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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2020

Farbenprächtig und opulent

Shakespeares Welt
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In seinem dritten Buch entführt Autor Ian Mortimer seine Leser in das Elisabethanische Zeitalter, das als das „Goldene Zeitalter“ gilt. Dass die Zeiten alles andere als golden waren, wird uns in diesem ...

In seinem dritten Buch entführt Autor Ian Mortimer seine Leser in das Elisabethanische Zeitalter, das als das „Goldene Zeitalter“ gilt. Dass die Zeiten alles andere als golden waren, wird uns in diesem Buch sehr intensiv nahe gebracht.

Auf der einen Seite finden wir Prunk und Überfluss und auf der anderen bittere Armut. Deutlich zeigt sich das Bild des 16. Jahrhunderts: England ist ein Land des Widerspruchs.

In zwölf Kapiteln geht Ian Mortimer auf die Lebensumstände dem Menschen ein, die von Krieg, Hunger, Krankheit, Glaubenskämpfen aber auch von Poesie und Komfort (den sich aber nur die wenigsten leisten konnten) geprägt ist.

Die Landschaft - von Feldern, Flüssen und imposanten Bauwerken
Die Menschen - von Status und Macht, Reichtum und Elend
Die Religion - von Protestanten, Katholiken und Atheisten
Das Wesen des elisabethanischen Menschen
Grundlegende Aspekte des Alttagslebens
Wie Sie sich kleiden
Wie Sie durch das Königreich reisen
Wo Sie Unterkunft finden
Was Sie essen und trinken
Von Hygiene, Krankheit und Medizin
Von Recht, Gesetzesbrechern und Strafen
Was Sie zum Zeitvertreib unternehmen können

Sehr interessant sind die detaillierten Ausflüge in die Rechtssprechung, die Glaubenskämpfe und die Schwierigkeiten des Alltagslebens.

Der Autor spricht den Leser direkt an: „Sie können auf den Straßen von London flanieren ...“. Dadurch ist der Leser mittendrin im historischen London oder in Exeter oder auf dem Land. Diese farbenprächtige Zeitreise ermöglicht es dem Leser in die Welt der Elisabeth I. einzutauchen.

Ich mag Bücher, die mit Jahreszahlen und historischen Persönlichkeiten gespickt sind. Manchem Leser kann dieser Detailreichtum ein wenig zu viel sein. Allerdings ist das Buch in einer leicht lesbaren Form geschrieben, was auch an der gelungenen Übersetzung liegt. Ein kleine Kritik muss ich doch anbringen: Der Originaltitel „The Time Traveller‘s Guide to Elisabethan England“ passt besser, denn William Shakespeare kommt nicht allzu oft zu Wort. Aber das ist I-Tüpfel-Reiterei.

Das vorliegende Buch macht Lust, die beiden anderen („Im Mittelalter“ und „Zeiten der Erkenntnis“) des Autors lesen zu wollen.

Fazit:

Ian Mortimer entwirft ein farbenprächtiges, detailreiches Bild einer faszinierenden Epoche. Ich kann dieses Buch nur empfehlen und gebe 5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.10.2020

Biodynamiser Weinbau - Klasse statt Masse

Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen
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Bevor noch die zwölf ausgewählten Winzer zu Wort kommen, gibt Informationen zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die u.a. in folgenden Kapiteln zusammengefasst sind:

„Eine kurze Geschichte der Landwirtschaft“
„Die ...

Bevor noch die zwölf ausgewählten Winzer zu Wort kommen, gibt Informationen zur biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die u.a. in folgenden Kapiteln zusammengefasst sind:

„Eine kurze Geschichte der Landwirtschaft“
„Die Grundlagen der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise“
„Richtlinien und Zertifizierung“

Die Autorin stellt 12 Winzerbetriebe vor, die dem konventionellen Weinbau aus unterschiedlichen Gründen und Motiven den Rücken gekehrt haben. Diese interviewten Weinbauern sind in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien zu finden. Es gibt bestimmt noch mehr Betriebe, die nach diesen Richtlinien arbeiten.

