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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2021

Interessante Gedanken kreativ aufbereitet

Sapiens
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Yuval Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ habe ich schon vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. „Sapiens“ ist allerdings meine erste Graphic Novel und ich war schon gespannt, wie ...

Yuval Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ habe ich schon vor einigen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. „Sapiens“ ist allerdings meine erste Graphic Novel und ich war schon gespannt, wie diese Erzählweise bei einem Sachbuch funktioniert.
Alles in allem bin ich positiv überrascht, wie gut es den Verfassern gelingt, die wesentlichen Inhalte des ersten Teils des Ausgangswerkes grafisch aufzubereiten und so auch für jüngere Leser oder Einsteiger in die Materie leichter fassbar zu machen ohne den Inhalt zu sehr zu trivialisieren.
Yuval tritt hier selbst als Comicfigur in Erscheinung und sucht Antworten auf zahlreiche spannende Fragen. Er überlegt beispielsweise, wie es Homo sapiens gelungen ist, sich gegenüber allen anderen Menschenarten durchzusetzen und eine weltweite Vorherrschaft zu erringen, wodurch der „große Sprung nach vorn“ vor ca 70.000 Jahren ausgelöst wurde oder wie die Menschen schon lange vor Erfindung der Landwirtschaft in ihre Umwelt eingegriffen haben – mit teilweise dramatischen Folgen. Unterstützt wird er dabei von seiner Nichte Zoe, diversen Wissenschaftler(inne)n oder auch „Doctor Fiction“.
Dabei ist für viel Abwechslung gesorgt. Sie besuchen unter anderem wissenschaftliche Konferenzen, sprechen mit Neandertalern, ergründen die Gemeinsamkeiten der Firma Peugeot und des Löwenmenschen von Stadel oder nehmen an einem Gerichtsverfahren teil.
Ich kann dieses ebenso informative wie unterhaltsame Werk daher nur weiterempfehlen und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Verbrechen aufklären mit Logik

Der Fall Alice im Wunderland
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Guillermo Martinez hat erneut einen Krimi im Umfeld des Mathematik-Instituts der Universität Oxford angesiedelt. Wieder tritt das schon aus „Die Oxford Morde“ bekannte „Ermittlerteam“ in Erscheinung: Der ...

Guillermo Martinez hat erneut einen Krimi im Umfeld des Mathematik-Instituts der Universität Oxford angesiedelt. Wieder tritt das schon aus „Die Oxford Morde“ bekannte „Ermittlerteam“ in Erscheinung: Der berühmte Professor Arthur Seldom und ein (gewissermaßen immer noch namenloser) argentinischer Student, der als Ich-Erzähler fungiert.
Seldom ist in der Lewis-Carroll-Bruderschaft aktiv, die den Schöpfer von „Alice im Wunderland“ verehrt. Als eine Doktorandin behauptet, über Informationen zu verfügen, welche einen dubiosen Abschnitt aus Carolls Leben in einem neuen Licht erscheinen lassen, führt dies zu einiger Aufregung.
Richtiggehend alarmiert ist Seldom aber, als die junge Frau kurz bevor sie ihre Enthüllung bekanntgeben will, von einem Auto angefahren und schwer verletzt wird. Er vermutet einen Anschlag und informiert Inspektor Petersen.
Doch es soll nicht das letzte Verbrechen bleiben.

Der Erzählstil ist wieder eher sachlich, dennoch konnte ich diesmal besser in die Geschichte hineinfinden. Die Handlung schreitet flott voran, was auch zum Miträtseln darüber animiert, wie es wohl weitergehen wird und worin all die angedeuteten Geheimnisse bestehen.
Außerdem handelt es sich bei den Mitgliedern der Bruderschaft teilweise um skurrile Gestalten und auch sonst treten ein paar interessante Charaktere auf. Daneben habe ich noch einiges über Lewis Carroll erfahren, wobei ihn manches in einem etwas zwiespältigen Licht erscheinen lässt.
Der Kriminalfall ist spannend mit einigen Wendungen. Vor allem aber hat mir die Art der Aufklärung gefallen – sie geschieht nicht durch ausgefeilte Technik, sondern durch logisches Denken.
Schon deswegen kann ich diesen Roman allen Fans „klassischer“ Krimis empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2021

Spannende Tour durchs Universum

Eine Geschichte des Universums in 100 Sternen
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Florian Freistetter nimmt die Leser hier mit auf eine spannende und unterhaltsame Tour durch die Weiten des Universums.
Er hat 100 „Sterne“ (bei manchen handelt es sich in Wirklichkeit eigentlich um andere ...

Florian Freistetter nimmt die Leser hier mit auf eine spannende und unterhaltsame Tour durch die Weiten des Universums.
Er hat 100 „Sterne“ (bei manchen handelt es sich in Wirklichkeit eigentlich um andere Arten von Himmelskörpern) ausgewählt, anhand derer er in jeweils ca drei Seiten langen Beiträgen diverse Themen aus dem Bereich der Astronomie ausleuchtet. Er berichtet von der Tausende Jahre alten Faszination des Menschen für den Sternenhimmel und all den Mythen, die sich um diesen rankten, vor allem aber darüber, was die moderne Wissenschaft über das Universum, seine unglaubliche Ausdehnung und die erstaunlichen Phänomene, die dort beobachtet werden können, herausgefunden hat – was vielfach noch weit faszinierender ist als jeder Mythos.
Auch die Art, wie diese Erkenntnisse gewonnen wurden, wird beschrieben.
So erfährt man hier beispielsweise, wie Sterne zu ihren Namen kommen, welches der am weitesten entfernte Stern ist, der noch mit freiem Auge gesehen werden kann, wie Sternenlinsen funktionieren, wie Planeten außerhalb unseres Sonnensystems beschaffen sind oder was wir über die Zeit nach dem Urknall wissen bzw nicht wissen.

