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Veröffentlicht am 05.11.2020

Scheunenkinder

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Im zweiten Band rund um die Hebamme Hulda Gold von Anne Stern geht die Autorin etwas mehr auf die historischen Hintergründe ein und etwas weg vom Krimigenre. Wir schreiben das Jahr 1923, das geprägt ist ...

Im zweiten Band rund um die Hebamme Hulda Gold von Anne Stern geht die Autorin etwas mehr auf die historischen Hintergründe ein und etwas weg vom Krimigenre. Wir schreiben das Jahr 1923, das geprägt ist von der Hyperinflation. Hunger und Not sind an der Tagesordnung, denn niemand weiß wie viel am nächsten Tag ein Stück Brot kosten wird. Auch in diesen schweren Zeiten ist Hulda täglich unterwegs um sich um schwangere Frauen und um Neugeborene zu kümmern. Als sie durch eine Vermittlung ihres Vaters außerhalb ihres Gebietes zu einer Geburt ins berüchtigte Scheunenviertel gerufen wird, spürt sie sofort die sehr angespannte Stimmung zwischen den Familienmitgliedern. Die strenggläubige Familie Rothmann, die erst seit kurzem im ärmsten Viertel von Berlin wohnt, scheint die Schwiegertochter nicht zu akzeptieren, die nicht jüdischen Glaubens ist. Als Hulda zwei Tage später zum Routinebesuch bei der Familie ankommt, ist das Neugeborene verschwunden und die Mutter völlig verzweifelt und ängstlich. Hulda kann nicht glauben, dass ein Neugeborenes so einfach verschwindet und nimmt sich als Aufgabe den kleinen Sohn der Rothmanns zu finden. Doch sie stößt auf eine Mauer des Schweigens...

Hulda muss sich diesmal selbst ihrer jüdischen Herkunft stellen, die für sie bisher nicht wirklich wichtig war. Mit dem Besuch im Scheunenviertel, wo sie zu einer Geburt gerufen wird, wird ihr erstmals klar, dass sie ihre Herkunft nicht verleugnen kann. Obwohl sie selbst die Religion nicht praktiziert, genügt der jüdische Nachname um denunziert zu werden. Als die Repressalien gegen die orthodoxen Juden zunehmen und sie plötzlich mittendrin ist, realisisert sie erstmals den beginnenden Hass auf die jüdische Bevölkerung.
Zusätzlich versucht sie sich über die Beziehung zu Hauptkommissar Karl North klar zu werden, die nicht sehr einfach ist. Er befasst sich im Moment mit besonders grausamen Morden an Kindern, die ihn sehr mitnehmen. Dementsprechend sind auch die Treffen der Beiden sehr von ihren eigenen Gedankengängen getrübt.
Hulda, die sehr eigenständig ist und nicht vom Wohlwollen eines Ehemannes abhängig sein möchte, fragt sich, ob ihre Beziehung überhaupt eine Chance hat. In der Apothekerwitwe Jette findet sie endlich eine Freundin, die ihr in der Not zur Seite steht.

Die Handlung kommt diesmal extrem langsam in Fahrt und hatte für mich einige Längen. Obwohl der politische Hintergrund und die Charaktere sehr fein und detailliert gezeichnet sind, war für mich der Krimianteil viel zu klein. Eigentlich hatte ich schon im ersten Band keinen Kriminalroman erwartet und war erstaunt, dass "Fräulein Gold" damit bezeichnet wurde. Im ersten Teil findet man auch noch mehr kriminalistische Anteile, im zweiten Band erst ganz gegen Ende. Das ist allerdings kein Kriterium die Geschichte "abzuwerten". Wie oft habe ich mich schon an den Bezeichnungen "Thriller" oder "Roman" gestört, nachdem ich eine ganz andere Geschichte hinter den Buchdeckeln fand. Aber es suggeriert den Leser im Vorhinein oftmals eine falsche Richtung...das ist schade!
Die Geschichte lebt vorallem von der Atmosphäre und dem Lokalkolorit Berlins. Die Schauplätze sind lebendig und bildhaft. Die einzelnenen Charaktere sind bis hin zu den kleinsten Nebenfiguren sehr liebevoll ausgearbeitet, vielschichtig und authentisch. Das macht vorallem die Geschichte aus, die davon lebt. Der Schreibstil ist flüssig, detailliert und fesselnd.
Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht, denn alleine die lieb gewonnenen Figuren und der atmosphärische Schreibstil haben mir diesmal nicht ganz gereicht. Mich muss auch die Geschichte fesseln und das tat sie leider nur teilweise. An Band 1 kommt "Scheunenkinder" nicht ganz heran, deswegen vergebe ich gute 3 1/2 Sterne und freue mich schon auf Band 3.

