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Veröffentlicht am 16.04.2023

Jedes Licht sorgt für Schatten

Fabula - Der Schatten der Nachtfee (Band 2)
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Die Zwillinge Will und Charlotte haben Fabula gerettet und das Portal geschlossen. Und die Welt könnte so schön sein, wenn das Gute nicht immer ein Gegengewicht bräuchte und das Böse wieder mal seinen ...

Die Zwillinge Will und Charlotte haben Fabula gerettet und das Portal geschlossen. Und die Welt könnte so schön sein, wenn das Gute nicht immer ein Gegengewicht bräuchte und das Böse wieder mal seinen Weg findet. Nun ist Fabula erneut in Gefahr und Will und Charlotte stehen zum zweiten Mal vor der Aufgabe die märchenhafte Welt retten zu müssen.

Eigentlich ist Fabula ja gerettet. Und damit haben wir auch die erste Einschränkung. Eigentlich. Denn schließlich hören Gescchichten nicht einfach auf, nur weil hinter dem letzten Punkt auf der letzten Seite ein "Einde" steht. Und deshalb lässt auch Akram El-Bahay seine beiden Protagonisten Will und Charlotte erneut Fabula zu einem besseren Ort machen. Dass die beiden es schaffen, stand dabei für mich zu keinem Zeitpunkt außer Frage, schließlich glaube ich daran, dass eine Geschichte, vor allem ein Märchen, erst zu ende ist, wenn alles gut. Ansonsten ist es eben nicht das Ende. Und schließlich ist Will ein Erzähler, der seine Geschichten wahr werden lassen kann. Warum sollte da also was schief gehen?

Wichtig ist allerdings das Wie. Und da werden Will und Charlotte vor einige Prüfungen gestellt, die dann manchmal doch ein bisschen den Eindruck entstehen lassen, dass die beiden eventuell doch scheitern könnten. Neben seiner wunderbaren Art zu erzählen, sorgt Akram El-Bahay auch für einige Verweise auf Geschichten wie die Grimmschen Märchen, Die Chroniken von Narnia oder auch Tintenherz. Und man lernt in diesem zweiten Band, der die Dilogie vervollständigt, einige neue Fabelwesen kennen, die bisher noch nicht aufgetaucht sind. Und selbst wenn die Geschichte um Will, Charlotte und Fabula nun eigentlich auserzählt ist, beginnt mit dem letzten Satz wieder eine Neue. Denn schließlich ist sie nur eigentlich auserzählt.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Mit den Amazonen in die Schlacht

Die Götter müssen sterben
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Seit vielen Jahren lebt Areto bei den Amazonen. Dabei ist sie weder als Kriegerin geboren, noch ist sie in der Kriegskunst besonders bewandert. Deshalb erstaunt es alle, als Artemis, Göttin der Jagd, Herrin ...

Seit vielen Jahren lebt Areto bei den Amazonen. Dabei ist sie weder als Kriegerin geboren, noch ist sie in der Kriegskunst besonders bewandert. Deshalb erstaunt es alle, als Artemis, Göttin der Jagd, Herrin des Mondes und Hüterin der Frauen, ausgerechnet sie zur ihrer Auserwählten macht und sie mit ihren Kräften segnet. Und das, wo sich die Prophezeiung, dass Troja fallen wird, und die Amazonen sich an den Helden rächen werden, die ihresgleichen töteten, schon bald zu erfüllen scheint. Areto ist hin und her gerissen zwischen ihrem Verstand und ihrer Berufung.

Die Götter müssen sterben! Aber warum eigentlich? Ist es nicht vielmehr so, dass die Götter verehrt werden? Wer sich ein bisschen mit den griechischen Sagen beschäftigt hat, der weiß, dass die Zeus, Aphrodite, Hades, Poseidon und Co. eigentlich nur das tun, worauf sie gerade Lust haben und sich köstlich amüsieren, wenn sie mit den Sterblichen ein wenig spielen können. Und genau da setzt Nora Bendzkos Adaption der griechischen Sagen an. Die Amazonen sind es leid, der Willkür der Götter ausgesetzt zu sein, zumal diese nur Krieg, Tod und Unglück für sie bringt.

