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Veröffentlicht am 07.11.2020

Unterhaltsame Einblicke in die faszinierende Tierwelt

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben
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Was wisst ihr über Pudel und Alexandersittiche? Ein bisschen vielleicht? Und über Rotbeinige Schinkenkäfer und Silberfischchen? Schon weniger? So ging es mir zumindest vor der Lektüre von „Kat Menschiks ...

Was wisst ihr über Pudel und Alexandersittiche? Ein bisschen vielleicht? Und über Rotbeinige Schinkenkäfer und Silberfischchen? Schon weniger? So ging es mir zumindest vor der Lektüre von „Kat Menschiks & des Diplombiologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes illustriertes Thierleben“. Ein imposanter Titel, der gemeinsam mit den zahlreichen Tieren, die um ihn herumkrabbeln und -flattern, zum Lesen einlädt.

Das Inhaltsverzeichnis gibt einen ersten Eindruck davon, was den Leser in diesem neuen Band von Kat Menschiks Lieblingsbuch-Reihe erwartet. Marc Benecke hat eine kunterbunte Tüte voller Fakten, Forschungsergebnisse und Anekdoten über höchst verschiedene Tiere zusammengestellt.

Beneckes Ausführungen sind unterhaltsam und kurzweilig. Ich erfuhr zum Beispiel, warum Hunde immer traurig schauen, wenn das Herrchen schimpft, warum Meerjungfauen und Einhörner einst in seriösen Tierbüchern gelistet waren und dass viele Tiere Verhalten zeigen, dass einige Menschen gerne als „wider die Natur“ bezeichnen. Kein Buch nur zum Blättern, sondern ich habe es in kürzester Zeit interessiert und begeistert von vorn bis hinten durchgelesen.

Auf den Buchdeckeln und dem Vorsatz wimmeln sich verschiedenste von Kat Menschik gezeichnete Tiere. Außerdem begleitet sie jedes Kapitel mit einer kleinen Illustration unter der jeweiligen Überschrift sowie einer ganzseitigen Illustration. Als Hintergrundfarbe wurde stets schwarz gewählt, wodurch der Fokus auf den dargestellten Tieren bleibt. Ob Stare, Glühwürmchen oder die eingangs erwähnten Rotbeinigen Schinkenkäfer - Kat Menschiks Illustrationen haben mir wieder sehr gefallen und harmonieren mit Marc Beneckes Ausführungen. Lasst Euch von den beiden in die faszinierende Tierwelt mitnehmen - ich empfehle dieses Schmuckstück uneingeschränkt weiter!

Veröffentlicht am 25.10.2020

Ein Leben voller Höhen und Tiefen

Das rote Adressbuch
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Doris ist 96 Jahre alt und lebt in Stockholm. Als junges Mädchen hat sie ein rotes Adressbuch geschenkt bekommen, in dem sie alle Menschen eingetragen hat, die in ihrem Leben eine Rolle spielten. Inzwischen ...

Doris ist 96 Jahre alt und lebt in Stockholm. Als junges Mädchen hat sie ein rotes Adressbuch geschenkt bekommen, in dem sie alle Menschen eingetragen hat, die in ihrem Leben eine Rolle spielten. Inzwischen sind die meisten Namen durchgestrichen und mit dem Hinweis „TOT“ versehen. Jenny ist Doris einzige lebende Verwandte. Sie wohnt in den USA und die beiden skypen regelmäßig miteinander. Für sie schreibt Doris ihre Erinnerungen an ihr Leben voller Höhen und Tiefen und all die Menschen aus dem roten Notizbuch auf.

Die Protagonistin Doris ist mir innerhalb von wenigen Seiten ans Herz gewachsen. Sie führt ein einsames Leben in Stockholm und ihre Pflegerin ist ihr einziger Besuch. Der Höhepunkt ihrer Woche ist das Skype-Telefonat mit Jenny, für das sie sich extra den Umgang mit einem Laptop beigebracht hat. Ihre Idee, die Erinnerungen an ihr Leben und die Menschen, die darin eine Rolle spielten, für Jenny aufzuschreiben, fand ich sehr schön. Neugierig folgte ich ihr in ihre Erinnerungen, die eine emotionale Achterbahnfahrt waren: Doris hat zahlreiche Städte und Länder gesehen, aufregende ebenso wie schreckliche Zeiten erlebt, Freundschaften geschlossen und ihre große Liebe gefunden. Die Geschichte konnte mich mit zahlreichen schönen, aber auch tragischen Momenten berühren. Lange bleibt eine wichtige Frage offen, deren Auflösung zu einem sehr emotionalen Abschluss führt. Ein gelungener Roman über den Rückblick auf das eigene Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.

