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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2020

Lola, Bandenchefin mit vielen Facetten und treusorgende Mutter dazu

Capitana
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Lola ist die unangefochtene Chefin der Crenshaw-Six Gang in L.A. Sie beherrscht den Heroinhandel in ihrem Viertel und um hier den Ton angeben zu können, sind harte Bandagen gefragt. Dazu gehört es auch, ...

Lola ist die unangefochtene Chefin der Crenshaw-Six Gang in L.A. Sie beherrscht den Heroinhandel in ihrem Viertel und um hier den Ton angeben zu können, sind harte Bandagen gefragt. Dazu gehört es auch, dem ein oder anderen das Lebenslicht auszublasen und das macht sie auch durchaus selbst. Aber Lola ist mehr. Sie ist Mutter und Lucy heißt das adoptierte Mädchen, dem sie eine behütete Kindheit bieten will, mit einem sicheren Umfeld und einer guten Schulbildung dazu. Und auch für ihre Nachbarn und vor allem für misshandelte Frauen und Kinder hat Lola immer ein offenes Ohr. Gerade bei dem Versuch, diesen unter die Arme zu greifen, tritt sie den falschen Leuten auf die Füße. Mit einem mexikanischen Großkartell sollte man sich wirklich nicht anlegen, denn das ist eigentlich eine Nummer zu groß für Lola und ihre Gangfamilie. Aber nun gibt es kein zurück. Es geht es ums pure Überleben, für sie alle.
Capitana ist ein absolut packenderThriller, als gelungene Fortsetzung von Lola – 2019; aber auch ganz separat als eigenständige Geschichte kommt der Leser hier voll auf seine Kosten. Und durch die Präsenz und Vielschichtigkeit der weiblichen Hauptfigur, dem 'verdammt böse' und gleichzeitig von Ehrbarkeit und Fürsorge für ihre Lieben angetriebenen Handeln hat das Buch einen ganz besonderen Reiz und bietet zusätzliche Spannung, wo die Reise für sie denn hingehen wird.
Tolle extrem kurzweilige Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion Frauenpower.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Ein taffes Ermittlerpaar und die eigene Geschichte wiegt schwer

Abgetaucht
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Atlee Pine ist FBI-Agentin und hat ihre etwas eigene Art, Fälle zu lösen, denn um Regelen schert sich sich wenig. Doch irgendwann kann ihr Chef einfach nicht mehr darüber hinweg sehen, diesmal ist sie ...

Atlee Pine ist FBI-Agentin und hat ihre etwas eigene Art, Fälle zu lösen, denn um Regelen schert sich sich wenig. Doch irgendwann kann ihr Chef einfach nicht mehr darüber hinweg sehen, diesmal ist sie zuweit gegangen und so schickt er sie, zusammen mit deren Assistentin Carol, in eine Art Zwangsurlaub, nach Andersonville, dem Ort, wo sie aufgewachsen ist und wo es passierte. Denn dass Atlee so oft Probleme mit ihrem eigenen Verhalten hat, das hat einen Grund. Sie hatte eine Zwillingsschwester, Mercy, und als sie beide sechs Jahre alt waren, ist ein Unbekannter in ihr Haus eingedrungen, hat Mercy mitgenommen und sie selbst schwer verletzt. Das ist 30 Jahre her und Mercy konnte bis heute nicht gefunden werden. Nun soll sie sich diesem Trauma stellen und ihr Leben wieder auf die Reihe bringen, sprich am besten den Fall lösen und so zur Ruhe kommen.
Doch als sie in Andersonville eintrifft, passiert ein bizarer Mord. Eine als Braut ausstaffierte Leiche wird gefunden und wenig später dann mit Mord Nr. 2 ein Mann mit Smoking und Zylinder. Es scheint der Beginn einer ganzen Mordserie zu sein und bei den Ermittlungen, mit denen Atlee und Carol betraut werden, stellt sich heraus, das es da auch einen Zusammenhang mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu geben scheint.
Ein sehr sympathisches Ermittlerduo macht hier seine Arbeit, wobei, wenn Atlee ihre Assistentin Carol mit ihrer eher ruhigen mütterlichen Art nicht an ihrer Seite hätte, dann würde dies Alles nicht so gut funktionieren, wie es das eben tut. Diese Geschichte ist spannend, emotional und nun mal sehr persönlich und sie hat mich absolut überzeugt. Das es bereits der zweite Band einer auf drei Bücher angelegten Trilogie ist, hat mich als Erstleser überhaupt nicht gestört, nicht beim Verständnis und auch nicht beim Mitfiebern mit seinen beiden Protagonisten. Aber das ich das letztendlich große Finale (Band 3) dann auf jeden Fall auch lesen werde, das ist klar, zumal das Ende von 'Abgetaucht' einen schon sehr dazu einlädt. Und das darf auch so sein. Ich freue mich darauf.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Ein unkonventionelles Leben in einem Land, das Heimat wird und dann der große Bruch

