Profilbild von Dajobama

Dajobama

Lesejury Star
offline

Dajobama ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Dajobama über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2020

Äquator

Äquator
0

Äquator – Antonin Varenne
Das hier ist eine interessante Mischung aus Western und Abenteuerroman. Diesen beiden Genres sollte man also nicht ganz abgeneigt sein.
Ist es Flucht oder Fernweh, die den Protagonisten ...

Äquator – Antonin Varenne
Das hier ist eine interessante Mischung aus Western und Abenteuerroman. Diesen beiden Genres sollte man also nicht ganz abgeneigt sein.
Ist es Flucht oder Fernweh, die den Protagonisten Pete Ferguson immer weiter antreibt? Den Äquator will er sehen. Perspektive hat er darüber hinaus kaum. Unterwegs gerät er auch noch in etliche brenzlige Situationen. Es ist das 19. Jahrhundert, in Nebraska und Nevada wird er gesucht, als Brandstifter und Mörder. Er schließt sich zunächst Büffeljägern an und gelangt schließlich nach Mexiko. Egal wo er auftaucht, es gibt immer Ärger und Grund zur Flucht. Und so geht es immer weiter Richtung Süden.
Pete ist ein geborener Abenteurer. Er findet aus jeder Situation einen Ausweg und schafft es meist auch noch eine zweite, schwächere Person zu retten. Er hat das Herz am rechten Fleck, ein wahrer Held eben. Vielleicht ein bisschen viel des Guten, aber egal. Einige Entwicklungen erschienen mir sehr an den Haaren herbeigezogen. Normalerweise würde mich das sehr stören, hier nicht. Warum auch immer.
Überhaupt könnte man viele kleine Schwächen an diesem Roman finden, wenn man will. Man kann ihn aber auch einfach sein lassen, wie er ist und die einzigartige Atmosphäre genießen. Und ebendiese mochte ich sehr. Pete ist ein sehr empfindsamer Held, der nicht nur den Äquator sucht sondern auch seinen Platz im Leben. Die Stimmung und die Atmosphäre des Wilden Westens sind hervorragend eingefangen. Die Geschichte ist fesselnd erzählt mit vielen nachdenklichen Momenten. Ich habe die Lektüre sehr genossen.
Trotz allen Kritikpunkten mochte ich das Buch sehr. 4 Sterne

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2020

Faszinierend

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
0

INFINITUM – Christopher Paolini
Mit knapp 1000 Seiten ein richtig dicker Schinken, toll aufgemacht mit (für mich) rätselhaften Karten und Skizzen. Dazu muss ich sagen, dass Science Fiction eigentlich so ...

INFINITUM – Christopher Paolini
Mit knapp 1000 Seiten ein richtig dicker Schinken, toll aufgemacht mit (für mich) rätselhaften Karten und Skizzen. Dazu muss ich sagen, dass Science Fiction eigentlich so gar nicht mein Genre ist. Doch die Leseprobe hatte mich angesprochen. Und tatsächlich haben mich die ersten hundert Seiten absolut begeistert. Was für ein spannender Plot! Die junge Forscherin Kira Navarez entdeckt bei der Untersuchung eines fernen Planeten eine bisher unbekannte Lebensform, die nicht nur ihr Leben für immer verändern wird.
Bald wurde es mir aber etwas zu viel. Schier unendliche kriegerische Auseinandersetzungen zwischen diversen Aliens und Menschen auf unterschiedlichsten Planeten und zwischendrin, mit innovativsten Waffen… nichts scheint unmöglich. Gerade das macht so manche Entwicklung etwas hanebüchen und unglaubwürdig. Der gesamte Mittelteil besteht aus endlosen Kämpfen mit viel Alienblut, unterbrochen immer wieder durch lange Reisen im Kälte-Schlaf. Dieser gesamte Mittelteil von sicher über 500 Seiten hätte gut um die Hälfte gekürzt werden können. Teilweise fühlt man sich als Leser nämlich selber orientierungslos im Weltall/in der Geschichte treibend.
Kira ist eine sympathische junge Frau, die alles verloren hat, sich aber trotzdem von nichts unterkriegen lässt. Eine klassische Heldin, praktisch unbesiegbar.
Trotz aller Kritikpunkte ist das hier ein richtiger Schmöker, eine ganze eigene Welt, in der man versinken kann, wenn man nicht allzu viel darüber nachdenkt. Und genau das ist wohl Paolinis Stärke, die man schon von Eragon kennt: die Schaffung einer vollkommen neuen Welt, mit (oft zu) detailreichen Beschreibungen und Protagonisten zum Mitfiebern. Damit konnte er mich tatsächlich so sehr fesseln, dass es mir am Ende schwer fiel, Kira und ihre Crew zu verlassen. Trotz aller Kritikpunkte. Auch das ist eine Kunst, gerade weil mir der Plot wieder einmal klar gemacht hat, dass ich in Zukunft wieder die Finger von Science Fiction lassen werde, insbesondere wenn Aliens darin mitmischen….Also, trotz alldem bin ich total fasziniert, von dieser zukünftigen interstellaren Welt und vergebe 4 Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2020

