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Veröffentlicht am 19.10.2020

Aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen.

What I Like About You
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Eine Geschichte über eine Cupcake-backende Jugendbuch-Bloggerin, die nach einem Umzug ihren Online-Freund in echt trifft und damit jede Menge Chaos auslöst? Das klang so vielversprechend, dass ich nicht ...

Eine Geschichte über eine Cupcake-backende Jugendbuch-Bloggerin, die nach einem Umzug ihren Online-Freund in echt trifft und damit jede Menge Chaos auslöst? Das klang so vielversprechend, dass ich nicht lange gezögert und sofort zugeschlagen habe. Und tatsächlich: "What I Like About You" ist aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen.


"Das ist das Problem mit Worten. In meinem Kopf sind Worte magische meine Gedanken sind wortgewaltig und stürmisch. Auf meiner Website sind Worte Musik. Im Klicken meiner Tastatur, im Kratzen des Bleistifts, der auf Papier trifft. In der Schönheit des Radiergummis, der Löschtaste. Auf der Seite singen und tanzen die Worte in exakter Ausdrucksweise und komplizierten Rhythmen.
Aber laut ausgesprochen? Dann sind Worte das Schlimmste!"


Das türkis-blaue Cover mit den zwei Figuren-Strichzeichnungen, den Herzchen und dem großen geletterten Titel schreit nicht nur laut "Achtung, süße Geschichte voraus", sondern passt auch gut zur Geschichte. Dafür sorgt auch die designerische Nähe zum Originalcover, das ebenfalls blau ist und zwei Cartoonzeichnungen von Nash und Halle zeigt. Auch innerhalb der Buchdeckel geht es gut durchdacht und spritzig weiter. In den Leselaschen steht eines der prägenden Hauptzitate der Geschichte und der Fließtext wird durch eingebundenen Chatverläufe, Emails, Kommentare, Tweets, Blogposts und Comics gekonnt aufgelockert. Dadurch wirkt die Geschichte nicht nur moderner, man kann auch einen wichtigen Teil von Halles Leben besser nachvollziehen und erhält einen von ihrer Selbstbeobachtung unabhängigen Eindruck ihrer Identität als die Bloggerin Kels von @OneTruePastry. Und das ist auch bitter notwendig, denn anders als ich angenommen hatte, fokussiert die Geschichte nicht auf ihrem Leben als Teil der Book-Community sondern vielmehr auf ihrer Identitätskrise zwischen der analogen Halle und ihrem digitalen Alias Kels.


"Ich bin immer so besessen davon, das Richtige zu sagen, den perfekten Satz zusammenzubauen. Aber vielleicht ist es in Ordnung, wenn meine Worte manchmal chaotisch und verkehrt herauskommen, solange sie wahr sind."


Angestoßen wird diese Krise, als sie nach einem Umzug zu ihrem Großvater ihren langjährigen Online-Freund Nash persönlich trifft. Sie erkennt ihn natürlich sofort, doch da sie keinerlei Bilder von sich selbst online gestellt hat und im Netz mit einem anderen Namen unterwegs ist, hat er keine Ahnung, wer das schüchterne, neue Mädchen ist, das in der Bibliothek vor ihm sitzt. Wenn es nach Halle geht, könnte das auch so bleiben, denn während sie in ihren Nachrichten selbstsicher, wortgewandt und witzig ist, ist sie in direkten Gesprächen oftmals unsicher. Also was, wenn Nash sie nicht mag, wenn sie sich ihm offenbart? Aus dieser Angst wird der Beschluss geboren, auf den richtigen Zeitpunkt für ihre Offenbarung zu warten. Doch den richtigen Zeitpunkt scheint sie immer wieder zu verpassen und als sie dann als Halle Nash immer näherkommt und gleichzeitig die BookCon näher rückt, auf der sie zum ersten Mal als Person auftreten soll, scheint die unvermeidbare Katastrophe in greifbarer Nähe...


"Nash ist hier. In Middleton. Wir gehen zusammen zur Schule. Wir werden den Abschluss zusammen machen.
Er hat keine Ahnung, wer ich bin.
Und ... ich habe keine Ahnung, was ich tun soll."


Neben dem nett verpackten Buchblogger-Thema, das wohl für viele den Ausschlag gegeben hat, diese Geschichte lesen zu wollen, lässt Marisa Kanter eine Menge anderer Themen in ihre Geschichte miteinfließen. Ja, es geht hier schon um die Liebe zu Büchern und allem was dazugehört, um Lieblingsbücher, Rezensionen, Buchmessen, Posts, buchige Diskussionen, Communitypflege auf Booktwitter und Bookstagram und um die Arbeit, die hinter allem steckt und indem sich jeder ambitionierte Leser und jeder Buchblogger wiederfinden wird. Es geht jedoch auch um die erste Liebe, Geschlechteridentität, Online-Beziehungen, Anonymität im Internet, Alias und falsche Namen, Verlust und Trauerbewältigung, jüdische Traditionen, Heimatlosigkeit und Dokumentarfilme. Wer bei dieser Bandbreite jetzt stutzig wird: ja, es wird recht voll in der Geschichte und vieles kommt deshalb nur am Rande auf den Tisch. Bei vielen Themen wie zum Beispiel bei Halles Religion oder Ollies Sexualität ist diese Beiläufigkeit aber kein Problem - im Gegenteil: hier setzt die Autorin wohl absichtlich auf einen unaufgeregten, knappen Stil, um das Thema eben normal wirken zu lassen und nicht aufzubauschen. Bei anderen Themen hingegen macht sich die Fülle an angesprochenen Facetten negativ bemerkbar und gerade was Halles Umfeld angeht (z.B. ihre Beziehung zu ihren Eltern, der Trauerprozess ihres Großvaters etc.) bleibt vieles nur oberflächlich angeschnitten.


"Mit Kels sind Erwartungen und fast drei Jahre Geschichte verbunden. Kels weiß immer, was sie sagen soll, sie wird in großen Veröffentlichungen zitiert und ist in Jugendbuch-Skandale verwickelt, und sie bringt es fertig, One True Pastry zu betreiben wie einen Vollzeitjob. Ich weiß, dass er sie mag, aber sie ist die Markenversion von mir - sie ist nicht ich.
Könnte Nash diese Version von mir mögen? Das möchte ich wirklich herausfinden."


