Rezension zu „what I like about you – Mitten ins Herz“ von Marisa Kanter
Rezension zu „what I like about you – Mitten ins Herz“ von Marisa Kanter
Klappentext:
Es gibt eine Million Dinge, die Halle Levitt und ihren besten Freund Nash verbinden. Sie lieben Bücher, können stundenlang ...
Rezension zu „what I like about you – Mitten ins Herz“ von Marisa Kanter
Klappentext:
Es gibt eine Million Dinge, die Halle Levitt und ihren besten Freund Nash verbinden. Sie lieben Bücher, können stundenlang reden ... Und trotzdem verschweigt Halle ihm, wer sie wirklich ist. Denn online heißt Halle Kels - ist berühmte Buchbloggerin und hat alles, was ihr im echten Leben fehlt: Freunde, eine tolle Community, Selbstvertrauen und natürlich Nash. Dann wechselt sie für ihr Abschlussjahr an eine neue Schule, und plötzlich steht Nash leibhaftig vor ihr - da ist Chaos vorprogrammiert!
Meine Meinung:
„What I like about you“ konnte mich von Beginn an fesseln, ich bin nur so durch die einzelnen Abschnitte geflogen und war immer neugierig, wie es weiter geht.
Das Cover empfinde ich, nachdem ich das Buch gelesen habe, als ziemlich passend. Die beiden Hauptcharaktere Halle und Nash sind abgezeichnet. Halle versteckt sich hinter einem Buch und Nash ist in sein Handy vertieft – das fasst den Inhalt ganz grob zusammen: Bücher, Buchblog und Internetfreundschaft. Doch es steckt noch so viel mehr in diesem Buch, es hat mich positiv überrascht, wie viele Themen in diesem Buch vereint wurden. Die Autorin hat verschiedene Themen in die Hauptstory eingeflochten: von LQBTQ über Trauer und Verlust bis zum Judentum. Manche wurden länger als andere aufgegriffen oder auch nur angeschnitten. Hin und wieder hätte ich gerne mehr zu diesen Nebenthemen gelesen.
Ein großer Pluspunkt dieses Buches ist für mich der Schreibstil. Es liest sich durchgängig locker und leicht, ich habe jeden Abschnitt in einem durchgelesen. Zur Abwechslung gibt es zwischendurch Chatverläufe, Blogbeiträge von Halle, E-Mails und ähnliches. Diese Umsetzung hat mir sehr gut gefallen, so erhält man auch einen Einblick in die Onlinewelt der Hauptcharaktere, die einen wichtigen Part im Leben von ihnen einnimmt. Mein einziger Kritikpunkt: Ich hätte gerne mal ein Bild von Halles Cupcake-Kreationen gesehen, um es sich noch besser vorstellen zu können.
Denn Halle hat einen Buchblog und kombiniert dies mit passenden Cupcakekreationen für ihre Beiträge. Sie hat sich ein Pseudonym für ihre Rezensionen erstellt und nennt sich online Kels. Dort ist sie ein ganz anderer Mensch, sie ist viel selbstsicherer und hat Freunde. Offline ist ihr Leben nicht so leicht, sie ist oft umgezogen und nie lange an einem Ort geblieben. Doch das ändert sich jetzt, als sie und ihr Bruder Ollie bei ihrem Großvater einziehen und sie das letzte Schuljahr dort absolvieren wird. Das ständige Umziehen hat seine Narben hinterlassen: Was bedeutet eigentlich Freundschaft? Wie verhalte ich mich am besten? All dies lernt Halle in ihrem letzten Jahr in der Offlinewelt kennen. In der Onlinewelt ist das viel einfacher. Sie versteckt sich dort gerne, man kann seine Beiträge genau überdenken und sich eine Person erschaffen, die man gerne sein möchte. Doch was passiert, wenn Online- und Offlinewelt aufeinanderstoßen: ganz einfach - Chaos. Sie hatte eigentlich geplant, ihre Identität später zu offenbaren. Aber welcher Plan läuft schon so, wie man es sich wünscht? Und all diese Stolpersteine zu verfolgen macht dieses Buch sehr spannend. Man fiebert mit, möchte die Charaktere manchmal einfach nur schütteln, weil man mit deren Plan nicht einverstanden ist oder freut sich so, wenn etwas Unerwartetes eintritt.
Halle macht dabei eine große Wandlung durch, zu Beginn des Buches hat sie zwei Persönlichkeiten: Halle und Kels. Es ist nicht immer leicht, sich in ihre Situation hineinzuversetzen, manchmal möchte man sie auch einfach schütteln. Aber das macht für mich auch ein gutes Buch aus. Man muss sich nicht in jeden hineinversetzen können, Menschen sind so unterschiedlich und handeln genauso unterschiedlich. Aber ich konnte Halles Handeln meist nachvollziehen – ob ich auch so handeln würde, ist eine andere Sache. Es war auf jeden Fall spannend zu verfolgen, wie Halle und ihr Charakter erblüht sind: von der geschlossenen, zurückgezogenen Knospe bis zur strahlend blühenden Blüte.
Dabei steht ihre Familie ihr zur Seite: ihre Eltern reisen jobbedingt viel in der Welt und es ist das erste Mal, dass die Kinder sie nicht begleiten. Durch ihre Abwesenheit tauchen die Eltern nur wenig auf, meist in Form des Familienchats. Und der hat mir immer sehr gut gefallen, denn ich habe trotzdem das Gefühl, die beiden kennengelernt zu haben. Auch ein Chatverlauf sagt manchmal schon mehr über die Charaktere aus. Das ist der Autorin gut gelungen.
Ihr kleiner Bruder Ollie ist (fast) immer eine Unterstützung für sie. Die beiden haben eine ganz tolle Geschwisterbeziehung, sind immer füreinander da. Ollie ist mitten in seiner Findungsphase, auch auf dem Weg erwachsener zu werden, zeitweise könnte man denken, er ist der Ältere des Geschwisterpaares. Er war mir auf alle Fälle sehr sympathisch und ich habe mich immer gefreut, wenn er in einer Szene aufgetaucht ist.
Die vierte Person der Familie bildet ihr Großvater, liebevoll Gramps genannt, bei dem Halle und Ollie einziehen. Gramps hat vor noch nicht all zu langer Zeit seine geliebte Frau verloren und ist noch tief in dieser Trauer gefangen, weiß noch nicht, wie er damit am besten umgehen kann. Im Laufe der Geschichte können wir seine Entwicklung verfolgen, miterleben, was ihm guttut und was ihn zurückwirft. Auch Halle hatte eine sehr enge Verbindung zu ihrer Großmutter, so dass es schön war, mitzuverfolgen, wie die Familie zusammenhält und gemeinsam ihren Weg geht. Alle wachsen im Laufe des Buches.
Die eigentliche Hauptperson neben Halle ist jedoch Nash, eigentlich ist er Kels bester Freund, denn sie kennen sich nur online, haben sich noch nie persönlich gesehen, verfolgen aber gemeinsam ein Ziel und es steuert auf das erste Treffen hin. Doch dann der Umzug von Halle und plötzlich steht Halle Kels bestem Freund gegenüber. Dieser ahnt nichts. Da die Geschichte ausschließlich aus Halles Sicht geschrieben ist – mit Ausnahme natürlich der Chats etc – fällt es nicht ganz so leicht, sich in Nash hineinzuversetzen, weil man ihn nicht so sehr kennenlernt wie Halle. Aber es ist trotzdem spannend, die ganze Geschichte auch aus seiner Sicht zu betrachten.
Die weiteren Nebencharaktere fand ich cool: von ihren Onlinefreundinnen bis zu Nashs Freundesclique „Le Crew“. Es war eine bunte Mischung aus verschiedenen Charakteren, die man mehr oder weniger kennenlernt. Wobei Sawyer wohl mein Favorit ist, ich fand ihn so sympathisch und irgendwie niedlich.
Das Ende kam dann doch ganz schön plötzlich, ich hätte mir gerne noch ein oder zwei Kapitel gewünscht, vielleicht auch ein kurzer Blick in die Zukunft. Es ist zwar kein offenes Ende, aber es fehlt mir doch noch etwas.
Insgesamt betrachtet, hat mir das Buch gut gefallen, es war spannend zu verfolgen, wie Halle die Bedeutung von Freundschaft erfährt, sich weiterentwickelt und auch selbstbewusster wird. Die Onlinewelt und die zwei Persönlichkeiten spiegeln wider, wie es sicherlich auch bei (vielen) anderen ist. Es ist leicht, online eine ganz andere Person zu sein. Und umso schöner war es zu verfolgen, dass Halle versteht, dass sie selbst genug ist.
Ein tolles Buch für zwischendurch mit schöner Message und einer tollen Mischung aus: Emotionen, Freundschaft, Familie, Liebe, Spannung, Trauer und einem fantastischen Schreibstil.