Das Buch ist sehr gut gegliedert und lässt die Menschen zu Wort kommen. Sehr persönliche Statements unterstreichen das Engagement der Winzerinnen und Winzer, die nach biologisch-dynamischen Gesichtspunkten ihren Weinbau betreiben.
Schmunzeln musste ich, dass beinahe alle Rudolf Steiners Schriften für nicht gut lesbar halten und dennoch seine Philosophie beachten und weitertragen.

Zahlreiche Fotos von Böden, von Reben und Weinstöcken ziehen sich durch das Buch. Jeder Winzer berichtet über seine Erfahrungen, mit der neuen Art zu wirtschaften. Manchmal reagiert die Umgebung skeptisch, doch der Erfolg gibt den Winzern Recht. Manchmal müssen sie sich Vorurteilen stellen „Nur die faulen Winzer hatten Unkraut im Weinberg“ (S.208/ Rita Busch). Die anderen, die „Fleißigen“ haben Unkrautvernichtungsmittel gespritzt und das vielfältige Bodenleben zerstört.

Klasse statt Masse ist die Devise. Jeder dieser Betriebe hat sich die Freiheit genommen, den richtigen Wein zu machen.

Der Autorin bemerkt gleich zu Beginn: „Das Buch soll keine Opposition zur konventionellen Wirtschaftsweise darstellen. Mir geht es darum, den Blick zu erweitern…“

Das ist ihr vortrefflich gelungen! Gerne gebe ich diesem interessanten Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.10.2020

Ein brillanter Thriller

Das Tartarus-Projekt
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Dieser Thriller von Gerd Schilddorfer beginnt ein wenig ander als üblich: Statt zerstückelter Leichen, Verfolgungsjagden oder Polizeieinsatz, befinden wir uns gemeinsam mit Michael Landorff auf einer langweiligen ...

Dieser Thriller von Gerd Schilddorfer beginnt ein wenig ander als üblich: Statt zerstückelter Leichen, Verfolgungsjagden oder Polizeieinsatz, befinden wir uns gemeinsam mit Michael Landorff auf einer langweiligen Party des Münchener Industriellen Gregory Winter. Während die anderen Partygäste Spaß haben, fragten sich der Journalist und Buchautor Landorff was er denn hier verloren hätte. Nun gut, er trifft Melissa, eine Werbefachfrau, die ihn als Autor, egal wie, vermarkten möchte, aber sonst?

Auch Alexandra Buschmann, die Tochter von Winters Geschäftspartner, ist eingeladen, obwohl sie seit einem Zerwürfnis nichts mehr mit ihrem Vater zu tun haben wollte, und fühlt sich fehl am Platz.

Als dann der Gastgeber brutal gefoltert und anschließend ermordet wird, scheint das zufällige Zusammentreffen von Michael und Alexandra durchaus vom Opfer geplant worden zu sein. Und Gregory wird nicht der einzige Tote bleiben.

Gemeinsam versuchen Michael und Alex, die Hintergründe aufzuklären. Sie sind zwar der Polizei immer einen Schritt voraus, aber gleichzeitig auch Zielscheibe für..... Genau, wer jagt die beiden? Die vorgebliche Versicherungsagentin, deren Arbeitgeber in Israel sitzt? Oder der anonyme Anrufer aus dem BND? Und was hat es mit dem Tod des jungen Zahlmann auf sich? Hat der Sohn des Caterers etwas gesehen, was er nicht sehen sollte? Hängen die Morde mit dem Firmenkonglomerat, dass Winter erst vor Kurzem um teures Geld verkauft hat, zusammen? Was hat der Konzern so Brisantes hergestellt?

