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Veröffentlicht am 19.10.2020

Kurzweiliger historischer Roman mit Bezügen zu Schillers „Räubern“

Die Gabe der Sattlerin
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Die junge Sattlerin Charlotte soll den wesentlich älteren Amtmann aus ihrem Ort heiraten. Sie empfindet jedoch nichts für ihn und beschließt daher mit ihrem Pferd und sonst nichts aufzubrechen und von ...

Die junge Sattlerin Charlotte soll den wesentlich älteren Amtmann aus ihrem Ort heiraten. Sie empfindet jedoch nichts für ihn und beschließt daher mit ihrem Pferd und sonst nichts aufzubrechen und von zu Hause wegzulaufen.
Auf ihrem Weg fällt sie einer Räuberbande in die Hände.
Gleichzeitig arbeitet der junge Militärarzt Friedrich Schiller an seinem Drama „Die Räuber“…


Meine Meinung:
Der Roman ist sehr kurzweilig geschrieben und lässt sich sehr leicht und flüssig lesen. Die junge Sattlerin Charlotte hat mir von Anfang an gut gefallen und ich hätte sie gerne als Freundin.
Für ihr junges Alter ist sie erstaunlich reflektiert, mutig und selbstbewusst – und sie steht ihre Frau in den verschiedenen Situationen ihrer Flucht.

Die Handlung ist insgesamt stimmig angelegt mit einem gelungenen Spannungsbogen und manchen überraschenden Wendungen. Hierbei zieht sich auch ein sehr netter angenehmer Humor durch die Handlung. Der Schuss war zwar stimmig, aber für mich fast schon zu glatt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass ich beim Lesen einiges zu den historischen Zusammenhängen und über das Alltagsleben der Menschen zu der Zeit gelernt habe. Über den Beruf des Sattlers wusste ich bisher wenig und fand die Beschreibungen sehr interessant!
Auch über Räuberbanden habe ich einiges gelernt, was ich wirklich sehr spannend fand.

Nicht zuletzt habe ich durch den Roman viel Lust bekommen, Schillers „Räuber“ einmal in Ruhe zu lesen!


Fazit:
Ein gelungener historischer Roman mit gelungenem Spannungsbogen, fundiert recherchiert und spannend erzählt!

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Intelligenter Roman um einen innerlich zerrissenen Erfinder

Die Erfindung des Countdowns
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Der Siebenbürger Hermann interessiert sich schon seit der Lektüre von Jules Verne dafür, eine Rakete zu bauen. Regelrecht besessen ist er davon. Schließlich bietet er sogar den Nazis seine Dienste an und ...

Der Siebenbürger Hermann interessiert sich schon seit der Lektüre von Jules Verne dafür, eine Rakete zu bauen. Regelrecht besessen ist er davon. Schließlich bietet er sogar den Nazis seine Dienste an und arbeitet unter Wernher von Braun an einem Raketenprojekt für den Krieg…


Meine Meinung:
Das Buch ist extrem hochwertig gestaltet und fällt direkt dadurch auf, dass die Kapitelüberschriften wie ein Countdown von 10 bis auf 0 herunterzählen.
Als Leser begleitet man Hermann von seiner Kindheit und Jugend bis ins hohe Alter.
Dem Autor ist es gut gelungen, die innerliche Zerrissenheit des Protagonisten glaubwürdig darzustellen. Einerseits ist Hermann von wissenschaftlichem Interesse angetrieben und führt hartnäckig immer wieder neue Versuche aus. Er ist sehr intelligent, was man schon in seiner Kindheit merkt, als ihm Mathematik und Physik sehr leichtfallen. Andererseits hat er überhaupt keine Empathie. Er kann nicht mit anderen fühlen und tut Menschen und Tieren absichtlich weh. Seine Forschung kann er anderen nicht wirklich erklären. Im Laufe der Handlung wurde er mir auch immer unsympathischer, weil er nur noch mit Besessenheit an die Rakete denkt und deswegen mit den Nazis zusammenarbeitet.
Neben der interessanten Persönlichkeitsstudie hat der Autor auch mathematische und physikalische Zusammenhänge sehr gut beschrieben. Man muss diese Sätze aber zum Verständnis des Buches nicht unbedingt nachvollziehen können.