Fazit:
Trotz der tollen Atmosphäre, dem Lokalkolorit von Berlin in den 1920igern und dem Zeitgeist kommt meiner Meinung Band 2 nicht ganz an den ersten Band heran. Mir fehlte es ein bisschen an Spannung. Macht euch aber bitte selbst ein Bild, denn die Bewertungen der anderen Leser sind sehr gut.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Ein Unglückshaus?

Das Haus
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Beschreibung und Cover passen doch perfekt zu Halloween waren meine Gedanken. Und so war "Das Haus" von Olivia Monti meine Lektüre am 31. Oktober. Da der Krimi nur 194 Seiten hat, war das auch kein Problem ...

Beschreibung und Cover passen doch perfekt zu Halloween waren meine Gedanken. Und so war "Das Haus" von Olivia Monti meine Lektüre am 31. Oktober. Da der Krimi nur 194 Seiten hat, war das auch kein Problem ihn an einem Abend auszulesen. Und für diese nicht mal ganz 200 Seiten ist der Krimi wirklich komplex.

Zu Beginn werden wir direkt in die Handlung geworfen und es werden die Bewohner des Hauses vorgestellt. Die vielen Namen haben mich anfangs ziemlich verwirrt, doch sehr schnell hat man den Überblick und kann diese im Kopf zuordnen. Mit dem Tod von Enis Al Agha, einem schüchternen Medinzinstudenten, der noch gar nicht lange ins Haus eingezogen ist, beginnt die Mordserie. Er wird nicht der einzige Tote bleiben...

Erzählt wird aus der Perspektive von Parapsychologin Nadja. Gemeinsam mit Mitbewohnerin und Freundin Priscilla und der pensionierten Schneiderin Frau Rauhaar (sie hat im Buch keinen Vornamen) versuchen die drei Frauen herauszufinden, wer von den Hausbewohnern hinter den heimtückischen Morden stecken könnte. Alle Bewohner werden analysiert und kritisch betrachtet. Mit Vorurteilen, Fremdenhass und Gerüchten wird nicht hinter dem Berg gehalten. Frau Rauhaar, eine Hobbyermittlerin, die sich mit Krimiliteratur beschäftigt, geht sogar so weit, sich in der Besenkammer zu verstecken und die Bewohner des Miethauses während der Nacht zu beobachen. Weitere Mordfälle kann sie jedoch auch damit nicht verhindern. Nadja vermutet zusätzlich böse Schwingungen, die sich mit jedem weiteren Mord oder Verschwinden im Haus festsetzen und die sie als Parapsychologin für gefährlich hält. Ein Unglück zieht infolgedessen weitere an, ist sich Nadja sicher. Die Atmosphäre wird immer düsterer und bedrohlicher und die Bewohner werden immer verängstigter...

Wir haben es mit einem typischen "Whodunit" Krimi zu tun, die - wie es mir scheint - im Moment sehr beliebt sind. Wie in Agathe Christis Krimi "Zehn kleine Negerlein" werden die Hausbewohner einer nach dem anderen ermordet oder verschwinden von der Bildfläche. Atmosphärisch ist der Krimi wirklich gelungen.
Olivia Monti spiegelt mit ihren verwendeten Charakteren gekonnt die heutige Gesellschaft wider. Sie zeigt auf, was Vorurteile und Angst alles anrichten können. Mit Frau Rauhaar ist ihr eine sehr lebedige Figur gelungen, die die Dinge selbst in die Hand nimmt und der Polizei keinerlei Erfolg zutraut. Diese taucht auch nur sehr selten auf und spielt erst am Ende eine kleine Rolle. Auch die anderenCharaktere des Wohnhauses sind teilweise sehr gut ausgearbeitet - manche mehr und manche weniger. Nachdem ich sie alle fest verankert hatte, hatte ich jeden von ihnen bildllich vor Augen. Einzig Nadja machte es mir schwer. Von ihr konnte ich mir so gar kein Bild machen...