Da das Buch so konzipiert ist, dass die einzelnen Kapitel unabhängig voneinander gelesen werden können, werden allerdings einige Informationen mehrmals an unterschiedlichen Stellen wiederholt.
Außerdem fand ich es überflüssig, dass bei jeder Gelegenheit von „Astronominnen und Astronomen“ die Rede ist. So sinnvoll der dahinterstehende Gedanke auch ist, stört es doch den Lesefluss.

Alles in allem werden hier zahlreiche interessante Informationen auf kurzweilige Art vermittelt. Der Autor hat ein Talent dafür, auch komplexe Inhalte allgemeinverständlich darzustellen.

Veröffentlicht am 11.10.2020

Gelungenes Jubiläum

Der Tote in der Hochzeitstorte
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Kaum zu glauben, dass die Knickerbocker-Bande schon 30 Jahre alt ist. Ich kann mich heute noch daran erinnern, mit welcher Begeisterung ich damals den ersten Band gelesen habe. So freue ich mich natürlich ...

Kaum zu glauben, dass die Knickerbocker-Bande schon 30 Jahre alt ist. Ich kann mich heute noch daran erinnern, mit welcher Begeisterung ich damals den ersten Band gelesen habe. So freue ich mich natürlich über dieses neue Abenteuer der inzwischen erwachsenen Knickerbocker – und hoffe sehr, dass dies nicht der letzte Teil von Knickerbocker4immer ist:
Die Hochzeit von Lilo und Axel scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Nach mehreren Verschiebungen, unter anderem wegen Corona, entscheidet Lilo sich spontan, sie im November in einem abgelegenen Hotel in den Tiroler Bergen zu begehen. Doch die Feier, bei der nur ihre engsten Freunde anwesend sind, wird von dramatischen Ereignissen überschattet und da die einzige Zufahrtsstraße gesperrt ist, muss die Knickerbocker-Bande erneut einen kniffligen Fall lösen. Unterstützt werden sie dabei unter anderem von der Hotelbesitzerin Veronika Wunderer, die gerade mit einigen Problemen zu kämpfen hat.

Es ist schön, alte Freunde wiederzutreffen, die nun mit Beziehungen und (sich ankündigendem) Nachwuchs mitten im Leben stehen.
Veronika ist aber eine ebenso sympathische Figur. Ich konnte mich gut in ihre Sorgen wegen der Führung des Hotels und der Meinungsverschiedenheiten mit ihren Eltern hineinversetzen.
Dazu noch eine schillernde Lady aus einem Schloss. Was will man mehr?

Ein paar Kritikpunkte muss ich jedoch auch erwähnen: Der Klappentext passt nicht wirklich gut zum Inhalt und es gibt doch ein paar Ungereimtheiten. Vielleicht hat da auch der Zeitdruck mitgespielt.
Immerhin sind aktuelle Themen eingebaut. Corona und seine Auswirkungen werden gelegentlich erwähnt, wenngleich sich die Protagonisten nicht gerade im Sinne der „neuen Normalität“ (Abstandhalten etc) verhalten.

Ansonsten hat mich die Lektüre aber wieder gut unterhalten. Es wird einige Spannung erzeugt, es gibt dramatische Szenen und überraschende Wendungen.
Wie üblich zeichnet den Autor ein eher einfacher, jedoch mitreißender Stil aus.
Für Knickerbocker-Fans sicher empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Der angelsächsische König und die fränkische Adelige

Der erste König
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Schon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. ...

Schon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. Jahrhunderts, wo die Angelsachsen sich bereits seit längerer Zeit etabliert haben, sich aber dennoch mit anhaltendem Widerstand der einheimischen Waliser konfrontiert sehen:
Königreich Mercia 747: Nach einem walisischen Überfall auf sein Heimatdorf und dem Tod seines Vaters folgt Offa diesem als Aldermann nach und möchte sich einen Namen als Kriegsherr machen. Noch größer wird die Verantwortung, die er zu schultern hat, als er schließlich überraschend zum König ernannt wird.
Einige Jahre später verschlägt es die junge Drida aus dem Frankenreich nach Mercia. Sie ist die Cousine der fränkischen Könige Karl und Karlmann und ihr Versuch, zwischen den Brüdern zu vermitteln, hätte sie beinahe das Leben gekostet.
Ihr Verhältnis zu Offa ist meist nicht ungetrübt, dennoch sehen beide ein, dass sie einander brauchen.

Bei Offa und Drida handelt es sich um reale historische Persönlichkeiten, über die es allerdings nur wenige und vielfach widersprüchliche Überlieferungen gibt. Die Autorin konnte sich daher bei der Ausgestaltung ihrer Protagonisten und der Konstruktion der Handlung viele Freiheiten erlauben. Bisweilen hat sie dabei vielleicht ein bisschen übertrieben, insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen.
Der Erzählstil ist flott und lebendig. Sowohl die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Mercia als auch die Situation im Frankenreich werden anschaulich geschildert. Bei letzterem ist vor allem die Darstellung Karls (der später „der Große“ werden sollte) interessant, wirkt sein Charakter hier doch deutlich negativer als in der Geschichtsschreibung sonst oft üblich. Aber diese wird ja bekanntlich von den Siegern bestimmt.
Auch sonst sind die Figuren nachvollziehbar gezeichnet und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.
Wirklich viel Spannung wird zwar nicht erzeugt, es gibt aber doch einige packende Szenen.

Insgesamt ein gelungener Ausflug in eine faszinierende Epoche, wo sich zwar sicher nicht alles so zugetragen hat, wie hier beschrieben, deren Helden aber nichtsdestotrotz mitreißend portraitiert werden.

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