Abseits der vielen Themen dominiert die wohl verrückteste Dreiecksgeschichte aller Zeiten das Geschehen: denn mit ihren beiden Identitäten als Halle und Kels nimmt die Protagonisten zwei Seiten des Dreiecks ein. Wenn sie schreibt, „Für ihn ist das ein Dreieck. Aber ich weiß, dass es nur eine gerade Linie ist. Es war immer eine Linie.“, macht es das für sie und für Nash aber nicht leichter. Im Gegenteil: während sie damit beschäftigt ist, als Halle eifersüchtig auf das zu sein, was Nash mit Kels hat oder sich umgekehrt zu fragen, warum Nash ein Detail seines Lebens lieber Halle anvertraut, als mit Kels darüber zu sprechen, will Nash, der seit Jahren heimlich in Kels verliebt ist, Halle keine große Hoffnungen machen und ist hin und her gerissen unwissend, dass er sich zweimal in die gleiche Person verliebt hat. Ihr seht schon, es wird kompliziert. Und genau das sorgt auch dafür, dass man trotz dass es relativ wenig konkrete Spannung gibt, bis zum Ende dabeibleiben muss. Zwar ist von Beginn an klar, was kommen muss, offenbleibt aber wie, wo und wann, sodass man sich mit jeder weiteren Lüge unweigerlich fragt, wie Halle da wieder rauskommen soll. Wie das ganze Chaos dann gelöst wurde, ist leider ein wenig lasch und nach dem großen Knall ist relativ schnell die Luft raus.


„Freundschaft heißt, dass die Welt vielleicht ein Irrenhaus ist, aber weniger verrückt, wenn man Menschen hat, die einem helfen, seinen Weg zu finden. Freundschaft ist chaotisch. Schwer. Vertrackt. Großartig. Zerbrechlich. Beständig. Unmöglich. Aber all das wert.
Immer all das wert.“


Ebenfalls nicht ganz überzeugen konnte mich Nash als Love Interest, der in Halles Gefühls- und Gedankenchaos ziemlich untergeht. Es geht zwar ziemlich ausführlich aus Halles und Kels Schilderungen hervor, dass er ein echt super Typ sein muss, was ihn aber wirklich beschäftigt und ausmacht, wird bis auf wenige Einblicke nicht klar, sodass ich seinen Charakter schlecht greifen konnte. Genauso ging es mir mit seinen Freunden, "Le Crew", die zwar auf den ersten Blick wie ein bunter, interessanter Haufen erscheinen, von denen wir aber durch Halles Fokus auf ihre eigenen Probleme nur einen oberflächlichen Eindruck erhalten. Halle/Kels hingegen hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn einige andere Leser von ihr etwas genervt waren. Verständlich, denn wie sie ihre Persönlichkeit aufspaltet und die Facetten ihres Lebens zu trennen versucht, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt naheliegend. Und auch abseits ihrer absurd erscheinenden Persönlichkeitskrise ist sie in erster Linie: ein Teenager Stimmungsschwankungen, Unsicherheit, gelegentlicher Naivität und allem, was zum Erwachsenwerden dazugehört. Das macht sie zu keiner besonders leichten Protagonistin, bedeutet aber nicht, dass sie als Figur nicht rund gewesen wäre. Auch wenn man ab und an mal mit den Augen rollen muss hat es Marisa Kanter erstaunlich gut geschafft, uns ihren Konflikt glaubhaft darzulegen und dem Leser zaghaft zu erklären, wie alle Teile von Halles Identität sie ausmachen.


"Wenn ich Nash schon online nie sagen konnte, wer ich wirklich bin, obwohl ich da die selbstbewussteste, gechillteste Version von mir bin, wie soll ich die Worte jemals direkt herausbringen?"



Übrigens hat "What I Like About You" hat mich inspiriert - zwar nicht unbedingt zum Nachdenken oder Leben umkrempeln - aber immer hin zum Cupcakes backen, wie ihr auf den Coverbildern, die ich hier stolz angefügt habe, sehen könnt. Der Verlag hat ein tolles Rezept für Red Velvet Cupcakes mit dem Rezensionsexemplar mitgesendet. Schreibt mir doch gerne, wenn Ihr Interesse daran habt, dann teile ich es mit Euch.




Fazit:


"What I Like About You" ist aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen. Die Geschichte bietet neben dem offensichtlichen Identifikationspotential für Blogger eine Bandbreite an weiteren Themen, die jedoch nicht alle rund verarbeitet sind, interessante Nebenfiguren, die neben dem dominanten Konflikt der Protagonistin aber etwas blass bleiben und eine spannende Persönlichkeitskrise, die leider ein etwas lasches Ende findet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.10.2020

Aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen.

What I Like About You
0

Eine Geschichte über eine Cupcake-backende Jugendbuch-Bloggerin, die nach einem Umzug ihren Online-Freund in echt trifft und damit jede Menge Chaos auslöst? Das klang so vielversprechend, dass ich nicht ...

Eine Geschichte über eine Cupcake-backende Jugendbuch-Bloggerin, die nach einem Umzug ihren Online-Freund in echt trifft und damit jede Menge Chaos auslöst? Das klang so vielversprechend, dass ich nicht lange gezögert und sofort zugeschlagen habe. Und tatsächlich: "What I Like About You" ist aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen.


"Das ist das Problem mit Worten. In meinem Kopf sind Worte magische meine Gedanken sind wortgewaltig und stürmisch. Auf meiner Website sind Worte Musik. Im Klicken meiner Tastatur, im Kratzen des Bleistifts, der auf Papier trifft. In der Schönheit des Radiergummis, der Löschtaste. Auf der Seite singen und tanzen die Worte in exakter Ausdrucksweise und komplizierten Rhythmen.
Aber laut ausgesprochen? Dann sind Worte das Schlimmste!"