Fazit:
Das Buch ist wirklich ein gelungener historischer Roman über eine sehr schwierige Persönlichkeit. Ich zolle dem Autor hohen Respekt, dass er sich so intensiv mit einem so unsympathischen Forscher beschäftigen konnte!

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Kurzweilig und manchmal auch nachdenklich stimmend

Männer in Kamelhaarmänteln
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„Kleider machen Leute.“ – Unter dieser Überschrift erinnert sich Elke Heidenreich an Lieblingskleidungsstücke, besondere Kleidung, Situationen aus ihrer Vergangenheit und streut darüber hinaus auch fiktionale ...

„Kleider machen Leute.“ – Unter dieser Überschrift erinnert sich Elke Heidenreich an Lieblingskleidungsstücke, besondere Kleidung, Situationen aus ihrer Vergangenheit und streut darüber hinaus auch fiktionale Kurzgeschichten über Kleidung ein.
In sechs großen Abschnitten (geordnet nach Farben) bringt sie eine Vielzahl von kleinen Geschichten und Episoden in dem Büchlein unter.


Meine Meinung:
Das Buch ist eine sehr gelungene Sammlung von Episoden, die ich sehr gerne gelesen habe. Auf der einen Seite plaudert Elke Heidenreich gekonnt „aus dem Nähkästchen“ und bringt viel Stoff aus ihrer Vergangenheit ein. Ich fand es total spannend zu lesen, was sie über ihre Mutter, die so gut und gerne Kartoffeln zubereitet hat, und ihren unzuverlässigen Vater, der die Familie verlassen hat, erzählt. Auch die Geschichten aus Elke Heidenreichs Jugend, in der sie viel Tagebuch geführt und Gedichte von Gottfried Benn gelesen hat, und ihrem Berufs- und Privatleben, fand ich extrem kurzweilig.
Es waren wirkliche Highlights dabei, bei denen ich aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen bin.

Darüber hinaus streut Elke Heidenreich immer wieder fiktive Kurzgeschichten ein, die mal lustig, mal nachdenklich, immer aber inspirierend und anregend sind.

Insgesamt ist das Buch eine sehr gelungene Mischung. Ich wurde sehr gut unterhalten und konnte das Buch daher nicht mehr aus der Hand legen. Ich fand es sehr schade, dass es schon so schnell ausgelesen war, was ich aber als gutes Zeichen werte!
Darüber hinaus hat es mir auch viel Freude gemacht, an ähnliche Begebenheiten aus meiner Vergangenheit zu denken und mich z.B. an Lieblingskleidungsstücke, rote Schuhe, ein Abschlussballkleid o.ä. zurückzuerinnern.


Fazit:
Elke Heidenreich ist mit dem Buch voller Kurzgeschichten eine wunderschöne Auswahl gelungen, die sehr gekonnt erzählt ist. Hier ist für jeden etwas dabei, allesamt sind sie auf jeden Fall kurzweilig und unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Schöne Wohlfühllektüre mit Urlaubsflair

Wo die Sterne tanzen
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Nele, Musicaltänzerin und gerade wohnhaft in New York, kommt nach vielen Jahren zurück auf die Insel Juist, wo sie als Kind so schöne Sommerferien mit ihrem besten Freund Henry verbrachte. Neles Oma Lotte ...