Nora Bendzko interpretiert die alten griechischen Sagen auf düstere und absolut faszinierende Weise neu. Die Amazonen sind ein kriegerisches und grausames Volk, aber ebenso gütig und keinesfalls männermordende Bestien. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind ebenso selbstverständlich wie queere Geschlechtsidentitäten. Letzteren wird mit dem Pronomen „sier“ Respekt gezollt. Beim Lesen bin ich zuerst über den Begriff gestolpert, da ich diesen noch nirgendwo vorher gelesen hatte, allerdings war aus dem Kontext ziemlich schnell ersichtlich, wen das Pronomen bezeichnet. Im weiteren Verlauf war „sier“ dann ganz selbstverständlich.

Wenn man erwartet, dass Götter erhabene Wesen sind und Helden mehr oder weniger unfehlbar, dann wird man enttäuscht. Nora Bendzkos Charaktere sind ambivalent, machen Fehler und gerade die Götter und Helden verhalten sich ganz und gar nicht so, wie man es erwarten könnte. Gut, die Götter machen was sie wollen, sind dabei aber kein bisschen erhaben und göttlich.

„Die Götter müssen sterben“ ist düster, leidenschaftlich, kämpferisch und spannend. Es wird gelebt, geliebt, intrigiert, Krieg geführt und gestorben und die Geschichte lässt einen erst mit der letzten Seite wieder los.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Schach...matt?

Die Chroniken von Alice - Die Schwarze Königin
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Wie Alice es versprochen hat, ist sie zusammen mit ihrem Freund Hatcher auf der Suche nach dessen Tochter Jenny. Wenn die beiden allerdings geglaubt haben, das schlimmste bereits überstanden zu haben, ...

Wie Alice es versprochen hat, ist sie zusammen mit ihrem Freund Hatcher auf der Suche nach dessen Tochter Jenny. Wenn die beiden allerdings geglaubt haben, das schlimmste bereits überstanden zu haben, dann irren sie sich gewaltig. Im Reich der Weißen Königin ist niemandem zu trauen, nicht einmal den eigenen Sinnen. Und obwohl Alice und Hatcher sich alle Mühe geben, nicht auf das Spiel der Königin hereinzufallen, stecken sie bald schon mittendrin und werden zu Spielfiguren in ihrer eigenen Geschichte. Und was ist eigentlich mit der Schwarzen Königin passiert?

Christina Henry bleibt auch in „Die Chroniken von Alice – Die schwarze Königin“ bei ihrem düsteren Erzählstil. Und das ist gut so, denn genau diese Düsternis macht den Reiz der Geschichte aus. Alice und Hatcher (und alle anderen auch) sind keine sympathischen Charaktere, sondern zutiefst verstört und voller Angst und menschlicher Abgründe. Das man sich dennoch auf ihre Seite schlägt, liegt daran, dass Christina Henry sie mit all ihren Schwächen in den Fokus rückt und somit Mitgefühl und auch ein gewisses Verständnis bei ihren Leser*innen weckt. Die beiden Protagonisten sind weit davon entfernt, die Guten der Geschichte zu sein. Den Unterschied machen ihre Motive. Die wirklich Guten sucht man in der Geschichte vergeblich, denn das Personal teilt sich vor allem in die nicht ganz Guten und die richtig Bösen auf.

Während die Ereignisse ihren Lauf nehmen, ertappt man sich beim Lesen immer wieder dabei, Alice und Hatcher in ihren Handlungen recht zu geben, dabei sind die Aktionen der beiden moralisch fragwürdig. Die Hauptcharaktere verhalten sich teilweise wie die klassischen Helden, sind aber keine, wodurch die Autorin auch bestimmte Erzähl- und Handlungsstrukturen durchleuchtet. Die Frage, ob der Held einer Geschichte töten darf, nur weil er es aus edleren Motiven als der Bösewicht tut, klingt immer wieder indirekt an. Gemeinsam mit der spannenden und und düster-reizvollen Geschichte ist Christina Henry die Fortsetzung ihrer Chroniken von Alice absolut gelungen.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Der Pfad durch das Sternenmeer

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
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In den unendlichen Weiten des Weltraums erforscht Xenobiologin Kira Navárez neue Welten und fremde Lebensformen. Bei der Untersuchung eines Planeten, der bald besiedelt werden soll, kommt sie allerdings ...