Das türkis-blaue Cover mit den zwei Figuren-Strichzeichnungen, den Herzchen und dem großen geletterten Titel schreit nicht nur laut "Achtung, süße Geschichte voraus", sondern passt auch gut zur Geschichte. Dafür sorgt auch die designerische Nähe zum Originalcover, das ebenfalls blau ist und zwei Cartoonzeichnungen von Nash und Halle zeigt. Auch innerhalb der Buchdeckel geht es gut durchdacht und spritzig weiter. In den Leselaschen steht eines der prägenden Hauptzitate der Geschichte und der Fließtext wird durch eingebundenen Chatverläufe, Emails, Kommentare, Tweets, Blogposts und Comics gekonnt aufgelockert. Dadurch wirkt die Geschichte nicht nur moderner, man kann auch einen wichtigen Teil von Halles Leben besser nachvollziehen und erhält einen von ihrer Selbstbeobachtung unabhängigen Eindruck ihrer Identität als die Bloggerin Kels von @OneTruePastry. Und das ist auch bitter notwendig, denn anders als ich angenommen hatte, fokussiert die Geschichte nicht auf ihrem Leben als Teil der Book-Community sondern vielmehr auf ihrer Identitätskrise zwischen der analogen Halle und ihrem digitalen Alias Kels.


"Ich bin immer so besessen davon, das Richtige zu sagen, den perfekten Satz zusammenzubauen. Aber vielleicht ist es in Ordnung, wenn meine Worte manchmal chaotisch und verkehrt herauskommen, solange sie wahr sind."


Angestoßen wird diese Krise, als sie nach einem Umzug zu ihrem Großvater ihren langjährigen Online-Freund Nash persönlich trifft. Sie erkennt ihn natürlich sofort, doch da sie keinerlei Bilder von sich selbst online gestellt hat und im Netz mit einem anderen Namen unterwegs ist, hat er keine Ahnung, wer das schüchterne, neue Mädchen ist, das in der Bibliothek vor ihm sitzt. Wenn es nach Halle geht, könnte das auch so bleiben, denn während sie in ihren Nachrichten selbstsicher, wortgewandt und witzig ist, ist sie in direkten Gesprächen oftmals unsicher. Also was, wenn Nash sie nicht mag, wenn sie sich ihm offenbart? Aus dieser Angst wird der Beschluss geboren, auf den richtigen Zeitpunkt für ihre Offenbarung zu warten. Doch den richtigen Zeitpunkt scheint sie immer wieder zu verpassen und als sie dann als Halle Nash immer näherkommt und gleichzeitig die BookCon näher rückt, auf der sie zum ersten Mal als Person auftreten soll, scheint die unvermeidbare Katastrophe in greifbarer Nähe...


"Nash ist hier. In Middleton. Wir gehen zusammen zur Schule. Wir werden den Abschluss zusammen machen.
Er hat keine Ahnung, wer ich bin.
Und ... ich habe keine Ahnung, was ich tun soll."


Neben dem nett verpackten Buchblogger-Thema, das wohl für viele den Ausschlag gegeben hat, diese Geschichte lesen zu wollen, lässt Marisa Kanter eine Menge anderer Themen in ihre Geschichte miteinfließen. Ja, es geht hier schon um die Liebe zu Büchern und allem was dazugehört, um Lieblingsbücher, Rezensionen, Buchmessen, Posts, buchige Diskussionen, Communitypflege auf Booktwitter und Bookstagram und um die Arbeit, die hinter allem steckt und indem sich jeder ambitionierte Leser und jeder Buchblogger wiederfinden wird. Es geht jedoch auch um die erste Liebe, Geschlechteridentität, Online-Beziehungen, Anonymität im Internet, Alias und falsche Namen, Verlust und Trauerbewältigung, jüdische Traditionen, Heimatlosigkeit und Dokumentarfilme. Wer bei dieser Bandbreite jetzt stutzig wird: ja, es wird recht voll in der Geschichte und vieles kommt deshalb nur am Rande auf den Tisch. Bei vielen Themen wie zum Beispiel bei Halles Religion oder Ollies Sexualität ist diese Beiläufigkeit aber kein Problem - im Gegenteil: hier setzt die Autorin wohl absichtlich auf einen unaufgeregten, knappen Stil, um das Thema eben normal wirken zu lassen und nicht aufzubauschen. Bei anderen Themen hingegen macht sich die Fülle an angesprochenen Facetten negativ bemerkbar und gerade was Halles Umfeld angeht (z.B. ihre Beziehung zu ihren Eltern, der Trauerprozess ihres Großvaters etc.) bleibt vieles nur oberflächlich angeschnitten.


"Mit Kels sind Erwartungen und fast drei Jahre Geschichte verbunden. Kels weiß immer, was sie sagen soll, sie wird in großen Veröffentlichungen zitiert und ist in Jugendbuch-Skandale verwickelt, und sie bringt es fertig, One True Pastry zu betreiben wie einen Vollzeitjob. Ich weiß, dass er sie mag, aber sie ist die Markenversion von mir - sie ist nicht ich.
Könnte Nash diese Version von mir mögen? Das möchte ich wirklich herausfinden."


Abseits der vielen Themen dominiert die wohl verrückteste Dreiecksgeschichte aller Zeiten das Geschehen: denn mit ihren beiden Identitäten als Halle und Kels nimmt die Protagonisten zwei Seiten des Dreiecks ein. Wenn sie schreibt, „Für ihn ist das ein Dreieck. Aber ich weiß, dass es nur eine gerade Linie ist. Es war immer eine Linie.“, macht es das für sie und für Nash aber nicht leichter. Im Gegenteil: während sie damit beschäftigt ist, als Halle eifersüchtig auf das zu sein, was Nash mit Kels hat oder sich umgekehrt zu fragen, warum Nash ein Detail seines Lebens lieber Halle anvertraut, als mit Kels darüber zu sprechen, will Nash, der seit Jahren heimlich in Kels verliebt ist, Halle keine große Hoffnungen machen und ist hin und her gerissen unwissend, dass er sich zweimal in die gleiche Person verliebt hat. Ihr seht schon, es wird kompliziert. Und genau das sorgt auch dafür, dass man trotz dass es relativ wenig konkrete Spannung gibt, bis zum Ende dabeibleiben muss. Zwar ist von Beginn an klar, was kommen muss, offenbleibt aber wie, wo und wann, sodass man sich mit jeder weiteren Lüge unweigerlich fragt, wie Halle da wieder rauskommen soll. Wie das ganze Chaos dann gelöst wurde, ist leider ein wenig lasch und nach dem großen Knall ist relativ schnell die Luft raus.