Veröffentlicht am 17.10.2020

Aufwachsen in einer Kleinstadt mit dunkler Geschichte

Die Gespenster von Demmin
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„Die Gespenster von Demmin“ von Verena Kessler nimmt den Leser mit in die Kleinstadt Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, wo es 1945 kurz vor dem Einmarschieren der Roten Armee zu einem Massenselbstmord kam. ...

„Die Gespenster von Demmin“ von Verena Kessler nimmt den Leser mit in die Kleinstadt Demmin in Mecklenburg-Vorpommern, wo es 1945 kurz vor dem Einmarschieren der Roten Armee zu einem Massenselbstmord kam. Dort wohnt heute die fünfzehnjährige Larry, die Kriegsreporterin werden will und sich dafür verschiedenen Extremsituationen aussetzt. Frau Dohlberg ist Larrys Nachbarin, soll allerdings in Kürze in ein Seniorenheim umziehen. Beim Auswählen der Dinge, die sie behalten will, erinnert sie sich zurück an die Angst vor der Roten Armee und ihre schrecklichen Folgen, die sie hautnah miterlebt hat.

Ich konnte die Emotionen von Larry und Frau Dohlberg gut nachvollziehen und die Schatten der Vergangenheit fließen geschickt in die Ereignisse der Gegenwart ein. Kurze Kapitel sorgten für ein angenehmes zügiges Tempo. Die Geschichte verharrt nicht zu lang in traurigen Situationen und einige skurrile Situationen sorgen für Auflockerung. Ich habe die Geschichte sehr gern gelesen und wünsche dem Buch noch viele Leser!

Veröffentlicht am 10.10.2020

Düsteres und actionreiches Fantasy-Highlight!

Crescent City – Wenn das Dunkel erwacht
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Die dreiundzwanzigjährige Bryce ist halb Fae und halb Mensch und lebt in Crescent City, wo Engel, Hexen, Vampire, Meerwesen und viele weitere Spezies zusammenleben. Ihre beste Freundin Danika ist eine ...

Die dreiundzwanzigjährige Bryce ist halb Fae und halb Mensch und lebt in Crescent City, wo Engel, Hexen, Vampire, Meerwesen und viele weitere Spezies zusammenleben. Ihre beste Freundin Danika ist eine mächtige Wolf-Gestaltwandlerin, mit der sie liebend gern auf Partys geht. Als Bryce eines Abends frisch getrennt, betrunken und unter Drogen stehend in ihre gemeinsame WG zurückkehrt, findet sie ein Blutbad vor: Danika und ihr Rudel wurden brutal ermordet.

Die Ereignisse ziehen Bryce den Boden unter den Füßen weg und machen aus dem Partygirl eine vorsichtige Einzelgängerin. Als zwei Jahre später ein Vampir auf ähnliche Weise ermordet wird wie Danika wird Bryce von Erzengel Micah damit beauftragt, den Mörder zu suchen. Zur Unterstützung und als Schutz stellt er ihr Hunt Athalar zur Seite. Der als Todesschatten bekannte Engel arbeitet eigentlich als Auftragsmörder. Auch der Kronprinz der Fae, Ruhn Danaan, will Bryce unterstützen. Können sie Danikas Mörder endlich auf die Spur kommen?

Mit „Cresent City“ hat die Autorin Sarah J. Maas erstmals ein Fantasy-Buch für Erwachsene veröffentlicht. Entsprechend ist das Buch von Beginn an noch düsterer und brutaler als ihre bisherigen Veröffentlichungen. Bryce wurde mir als sorgloses Partygirl nicht sofort sympathisch. Nach rund 100 Seiten erwartet den Leser jedoch der erste große Schockmoment und eine totale Kehrtwende, nach der nichts mehr ist wie zuvor. Der Rest der Geschichte spielt zwei Jahre später.

Diese neue Fantasy-Welt wird von einer großen Vielzahl an Spezies bewohnt, die alle unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen haben. Mir hat dieses bunte Treiben sehr gefallen und ich fand es schön, dass es so vielfältige Charaktere gibt. Die Autorin nimmt sich Zeit, den Leser sowohl die drei Hauptcharaktere - Bryce, Hunt und Ruhn - als auch einige interessante Nebencharaktere besser kennenlernen zu lassen. In Summe ist die Zahl der auftretenden Charaktere recht hoch - wer schnell den Überblick verliert wird sich damit schwertun.

Die Suche nach Danikas Mörder zieht sich als roter Faden durch das Buch. Bryce folgt verschiedenen Spuren, die sie in die sehr unterschiedlichen Viertel von Crescent City und zu einigen mächtigen Wesen führen, die nicht daran interessiert sind, dass Staub aufgewirbelt wird. Einiges erweist sich als Sackgasse, an anderer Stelle führen neue Informationen zu weiteren Vermutungen. Ich fand es spannend, diese ungewöhnlichen Ermittlungen zu begleiten.