Die parapsychologischen Einstreuungen von Nadja nehmen dem Leser aber leider den Lesefluss. Es sind sehr fachspezifische Erklärungen, die oftmals über eine halbe Seite oder mehr gehen und die Spannung komplett rausnehmen. Anfangs habe ich diese Ausführungen noch gelesen, aber je öfters sie vorkamen, umso mehr habe ich sie einfach nur quergelesen oder überflogen.

Zum Ende hin hatte ich einen Verdacht, der sich auch bestätigte. Trotzdem habe ich lange gegrübelt, wer der Täter sein und welches Motiv er haben könnte. Es wimmelt nur so von Verdächtigen und ich denke ich hatte fast alle mal durch ;) bis sich mein Gefühl auf einen Bewohner eingeschossen hatte.

Fazit:
Für die wenigen Seiten ist dieser Krimi komplex und hat mir gut gefallen. Durch die parapsychologischen Ergänzungen, die sehr wissenschaftlich klingen, stört die Autorin allerdings gewaltig den Lesefluss. Das ist schade! Auf jeden Fall aber ein etwas anderer Krimi, der mir den Halloween-Abend versüßt hat. Ob er allerdings lange in Erinnerung bleiben wird?

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Hat noch Luft nach oben

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Über die Bloggerjury durfte ich das Debüt der englischen Autorin Nadine Matheson lesen. Der Klappentext hörte sich mega spannend und blutig an und das hält der Thriller teilweise auch...aber eben nur teilweise. ...

Über die Bloggerjury durfte ich das Debüt der englischen Autorin Nadine Matheson lesen. Der Klappentext hörte sich mega spannend und blutig an und das hält der Thriller teilweise auch...aber eben nur teilweise. Für ein Debüt finde ich ihn aber gut gelungen und ich werde sicherlich auch den nächsten Teil lesen, der im Frühjahr erscheinen wird.

Am Ufer der Themse wird ein kopfloser Torso gefunden, kurze Zeit später meldet man den Fund eines abgetrennten Beines. Das Bein gehört jedoch nicht zum gefunden Torso...und wo ist der Kopf?
Detective Inspector Anjelica Henley von der Serial Crime Unite (SCU) wurde vor Jahren von einem Serienkiller, dem Jigsaw Man, schwer attackiert. Nach psychologischer Behandlung arbeitet sie jetzt im Innendienst. Doch dann werden erneut zerstückelte Leichenteile gefunden, die sich an den Mordmethoden des Jigsaw Man orientieren, während dieser im Gefängnis seine Strafe absitzt. DI Henley wird vom Schreibtisch wieder direkt auf Londons Straßen geholt, um zu ermitteln. Sie bekommt Trainee Detective Salim Ramouter, einen jungen frisch gefangen Ermittler, an ihre Seite gestellt. Obwohl New Scotland Yard vor hat die SCU komplett aufzulösen, werden Henley und Ramouter auf den Nachahmungstäter angesetzt.

Als Leser wird man direkt in Geschichte geworfen. Zu Beginn sind es etwas zu viele Personen aufeinmal, aber sehr bald bekommt man einen guten Überblick. Der Spannungsbogen ist zu Beginn sehr hoch, flacht danach aber ab.
DI Henley schleppt - wie leider in den meisten Krimis und Thrillers - eine Menge private Probleme mit sich herum. Ihr Mann Rob stellt ihr ein Ultimatum: keine Mordermittlungen mehr und mehr Zeit für ihn und die gemeinsame Tochter. Wir wissen, dass dies in diesem Job kaum möglich ist. Trotzdem verstand ich Anjelicas Verhalten manchmal nicht wirklich. Ich fand aber auch Rob nicht ganz fair, denn wenn die Rollenverteilung andersherum gewesen wäre, hätten viel weniger (auch Leser) ein Problem darin gesehen. Aber ich schweife ab...
Während Henley etwas polarisiert, ist Salim ein sympathischer junger Mann, der interessante Ideen mitbringt. Ich hoffe er bleibt dem Team erhalten, denn er bereicherte den Fall ungemein.

