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Veröffentlicht am 06.04.2021

Einfach nur großartig!

Ich bin Circe
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Die Antike war schon immer ein Steckenpferd von mir und damit liebe ich auch die griechische Mythologie, daher wanderte Ich bin Circe in dem Moment auf meine Wuli, als ich es entdeckte und musste auch ...

Die Antike war schon immer ein Steckenpferd von mir und damit liebe ich auch die griechische Mythologie, daher wanderte Ich bin Circe in dem Moment auf meine Wuli, als ich es entdeckte und musste auch sofort gelesen werden, als ich es mir endlich zulegte.

Für Mythologie Fans und jene, die es werden wollen
Als Archäologin im Herzen bin ich persönlich bei Mythologie Adaptionen immer etwas eigen. Ich habe nichts gegen künstlerische Freiheiten und Abänderungen, aber ich muss beim Lesen des Romans spüren, dass die Autorin oder der Autor sich intensiv mit den Originalmythen auseinandergesetzt hat und deren Kerninhalte verstanden hat. Solange die “Essenz” der Mythen erhalten bleibt, bin ich offen für Abwandlungen und Eigeninterpretationen. Rick Riordan kann das hervorragend und Madeline Miller ebenfalls.
Mit Ich bin Circe gibt sie einer mythologischen Gestalt eine Stimme, die in den Überlieferungen eigentlich “nur” eine Randfigur ist. Ihr Buch stützt sich auf Homers Odyssee, bez. teils auch der Ilias, aber auch der fragmentarisch erhaltenen Telegonie, oder des vielfach überlieferten Theseus Mythos. Da in all diesen Quellen Circe stets nicht die Haupt-, sondern eine Nebenperson ist, hat die Autorin in ihrem Roman sich allerhand Freiheiten und Auslegungen herausgenommen. Trotzdem spürt man, dass sie die Quellen intensiv studiert hat. Ein erster Punkt, der mich an dem Buch begeisterte.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Art und Weise, wie die Autorin ihre Leser in die Welt der Götter einführt. In dem Roman treffen wir auf etliche mythologische Gestalten und auch wenn es für mich als Kennerin der Mythen etwas schwer zu beurteilen ist, glaube ich dennoch, dass auch jene, die sich noch nicht großartig mit der griechischen Mythologie auseinandergesetzt haben, keine Verständnisprobleme geben sollte. Madelien Miller zeigt in dem Roman ein hervorragendes Talent dafür durch Circes Monologe und Erinnerungen die Beziehungen der mythischen Figuren untereinander und die Verknüpfungen diverser Mythen aufzuzeigen und zu erläutern, ohne dass Circe wie ein “Erklärbär” wirkt. Stattdessen fühlt sich das Buch tatsächlich so an, als würde man die Memoiren von Circe lesen, als hätte sie tatsächlich gelebt. Die Autorin lässt damit die Welt der griechischen Antike und deren Mythen lebendig werden, wie kaum jemand Anderes.

Eine Göttin auf der Suche nach sich selbst
Doch dieses Buch ist nicht nur eine nette Nacherzählung griechischer Mythologie, es ist soviel mehr. Es ist die Geschichte einer Frau, die in einer pa­t­ri­ar­cha­lischen Welt ihren Platz zu finden versucht. Es ist eine Geschichte von Selbstfindung, Liebe und der Suche nach Selbstbestimmtheit, aber auch Schmerz, Verlust und Ängsten. Wir begleiten Circe von ihrer Geburt an. Erleben eine Kindheit voller Missachtung und Hänseleien, die Naivität der Jugend und begleiten anschließend Circe dabei, wie sie Stück für Stück ihre eigene innere Stärke findet. Dieser Prozess ist mit Hürden und Rückschlägen verbunden, aber dadurch wird die Entwicklung, die Circe durchmacht nur noch eindringlicher und glaubhafter. Es bereitete mir als Leserin größtes vergnügen, an Circes Seite zu stehen, mit ihr mitzuführen und sie auf ihren Weg und ihrer Suche nach sich selbst zu begleiten.

