"After the fire" hat mich sehr überrascht. Ich hatte mit einem Jugendroman gerechnet und einem Mädchen, welches ein dunkles Geheimnis verbirgt aber das wäre wirklich sehr oberflächlich, das Buch darauf ...
"After the fire" hat mich sehr überrascht. Ich hatte mit einem Jugendroman gerechnet und einem Mädchen, welches ein dunkles Geheimnis verbirgt aber das wäre wirklich sehr oberflächlich, das Buch darauf zu reduzieren, denn es hat einen vielschichtigen und sehr ernsten Kern und die Psychologie und Struktur, die in einer Glaubenssekte steckt, wird sehr intensiv geschildert.
Im Grunde geht es um den Zerfall einer Sekte irgendwo in Amerika. Man fühlt sich beim Lesen an Berichte von "Colonia Dignidad" und vor allem an das blutige Ende der Sekte 1993 in Waco erinnert. Ich denke auf letztere Geschehnisse geht dieses Buch auch im weitesten Sinne ein.
Moonbeam war seit ihrer Kindheit ein Mitglied der Sekte "Heilige Legion Gottes". Deren Camp ist zu Schutt und Asche verbrannt und bis auf wenige Kinder und Jugendliche wie Moonbeam hat niemand den Brand überlebt. Die Behörden wollen den Überlebenden nicht nur psychologisch helfen sondern sie wollen auch genau wissen, was im Lager all die Jahre geschehen und wie es zu dem Feuer gekommen ist. Also werden alle Kinder mit einem Psychater und FBI-Agenten täglich verhört und Stück für Stück setzt sich so ein Puzzle zusammen.
Moonbeam und ihre Sichtweise stehen im Zentrum. Sie erzählt in einem "Davor" und "Dachach" wie es war, dort zu leben, vom Sektenführer maipuliert, von dessen Helfern gemaßregelt, von den anderen Sektenmitgliedern misstrauisch beäugt zu werden. Nach und nach entwickelt sich darauf ein erschreckendes Bild, wie die jungen Menschen und ihr gesunder Geist geformt und oft auch gebrochen werden, bis sie willfährige Mitglieder einer verrückt-religiösen Sekte sind. Und obwohl sie jetzt ja in Sicherheit sind, sind sie weiterhin schwer traumatisiert und können nur schwer aus den Gedankenmustern der Sekte herausfinden. Einige schaffen es gar nicht.
Ein schwieriges Thema welches hier sehr autentisch und eindringlich erzählt wird. Die Frage, ob Moonbeam mit Schuld am Feuer war und damit mit Schuld am Tod vieler Menschen, steht immer als großes Fragezeichen im Hintergrund. Gleichzeitig bewundert man ihre Stärke und spürt, dass ohne sie alles noch viel schlimmer gekommen wäre. Wie die Frage am Ende beantwortet wird, muss jeder selber entdecken.
Ich kann "After the fire" sehr empfehlen. Ein ausgefeiltes Psychogramm.