Obwohl Polizeiarbeit hier eine große Rolle spielt, ist das Buch doch ziemlich brutal. Von Langeweile, die ich in manchen Rezensionen gelesen habe, kann ich nicht wirklich sprechen. Einzig der Mittelteil zieht sich etwas und dreht sich im Kreise - wie die Ermittlungen. Doch der Nachahmungstäter macht keine Pause und mordet in sehr kurzen Abständen.
Als Leser bekommt man einen Einblick in die kranke Psyche eines Mörders, indem Henley Peter Olivier, den verurteilten Jigsaw Man, im Gefängnis besucht. Ich erinnere mich dabei immer ein bisschen an "Das Schweigen der Lämmer" und bekomme alleine bei dem Gedanken schon Gänsehaut. Wir bekommen aber auch kurze Einblicke in die Sicht des kranken Nachahmungstäter.

Manchmal hatte ich das Gefühl keinen ersten Teil zu lesen, denn die Autorin erwähnt immer wieder Geschehnisse aus der Vergangenheit ohne weiter darauf einzugehen. Man bekommt deshalb den Eindruck etwas verpasst zu haben. Deswegen muss ich auch einen halben Stern dafür abziehen.

Nadine Matheson hat hier auf den 480 Seiten für die Leser ein Puzzle hinterlassen, das sich erst Stück für Stück zusammensetzt bis man am Ende ein vollkommendes Bild erhält. Der Spannungsbogen steigt zum Ende hin wieder an und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Einen Verdacht, wer der Täter sein könnte, hatte ich bereits - und lag richtig. Das Motiv war mir allerdings unklar. Die Auflösung ist schlüssig und schreit nach Fortsetzung.

Für den nächsten Band gibt es noch Luft nach oben. Den knackigen und detaillierten Schreibstil der Autorin mochte ich sehr, deswegen werde ich die Reihe weiter verfolgen. Man wird sehen, wie sich diese Reihe entwickeln wird. Potenzial hat sie auf jeden Fall.


Fazit:
Ein blutiger Thriller mit noch etwas Luft nach oben und einer Ermittlerin, die polarisiert. Den Fall fand ich spannend und den Schreibstil knackig und detailliert. Für mich war es etwas zuviel Privatleben, das in der Mitte des Buches den Spannungsbogen senkte. Nadine Matheson hat mich trotzdem neugierig auf den Nachfolgeband gemacht. Ich werde der Autorin auf jeden Fall noch eine weitere Chance geben, denn ich finde hier steckt noch genug Potenzial drinnen.

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Jeder Mensch trauert anders

Der Moment zwischen den Zeiten
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Die katalanische Autorin Marta Orriols spricht in ihrem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" das Thema Trauer und Verlust an. Ein Thema, mit dem sich jeder Mensch früher oder später auseinandersetzen ...

Die katalanische Autorin Marta Orriols spricht in ihrem Roman "Der Moment zwischen den Zeiten" das Thema Trauer und Verlust an. Ein Thema, mit dem sich jeder Mensch früher oder später auseinandersetzen muss.
Paula Cid ist Ärztin auf der Frühgeburtenstation in einem Krankenhaus in Barcelona. Ihr Lebensgefährte Mauro eröffnet ihr eines Tages beim gemeinsamen Restaurantbesuch, dass er eine andere Frau kennen- und lieben gelernt hat. Er möchte die Trennung. Nur wenige Stunden später ist tot. Ein Unfall. Paula steht mit ihrer Wut und Trauer alleine da.

Jeder geht anders mit Trauer um. Bei Paula kommt noch der Schmerz des Verrats ihrer gemeinsamen Liebe hinzu. Mauro hätte sie sowieso verlassen, aber nun ist es endgültig, denn er ist tot.
Nach dem frühen Tod der Mutter wurde Paula vom Vater großgezogen. Es fehlte oftmals an körperlichen Zuwendung. Sie hat mit dem Tod der Mutter bis heute nicht richtig abgeschlossen und nun verlässt sie auch ihre große Liebe und das gleich zweimal: einmal für eine andere Frau und kurz darauf für immer durch seinen Tod. Freunde und Kollegen bemühen sich sehr. Doch Paula stößt sie alle von sich, denn sie kann nicht mit den Menschen über den Verrat von Mauro sprechen. Jeder spricht sie nur auf den Tod an und wie sehr sich die Beiden geliebt haben. Doch Mauro hat sie schon vorher verlassen. Sie bemerkt sehr schnell, dass ihre gemeinsamen Freunde sich aufteilen.