„Freundschaft heißt, dass die Welt vielleicht ein Irrenhaus ist, aber weniger verrückt, wenn man Menschen hat, die einem helfen, seinen Weg zu finden. Freundschaft ist chaotisch. Schwer. Vertrackt. Großartig. Zerbrechlich. Beständig. Unmöglich. Aber all das wert.
Immer all das wert.“


Ebenfalls nicht ganz überzeugen konnte mich Nash als Love Interest, der in Halles Gefühls- und Gedankenchaos ziemlich untergeht. Es geht zwar ziemlich ausführlich aus Halles und Kels Schilderungen hervor, dass er ein echt super Typ sein muss, was ihn aber wirklich beschäftigt und ausmacht, wird bis auf wenige Einblicke nicht klar, sodass ich seinen Charakter schlecht greifen konnte. Genauso ging es mir mit seinen Freunden, "Le Crew", die zwar auf den ersten Blick wie ein bunter, interessanter Haufen erscheinen, von denen wir aber durch Halles Fokus auf ihre eigenen Probleme nur einen oberflächlichen Eindruck erhalten. Halle/Kels hingegen hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, auch wenn einige andere Leser von ihr etwas genervt waren. Verständlich, denn wie sie ihre Persönlichkeit aufspaltet und die Facetten ihres Lebens zu trennen versucht, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt naheliegend. Und auch abseits ihrer absurd erscheinenden Persönlichkeitskrise ist sie in erster Linie: ein Teenager Stimmungsschwankungen, Unsicherheit, gelegentlicher Naivität und allem, was zum Erwachsenwerden dazugehört. Das macht sie zu keiner besonders leichten Protagonistin, bedeutet aber nicht, dass sie als Figur nicht rund gewesen wäre. Auch wenn man ab und an mal mit den Augen rollen muss hat es Marisa Kanter erstaunlich gut geschafft, uns ihren Konflikt glaubhaft darzulegen und dem Leser zaghaft zu erklären, wie alle Teile von Halles Identität sie ausmachen.


"Wenn ich Nash schon online nie sagen konnte, wer ich wirklich bin, obwohl ich da die selbstbewussteste, gechillteste Version von mir bin, wie soll ich die Worte jemals direkt herausbringen?"



Übrigens hat "What I Like About You" hat mich inspiriert - zwar nicht unbedingt zum Nachdenken oder Leben umkrempeln - aber immer hin zum Cupcakes backen, wie ihr auf den Coverbildern, die ich hier stolz angefügt habe, sehen könnt. Der Verlag hat ein tolles Rezept für Red Velvet Cupcakes mit dem Rezensionsexemplar mitgesendet. Schreibt mir doch gerne, wenn Ihr Interesse daran habt, dann teile ich es mit Euch.




Fazit:


"What I Like About You" ist aktuell, zuckersüß und mal was anderes - konnte meine Erwartungen aber leider nicht zur Gänze erfüllen. Die Geschichte bietet neben dem offensichtlichen Identifikationspotential für Blogger eine Bandbreite an weiteren Themen, die jedoch nicht alle rund verarbeitet sind, interessante Nebenfiguren, die neben dem dominanten Konflikt der Protagonistin aber etwas blass bleiben und eine spannende Persönlichkeitskrise, die leider ein etwas lasches Ende findet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2020

Ein zuckersüßer Glücksgriff!

Wenn Liebe eine Farbe hätte
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Nachdem Leonie Lastellas Romandebüt "Das Licht von tausend Sternen" eine DIESER Geschichten war - die, die dich beim Lesen alles vergessen lassen, die du in Gedanken den ganzen Tag mit dir herumträgst ...

Nachdem Leonie Lastellas Romandebüt "Das Licht von tausend Sternen" eine DIESER Geschichten war - die, die dich beim Lesen alles vergessen lassen, die du in Gedanken den ganzen Tag mit dir herumträgst und in deine Träume mitnimmst; die, die voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte sind, bei denen du dich nicht genau entscheiden kannst, ob du vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein sollst; genau DIESE Art von Geschichte - und mich im März zu einem absoluten Fan gemacht hat, stand es nicht zur Debatte, dass ich auch ihren zweiten Roman "Wenn Liebe eine Farbe hätte" lesen muss. Und - oh Wunder -, auch diese Geschichte entpuppte sich als zuckersüßer Glücksgriff, auch wenn mich die Story von Everly und Weston nicht ganz so mitreißen konnte wie die von Harper und Ashton.


Weston: "Hass ist im Prinzip das Gleiche wie Liebe. Beide Gefühle sind mächtig, verschlingend. Nicht mein Ding.“


Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wieder besonders an der Machart ist, dass der Einband aus bedruckter, weicher Pappe besteht und der Titel in silberner Prägung wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Statt eines einfachen, schwarzen Hintergrunds wie bei Lastellas Erstling, umfasst hier ein an einen Abendhimmel erinnernden Farbverlauf den schwarzen Fleck, der den Titel umgibt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "Wenn Liebe eine Farbe hätte" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 400 Seiten erzählen Everly und Weston abwechselnd in 61 kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die an sich nicht besonders aufregend, neu oder glamourös daherkommt, aber schon nach wenigen Seiten ihre leise, echte Magie entfaltet.


Erster Satz: "Der Geruch nach Alkohol und feiernden Menschen durchdringt die Luft auf Miles´ Party."


Denn Leonie Lastella schreibt hier wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen. Anstrengendes Studium, schwieriger WG-Alltag, verkorkstes Familienleben, vertrackte Freundschaften, Hetzen zum Nebenjob und unerfüllte Träume sind nur einige der Probleme, mit denen Everly und Weston sich herumschlagen müssen und so ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmungsskala eher dunkler gefärbt ist und ich diese Geschichte nicht unbedingt als Wohlfühlroman bezeichnen würde. Auch die Themen Verantwortung, Verlust, Zukunftsangst, Kunst und Selbstverwirklichung halten hier Einzug und werden stimmig zu einer berührenden, echten Geschichte verarbeitet. Und was sorgt mitten in all dem Wahnsinn dafür, dass Everly und Weston nicht die Hoffnung verlieren, weiterkämpfen und ihre Welt bunter wird? Die große Liebe...