Fragen über Fragen, die Michael und Alex auch nach Wien führen. Wien eine Stadt, die schon immer als Drehscheibe zwischen West und Ost für den Austausch brisanter Informationen diverser Geheimdienste fungiert (hat).

„...Wir sind auf dem Laufenden und kennen sie alle, behindern sie aber nur selten in ihrer Tätigkeit. Man regelt das alles mit Wohlwollen und Diplomatie, auf die österreichische Weise. Da gibt es eine lange Tradition. Wirtschaftliche Interessen der Republik stehen an erster Stelle, dann sehen wir weiter.“ (S. 184)

Hier in Wien erleben sie, dass man niemandem trauen kann und darf. Die Grenze zwischen Freund und Feind verschwimmt mitunter. Puzzleteil um Puzzleteil fügt sich zu einem Gesamtbild zusammen, das einen schaudern lässt.

Meine Meinung:

Gerd Schilddorfer ist es wieder prächtig gelungen, Fakten und Fiktion zu verknüpfen. Er malt das Schreckensszenario des totalen Überwachungsstaates, in dem die Bürger bespitzelt und nötigenfalls auch mit letzter Konsequenz ausgeschalten werden sollen, in schillernden Farben aus. Gekonnt werden darin aktuelle Ereignisse, wie der Tod von Qasem Soleimani, integriert und wissenschaftliche Entwicklungen auf die Spitze getrieben. Denn, während sich viele Menschen noch darüber aufregen, dass die Dohne vom Nachbarjungen über ihren Köpfen surrt, sind die einschlägigen Erfinder schon viel, viel weiter. Die Geheimdienste, und hier nicht nur die der Schurkenstaaten (wobei die Bezeichnung Schurkenstaat von der Perspektive abhängt) rüsten auf, um noch schneller zu ihren Informationen zu kommen. Künstliche Intelligenz, kurz KI, soll dabei helfen, Kriege und Destabilisierung zu erreichen, ohne sich die Finger schmutzig zu machen.

Wer nun glaubt, das wäre ausschließlich den Gedanken des geschätzten Autors entsprungen, den muss ich diese Illusion rauben. Mini-Drohen, die als Insekten getarnt herumschwirren, sind bereits entwickelt. Es stellt sich die Frage, ob die Fliege an der Wand tatsächlich ein Lebewesen oder nicht doch ein künstliches Gebilde ist.

Der Thriller, der zunächst mit der seltsamen und langweiligen Party beginnt, nimmt recht bald gehörig Fahrt auf. Der Journalist und Buchautor Michael Landdorff antwortet seiner neuen Agentin recht treffend auf die Frage nach dem Stand des neuen Buches:
„So ziemlich mittig. Ich erinnere mich nicht mehr an den Anfang, dafür liegt das Ende noch völlig im Dunkeln.“ (S. 11)

Ich mag diese Wortspiele von Gerd Schilddorfer, zeugen sie doch von schwarzem Humor und Menschenkenntnis. Auf jede Frage gibt es eben eine entsprechende Antwort. Mit der Figur der Melissa scheint der Autor mit der Verlagsbranche ein Hühnchen rupfen zu wollen, mit der er in seinem Autorenleben schon den einen oder anderen Strauß ausgefochten haben mag. Die Vermarktungsstrategie von Melissa ist ganz einfach: „Nur tote Dichter pfuschen ihren Agenten nicht ins Handwerk“ (S. 31). Er widerspricht nicht (mehr) und die Auflagen sowie die Verkaufszahlen schnellen in die Höhe.

Das Buch bleibt bis zur letzten Seite spannend und zeigt wieder einmal, dass man genau überlegen sollte, wem man in seinem Umfeld wirklich vertrauen kann.

Der Titel „Tartarus-Projekt“ ist gleichsam Programm. Denn der „Tartaros“ ist in der griechischen Mythologie der Abgrund, in dem die bösen Seelen nach ihrem Tod verweilen müssen. Reißt das Streben nach immer größerem Hightech die Menschheit in den Abgrund?