"Wenn einer stirbt, teilt sich der Freundeskreis wieder in die Freunde des Verstorbenen und die eigenen Freunde"

Paula sucht Nähe, nutzt jedoch eher One-Night-Stands für die gesuchte emotionale Bindung, was natürlich daneben geht. Aber auch den einen Mann, der sich mehr für sie interessiert, stößt sie weg.
Sehr gefallen haben mir die Abschnitt auf der Früchenstation. Paula ist eine sehr einfühlsame Neonatologin. Hier findet sie Liebe und gibt den Kleinen Geborgenheit. Auch ihre Kollegen und Kolleginnen sind sehr einfühlsame Menschen, die Paula den Raum geben mit der Trauer umzugehen. Sie stürzt sich aber lieber in die Arbeit, um alles auszublenden, statt sich selbst zu finden. Erst im Laufe der Geschichte erkennt sie, was das Leben ausmacht.
Ich muss zugeben, ich habe mir mehr erwartet. Der Funke ist nicht ganz übergesprungen, aber einige Abschnitte haben mir sehr gut gefallen. Paula konnte ich nicht immer verstehen, aber jeder geht anders mit der Trauer um.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist einerseits poetisch, aber manchmal auch etwas derb. Ich fragte mich öfters, ob es an der Übersetzung liegt oder doch am Schreibstil der Autorin. Die Geschichte selbst wird aus der Sicht von Paula erzählt. Man erlebt ihre Gefühlswelt direkt mit. Paulas Wut und Trauer konnte ich spüren, verstehen konnte ich sie jedoch nicht immer. In einigen Kapiteln wendet sich Paula direkt an den verstorbenen Mauro. Die Autorin verwendet dabei die "Du-Form".
Die anderen Charaktere lernt man leider nur sehr wenig kennen. Sie bleiben total an der Oberfläche, was ich sehr schade finde. Gerne hätte ich mehr über Paulas beste Freundin oder Mauros besten Freund erfahren.
Das Setting Barcelona und Umgebung mochte ich hingegen sehr. Ich finde die Stadt, die ich bereits besucht habe, sehr bunt und individuell. Hier hätte es gerne noch mehr sein können....

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Planzen spielten für Mauro eine besonderse Rolle. Diese finden sich auch auf den internationelen Covern wieder. Auch die Titel sind darauf bezogen. Der spanische Titel heißt übersetzt soviel wie "Lerne die Sprache der Pflanzen kennen" oder "Lerne mit den Pflanzen zu sprechen", wie es auf Englisch heißt.


Fazit:
Ein Roman, der mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Paulas Gefühlswelt wird sehr anschaulich dargestellt und ich konnte ihre Trauer und ihre Wut sehr gut fühlen - verstehen konnte ich sie aber nicht immer. Gerne hätte ich noch mehr über die weiteren Charaktere erfahren, die sehr oberflächlich blieben. Ich denke aber, dass die Autorin den Fokus alleine auf die Hauptprotagonistein und ihre Gefühlswelt legen wollte. Alles in allem ein gutes Buch, von dem ich mir aber etwas mehr erhofft hatte.

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Veröffentlicht am 14.10.2020

Herzog Ulrich und sein treuer Freund

Der Getreue des Herzogs
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Johanna von Wild hat sich in ihrem neuen Roman Ulrich, Herzog von Württemberg, gewidmet. Der sehr umtriebige Herrscher, der während seiner Regierungszeit viele weitreichende Entscheidungen für seinen Landstrich ...

Johanna von Wild hat sich in ihrem neuen Roman Ulrich, Herzog von Württemberg, gewidmet. Der sehr umtriebige Herrscher, der während seiner Regierungszeit viele weitreichende Entscheidungen für seinen Landstrich getroffen hat, war kein einfacher Regent.

