Harte Anführerin mit Grips
Lola Vasquez ist zwar klein, aber sie zeigt skrupellose Größe, wenn es darum geht, ihr aufgebautes Drogengeschäft im südlichen Los Angeles am Laufen zu halten. Als Anführerin der Crenshaw Six-Bande ist ...
Lola Vasquez ist zwar klein, aber sie zeigt skrupellose Größe, wenn es darum geht, ihr aufgebautes Drogengeschäft im südlichen Los Angeles am Laufen zu halten. Als Anführerin der Crenshaw Six-Bande ist sie Herrin über das florierende Heroingeschäft in ihrem Bezirk - eine Einnahme, die ihr und ihrer Adoptivtocher Lucy ein sorgenfreies Leben sichert. Und sie hat mit der Staatsanwältin Andrea eine neue Partnerin im Drogenhandel gefunden. Lola kümmert sich um ihre Nachbarn und hat ein Herz für misshandelte Frauen und Kinder - eine sensible Geste, die aus ihrer schwierigen Kindheit stammt. Doch gerade eine dieser Hilfsaktionen zettelt einen großen Bandenkrieg an, denn unwissend hat sie sich mit einem mexikanischen Kartell angelegt. Nun gehts für Lola um alles, was sie sich aufgebaut hat und um vieles mehr - denn Verrat im engsten Umfeld liegt in der Luft.
Melissa Scrivner Love hat eine hartgesottene, treibende und originelle Fortsetzung ihrer Narco-Reihe rund um die klug-nervöse Lola entworfen - dichte Story, prägnante Dialoge, harte Sprache und ein rasantes Tempo bis zum obligatorischen Showdown. Die Tochter eines Polizisten und einer Gerichtsstenografin wechselt in "Capitana" gekonnt die Perspektive, denn der Leser findet eine Frau symphatisch, die eine Verbrecherin ist und die wir eigentlich aus der Strafverfolgungsseite sehen sollten. Mit Härte, aber auch mit Mitgefühl und Verstand setzt sich Lola in einer von Männern und Machos, in einer von sozialer Ungleichheit und extremen Gewalt dominierten Welt durch. Als Leser muss man in dieser wendungsreichen und düsteren Welt voller Machtkämpfe immer aufmerksam sein - es lohnt sich!
"Hatte sie in dieser eingebildeten Zukunft Schüsse gehört, oder hatte ihr Wunschbild das Viertel in eine Gegend verwandelt, in dem Kinder vor Vergnügen schrien statt vor Schmerz, in dem ihr Blut aus Kratzern und Schrammen vom Spielen stammte und die Narben der Kindheit nicht von Gewalt und Missbrauch herrührten?" S. 108