Fazit:

Ein Thriller, der durch seine sprachliche Gewandtheit und Aktualität brilliert und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Hier gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne. Schade, dass nicht mehr möglich sind.

Veröffentlicht am 11.10.2020

Spannende Geologie

Bunte Steine
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Hans Egger, gelernter Geologe und Paläontologe ist Leiter der Abteilung für Paläontologie und Stratigrafie an der Geologischen Bundesanstalt in Wien.

Mit diesem, seinem neuesten Buch bringt er dem interessierten ...

Hans Egger, gelernter Geologe und Paläontologe ist Leiter der Abteilung für Paläontologie und Stratigrafie an der Geologischen Bundesanstalt in Wien.

Mit diesem, seinem neuesten Buch bringt er dem interessierten Laien die Millionen Jahre alte Erdgeschichte auf sehr angenehme Weise näher. Er nimmt den Leser an der Hand und gemeinsam erwandert man die Ostalpen zwischen Vöcklabruck im Nordwesten, Waidhofen a. d. Ybbs im Nordosten, Bad Ischl im Südwesten und Spital am Pyhrn im Südosten.
Dabei darf man über die unterschiedlichen Gesteinsformationen staunen. Aufgefaltet, abgetragen, wieder aufgefaltet, übereinander, nebeneinander und manchmal auch kopfüber - so präsentieren sich die Gesteinsschichten.

Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Die zahlreichen Fotos, topografischen Karten sowie Routenbeschreibungen ergänzen dieses anschauliche Werk vom Entstehen der Berge, das ja bis heute nicht abgeschlossen ist.

Fazit:

Wer sagt, dass Geologie trocken und staubig sein muss, hat dieses Buch noch nicht gelesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 11.10.2020

Angst - Motor oder Bremse?

Angst
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„Angst kann ein Ratgeber sein, ein Impuls für Wachstum, aber auch ein Bremsklotz, das sich verstärkt, wenn es vermieden, ignoriert wird. Richtig Angst zu haben ist eine Kunst, vielleicht eine der wichtigsten ...

„Angst kann ein Ratgeber sein, ein Impuls für Wachstum, aber auch ein Bremsklotz, das sich verstärkt, wenn es vermieden, ignoriert wird. Richtig Angst zu haben ist eine Kunst, vielleicht eine der wichtigsten Lektionen im Leben.“ (S. 9)


Petra Ramsauer ist eine ehemalige Kriegsberichterstatterin und Autorin zahlreicher Bücher. In ihrem Journalistenleben ist ihr am häufigsten die Frage gestellt worden „Haben Sie denn nie Angst?“

In diesem Buch gibt die Autorin Einblick in ihre ganz persönlichen Situationen der Angst. Sei es, dass sie in Syrien den Luftkrieg erlebt hat oder ins Visier von Scharfschützen geraten ist, oder als junge Frau an Krebs erkrankt war.

Gleichzeitig analysiert sie die verschiedenen Arten von Angst. Warum erscheinen ausgerechnet die Menschen in Europa durch Angstzustände nahezu gelähmt, während sich die Bewohner in Kriegsgebieten mit der Angst augenscheinlich arrangiert haben?

Natürlich nimmt sie Bezug auf die aktuelle Corona-Epidemie, die durch ihre Unwägbarkeit, die Leute zwischen Panik und „Geht-mich-nichts-an“ schwanken lässt.

Petra Ramsauer steht zu ihrer eigenen Angst, hat aber Weg gefunden, sie auszuhalten. Diese Erfahrungen gibt sie in diesem Buch weiter, auf dass jeder die richtige Balance zwischen Mut und Angst finden kann. Erst wenn man die Angst benennen kann, ist sie „be- und verarbeitbar“.

Fazit:

Ein sehr persönliches Buch, das auch anderen Menschen Hilfe bieten kann. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.