Der titelgebende Getreue von Ulrich ist Johannes. Er ist Küchenjunge im Anwesen von Ulrichs Onkel Eberhart im Bart. Der sechsjährige Ulrich langweilt sich auf der Burg und fordert Johannes auf mit ihm zu spielen. An die Kosequenzen für Johannes denkt der herrische Junge erstmals nicht. Doch die beiden unterschiedlichen Buben werden Freunde, denn Ulrich setzt durch, dass Johannes sein Spielgefährte wird. Dieser verspricht dem Onkel seines zukünftigen Landesherren die immerwährende Treue. Das ihm dieser Schwur sein ganzes Leben lang begleiten und viele seine Entscheidungen beeinflussen wird, ahnt er noch nicht. Johannes ist begabt und Ulrichs Onkel ermöglicht ihm ein Medizinstudium. Während sich Johannes unsterblich in Sophie Breuning verliebt, muss er mitansehen wie sie mit dem grausamen Ambrosius Volland verheiratet wird, der an Ulrichs Hofe immer weiter aufsteigt und sein Berater wird. Ulrich lebt zügellos und setzt seine Macht bedenkenlos ein. Seine Verschwendungssucht und seine Untertanen sind im egal, wobei ihm Johannes immer wieder versucht ins Gewissen zureden. Doch Widerspruch ist gefährlich. Nicht umsonst lässt Ulrich auch treue Begleiter ermorden, wenn er denkt, sie hätten ihm falsch beraten. Seine ansteigenden Schulden treibt er bei den bereits am Hungertuch nagenden Bauern ein, was schlussendlich zu Aufständen führt....

Nachdem mir Johanna von Wilds erster historischer Roman "Die Erleuchtung der Welt" sehr gut gefallen hat, hatte ich diesmal etwas Schwierigkeiten beim Einstieg. Die vielen Figuren und auch einige größere Zeitsprünge haben mich schwer in die Geschichte eintauchen lassen. Das am Buchanfang angeführte Personenverzeichnis hat zwar etwas geholfen, aber nur bedingt. Erst mit der Zeit kam ich dann in die Handlung und habe die beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten gerne begleitet.

Johannes ist ein sehr sympathischer junger Mann. Als späterer Leibarzt des Herzogs begleiten wir ihn bei Hof, aber auch im Armenhaus, bei Bauern und Taglöhner und sogar in einem Pesthaus. Er ist ein gutmütiger Mann mit einem großen Herz, den ich sehr mochte. Oftmals war er mir aber auch zu entscheidungsunfreudig, was allerdings mit seinem Treueschwur zusammenhing. Die Heilkunst der damaligen Zeit wird ebenso durch Johannes lebendig und ist einer der roten Fäden durch die Geschichte.

Ulrich ist ein sehr eigenwilliger Charakter, jähzornig und spontan. Das kann schnell jemand den Kopf kosten. Er lebt in Saus und Braus und sieht dies als Selbstverständlichkeit an, wie fast alle Herrscher - egal ob vor 500 Jahren oder in der Gegenwart. Johannes ein Sympathieträger ist, Ulrich nicht.

Die damaligen Lebensumstände, der Religionskonflikt und die Willkür der Herzöge hat die Autorin wunderbar anschaulich beschrieben. Vorallem die Reformation bekommt im letzten Drittel sehr viel Platz. Ulrich stellt sich auf die Seite von Philipp von Hessen und den Reformern.
Die Geschichte nimmt seinen Lauf....und die hat die Autorin beeindruckend recherchiert und erzählt. Manche Ereignisse waren mir allerdings zu schnell abgehandelt. Aufgrund der Fülle von Informationen und dem sehr ereignisreichen Leben Ulrichs ist es jedoch schwierig hier den richtigen Fokus zu finden...

Schreibstil:
Wie bereits erwähnt schreibt die Autorin sehr bildgewaltig und atmosphärisch. Die Sprache ist der Zeit angepasst. Die Perspektivwechsel von Ulrich und Johannes fand ich gelungen. An den Kapitelanfängen steht die Jahreszahl der kommenden Ereignisse.

Fazit:
Ein sehr interessanter historischer Roman, der mich in das frühe 16. Jahrhundert geführt hat. Leider kommt der neue Roman für mich nicht ganz an "Die Erleutung der Welt" heran. Trotzdem habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und habe geschichtlich wieder eine Menge dazugelernt. Genauso mag ich es!

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