Kommt leider nicht an den letzten Band heran
MordsandIch bin in der Regel keine Krimi-Leserin. Reine Ermittler-Geschichten langweilen mich einfach recht schnell, da sich gefühlt vieles klischeehaft in jedem Kriminalroman wiederholt. Zum Beispiel die ermüdende, ...
Ich bin in der Regel keine Krimi-Leserin. Reine Ermittler-Geschichten langweilen mich einfach recht schnell, da sich gefühlt vieles klischeehaft in jedem Kriminalroman wiederholt. Zum Beispiel die ermüdende, oftmals kleinteilige Polizeiarbeit oder die Stereotypen, die als Ermittler tätig sind. Es gibt aber auch ein paar wenige Krimi-Reihen, die mir ans Herz gewachsen sind, weil sie eben nicht diesem 0815-Strickmuster entsprechen. Dazu gehören ganz klar auch die Bücher aus der Elbmarsch-Reihe von Romy Fölck.
Ich liebe den Norden Deutschlands: Die Landschaft, die Menschen, das Wasser, den Wind… ich bin im Herzen Norddeutsche, so viel steht fest. Und immer, wenn ich eines von Romys Bücher aufschlage und anfange zu lesen, bin ich direkt mitten in der Marsch. Ihre Beschreibungen der Flora und Fauna beeindrucken mich immer wieder. Es fühlt sich an „wie nach Hause kommen“. Auch zu den Figuren, die man nun schon vier Bücher lang begleitet, habe ich ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Auf ihr neuestes Buch „Mordsand“ habe ich mich also sehr lang gefreut und vielleicht ist das manchmal gar nicht so gut, da man eine große Erwartungshaltung einnimmt.
Darum geht´s: Auf der kleinen Elbinsel Bargsand wird ein ca. dreißig Jahre altes Skelett entdeckt. Der Tote wurde im Schlick vergraben und gefesselt. Nur kurze Zeit später findet man auf der Nachbarinsel die Leiche eines Hamburger Bauunternehmers – ebenfalls im Schlick vergraben und gefesselt. Hängen die Fälle zusammen? Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn tappen im Dunkeln. Die Spuren führen in die Jugendwerkhöfe der ehemaligen DDR und zu vier Jungen, die das Schicksal für immer miteinander verbunden hat.
Ich komme aus der ehemaligen DDR, bin jedoch noch zu jung, als dass ich damals etwas mitbekommen hätte. Von Jugendwerkhöfen habe ich noch nie etwas gehört. Nun weiß ich, dass man diese Einrichtungen getrost auch Jugend-KZ oder Erziehungsanstalt hätte nennen können. Was dort damals geschah, ist ungeheuerlich und leider nicht nur der Fantasie der Autorin entsprungen. Bedauerlicherweise konnten mich die Passagen des Buchs, die in den Jugendwerkhöfen spielten, emotional nicht berühren. Ich habe einfach keine Bindung zu diesen Kindern aufnehmen können. Dafür waren mir die Kapitel zu kurz, die Figuren zu fremd.
Auch die Ermittlungen zu den beiden Toten verliefen schleppend. Es gab kaum Hinweise, die das Team um Frida und Bjarne verfolgen konnte und wenn es welche gab, zog sich das doch sehr hin. Dies mag realistisch sein, keine Frage, für einen Krimi fehlte es mir aber einfach an Spannung. Die Spannungskure verlief einfach zu flach. Immer wieder bremste viel Privates die Handlung aus. Gegen Ende zog die Spannung dann immens an und die Handlung überschlug sich. Ich persönlich hätte mir einfach eine gleichmäßigere Verteilung gewünscht.
Auch die Auflösung traf leider nicht meinen Geschmack. Ich habe zwar keine Logikfehler oder -lücken entdecken können, aber fand es doch alles etwas überhastet und überkonstruiert. Auch der „Trick“ der Autorin wirkte auf mich überreizt (Details ohne Spoiler nicht möglich).
Trotz aller Kritik ist und bleibt diese Reihe eine meiner liebsten im Bereich Kriminalromane. Besonders Band 1 „Totenweg“ und Band 3 „Sterbekammer“ haben es mir angetan und sind für mich absolute Highlights. Ich musste mich auch durch „Mordsand“ nicht quälen )dafür schreibt Romy Fölck einfach zu gut). Ich hoffe einfach darauf, dass der fünfte Band wieder mehr meinen persönlichen Vorlieben entspricht.