All die Jahre war ich ein Weber ohne Wolle, ein Schiff ohne Meer. Doch jetzt seht her, wohin ich segele.
(Ich bin Circe von Madeline Miller, Eisele Verlag, S. 108)

Allein das hätte schon einen großartigen Bildungsroman ergeben, doch Miller flechtet überdies noch aktuelle feministische Themen mit ein, beweist aber auch hier wieder ein feines Gespür dafür, diese Themen in die Geschichte und der Welt einzubetten, ohne dass sie wie Fremdkörper wirken. Ein großes Thema ist Selbstbestimmtheit, dass in vielen Facetten aufgegriffen wird. Da hätten wir u.a. das Losreißen der Bevormundung durch Männern, aber auch die freie Wahl von Partnern, ohne sich binden zu lassen, wenn man das nicht möchte. Was ich wirklich großartig finde ist, wie die Autorin durch ihre Figur zeigt, dass es beim Feminismus nicht darum geht, die Männer zu verbannen oder komplett zu verteufeln. Nein, es geht darum im Umgang mit ihnen selbstbestimmt sein zu können. Die Wahl zu haben, was man tun und lassen möchte. Es geht darum, ohne Vorurteile und Bevormundungen für sich selbst einstehen zu können und eigene Ziele frei und eigenständig verfolgen zu können.

Viele Redensarten bezeichnen Frauen als zarte Geschöpfe, als Blumen, Eier, alles, was womöglich schon bei der kleinsten Unachtsamkeit zerbricht. Wenn ich daran jemals geglaubt hatte, war es damit jetzt vorbei.
(Ich bin Circe von Madeline Miller, Eisele Verlag, S. 411)

Als letzten Punkt möchte ich noch ein paar Worte zu der Erzählweise dieses Romans verlieren. Es sei gleich gesagt: Ich bin Circe ist ruhig. Gerate die Tage auf Aiaia sind wirklich sehr ruhig, trotzdem war mir zu keinem einzigen Zeitpunkt langweilig. Das lag nehmen der Sympathie zu Circe auch an Millers Schreibstil der wunderschön und poetisch, aber nie zu blumig oder überladen ist. Zwei Zitate seht ihr hier ja in der Rezension, aber eigentlich hätte ich das halbe Buch zitieren können, so schön formuliert und pointiert waren viele von Circes Gedanken.

Fazit:


Ich bin Circe war mein erstes Buch in diesem Jahr und ist gleich nicht nur das Monatshighlight des Januars, sondern auch ein heißer Kandidat für den Titel Jahreshighlight geworden. Eingehüllt in einer wunderschönen poetischen Sprache erzählt Madeline Miller nicht nur einfach nur einen Mythos neu, sondern gibt vielmehr einer Frau eine Stimme, die sinnbildlich für viele Frauen dieser Welt steht. Eine Frau, die sich selbst finden muss, die der Bevormundung durch Männern zu entfliehen versucht und ihre eigene Stärke findet. Eine deutliche Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 29.01.2021

Prunk, Protz, Gloria

Crazy Rich Asians
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Crazy Rich Asians ist ein Buch, dass eigentlich so gar nicht in mein übliches Beuteschema passt, da ich sonst weder ein Fan von Chick-Lit, noch von Liebesromanen bin. Und doch, als ich dieses Buch bei ...

Crazy Rich Asians ist ein Buch, dass eigentlich so gar nicht in mein übliches Beuteschema passt, da ich sonst weder ein Fan von Chick-Lit, noch von Liebesromanen bin. Und doch, als ich dieses Buch bei einigen Bloggern, deren Meinungen ich hoch schätze entdeckte, sprach es mich irgendwie an. Ich kann immer noch nicht sagen, warum genau, aber ich bin dieser Eingebung jetzt im Nachhinein unendlich dankbar.

Willkommen in der Welt der Dekadenz
"Ich habe keine Ahnung, wer diese Leute sind, aber eins kann ich dir sagen: Sie sind reicher als Gott persönlich."
(Crazy Rich Asians, Kevin Kwan, Kein & Aber Verlag, S.81)

Eigentlich liefert der Titel dieses Buches schon alles, was man über das Buch wissen Buch: Es spielt in Asien, es geht um reiche Leute und es wird verrückt, und zwar so richtig. Kevin Kwan stößt nicht nur die bodenständige Rachel Chu, sondern auch den Leser mit voller Wucht in eine Welt des Prunks und des Protzes. Wir reden hier nicht von simplen Millionären, sondern von schwerreichen Multimillionären und Milliardären. In dieser Welt der extrem Superreichen wird das Geld ausgegeben, als läge es auf der Straße und es wird eine Dekadenz gelebt, die fast schon obszön ist.