Weston:"Everly und du, ihr passt gut zusammen." Olivia wirkte zufrieden. "Sie braucht jemanden, der sie aus ihrem Schneckenhaus holte, und du..." Sie sieht mich lächelnd an. "Du brauchst definitiv einen Anker."
Doch Anker haben die Angewohnheit einen in die Tiefe zu reißen...."


Anders als im typischen New-Adult-Roman geht es hier mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen passen, auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind. Während Everly neben ihrem Medizinstudium durch zwei Nebenjobs hetzt, sich um den Gesundheitszustand ihrer Großmutter sorgt, bei der sie aufgewachsen ist und ihr Leben in trockenen Tüchern scheint, bewegt sich Westons Leben, der als Schulabbrecher ein kleines Diner betreibt, in eine ganz andere Richtung. Als sie durch eine Reihe an Zufällen (oder eher durch sorgfältige Kuppelarbeit von Großmutter Olivia) aufeinandertreffen, um Geld zu sparen zusammenziehen und dadurch gezwungen sind, die Welt des jeweils anderen besser kennenzulernen, merken sie jedoch, dass sie nicht ganz so verschieden sind und sich gegenseitig Halt geben können. Auch wenn ich zwischen den beiden keine große Chemie gespürt habe, hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin ein behutsames und wohlüberlegtes Tempo vorlegt: hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig. Zwar gibt es auch hier einige Missverständnisse, Geheimnisse und das Leben, das sich zwischen die beiden zu drängen versucht, Leonie Lastella kommt aber ohne Klischees, überzogene Dramen oder andere unerfreuliche Stilmittel des Durchschnitts-Liebesromans aus. Dazu kommt, dass der nervige, unvermeidbare Prä-Happy-End-Breakdown hier endlich mal gut konstruiert und aus der Story nachvollziehbar entwickelt wurde.


Weston: "Wenn ich sie berühre, ist das wie ein Beben. Keines, das Katastrophen verursacht, sondern ein gutes. Wenn sie nicht da ist, schlägt mein Herz zu langsam und findet den richtigen Takt erst, sobald sie auftaucht. Ich brauche sie, damit mein Körper funktioniert. So einfach ist das. So biologisch. So eine verfluchte Scheiße."


Auch Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, sämtliche Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, präsentiert die Geschichte im besten Licht. So wird die recht vorhersehbare Handlung, die durch die beiden ehrlichen Ich-Erzähler keine Geheimnisse, überraschende Lebensumstände oder verborgene Gefühle der beiden Figuren zu bieten hat, trotzdem zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "Wenn Liebe eine Farbe hätte", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.


Everly: "Wir sprechen vielleicht nicht immer dieselbe Sprache, unsere Körper hingegen schon. Und das ist eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Es passiert einfach. Ich lasse mich fallen. Ich falle. Und Wes fängt mich mit jeder Berührung, jedem Kuss auf."


Das lag auch ein wenig an den Protagonisten. Everly blieb mir ein wenig zu blass. Zwar ist sie sensibel, einfühlsam, schlau und ... nett, was aber im Endeffekt darauf hinausläuft, dass sie einiges mit sich machen lässt. Egal ob Weston, ihre beste Freundin Jules, oder ihre geliebte Großmutter Olivia - neben den starken, polarisierenden und auch mal ambivalenten Persönlichkeiten wirkte sie ein wenig fade und lässt eine klare eigene Stimme vermissen. Weston hat mir da schon besser gefallen was seine persönlichen Konflikte anbelangt (zum Beispiel sein Problem mit seinem Vater oder auch seine Verarbeitung in Form von Kunst) geht aber alles ein wenig schnell und bleibt oberflächlich, da der Hauptfokus der Geschichte an einer anderen Stelle liegt. Auch das ist Meckern auf hohem Niveau und im Grunde mochte ich beide sehr. Wohin ihr Weg am Ende nun genau führt und wie sie ihre Probleme vollends lösen wollen, wird am Schluss natürlich nicht komplett geklärt - das wäre ja auch viel zu unrealistisch. Dadurch dass einiges offengelassen wird, macht die Autorin deutlich, dass es sich hier nicht um ein Ende, sondern erst um einen Anfang handelt. Dass ich diesem wieder beiwohnen durfte hat mich sehr gefreut - das wird auf keinen Fall mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein...



Fazit:


"Wenn Liebe eine Farbe hätte" entpuppt sich als zuckersüßer Glücksgriff, auch wenn mich die Story von Everly und Weston nicht ganz so mitreißen konnte wie Leonie Lastellas Vorgänger. Dafür blieben mir die Protagonisten zu blass und es fehlte der gewisse Funke, der diese Geschichte zusammen mit dem atmosphärischen Schreibstil der Autorin, der authentischen Romanze und den lebensnahen Themen zu einem Herzensbuch gemacht hätte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.10.2020

Ein zuckersüßer Glücksgriff!

Wenn Liebe eine Farbe hätte
0

Nachdem Leonie Lastellas Romandebüt "Das Licht von tausend Sternen" eine DIESER Geschichten war - die, die dich beim Lesen alles vergessen lassen, die du in Gedanken den ganzen Tag mit dir herumträgst ...

Nachdem Leonie Lastellas Romandebüt "Das Licht von tausend Sternen" eine DIESER Geschichten war - die, die dich beim Lesen alles vergessen lassen, die du in Gedanken den ganzen Tag mit dir herumträgst und in deine Träume mitnimmst; die, die voller bittersüßer Momente von der ganz undefinierbaren Sorte sind, bei denen du dich nicht genau entscheiden kannst, ob du vom Glück überwältigt oder von der Traurigkeit gerührt sein sollst; genau DIESE Art von Geschichte - und mich im März zu einem absoluten Fan gemacht hat, stand es nicht zur Debatte, dass ich auch ihren zweiten Roman "Wenn Liebe eine Farbe hätte" lesen muss. Und - oh Wunder -, auch diese Geschichte entpuppte sich als zuckersüßer Glücksgriff, auch wenn mich die Story von Everly und Weston nicht ganz so mitreißen konnte wie die von Harper und Ashton.