In den unendlichen Weiten des Weltraums erforscht Xenobiologin Kira Navárez neue Welten und fremde Lebensformen. Bei der Untersuchung eines Planeten, der bald besiedelt werden soll, kommt sie allerdings mit einer Lebensform in Kontakt, die ihr so noch nie zuvor begegnet ist. Während sie versucht herauszufinden, womit sie es zu tun hat, gerät sie gleichzeitig zwischen die Fronten verschiedener Gruppen, die das All bevölkern und sich nicht unbedingt friedlich gesinnt sind. Zwischen offenem Kampf und Diplomatie wird es für Kira immer deutlicher, dass die von ihr entdeckte Lebensform der Schlüssel zu allem sein könnte.

Ein bisschen „Star Wars“, ein bisschen „Der Marsianer“ und ein bisschen Doctor Who“ und trotzdem ganz anders. Mit „Infinitum – Die Ewigkeit der Sterne“ ist Christopher Paolini ein ziemlich vielschichtiges und komplexes Werk gelungen. Im Mittelpunkt steht Wissenschaftlerin Kira Navárez und obwohl sie einige Mitstreiter hat, ist es gut, dass sich die Ereignisse um sie drehen, denn die Handlung verlangt den Leserinnen einiges ab. Der Autor erschafft nicht nur eine komplett eigene Welt, mit eigenen astronomischen, politischen, biologischen und ethischen Spielregeln, sondern setzt den menschlichen Wesen außerirdische Lebensformen gegenüber, die wiederum nach ihren eigenen gesellschaftlichen Regeln agieren.

Man kann einiges in die Handlung der Geschichte hineininterpretieren. Vor allem aber wird der Wunsch der Protagonistin nach einem friedlichen Zusammenleben aller Lebensformen deutlich. Aufgrund der aufgrund der verschiedenen Ideologien und sozialen Unterschiede stehen dabei aber einige Hürden im Raum. Und je mehr Kira und damit auch die Leser
innen über diese lernen, desto deutlich werden ihre Motivation und das verständnis für ihre Handlungen. Der Erzählton selbst ist dabei eher ruhig und detailliert, was einiges an Erzählzeit einnimmt, aber dafür sorgt, dass man bei der hohen Komplexität nicht den Faden verliert.

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Über den Verstand hinaus

Pepper-Man
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Schon als Kind wird Cassandra Tipp vom Pepper-Man besucht. Ein Feenwesen aus dem Wald, dass von Cassandra aufgrund seines Pfeffergeruchs so getauft wurde. Jetzt ist Cassandra verschwunden und ihre Nichte ...

Schon als Kind wird Cassandra Tipp vom Pepper-Man besucht. Ein Feenwesen aus dem Wald, dass von Cassandra aufgrund seines Pfeffergeruchs so getauft wurde. Jetzt ist Cassandra verschwunden und ihre Nichte und ihr Neffe spüren ihr mithilfe eines Buches hinterher, in dem Cassandra ihre Lebensgeschichte erzählt. Die liefert aber eher Fragen als Antworten. Denn sollte Pepper-Man nur eine Erfindung Cassandras sein, dann lässt sich nur eine Schlussfolgerung ziehen und die ist noch düsterer als die Geschichte von Pepper-Man selbst.

„Pepper-Man“ ist definitiv nichts für Zartbsaitete. Camilla Bruce schafft es in ihrem düsterem Märchen (oder ist es überhaupt eins?) eine beklemmende Stimmung aufzubauen, die aufgrund ihres Schauercharakters zum Weiterlesen animiert. Dabei geht die Geschichte über das tatsächlich Erzählte hinaus, da vieles der Vorstellungskraft der Leserinnen überlassen wird. Wenn man will, dann kann man die mögliche Realität hinter dem Pepper-Man ausblenden, nichtsdestotrotz bleibt die Möglichkeit, das „Was wäre wenn?“ im Raum oder vielmehr zwischen den Zeilen stehen.

Die Autorin erzählt nicht nur eine Schauergeschichte, sondern sorgt zusätzlich für eine spannende literarische Struktur. Ihre Hauptfigur Cassandra ist Autorin und wurde bereits des Mordes an ihrem Ehemann angeklagt. Da die Geschichte von der Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählt wird, steht es den Leser
innen offen, Cassandra zu glauben, ihre Erzählung als phantastische Geschichte oder Bericht einer Verrückten abzutun oder hinter die erzählten Ereignisse zu blicken. Sowohl von der Handlung als auch von der Erzählstruktur ist „Pepper-Man“ definitiv eine Geschichte, die einen nicht so schnell loslässt.

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