In dieses glitzerndes Universum einzutauchen ist für Normalsterbliche wie ich fast schon, wie in eine Fantasywelt einzutauchen, so fremd erscheint einem das Leben der asiatischen VVIPs (eine Steigerung des VIPs). Dass dieser Tripp ins Absurde so viel Spaß macht, liegt ganz klar an dem Stil des Autors. Das Buch ist verdammt witzig, Zum einen, durch Charaktere wie Peik Lin, die schrill, bunt und wunderbar sind, zum anderen jedoch und das ist der weitaus größere Teil, ist es eine Art von Humor zwischen den Zeilen. Es wurde schon vielfach der Vergleich mit Jane Austen gezogen und auch ich komme nicht umhin, in der Art der Darstellung der “höheren” Gesellschaft Parallelen zu sehen. Beide Autoren üben gleichzeitig Witz, aber auch Gesellschaftskritik dadurch aus, dass sie die betreffende Gesellschaftsschicht gnadenlos offen legen. Es muss kein expliziter Witz über die Dekadenz des Geldadels gemacht werden, denn allein die Handlungen und das Auftreten der Charaktere reicht schon, die Absurdität des Ganzen vorzuführen.

Detailreich und Authentisch
Diese Wirkung des Romans wird noch dadurch verstärkt, dass er trotz, oder vielleicht auch grade wegen all des Prunks, überaus authentisch ist. Der Autor Kevon Kwan stammt selbst aus einer dieser supperreichen asiatischen Familien und sagt selbst über seinen Roman: “Die Realität ist noch verrückter“.
Diese Authentizität findet sich jedoch nicht nur in der Darstellung der asiatischen Elite, sondern auch sonst in jedem kleinen Detail des Romans. In dem Feeling von Singapur, dem Traditionsbewusstsein der Chinesen oder auch die Bedeutung von Familienbanden in Asien. In diesem Roman kann man tatsächlich noch einiges lernen und ich persönlich konnte so einiges über die chinesische und singapurische Kultur mitnehmen. Eine Warnung aber sei gegeben: Lest diesen Roman niemals hungrig! Wie Kevin Kwan Essen beschreibt, ist unvergleichlich und lässt wirklich jedem sofort das Wasser in den Mund zusammenlaufen. Ich glaube, sollte ich je nach Asien kommen, werde ich 90% meines Aufenthaltes nur am fressen sein xDDD

Eine komplexere Handlung, als man meinen würde
Doch genug geredet über die Welt der Superrechen.
Kommen wir lieber zur Handlung. Wenn man den Klapptext so liest, könnte man denken, man bekommt was Unterhaltsames, aber auch recht Gradliniges. Doch diejenigen dürften schnell vom Buch überrascht werden, denn der Autor schlüsselt seine Handlung in viele Perspektiven und Nebenstränge auf. Manchmal hat man zu Beginn eines Kapitels keine Ahnung warum man jetzt plötzlich über diese Person was erfährt, doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Sinn ergibt alles. Trotz der zahlreichen Perspektiven schafft es der Autor, dass man nie das Gefühl hat, man verliere den Fokus der Handlung. Alles läuft zusammen und was zunächst belanglos erscheint, wird später wichtig. Das ist ganz große Kunst! Sicher, ein paar Fragen bleiben auch zum Ende hin offen, aber das ist ja schließlich auch nur der Auftakt zu einer Trilogie.

Als Letztes möchte ich in meinem Lobgesang auch noch die Charaktere hervorheben. Auch hier überzeugt das Buch wieder mit Individualität. Neben den wunderbaren Protagonisten Rachel und Nick, von denen einem besonders Rachel einfach ans Herz wächst, gibt es auch ganz tolle Nebencharaktere, wie die bereits erwähnte Peik Lin, oder auch Nicks Cousine Astrid, der auch ein größeren Nebenhandlungsstrang gewidmet ist. Natürlich dürfen aber auch keine Intrigantinnen und Snobs fehlen, die zwar echt unausstehlich waren, die aber die Geschichte dadurch nur unterhaltsamer machten.