Weston: "Hass ist im Prinzip das Gleiche wie Liebe. Beide Gefühle sind mächtig, verschlingend. Nicht mein Ding.“


Mit der Gestaltung hat der dtv Verlag mal wieder einen Volltreffer gelandet. Wieder besonders an der Machart ist, dass der Einband aus bedruckter, weicher Pappe besteht und der Titel in silberner Prägung wie eines dieser Metallic-Kratzbilder wirkt, die ich vor einigen Jahren geliebt habe. Statt eines einfachen, schwarzen Hintergrunds wie bei Lastellas Erstling, umfasst hier ein an einen Abendhimmel erinnernden Farbverlauf den schwarzen Fleck, der den Titel umgibt. Warum der Roman ausgerechnet den kunstvollen Titel "Wenn Liebe eine Farbe hätte" trägt, wird erst mit der Zeit klar, entfaltet dann aber nachträglich seine Wirkung. Auf 400 Seiten erzählen Everly und Weston abwechselnd in 61 kurzen Kapiteln ihre Geschichte, die an sich nicht besonders aufregend, neu oder glamourös daherkommt, aber schon nach wenigen Seiten ihre leise, echte Magie entfaltet.


Erster Satz: "Der Geruch nach Alkohol und feiernden Menschen durchdringt die Luft auf Miles´ Party."


Denn Leonie Lastella schreibt hier wieder sehr lebensnah über Themen, die junge Menschen beschäftigen, über Protagonisten, die es wirklich geben könnte und Gefühle, die wir wohl alle kennen. Anstrengendes Studium, schwieriger WG-Alltag, verkorkstes Familienleben, vertrackte Freundschaften, Hetzen zum Nebenjob und unerfüllte Träume sind nur einige der Probleme, mit denen Everly und Weston sich herumschlagen müssen und so ist es nicht verwunderlich, dass die Stimmungsskala eher dunkler gefärbt ist und ich diese Geschichte nicht unbedingt als Wohlfühlroman bezeichnen würde. Auch die Themen Verantwortung, Verlust, Zukunftsangst, Kunst und Selbstverwirklichung halten hier Einzug und werden stimmig zu einer berührenden, echten Geschichte verarbeitet. Und was sorgt mitten in all dem Wahnsinn dafür, dass Everly und Weston nicht die Hoffnung verlieren, weiterkämpfen und ihre Welt bunter wird? Die große Liebe...


Weston:"Everly und du, ihr passt gut zusammen." Olivia wirkte zufrieden. "Sie braucht jemanden, der sie aus ihrem Schneckenhaus holte, und du..." Sie sieht mich lächelnd an. "Du brauchst definitiv einen Anker."
Doch Anker haben die Angewohnheit einen in die Tiefe zu reißen...."


Anders als im typischen New-Adult-Roman geht es hier mal nicht nur um heiße Leidenschaft und anziehende Protagonisten mit sexualisierten Gedanken und großem Lebenstraumata, sondern um zwei Protagonisten die einfach unfassbar süß zusammen passen, auch wenn ihre Welten scheinbar nicht kompatibel sind. Während Everly neben ihrem Medizinstudium durch zwei Nebenjobs hetzt, sich um den Gesundheitszustand ihrer Großmutter sorgt, bei der sie aufgewachsen ist und ihr Leben in trockenen Tüchern scheint, bewegt sich Westons Leben, der als Schulabbrecher ein kleines Diner betreibt, in eine ganz andere Richtung. Als sie durch eine Reihe an Zufällen (oder eher durch sorgfältige Kuppelarbeit von Großmutter Olivia) aufeinandertreffen, um Geld zu sparen zusammenziehen und dadurch gezwungen sind, die Welt des jeweils anderen besser kennenzulernen, merken sie jedoch, dass sie nicht ganz so verschieden sind und sich gegenseitig Halt geben können. Auch wenn ich zwischen den beiden keine große Chemie gespürt habe, hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin ein behutsames und wohlüberlegtes Tempo vorlegt: hier geht es nicht zu schnell, nicht zu langsam, nichts ist unrealistisch, weit hergeholt oder langweilig. Zwar gibt es auch hier einige Missverständnisse, Geheimnisse und das Leben, das sich zwischen die beiden zu drängen versucht, Leonie Lastella kommt aber ohne Klischees, überzogene Dramen oder andere unerfreuliche Stilmittel des Durchschnitts-Liebesromans aus. Dazu kommt, dass der nervige, unvermeidbare Prä-Happy-End-Breakdown hier endlich mal gut konstruiert und aus der Story nachvollziehbar entwickelt wurde.


Weston: "Wenn ich sie berühre, ist das wie ein Beben. Keines, das Katastrophen verursacht, sondern ein gutes. Wenn sie nicht da ist, schlägt mein Herz zu langsam und findet den richtigen Takt erst, sobald sie auftaucht. Ich brauche sie, damit mein Körper funktioniert. So einfach ist das. So biologisch. So eine verfluchte Scheiße."


Auch Leonie Lastellas atmosphärischer Schreibstil, der es ähnlich dessen der "Queen-of-Hearts" (Colleen Hoover) schafft, sämtliche Gefühle mit wenigen Worten und ohne geschwollene Metaphern oder Ausschweifungen auszudrücken und - noch viel wichtiger - lebensecht an den Leser weiter zu transportieren, präsentiert die Geschichte im besten Licht. So wird die recht vorhersehbare Handlung, die durch die beiden ehrlichen Ich-Erzähler keine Geheimnisse, überraschende Lebensumstände oder verborgene Gefühle der beiden Figuren zu bieten hat, trotzdem zu keinem Zeitpunkt langweilig. Dennoch (und hier kommt das große ABER ins Spiel, das dafür gesorgt hat, dass "Wenn Liebe eine Farbe hätte", mich nicht so sehr überzeugen konnte, wie Lastellas Vorgänger) haben mir hier die geballten Emotionen gefehlt, die "Das Licht von tausend Sternen" so mitreißend gemacht hat, der besondere Funke, der auch weit nach dem Beenden der Geschichte das Vergessen unmöglich machte und die außergewöhnliche Grundidee, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Versteht mich nicht falsch, ich mochte die Geschichte wirklich sehr, sie hatte nur einfach nicht genügend Pepp, um ein richtiges Herzensbuch zu werden.


Everly: "Wir sprechen vielleicht nicht immer dieselbe Sprache, unsere Körper hingegen schon. Und das ist eine vollkommen neue Erfahrung für mich. Es passiert einfach. Ich lasse mich fallen. Ich falle. Und Wes fängt mich mit jeder Berührung, jedem Kuss auf."


Das lag auch ein wenig an den Protagonisten. Everly blieb mir ein wenig zu blass. Zwar ist sie sensibel, einfühlsam, schlau und ... nett, was aber im Endeffekt darauf hinausläuft, dass sie einiges mit sich machen lässt. Egal ob Weston, ihre beste Freundin Jules, oder ihre geliebte Großmutter Olivia - neben den starken, polarisierenden und auch mal ambivalenten Persönlichkeiten wirkte sie ein wenig fade und lässt eine klare eigene Stimme vermissen. Weston hat mir da schon besser gefallen was seine persönlichen Konflikte anbelangt (zum Beispiel sein Problem mit seinem Vater oder auch seine Verarbeitung in Form von Kunst) geht aber alles ein wenig schnell und bleibt oberflächlich, da der Hauptfokus der Geschichte an einer anderen Stelle liegt. Auch das ist Meckern auf hohem Niveau und im Grunde mochte ich beide sehr. Wohin ihr Weg am Ende nun genau führt und wie sie ihre Probleme vollends lösen wollen, wird am Schluss natürlich nicht komplett geklärt - das wäre ja auch viel zu unrealistisch. Dadurch dass einiges offengelassen wird, macht die Autorin deutlich, dass es sich hier nicht um ein Ende, sondern erst um einen Anfang handelt. Dass ich diesem wieder beiwohnen durfte hat mich sehr gefreut - das wird auf keinen Fall mein letztes Buch von der Autorin gewesen sein...



Fazit:


"Wenn Liebe eine Farbe hätte" entpuppt sich als zuckersüßer Glücksgriff, auch wenn mich die Story von Everly und Weston nicht ganz so mitreißen konnte wie Leonie Lastellas Vorgänger. Dafür blieben mir die Protagonisten zu blass und es fehlte der gewisse Funke, der diese Geschichte zusammen mit dem atmosphärischen Schreibstil der Autorin, der authentischen Romanze und den lebensnahen Themen zu einem Herzensbuch gemacht hätte.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Süß, zart und witzig - ein absolutes Wohlfühlbuch!

Wild like a River
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Achtung: Die Lektüre dieses Buches kann zu einem schwerwiegenden Anfall von Fernweh führen!

Diesen Warnhinweis hätte ich zu Beginn des Buches vermisst, denn Kira Mohn entführt in ihrer brandneuen Dilogie ...

Achtung: Die Lektüre dieses Buches kann zu einem schwerwiegenden Anfall von Fernweh führen!

Diesen Warnhinweis hätte ich zu Beginn des Buches vermisst, denn Kira Mohn entführt in ihrer brandneuen Dilogie in den Jasper-Nationalpark in Kanada und hat mit ihrem Setting mehr als einmal den Wunsch in mir geweckt, ich würde nicht in Deutschland festsitzen. "Wild Like A River", das genau heute erscheint, überzeugt jedoch nicht nur mit bildreichen Naturbeschreibungen, sondern erzählt auch eine zuckersüße Culture-Clash-Liebesgeschichte eines "Waldmädchens" und eines "Stadtjungen".


"An was denkst du gerade?"
"An alles Mögliche", erwidere ich vage und komplett an der Wahrheit vorbei.
"An dich", hätte ich antworten müssen."


Schon das Cover bereitet darauf vor, was die Geschichte zu bieten hat. Süß, mädchenhaft, Natur - das sind die Schlagworte, die mir beim Betrachten des wunderschönen Covers einfallen und diese passen auch gut zum Inhalt der Geschichte. Der dunstige Fluss bei Morgengrauen und das lila Ahornblatt im Vordergrund entführen zusammen mit dem wohlklingenden Titel in die Wildnis Kanadas und kreieren eine lebendige Atmosphäre. Die Blatt-Motive setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden Kapitelanfang, der immer aus Havens Sicht startet, um dann später zu Jacksons Perspektive zu wechseln. So bekommen wir einen rundum Einblick in die Gefühle und Gedanken der beiden Protagonisten, die aus zwei sehr unterschiedlichen Welten kommen und in dem jeweils fremden Universum verloren scheinen.


Erster Satz: "Ich glaube, er hat keine Ahnung mehr, dass er Snoops heißt, wenn er es überhaupt jemals wusste."


Ein Puma namens Snoops, eine unliebsame Begegnung mit einem Bären und zwei gutaussehende Klippenspringer - mit dieser vielversprechenden Dreifaltigkeit starten wir in die Geschichte von Haven und Jackson. Als Tochter des Rangers des Jasper National Parks fällt es in Havens Aufgabenbereich, den zwei von einem Bären aufgescheuchten Wildcampern mit sanfter Strenge zu einem Campingplatz zu raten. Während der eine von der Natur schon genug hat und schnell abreist, bittet der andere, der sich als Jackson aus Edmonton vorstellt, von der Power und Anmut der rothaarigen Schönheit verzückt, um eine persönliche Führung durch den Nationalpark. Haven stimmt zu - vor allem da der gutaussehende Student die einzige Person unter fünfzig ist, mit der sie seit Monaten gesprochen hat und sie -sozial unbeholfen wie sie ist- nicht weiß, wie sie ablehnen soll. So nimmt sie ihn mit in ihre Welt und zeigt ihm ihre geheimen Plätze, stellt ihm neben Snoops auch die Elchdame Gracie, den Wapitibullen namens Mortimer, flauschige Pikas und andere Tiere mit fantasievollen Rufnamen vor. Kein Wunder, dass Jackson schwer beeindruckt von ihr ist und die beiden sich in den wenigen Tagen im Wald annähern. Doch ihre gemeinsame Zeit hat ein Ablaufdatum, denn Jackson muss zum Semesterbeginn wieder zurück nach Edmonton und Havens Platz ist im Wald, ... oder etwa doch nicht?