Die zitternde Welt
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1896 reist die hochschwangere Maria dem Mann hinterher, der der Vater ihres Kindes ist. Wilhelm hat sich nach dem Studium ohne Abschied nach Anatolien aufgemacht, um dort als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn ...

1896 reist die hochschwangere Maria dem Mann hinterher, der der Vater ihres Kindes ist. Wilhelm hat sich nach dem Studium ohne Abschied nach Anatolien aufgemacht, um dort als Ingenieur am Bau der Bagdadbahn mitzuarbeiten. Als sie ihn schließlich gefunden hat, ist er nach anfänglichem Zögern bereit, mit ihr zu leben. Sie bekommen Kinder und haben eine sehr lebendige, kontroverse Beziehung. Sie machen es sich nicht leicht miteinander, aber es ist eine durchaus glückliche wilde Ehe, die sie da in ihrer neuen Heimat leben. Vor allem und gerade für Maria ist die Türkei zur ihrem Zuhause geworden, das sie nie mehr verlassen will. William hat ein anderes Empfinden und als der erste und später auch der zweite Weltkrieg über die Welt herein brechen, kommt es zum großen Bruch in ihrem Familiengefüge und Maria muss das Land, das so sehr ihre Heimat geworden ist, aufgeben.
Die Geschichte von Maria und ihrer Familie ist geprägt und wird bestimmt von den Geschehnissen der Zeit. Und dies macht etwas mit den Menschen und so wird aus ihr, dieser starken frei denkenden und in ihrem Wesen so lebendigen Frau, über die Zeit der zwei Weltkriege hinweg ein ganz anderer Mensch. Und obwohl die Autorin einen Erzählstil gewählt hat, der eine sehr konkrete präzise Sprachform, kleine Handlungssequenzen und immer wieder Perspektiv- und Zeitsprünge nutzt, um ihre Geschichte zu erzählen, hat mich dieses mit 300 Seiten eher schmalbändige Familienepos von Anfang an mitgenommen, auf eine große bittere Reise, mit viel interessantem historischem Hintergrund und sehr viel Nachklang.
Es ist oft nur ein kleiner Moment, der ein Schicksal verändert und am Ende steht leider zu selten das Glück.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Zu dem zu stehen, was für einen richtig ist, kann sehr schwer sein

Rules For Being A Girl
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Marin besucht die Highschool und macht bald ihren Abschluss. Sie ist ein nettes Mädchen, überall beliebt, hat ihre Freunde und macht alles so, wie es 'den Regeln entspricht', um dazu zu gehören. Einer ...