Fazit:


I love it! Anders kann ich es nicht sagen. Dieses Buch ist witzig, frech, klug und unterhaltsam. Es führt gewieft eine Gesellschaft vor, die so dekadent ist, dass es schon echt absurd ist, deren Faszination man sich aber nur schwerlich entziehen kann. Es überzeugt mit Humor, einer vielseitigen Handlung und tollen Charakteren. Was will man mehr? Ein ganz klares Highlight.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

Hat mir noch besser, als Band eins gefallen

Das Mädchen und der Winterkönig
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Letztes Jahr fand ja mein erster Ausflug nach Rus statt und auch wenn ich Der Bär und die Nachtigall “nur” mit vier von sechs Punkten bewertete, war ich sehr neugierig auf die Fortsetzung. Jetzt nach dem ...

Letztes Jahr fand ja mein erster Ausflug nach Rus statt und auch wenn ich Der Bär und die Nachtigall “nur” mit vier von sechs Punkten bewertete, war ich sehr neugierig auf die Fortsetzung. Jetzt nach dem Beenden des Buches kann ich nur sagen: Gott sei Dank, habe ich weitergelesen!”

Eine junge Frau, ihr Pferd und der Winterkönig
Nach den Ereignissen aus Band eins ist ihr Heimatdorf zu klein für Wasja geworden. Sie will die Welt entdecken und sucht die Freiheit von den einengenden Konventionen ihrer Zeit. Also reitet sie auf ihrem Pferd und besten Freund Solowej durch die schier endlosen Weiten des winterlichen Rus, bis sie unverhofft auf eine Räuberbande und ihren Bruder Sacha trifft.

Schon nach den ersten Seiten war ich wieder vollkommen im Bann des eisigen Rus. Wie auch schon im Vorgänger gelingt es der Autorin meisterlich die Balance zwischen märchenhafter und historischer Atmosphäre zu wahren und dem Leser ihre Version des mittelalterlichen Rus genau vor Augen zu führen. Man hat die schneebedeckten Wälder vor Augen, hört beinah den eisigen Wind und das Knirschen von Schnee und bestaunt innerlich das Glitzern der Kuppeln von Moskau. Mit ihrem gelungenen Schreibstil schafft es Arden eindrückliche Bilder ihrer Geschichte zu zeichnen, was einen als lese immer weiter ins Buch eintauchen lässt.

Doch die beste Atmosphäre nützt nichts, ohne gelungene Charaktere. Doch auch an dieser Stelle glänzt die Autorin. In Band eins haben wir Wasja aufwachsen sehen, weswegen sie mir bereits sehr nahe stand und ich finde es weiterhin toll ihre Entwicklung mitzuerleben. Sie ist eine willensstarke und eigenwillige junge Frau geworden, die sich nicht dem Rollenbild ihrer Zeit beugen will und ich hoffe aus ganzem herzen, dass sie einen Weg für sich finden wird.
Auch über Morosko erfahren wir mehr und erhaschen Stück für Stück einen Blick hinter seine Fassade aus Eis, was mir ebenso gefallen hat. Für mich der heimliche Star ist jedoch ein etwas eitles, aber herzensgute Pferd. Solowey ist witzig, niedlich, stolz und unglaublich loyal, so einen tierischen Freund wünscht sich doch jeder und ich gebe offen zu, ich bin ein bisschen verliebt in ein Pferd xD


Rasanter, als Band Eins
Kommen wir zur Handlung des Buches. War mir deren Tempo in Band eins in der ersten Hälfte noch zu langsam, konnte mich diese Fortsetzung vollends überzeugen. Das Tempo ist rasanter, als beim Vorgänger, wirkt aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt gehetzt. Wasja muss sich mit Räuberbanden, den Intrigen am Moskauer Hof und einem neuen mächtigen Fein herumschlagen, was bei mir die Spannung konsequent oben hielt. Besonders das Ende wird dann sehr ereignisreich, aber darüber verrate ich euch natürlich nichts. Ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefallen hat ist, dass, trotz des höheren Tempos, das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kam. Wasjas Zerrissenheit zwischen ihrer Liebe zu ihrer Familie und dem Wunsch bei ihnen zu sein, jedoch gleichzeitig den Konventionen entfliehen zu wollen spielt weiterhin eine zentrale Roll. Ebenso fließen die historisch politische Situation Moskaus mit ein und wenn man manches nachrecherchiert, lernt man sogar noch was.