Daneben spielen eine ganze Reihe weiterer Themen eine Rolle: Allen voran Liebe, aber auch Freundschaft und Familie, Loyalität und Verrat, Zusammenhalt und Rache. Mit der Liebesgeschichte wurde ich erst im Laufe der Zeit warm und ich bin gespannt, wie sich diese in den Folgebänden weiterentwickeln wird. Viele unvorhergesehene Wendungen sorgen dafür, dass die Geschichte abwechslungsreich blieb und ich durch die Seiten flog.

Mit „Crescent City“ hat mich Sarah J. Maas erneut begeistern können. Ich finde es super, dass die Protagonistin diesmal Mitte Zwanzig ist und das ganze Buch deutlich erwachsener als die bisherigen, denn seit ich die achtzehnjährige Celaena Sardothien kennenlernte sind inzwischen sieben Jahre vergangen. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung und weitere Abenteuer in Crescent City!

Veröffentlicht am 04.10.2020

Gelungenes Porträt des Raketenvaters Hermann Oberth

Die Erfindung des Countdowns
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Hermann Oberth gilt heute als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik. Als er zu Beginn des 20. Jahrhunders in Siebenbürgen im heutigen Rumänien aufwächst, stößt sein Interesse für Physik ...

Hermann Oberth gilt heute als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik. Als er zu Beginn des 20. Jahrhunders in Siebenbürgen im heutigen Rumänien aufwächst, stößt sein Interesse für Physik bei seinem Vater allerdings auf wenig Begeisterung. Als Direktor des örtlichen Spitals schwebt ihm für seinen Sohn ein Medizinstudium vor. Doch Oberth setzt sich durch und treibt seine Raketenforschung voran. Für dieses neumodische Thema lässt sich jedoch kein Lehrstuhl finden, der seine Dissertation annimmt. Dennoch macht er weiter und inspiriert auch andere, unter ihnen Wernher von Braun.

Der Roman schildert auf fiktive Weise das Leben von Hermann Oberth, der mir vor der Lektüre kein Begriff war, auf dem Gebiet der Raketentechnik aber eine wichtige Rolle spielt. Schon als Junge lässt ihn Vernes „Reise zum Mond“ nicht los und er findet sogar einen entscheidenden Fehler in dessen technischen Überlegungen.

Das Buch besteht aus elf Kapiteln, die gemäß eines Countdowns absteigend nummeriert sind. Sie schildern Episoden aus Oberths Leben, und zwischen ihnen gibt es größere Zeitsprünge, sodass der Leser in hohem Tempo durch das Leben des Wissenschaftlers fliegt. Dieser macht seinen Schulabschluss, heiratet, geht zum Studieren nach Deutschland und versucht, Unterstützer für seine Experimente zu finden.

Oberths Raketenforschung kommt nur langsam in Gang, denn seine Ideen werden belächelt und die Deutschen behandeln ihn wie einen Ausländer, obwohl er sich selbst als Volksdeutscher sieht. Seine Frustration in Angesicht der beständigen Ablehnung wurde für mich nachvollziehbar gemacht, ebenso seine Hoffnung, als er im neu gegründeten Verein für Raumschiffahrt endlich auf Gleichgesinnte trifft. Die Geschichte gibt viele interessante Einblicke in die Anfänge der deutschen Raketenforschung und ist spannend geschrieben, sodass ich geradezu durch die Jahre rauschte.

Oberth wird als etwas verschrobenen Wissenschaftler dargestellt, der ganz in seiner Forschung aufgeht und dabei alles um sich herum ausblendet. Frau und Kinder bekommt er kaum zu Gesicht und Oberths Verhältnis zu ihnen wird kaum thematisiert, was ich schade fand. Politik scheint ihn wenig zu interessieren, doch ab Ende der 1930er Jahre forscht er für das Deutsche Reich und damit für die Nationalsozialisten. Die Schilderungen des Autors erlauben eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Tatsache. Als die von ihm prophezeite bemannte Raumfahrt schließlich Realität wird, ist er ein alter Mann, der über die Rechenleistung von Computern nur staunen kann und feststellen muss, dass er zwar als einstiger Vordenker bewundert wird, aber nun andere die Forschung vorantreiben werden.

„Die Erfindung des Countdowns“ erzählt auf spannende und berührende Weise das Leben des Raketenforschers Hermann Oberth und versorgt den Leser gleichzeitig auf unterhaltsame Weise mit Wissen zu den Anfängen der Raketentechnik. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter!