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Veröffentlicht am 08.09.2022

Vanilletage - Wohlfühlroman im historischen Gewand

Vanilletage – Die Frauen der Backmanufaktur
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Um die Jahrhundertwende erhält Dr. Carl Meister Besuch von seinem us-amerikanischen Vetter. Er bringt ihm ein Backtriebmittel mit, dass den Botaniker begeistert. Als Inhaber einer Apotheke und versierter ...

Um die Jahrhundertwende erhält Dr. Carl Meister Besuch von seinem us-amerikanischen Vetter. Er bringt ihm ein Backtriebmittel mit, dass den Botaniker begeistert. Als Inhaber einer Apotheke und versierter Bäcker wittert er ein Geschäft.

Backen wie ein Konditor für Hausfrauen
Dieses Ziel schwebt Carl vor. Seine Frau Josephine hält ihm den Rücken frei. Beide denken frei und so hat sie viele Freiheiten, die die meisten Frauen dieser Zeit nicht kannten. Josephine ist für die Werbung zuständig, sie bildet mit ihrem Mann ein vorzügliches Gespann und bekommt später noch mehr Aufgaben. Der Anfang findet in Berlin statt, aufgrund besonderer Möglichkeiten wechselt die Familie später in die Leineweberstadt Bielefeld. Dort kommt Personal hinzu und damit auch eine Herausforderung.

Die Anfänge von einer typischen Apotheke hin zu einer Produktion immer größer werdenden Ausmaßes werden gut beschrieben. Ebenso nimmt Bast Josephine Meister aufs Korn und auch ihre Mutter, die Kinderfrau und später noch die Adoptivtochter. Eigentlich geht es nicht um „die Frauen“ sondern „die Frau“. Josephine steht ganz klar im Vordergrund, während die anderen reine Nebenfiguren sind. Später kommen weitere dazu, einen Berliner Frauenrechtlerin und eine weitere Angestellte.
Bast schrieb flüssig und locker-leicht, sie recherchierte mit Sicherheit gut und ließ viele Kleinigkeiten in die Geschichte einfließen. Wenn man nicht wüsste, wessen Aufbau da beschrieben wird, könnte es so mit ein paar Abstrichen bezüglich der Rechte für Frauen locker heutzutage spielen. Es ist eher ein Roman im historischen Gewand, bei dem man zusätzlich nichts lernt. Die Spannungsbögen sind gut gesetzt, ich fühlte mit Josephine mit und alles wird richtig fein erzählt. Weder weitschweifig noch zu Wiederholungen beinhaltend, dennoch fehlt etwas ohne dass ich genau wüsste, was konkret. Es ist der Auftakt zu einer neuen Reihe. Vielleicht kommt im zweiten Band mehr Tiefe hinein.

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Veröffentlicht am 13.07.2022

nett

Alpen, Männer und andere Hindernisse
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Ulrich ist ein wahrer Macho, lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und sein Gefolge umfasst seine zwei engsten Mitarbeiter. Von denen einer der Bruder seiner Freundin Tina ist. Und es liebt, sexuelle ...

Ulrich ist ein wahrer Macho, lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und sein Gefolge umfasst seine zwei engsten Mitarbeiter. Von denen einer der Bruder seiner Freundin Tina ist. Und es liebt, sexuelle Anspielungen in ihrem Beisein los zu werden. Tina hat noch die rosarote Brille auf und möchte gerne von Ulrich die Ehe angetragen bekommen. Damit es dazu kommt, hat sie sich etwas ausgedacht:

Eine Tour mit dem Fahrrad über die Alpen und am Ende einen Cocktail mit Blick auf den Sonnenuntergang am Gardasee. Dumm nur, dass Unternehmensberater Vinz genau so eine Tour mit ihrem Ulrich samt Gefolge durchführen will. Und Ulrich Tina einfach mitnimmt. Und spätestens da beginnen die Herausforderungen.
Troi schreibt normalerweise wunderbare Regionalkrimis mit teils kauzigen Charakteren. Dieser Roman ist eine Liebesgeschichte mit eigentlich nur einer einzigen Verstrickung, die jedoch ziemlich lang gezogen wird. Aufgelockert durch eine beginnende neue Verliebtheit, einen eifersüchtig werdenden Ulrich und die teils sehr ätzenden Bemerkungen seines Gefolges gegenüber Tina. Der langsam, aber sich die Augen aufgehen. Dazu kommt die Perspektive von Vinz, der in Köln arbeitet und eigentlich aus Südtirol kommt und dort eh seine Familie besuchen will.

Die Geschichte ist kurz, überschaubar und bietet für einige Stunden vergnügte Lektüre.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Déja-lu-Gefühl

Im Schatten der Olivenbäume
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Ein Landgut in der Toskana erben – wer möchte das nicht? Christina zum Beispiel. Sie ist in dem Glauben aufgewachsen, ihr Vater wolle sie nicht. Ihr Vater war Fabrizio, der sie in den 1970-er Jahren in ...

Ein Landgut in der Toskana erben – wer möchte das nicht? Christina zum Beispiel. Sie ist in dem Glauben aufgewachsen, ihr Vater wolle sie nicht. Ihr Vater war Fabrizio, der sie in den 1970-er Jahren in Lüneburg zeugte.

Aber seine eigene Mutter in Italien war ihm wichtiger als seine Partnerin in Deutschland. Christina lernte ihn nie kennen und ihre Mutter verheimlichte ihr seine Bemühungen, sein Kind kennenzulernen. Das erfährt man peu á peu später.
In der Toskana ergeben sich kleine Schwierigkeiten und Reibereien, denn sie erbt zwar, aber nur die Hälfte des Gutes. Vor Ort lebt eine gewitzte Alte, ein junger Landwirt und eine Bedienstete, die um ihre Stelle fürchtet. Sie alle versuchen miteinander klarzukommen und das Beste für sich (und teilweise für das Gut) aus der Situation heraus zu holen. Nebenbei entwickelt Christina noch anderes als Ressentiments gegen den letzten Willen ihres Vaters, das Land und Gianmarco, der eigentlich – also so ganz insgeheim jedenfalls – gar nicht so übel ist.

Es ist ein leicht zu lesender Roman. Einer, der mir vage bekannt vorkam. Entweder ist es eine Neuauflage oder der Inhalt ist einem anderen Roman reichlich ähnlich. Das déjà-lu blieb während der gesamten Lesezeit.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Einerseits und andererseits

Emilies Erbe
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Zwei Handlungsstränge führen in zwei Zeiten. Der eine bezieht sich auf die Rettung der Trakehner im Winter 1944/45 von Ostpreußen in die Regionen westlich der Elbe. Hier erlebt die junge Emilie das Anrücken ...

Zwei Handlungsstränge führen in zwei Zeiten. Der eine bezieht sich auf die Rettung der Trakehner im Winter 1944/45 von Ostpreußen in die Regionen westlich der Elbe. Hier erlebt die junge Emilie das Anrücken der Roten Armee, versuchen sie und ihr Vater die ihnen anvertrauten Pferde zu retten. Während der Vater dem Militär untersteht, kutschiert und reitet Emilie über die zugefrorene Ostsee und landet schlussendlich in Holstein. Man lernt viel in diesem Strang. Er ist gut erzählt, sehr eindrucksvoll. Kein Wort zu viel und keins zu wenig, genau richtig für mich, um darin zu versinken.
Der zweite Strang spielt in der Gegenwart und da beide Handlungsstränge sich immer wieder abwechseln, bleibt lange offen, wie diese Familie auf dem Gut in Holstein mit Emilies Geschichte zusammenhängt. Diese Familie ist ziemlich zerstritten. Es gibt Machtkämpfe, um das Gut zu erhalten. Pferde spielen eine höchst untergeordnete Rolle und nur für ein jüngeres Familienmitglied. Dieser Teil des Romans erschien mir lange sehr unausgegoren, vielleicht kommt da noch etwas im zweiten Band? Hier sind die Figuren nicht so hervorragend ausgearbeitet wie im ersten Strang. Im Prinzip könnte die Story auch für sich stehen. Nicht schlecht, aber der "Trakehnen-Handlungsstrang" gefiel mir deutlich besser als der gegenwärtige.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Trockener Humor, nett

Die Tote im Stadl
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Ein gemütlicher Krimi mit viel Lokalkolorit, in dem die Spannung immer wieder leicht anzieht. Der regionale Charakter und die Beziehungen zwischen den Kommissaren samt eigener Befindlichkeiten von Kerschbaumer ...

Ein gemütlicher Krimi mit viel Lokalkolorit, in dem die Spannung immer wieder leicht anzieht. Der regionale Charakter und die Beziehungen zwischen den Kommissaren samt eigener Befindlichkeiten von Kerschbaumer überwiegen. Also mehr netter Roman als Krimi. Es wurde gemördert, eine junge Skifahrerin mit einem Messer tot aufgefunden mitten im Schnee. Das Bild dazu stellte ich mir beim Lesen vor.

Maiwald schreibt unaufgeregt und so, dass man sich die Figuren bildlich bestens vorstellen kann. Und auch die Landschaft, die Ski-Hütten, die Wirtschaften. Es ist keineswegs langweilig dem trockenen Humor Kerschbaumers zu folgen, aber auch kein "richtig spannender Krimi". Eher etwas fürs Sofa oder den Liegestuhl für drei bis vier Stunden nette Unterhaltung. Oder für mehrere Abende im Bett.

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