen Charakteren ist eine gewisse Skurrilität eigen.

Das Setting ist das heutige Kalifornien, der Ort, in dem Bobby lebt und arbeitet heißt passenderweise San Judas. Als weitere Örtlichkeiten kommen der Himmel und Kainos, der Ort, an dem sich der Dritte Weg etabliert hat, hinzu.

Garniert wird das Ganze mit einer Menge unheimlicher (Höllen)Kreaturen, die, zumindest größtenteils, Jagd auf Bobby und seine Gang machen. Hier hat der Autor seine Phantasie los gelassen, und es ist nicht immer leicht, sich die kuriosen Wesen vorzustellen, aber als Leser mit ebenfalls viel Phantasie hat es dann doch funktioniert.

Dass der Autor Bobby selbst in Ich-Form erzählen lässt, gibt dem Roman einen besonderen Pfiff. Der Leser weiß immer nur so viel wie Bobby und erlebt alles hautnah mit. Der Erzählstil erinnert stark an Hardboiled-Romane der Crime noir-Ära und ist voller Action, Spannung und Humor.

Das Ende hat Tad Williams relativ offen gestaltet, was mir gut gefällt. Im Grunde ist aber alles aufgelöst, nur manches hat sich eben anders entwickelt, als erhofft. Ich finde nicht, dass es weitere Romane geben müsste, würde aber auch nicht nein sagen, wenn es sie gäbe. Ich mag Bobby und seine Mitstreiter, und hätte nichts gegen ein Wiedersehen. Immerhin hat der Autor auch eine andere Reihe wiederbelebt.

„Spät dran am jüngsten Tag“ ist ein gelungener Abschlussband der Trilogie, der wegen seines relativ offenen Ende aber nicht jedem gefallen wird. Ich wurde jedenfalls gut unterhalten, empfehle die Trilogie, die man unbedingt der der Reihe nach lesen sollte gerne weiter, und vergebe 4,5 Sterne (aufgerundet wo nötig).

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