Marin besucht die Highschool und macht bald ihren Abschluss. Sie ist ein nettes Mädchen, überall beliebt, hat ihre Freunde und macht alles so, wie es 'den Regeln entspricht', um dazu zu gehören. Einer ihrer Lehrer ist ein besonders cooler Typ, der einen sehr guten Kontakt zu seinen Schutzbefohlenen pflegt und ihnen zeigt, dass er viel weiß von dem, was in ihrem jungen Leben so abgeht. Marin unterhält sich gern mit ihm und verbringt, ohne groß darüber nachzudenken, relativ viel Zeit des Schulalltags in seinem Umfeld. Das findet sie ganz normal, bis es eines Tages zu einem Vorfall kommt, der sie zutiefst erschreckt und durcheinander bringt. Marin erzählt das, was passiert ist, den Menschen, die, wie sie meint, ihre Freunde sind. Aber was sie daraufhin erlebt, ist Ablehnung, Herunterspielen und die Aufforderung, kein großes Ding daraus zu machen und lieber zu schweigen. Doch das will sie nicht tun. Sie will nicht einfach darüber hinweg gehen, denn sie findet das, was passiert ist, schlimm, sicher nicht so schlimm wie 'eben schlimmeres', aber gravierend genug. Sie ist in ihrem eigenen Urvertrauen erschüttert und die Reaktionen ihrer Umgebung setzen in ihr etwas in Gang., eine Bewusstseinsänderung, anders auf die Dinge zu sehen und die Stärke aufzubringen, gegen den Strom zu schwimmen, wenn es nötig ist.
Mich hat diese Geschichte sehr überrascht, im absolut positiven Sinne. Dies ist kein Highschool-Teenie-Buch mit ein bisschen erster Liebe und dem ein oder anderen kleinen Schön-und-Gut-Bagatell-Problem. Hier geht es um Haltung, darum, was einem junges Mädchen wiederfährt und wie es nicht bereit ist, sich zu ducken, um ja nicht aus dem Rahmen zu fallen und das oberflächliche Prozedere des High Five Gehabes in einer Mittelstandsschule zum Bröckeln zu bringen. Diese Geschichte ist echt und authentisch und die Dinge sind so auf den Punkt gebracht, wie man es selten zu lesen bekommt. Alles, was Marin fühlt, fühlt man auch und als Leser ist man ganz nah dran. Ich freue mich, dieses Buch für mich entdeckt zu haben und ich bin mir sicher, es hallt bei seinen Lesern noch lange nach, egal ob sie jung oder eben Erwachsene sind.

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Veröffentlicht am 02.10.2020

Vor was man sich alles so gruselt und schön, dass man Freunde hat

Sam Wu - Hat KEINE Angst vor Geistern
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Bei Sam Wu ist eigentlich alles paletti, wenn da nicht dieses eine Ereignis gewesen wäre, über das niemand reden darf, auch nicht seine beiden echt tollen Freunde Anton und Zoe. Denn seit dem … denken ...

Bei Sam Wu ist eigentlich alles paletti, wenn da nicht dieses eine Ereignis gewesen wäre, über das niemand reden darf, auch nicht seine beiden echt tollen Freunde Anton und Zoe. Denn seit dem … denken sie in der Schule, er wäre ein Angsthase. Irgendwann hätten sie das bestimmt vergessen, denn Sam Wu ist sonst echt voll in Ordnung und eigentlich mögen ihn alle. Aber dieser eine blöde Junge, Ralf Philip Zinkermann, reitet bei jeder Gelegenheit darauf herum. Das kann einfach nicht so weiter gehen und so beschließt Sam Wu, etwas ganz tolles zu tun, so dass ihn niemand mehr Angsthase nennt. Dazu braucht er aber unbedingt einen treuen Begleiter und so fährt er in die Tierhandlung und kauft, ziemlich heimlich, aber dann doch mit der Hilfe seiner Großmutter, eine (kleine) Schlange. Die Eltern sind gar nicht begeistert, aber was solls. Und dann kommen auch noch seine beiden Freunde das erste Mal zu Besuch. Sams Vater hat Sams Lieblingsessen gekocht und erst finden Anton und Zoe das fast schon eklig, denn Ente und Rübenkuchen kennen sie nicht. Aber dann ist doch alles sehr lecker und es wird ein richtig schöner Tag. Ach ja, und dann kommt das gruselige große Abenteuer irgendwie von ganz alleine und wird supergeisterhaft schlimm und alle drei, Sam, Anton und Zoe, brauchen riesig viel Mut dafür.
Diese Geschichte ist schon ordentlich schräger als man das so kennt. Die Zeichnungen, die man auf fast jeder Seite findet, sind schräg, passen aber genau zu dem, was gerade passiert und der Erzählstil, der ist auch schräg. Oberschräg, würde ich sogar sagen, aber richtig klasse. Und das Ganze macht einfach riesig Spaß. Also Buch aufschlagen und ab geht die wilde Fahrt.

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