Fazit:


Diese Fortsetzung konnte mich in allen Punkten überzeugen und begeistern. Was band eins an Tempo fehlte, wird hier von Anfang an geboten, gleichzeitig führt das Buch fort, was schon beim Vorgänger großartig war: den wunderschönen, bildlichen Schreibstil, die einnehmende Atmosphäre zwischen Märchen und Historik und die Geschichte einer willensstarken jungen Frau zwischen Konvention und der Suche nach Freiheit. Klare Leseempfehlung und ich freue mich jetzt schon sehr auf das Finale.

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Ein Jahreshighlight!

Piranesi
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Piranesi zog mit seinem Cover sofort meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich die Neuerscheinungen durchging. Als Archäologie-Freak zogen mich der Satyr und die Säule sofort in ihren Bann und der Klapptext ...

Piranesi zog mit seinem Cover sofort meine Aufmerksamkeit auf sich, als ich die Neuerscheinungen durchging. Als Archäologie-Freak zogen mich der Satyr und die Säule sofort in ihren Bann und der Klapptext tat sein Übriges, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.

Das Haus der tausend Säle
Das Buch ist als Tagebuch aufgebaut. Genauer gesagt lesen wir die Tagebucheinträge von Piranesi. Dieser lebt in einem gigantischen Haus mit unermesslich vielen Sälen und Vestibülen voller Statuen. In den oberen Etagen ziehen Wolken umher und in den unteren brandet ein ganzer Ozean gegen die Wände. Das Haus ist Piranesis ganze Welt und er lebt im Einklang mit ihm. Doch da ist noch “der Andere”. Er war es, der Piransi seinen Namen gab, nach dem berühmten Architekten und Archäologen Giovanni Battista Piranesi, auch wenn Piranesi nicht glaubt, dass das sein eigentlicher Name ist. Überhaupt, scheint es in dem Haus mehr Geheimnisse zu geben, als Piranesi zuerst dachte.

Schon von der ersten Seite an hatte mich das Buch gefesselt. An Piranesis Seite, der regelmäßig auf Erkundungstouren geht, lernen wir zunächst das Haus und seine Eigenarten kennen. Die Autorin schafft es dabei meisterlich dem leer Piranesis Welt vor Augen zu führen. Man hat die gigantischen Säle und die imposanten Statuen direkt vor den Augen. Zugleich ist Susanna Clarkes Schreibstil auch wunderschön poetisch, wirkt dabei aber nicht schwülstig oder zu blumig. Man verliert sich in diesem Buch. Streitet gedanklich durch die Säle entlang, nur begleitet von dem Rauschen der Wellen und dem Gesang der Vögel (neben Fische und Muscheln, die einzigen Tiere im Haus). Das Buch ist Entschleunigung pur.
Gleichzeitig ist es aber auch unheimlich spannend, denn das Haus hat viele Geheimnisse. Gekonnt gibt uns die Autorin Hinweise, führt und wie an Ariadnes Faden entlang durch das Buch, lässt uns aber auch immer wieder Zeit zu verweilen und mit Piranesi zusammen Gedanken über das Leben, den Tod und alles dazwischen nachzugehen. Das Buch zu lesen, ist wie in einen Bann gezogen zu werden und wenn man es am Ende zuschlägt, fühlt man sich, als sei man aus einem Traum erwacht, von dem das Geräusch von Flügelschlägen und Schritten in riesigen Sälen noch nachhallt.

