Die Collegezeit, für viele die beste Zeit des Lebens, doch für Marin bringt diese Zeit große Veränderungen. Marin, die nach dem viel zu frühen Tod ihrer Mutter, bei ihrem Großvater, kurz Gramps genannt, aufgewachsen ist, muss plötzlich erwachsen werden. Denn sie ist regelrecht von zu Hause an ihr neues College geflüchtet und hat dabei alle hinter sich gelassen, auch ihre allerbeste Freundin Mabel. Doch Weihnachten steht vor der Tür und Marin erwartet Besuch von Mabel, die sich dieses Mal nicht abwimmeln ließ. Schon nach kurzer Zeit merkt Marin, wie sehr sie Mabel vermisst hat und wie gut es tut, sich ihr zu öffnen.
Meine Meinung
Alles okay, dieser Titel machte mich neugierig, denn wie oft hat man sich selbst schon dabei ertappt, genau diese beiden Worte von sich zu geben, obwohl einfach nichts okay ist. Genau so sieht es auch in Marin aus, die einen schweren Verlust hinter sich hat und fluchtartig ihre Heimat und ihre Freunde hinter sich ließ.
Mit einem sehr jungen, aber auch absolut emotionalen Erzählstil beschreibt Nina Lacour, was Marin passiert ist und wie es ihr gegenwärtig geht. Dabei schreibt sie so tief berührend, dass man sich regelrecht in die Protagonistin Marin versetzt fühlt.
Genau um diese dreht sich auch die Geschichte, denn Marin muss lernen, erwachsen zu werden. Dabei hat es die junge Frau alles andere als leicht. Bereits als kleines Kind verliert sie ihre Mutter bei einem tragischen Surfunfall und wächst seitdem bei ihrem Gramps auf. Dieser wirkt wie ein sehr großherziger, liebevoller Mann, doch ist er auf seine Art unheimlich distanziert. Sowohl er als auch Marin haben besondere Momente, halten sich jedoch auch auf Abstand. Genauso ist auch Marin, sie ist durchaus aufgeschlossen und mutig, doch irgendwie ist sie auch unheimlich verschlossen. Als Leser allerdings darf man sie und vor allem ihre gesamte Gefühlswelt intensiv kennenlernen.
Erzählt wird das ganze aus der Sicht von Protagonistin Marin, die von ihrer gegenwärtigen Situation auf dem College und von ihrer Vergangenheit erzählt. Dabei deckt sie so nach und nach ihre Gefühle und ihr Erlebtes auf.
Die Geschichte nahm gleich vom ersten Moment an gefangen. Dabei ist die Grundstimmung sehr schwer, sehr melancholisch und passt einfach zu dem gesamten Gedankengang der Protagonistin. Ich fühlte mich beim Lesen beinahe selbst schon so schwer und zwar nicht direkt verzweifelt, aber einsam und enttäuscht. Die Worte dringen beim Lesen tief ins Herz und man wünscht sich so sehr, dass alles sich wendet. Tatsächlich beginnt sich dann auch das Blatt für Marin zu wenden, nämlich ab dem Moment, wo auch sie beginnt, sich zu öffnen.
Marin ist mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte sie einfach in den Arm nehmen und beschützen. Wobei ich mir so manches Mal nicht sicher war, ob solch ein Verhalten Marin nicht abgeschreckt hätte. Ich fand sie durch und durch authentisch und glaubwürdig.
Neben Marin spielt auch ihre beste Freundin Mabel eine sehr wichtige Rolle. Mabel ist lebendig und eigentlich ein sehr fröhlicher Mensch. Ihre Freundschaft zu Marin ist etwas ganz besonderes und überzeugt mit ihrem Tiefgang. Auch Mabel und ihre Hartnäckigkeit fand ich überzeugend.
Neben den beiden gibt es gar nicht viele weitere Charaktere. Zwar bekommt man auch einen Blick auf Gramps, doch diesen erlebt man hauptsächlich durch Marins Blick. Dadurch bleibt aber auch der Leser Gramps gegenüber auf dem nötigen Abstand.
Mein Fazit
Mit “Alles okay” hat Nina Lacour einen unheimlich berührende und gefühlvollen Roman geschrieben, der nicht nur vom Erwachsenwerden erzählt, sondern auch darüber, mit Trauer und Verlust klar zu kommen. Man bekommt mit viel Gefühl beschrieben, wie wichtig es ist, sich nicht nur zurückzuziehen, sondern auch Vertrauen zu fassen. Es ist absolut okay, zu sagen, dass halt doch nicht immer alles okay ist. Wunderschönes Jugendbuch, mit viel Gefühl und Emotionen.