"Früher hat mir meine Nanny oft aus einem Kinderbuch vorgelesen. Es ging um einen Jungen, der von zu Hause fortlief, um Seeräuber zu werden. Als er das erste Mal draußen schläft, leichtet ein Stern nach dem anderen am Himmel auf. Hier dagegen ist es, als habe jemand eine Million Sterne quer übers Firmament gekippt - hunderte Nächte würden nicht reichen, um einen Stern nach dem anderen aufleuchten zu lassen. Ich wünschte Haven wäre hier. Genau jetzt, neben mir, und ihre Hand läge in meiner."


Anfang geht alles ein bisschen schnell - nach nur 100 Seiten Kennenlernen und Annähern im Wald gibt es erstmal einen Settingwechsel. Dieser erste Abschnitt der Geschichte hat mir unglaublich gut gefallen und hätte von mir aus auch gut und gerne den doppelten Umfang einnehmen können. Anders als ich durch den Klapptext, den Titel und den Einstieg erwartet hätte, spielt sich die Haupthandlung jedoch in Edmonton ab und umfasst vor allem Havens Struggel in der "normalen Welt", in der sie nicht die selbstsichere Disneyprinzessin mit den vielen Tierfreunden, sondern das seltsame Waldmädchen ist, das nichts über Mode oder Trends weiß und auf Partys unsicher in der Ecke steht. Dadurch dass wir Haven zuerst in ihrem gewohnten Umfeld als selbstbewusste und taffe Rangerin erleben, ist es umso anrührender ihren hilflosen Versuchen in der Stadt zurecht zu kommen, beizuwohnen. Mit Jackson verhält es sich genau umgekehrt: wo er im Wald noch auf Hilfe angewiesen war, ist die Stadt mit der Uni, seiner Clique, Partys und allem, was dazugehört, sein natürlicher Lebensraum und jetzt ist es an ihm, Haven seine Welt zu zeigen. Durch diesen Culture-Clash-Aufbau mit der überspitzten Stadt-Wald-Extreme sehen wir also beide Protagonisten einmal in ihrem Element und können sie von ihren besten als auch ihren schwächsten Seiten kennenlernen.


„Ich wünschte, dieser Augenblick wäre für immer“, flüstert Haven.
„Wir sind für immer“, gebe ich zurück."


Auch wenn die Protagonisten hier schon etwas älter sind und studieren, würde ich die Geschichte durch die zuckersüße, eher zarte und "harmlose" Liebesgeschichte eher unter "Young Adult" verbuchen. Das hängt auch eng mit der Protagonistin Haven zusammen, die zwar sehr liebenswert ist und zu der ich auch gleich eine emotionale Näher herstellen konnte, die aber an einigen Stellen ihrer Unerfahrenheit geschuldet eher naiv erscheint. Auf ihr liegt auch der Hauptfokus der Geschichte, was auch an der Tiefe der Charakterisierung zu spüren ist, sodass ich froh war, dass aus beiden Perspektiven erzählt wurde, denn sonst wäre mir Jackson wohl ein bisschen zu blass geblieben. Was meinen Eindruck der Young-Adult-Atmosphäre ebenfalls verstärkt hat, ist dass ich keine nennenswerte Chemie zwischen den Protagonisten wahrnehmen konnte. Dafür erhalten wir aber eine echte und realistische Entwicklung ihrer Beziehung ohne aufgebauschte Dramen, Kitsch oder große Übertreibungen - das ist in diesem Genre auch immer Goldwert!


"Jackson zu küssen ist jedes Mal ein bisschen wie fliegen. Alles in mir fühlt sich leicht an, und für den Moment tritt jeder andere Gedanke in den Hintergrund."


Total verliebt habe ich mich in Kira Mohns humorvollen, sarkastischen Schreibstil und die tollen Naturbeschreibungen. Dass die Autorin einen tollen Humor hat, konnte ich nicht nur den witzigen Nachrichten entnehmen, die sie mir geschickt hat, während ich das Buch gelesen habe (bei Vorableseaktionen werden Autoren manchmal etwas nervös, da das Buch zum ersten Mal jemand der Book-Community außerhalb des Verlags zu lesen bekommt ), sondern auch den vielen innovativen Ideen wie die eingangs schon erwähnten Tiernamen oder die ab und an absurde Ironie in Gedanken und Konversationen. Von dem wunderschönen, wilden, lebendigen Ambiente in Kanadas Wildnis, die dieser Geschichte das perfekte Herbstfeeling entlocken, will ich gar nicht erst anfangen... Fest steht: die tollen Charaktere, die realistische Romanze, der gut durchdachter Aufbau, der angenehme, flüssige Schreibstil und die fein ausgearbeitete, frische Selbstfindungs-Story der Protagonistin machen diese Geschichte zu einem absoluten Wohlfühlbuch. Da kann man auch großzügig darüber hinwegsehen, dass die Geschichte gegen Ende etwas die Orientierung zu verlieren scheint und ich das Geheimnis, dessen Auflösung und das damit einhergehende Drama nicht benötigt hätte, um die Geschichte zu tragen... Jetzt bin ich auf jeden Fall sehr gespannt auf den zweiten Teil der Kanada-Reihe, der sich dann um Jacksons Mitbewohner Cayden und Havens neue Freundin Rae dreht!




Fazit:


Die tollen Charaktere, die realistische Romanze, der gut durchdachter Aufbau, der angenehme, flüssige Schreibstil und die fein ausgearbeitete, frische Selbstfindungs-Story der Protagonistin machen diese Geschichte zu einem absoluten Wohlfühlbuch. "Wild Like A River" ist süß, zart und witzig, also genau das, was man/frau in der kalten Jahreszeit zum Lesen braucht!

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