Nele, Musicaltänzerin und gerade wohnhaft in New York, kommt nach vielen Jahren zurück auf die Insel Juist, wo sie als Kind so schöne Sommerferien mit ihrem besten Freund Henry verbrachte. Neles Oma Lotte ist nämlich verstorben und sie soll das Deichschlösschen, das Haus ihrer Oma, ausräumen und verkaufen.
Auch Henry, den Nele seit Jahren nicht mehr gesehen hat, ist zurück auf Juist. Und Nele kann ihm immer noch nicht das verzeihen, was in ihrer Jugend alles zwischen ihnen verändert hat…


Meine Meinung:
Ich mag die Liebesromane von Katharina Herzog sehr, weil sie sich so schön flüssig lesen lassen und man sich beim Lesen direkt wohlfühlt. Auch bei diesem Roman ging es mir so. Ich mochte die sehr stimmig angelegten handelnden Personen sofort und habe vor allem das sehr schöne Urlaubsflair der kleinen Insel Juist („Töwerland“) sehr genossen.
Insofern waren die Lesestunden an sich für mich wie ein kleiner Urlaub.

Die Geschichte an sich ist zwar nicht besonders tiefgründig und eher vorhersehbar, aber durchaus mit einem Happy End und einem gewissen Spannungsbogen, so dass man den Roman sehr gut am Strand oder auch sonst zur Entspannend lesen kann.

Die Schauplätze sind wirklich schön beschrieben und auch das Thema Tanzen und Musical zieht sich sehr stimmig durch das Buch hindurch, was mir gut gefallen hat.
Das Kopfkino funktioniert somit sehr gut und „ruckelt“ nicht.


Fazit:
Diesen locker-leichten Wohlfühlroman habe ich sehr gerne gelesen und dabei Lust bekommen, mal wieder nach Juist bzw. auf eine Nordseeinsel generell zu reisen.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Liebe in Zeiten des Brexits

Just Like You
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Lucy ist 42, weiß, Lehrerin, hat zwei Kinder und eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Joseph ist 22, schwarz, Aushilfsmetzger und Single. Die beiden verlieben sich ineinander.
Das alles passiert in ...

Lucy ist 42, weiß, Lehrerin, hat zwei Kinder und eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Joseph ist 22, schwarz, Aushilfsmetzger und Single. Die beiden verlieben sich ineinander.
Das alles passiert in der Zeit kurz vor dem Referendum zum Brexit bzw. in der Zeit danach.


Meine Meinung:
Nick Hornby ist einer meiner Lieblingsautoren, so dass ich sehr gespannt auf sein neues Buch war. Im Gegensatz zu den meisten früheren Romanen, die ich im englischen Original gelesen habe, habe ich das neue Buch auf Deutsch gelesen.
Das war für mich zunächst einmal etwas ungewohnt – und vielleicht kam der besondere britische Nick Hornby-Humor dabei auch nicht ganz so gut rüber wie im Original.
Im Großen und Ganzen war das Buch aber sehr flüssig zu lesen und ich war schnell in der Geschichte.

Lucy und Joseph, die beiden Protagonisten, waren mir gleich sympathisch und ich konnte mich gut mit ihnen identifizieren. Die Entwicklung, die die beiden im Laufe des Romans machen, ist grundsätzlich auch recht glaubwürdig. Gegen Ende hin hätte ich mir vielleicht noch ein klein wenig mehr Tiefgang gewünscht…

Sehr gut gefallen hat mir, wie Nick Hornby in dem Buch gesellschaftliche Themen adressiert. Es war besonders interessant beschrieben, wie die unterschiedlichen Schichten in Großbritannien den Brexit sehen. Während die Bessergestellten eher weiche, schwammige Argumente gegen einen Brexit haben, bringen die Unterprivilegierten ganz konkrete harte Aussagen für einen Brexit…
In einem Interview mit dem Autor habe ich über seine eigenen Erfahrungen gelesen, die er verarbeitet hat. Das kommt daher alles sehr fundiert rüber und ist meines Erachtens ein sehr einzigartiges Zeugnis der Zeitgeschichte.

Darüber hinaus kommen natürlich auch wieder die Must have-Themen bei Nick Hornby-Romanen vor – d.h. Fußball und Musik. Die Themen gehören einfach dazu, man würde sonst auch etwas vermissen.


Fazit:
Insgesamt ein sehr gelungener flüssig zu lesender Roman mit einem sehr spannenden Spiegel des aktuellen Zeitgeschehens. Allein deswegen für mich sehr lohnenswert zu lesen!

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