Fazit:


Piranesi ist ein Buch, in dem man sich verliert, in dem man aber auch unglaublich viel findet. Es ist malerisch, poetisch, zart und mystisch. Durch seine vielen Geheimnisse baut es konsequent Spannung auf. Es fesselt und entschleunigt gleichzeitig, eine faszinierende Mischung, die für mich ein ganz heißer Kandidat für den Titel Jahreshighlight 2020 ist. Klare Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Märchen, Magie und Kunsthandwerk

Ein Kleid aus Seide und Sternen (Ein Kleid aus Seide und Sternen 1)
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Als dieses Buch vom Verlag angekündigt wurde, hatte es mich nur mäßig angesprochen und ich hatte auch gar nicht so genau geschaut worum es geht. Doch dann habe ich das Originalcover gesehen, mich verliebt ...

Als dieses Buch vom Verlag angekündigt wurde, hatte es mich nur mäßig angesprochen und ich hatte auch gar nicht so genau geschaut worum es geht. Doch dann habe ich das Originalcover gesehen, mich verliebt und festgestellt, dass der Klapptext ja auch sehr ansprechend klingt. Und so wanderte Ein Kleid aus Seide und Sternen auf die Leseliste.

Mit Nadel und Faden...
Das Buch wird ja als eine Mischung aus Mulan und Project Runaway beschrieben. Ich persönlich finde solche Vergleiche ja in den allermeisten Fällen ziemlich blödsinnig, so auch hier. Zudem bin ich es auch Leid, dass jede asiatisch angehauchte Geschichte, in der sich ein Mädchen als Junge ausgibt, gleich mit Mulan beschrieen wird, auch wenn der ganze Rest der Story überhaupt nichts damit zu tun hat. Ich beschreibe doch auch nicht jedes Buch, in dem jemand stirbt, gleich als Krimi.

Na ja soviel zum Marketing, kommen wir zum Wichtigem, dem Buch. Was mich am meisten reizte war der Nähen-Aspekt, da das ein Thema ist, dass ich noch nicht allzu häufig bei Jugendbüchern verarbeitet gesehen habe. In dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Maia ist eine leidenschaftliche Näherin, eine Künstlerin und der Autorin gelingt es ganz wunderbar, diese Liebe zum Handwerk rüber zu bringen. Den Nähwettkampf fand ich daher überaus unterhaltsam. Was man als Leser ebenfalls schnell spürt ist, dass Elizabeth Lim die Liebe zum Detail mit ihrer Protagonistin teilt. Sie nimmt sich Zeit für Kleinigkeiten, lässt ihre Geschichte sich entwickeln, dennoch kann man nicht sagen, dass sie ins Unwesendliche abrutschen würde, wodurch bei mir zu keinem Moment auch nur ein hauch von Langeweile aufkam. Tatsächlich hätte ich dem Wettkampf der Schneider(innen) noch eine ganze Weile weiter verfolgen können.

... gegenZauber, geister und Dämonen
Doch die Autorin hat anderes mit uns vor. Ab der Hälfte des Buches, nimmt die Handlung eine völlig neue Richtung, das ist aber keineswegs schlecht. Denn vom Machtstreit am Hof, gehts es nun auf ein Abenteuer. In vielen Punkten bedient sich dieser zweite Teil der Geschichte den typischen Elementen der Heldenreise. Was die ganze Sache interessant macht ist, die gekonnte Verknüpfung von Mythen, Märchen und der "Echten Welt der Protagonistin".
Ein weiterer Punkt, der mir sehr gut gefallen hat, ist, dass Protagonistin Maia ihr Glück selbst schmiedet, oder vielmehr schneidert. Sie bekommt zwar Hilfe und auch einen Love Interest an die Seite gestellt, es ist und bleibt aber ihre Geschichte und die Love Story ist zwar da und auch präsent, rückt aber nicht zu sehr in den Fokus.

Fazit:


Mit Ein Kleid aus Seide und Sternen hatte ich sehr viel Spaß. Ich habe besonders die spürbare Liebe zum Schneiderhandwerk und den märchenhaften Charakter des Buches geliebt. Das Buch zeigt, dass es icht immer Schwert und Kampffähigkeiten braucht, um eine selbstbewusste Protagonistin zu bieten, in diesem Fall reichen Nadel und Faden.

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