Indien

Das Museum der Welt
0

Das Museum der Welt – Christopher Kloeble
Die herzerfrischende Reise des Waisenjungen aus Bombay quer durch Indien.
Als Übersetzer reist der fast zwölfjährige Bartholomäus mit der Forschungsexpedition ...

Das Museum der Welt – Christopher Kloeble
Die herzerfrischende Reise des Waisenjungen aus Bombay quer durch Indien.
Als Übersetzer reist der fast zwölfjährige Bartholomäus mit der Forschungsexpedition um die Brüder Schlagintweit durch Indien und den Himalaya. Bartholomäus ist ein schlaues Kerlchen, das seine Übersetzungskünste nicht selten für sich selbst nutzt und den Leser an seinen Gedanken über die Deutschen nicht hinterm Berg hält. Generell hat der Junge eine ganz eigene Sicht auf die Dinge und es ist sehr reizvoll, die Expedition mit seinen Augen zu begleiten. Obwohl er den Firengi recht kritisch gegenübersteht, entwickeln sich auf dieser Reise dennoch Freundschaften. Nebenbei möchte er das erste Museum Indiens gründen. Und so steckt er selbst mittendrin in der großen Weltgeschichte, ohne es zu merken.
Es ist ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, eine klassische Abenteuergeschichte, die ganz nebenbei jede Menge Wissenswertes über Land und Leute vermittelt. Bartholomäus ist ein liebenswerter Protagonist, der mit seiner kindlichen Weisheit begeistert. Entsprechend ist die Sprache einfach gehalten, aber sehr authentisch, die Sprache eines Kindes eben.
Ein sehr schöner Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.09.2020

Auf der Suche nach der eigenen Persönlichkeit

Pax
0

Pax - Eva Roman

Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Nachdem seine Eltern und sein älterer Bruder von einer Afrika-Reise nicht zurückgekommen sind, wächst Pax bei seiner Tante Beatrix auf. Diese ...

Pax - Eva Roman

Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden. Nachdem seine Eltern und sein älterer Bruder von einer Afrika-Reise nicht zurückgekommen sind, wächst Pax bei seiner Tante Beatrix auf. Diese meint es gut mit ihm, sie ist bemüht, aber auch ungelenk, leider ziemlich verklemmt, was immer schlimmer wird, je näher die Pubertät kommt. Pax ist sich sehr bewusst, dass er seiner Tante dankbar sein muss, dafür, dass sie ihn aufgenommen hat. Er gibt sich die allergrößte Mühe, ihr nicht zur Last zu fallen. Pax leidet unter Verlustängsten, doch auch Tante Beatrix klammert. Es ist ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis, das dem Jungen kaum Luft lässt, eine eigene Persönlichkeit auszubilden.
Diese Konstellation bildet den Hintergrund der Geschichte. Die beiden führen ein sehr respektvolles, vorsichtiges Zusammenleben. Was Pax aber wirklich beschäftigt, verschweigt er. Das Erwachen der Sexualität beispielsweise, etwas das die Tante am liebsten totschweigen würde, oder Mobbing, dem er ausgesetzt ist, weil er irgendwie anders ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei noch seine Kindheitsfreundin Leni, von der er sich leider genau in dieser schwierigen Phase entfernt.

Den Figuren kommt man leider kaum nahe, was vermutlich am recht distanzierten Schreibstil liegt, der mir eigentlich auch sehr gut gefallen hat. Gerade über die Hintergründe der Tante hätte ich gerne noch mehr erfahren. Sie bleibt doch recht farblos, obwohl auch sie unter der Situation zweifelsfrei zu leiden hatte.
Dennoch liest sich dieser Roman sehr gut, setzt er doch eher auf die feinen zwischenmenschlichen Nuancen. Ein sehr ruhiger und leiser Roman, der mir gut gefallen hat, im Nachgang aber doch ein bisschen blass bleibt.
3,5 Sterne, die ich dann doch noch auf 4 aufrunde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2020

Vier Frauen - vier Schicksale

Wilde Freude
0

Wilde Freude – Sorj Chalandon

Jeanne hat Brustkrebs. Ihr Mann kann damit nicht umgehen, benimmt sich ziemlich daneben und macht sich schließlich rar. In ihrer Not lernt Jeanne drei Frauen kennen – Leidensgenossinnen. ...

Wilde Freude – Sorj Chalandon

Jeanne hat Brustkrebs. Ihr Mann kann damit nicht umgehen, benimmt sich ziemlich daneben und macht sich schließlich rar. In ihrer Not lernt Jeanne drei Frauen kennen – Leidensgenossinnen. Allen hat das Leben übel mitgespielt. Eine große Rolle spielten jeweils Männer der untersten Schublade - und die Gesundheit ist auch dahin. Was als Zweckgemeinschaft beginnt, wird zu einer gegenseitigen Stütze. Da wird geholfen und getröstet, wenn beispielsweise die Nebenwirkungen einer Chemo überhandnehmen.
Da bietet sich die Gelegenheit, einer von ihnen etwas Gutes zu tun - wenn auch nicht mit legalen Mitteln. Diese Frauen haben nichts mehr zu verlieren und so wagen sie alles. Endliche nehmen sie ihr Schicksal selbst in die Hände. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Auch dank einer überraschenden Wendung gegen Ende.

Letztes Jahr war ich von Chalandons Meisterwerk "Am Tag davor" restlos begeistert. Dieser Roman hier ist ganz anders und reicht meiner Meinung nach leider nicht an seinen Vorgänger heran. Auch wenn ich es sehr interessant und lesenswert fand.

Der Autor (ein Mann!) erzählt einfühlsam von Jeannes Diagnose, von den Behandlungen und deren Nebenwirkungen, von Schuldgefühlen und Trauer. Das fand ich sehr gelungen dargestellt und ich klebte regelrecht an der Geschichte. All die Schicksale der anderen Frauen fand ich dann beinahe schon wieder etwas viel und irgendwie zu ähnlich (Männer und Krankheit).
Der Überfall, der leider bereits im Klappentext angekündigt wird, wird akribisch vorbereitet und begann mich ein wenig zu langweilen. Doch dann reißt Chalandon das Ruder noch einmal herum und lässt alles in neuem Licht erscheinen. Ich glaube, gerade diese Kehrtwende kurz vor Schluss kann der Autor besonders gut, das fiel mir beim Vorgänger bereits auf.
Der Roman ist großartig geschrieben und wirft grundsätzliche Fragen auf. Was zählt im Leben? Die Geschichte regt zum Nachdenken an und macht betroffen.

Insgesamt ein wunderbarer Roman, die Latte lag aber etwas hoch. Im Vergleich zum Vorgänger relativ einfach konstruiert. Zwischendurch war ich nicht besonders begeistert, das Ende hat es für mich aber noch gerettet.
4 Sterne


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere