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Veröffentlicht am 26.10.2020

Spannende Unterhaltung

Puls
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“In Wahrheit war ich aber schon mehr als interessiert - langsam war ich besessen von dem Namenlosen und den Umständen seines Todes.”

Dr. Chris Rankin, 41 Jahre alt, ist Oberärztin der Notaufnahme, sie ...

“In Wahrheit war ich aber schon mehr als interessiert - langsam war ich besessen von dem Namenlosen und den Umständen seines Todes.”

Dr. Chris Rankin, 41 Jahre alt, ist Oberärztin der Notaufnahme, sie liebt ihren Job und auch ihr Privatleben lässt wenig Wünsche übrig. Sie hat einen sehr fürsorglichen und liebevollen Ehemann und zwei intelligente, muntere und pubertierende Söhne, die sie lieben. Erkrankungen sind nicht immer sichtbar und seelische Krankheiten können jeden treffen, so auch Chris. Sie ist depressiv, kämpft mit Panikattacken und wird immer weniger, denn die Magersucht hat sie fest im Griff. Nach der Einlieferung und dem Tod des Unbekannten bleiben diese Dinge niemandem mehr verborgen, die Trauer um den Toten nimmt besondere Ausmaße an, es gibt nichts anderes mehr in ihrem Leben, sie versteckt sich in der Abstellkammer der Notaufnahme um Panikattacken zu vertuschen und von Tag zu Tag besteht sie zunehmend nur noch aus Haut und Knochen. Es bleibt kein anderer Weg mehr, als sie stationär behandeln zu lassen, gegen ihren eigenen Willen, und von ihrer Arbeit wird sie ebenfalls freigestellt bis die Todesumstände des Unbekannten geklärt sind, die Untersuchungen abgeschlossen sind, denn schließlich starb er in ihrer Obhut. Doch kaum hat Chris sich behandeln lassen und ist nach vielen Wochen wieder zuhause, meldet sie sich als Notärztin während der Pferderennen um den Jockeys auf den Zahn zu fühlen, stellt Ermittlung zu dem Fall auf eigene Faus an und begibt sich damit selber in Lebensgefahr.

“Sich der Stimme zu widersetzen war ein täglicher Kampf, und wenn ich meinen zweiundvierzigsten Geburtstag erleben wollte, musste ich ihn gewinnen.”

Der Stil ist gut und die Sprache empfand ich als sehr bildhaft. Viele Informationen rund um den Pferderennsport und interessante, unterschiedliche Charaktere. Mir ist eines negativ aufgefallen, ich möchte fast sagen, ich spürte förmlich, dass dieser Krimi aus der Hand eines Mannes ist, denn Chris wird so klischeehaft und teilweise oberflächlich dargestellt, dass ich sogar darüber schmunzeln musste, nicht mal aufgebracht war. Insbesondere die seelischen Probleme und Themen wie Menopause sind doch sehr überzeichnet und abgedroschen. Aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um einen Krimi handelt und es wohl schlicht eine Protagonistin mit vielen eigenen Päckchen sein sollte ist dies jedoch verzeihlich, wenn auch unrund und etwas weniger davon hätte ich angenehmer gefunden. Der Aufbau ist anfangs etwas zäh und schleppend, nimmt ab Mitte und vor allem im letzten Viertel sehr an Fahrt auf und erreicht viel Spannung.

Felix Francis nimmt Leser*innen im Galopp mit durch eine spannende und interessante Kriminalgeschichte und zeigt seine Protagonisten mit vielen Ecken und Kanten. Sattelt die Pferde und schaut wer sich hinter dem unbekannten Toten der Rennbahn verbirgt.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Informativ und hintergründig

Nerds retten die Welt
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Mittlerweile prasseln 24/7 unendlich viele Informationen und Nachrichten rund um die Welt und der Geschehnisse auf unserem Planeten auf uns ein, Massen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Um diese zu ...

Mittlerweile prasseln 24/7 unendlich viele Informationen und Nachrichten rund um die Welt und der Geschehnisse auf unserem Planeten auf uns ein, Massen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Um diese zu filtern, zu sortieren, schließlich einzuordnen und dann handlungsfähig zu sein, sie umzusetzen grenzt an Unmöglichkeit, denn einen Alltag haben wir schließlich auch noch. Sibylle Berg versucht also Licht ins Dunkle zu bringen, stellt präzise Fragen, spricht mit Wissenschaftlerinnen aus den unterschiedlichsten Bereichen, erhält punktgenaue Antworten. In diesem Buch kommen 17 Profis aus Bereichen wie z. B. Systembiologie, Neuropsychologie, Pathologie, Neurobiologie, Kognitionswissenschaft, Meeresökologie, Astrophysik, Neuere Geschichte, Konflikt- und Gewaltforschforschung, Informatik, Philosophie zu Wort. Die erste Frage, welche die Autorin allen stellt ist “XY, haben Sie sich heute schon um den Zustand der Welt gesorgt?” und aufgrund der unterschiedlichen Fachbereiche kommen da schon viele interessante Antworten. Sibylle Berg stellt ihre Fragen zielgenau, man spürt Skepsis und sie hinterfragt sehr präzise. Immer wieder jedoch äußert sie sich sie sich persönlich, teilt ihre subjektive Meinung mit. Dies wirkt nicht als wolle sie Leserin etwas suggerieren oder als gelte für sie nur ihre Ansicht, dennoch ist mein einziger, kleiner Kritikpunkt, denn ohne diese Einschübe hätte ich es sachlicher empfunden.

Ein sehr informatives und umfangreiches Buch, welches eine große Hilfestellung sein kann um in dem ganzen Chaos einen Durchblick durch Hintergrundwissen zu erhalten, ungemütlich und zugleich angenehm.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Tolle Erzählstimme

Was wir voneinander wissen
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Eine große und bedeutende Frage, die sich Menschen stellen, ist, ob man ein Kind in diese Welt setzen möchte und darum geht es in diesem Roman zunächst. Eine Ich-Erzählerin beleuchtet ihr eigenes Leben ...

Eine große und bedeutende Frage, die sich Menschen stellen, ist, ob man ein Kind in diese Welt setzen möchte und darum geht es in diesem Roman zunächst. Eine Ich-Erzählerin beleuchtet ihr eigenes Leben und die ihrer weiblichen Vorfahren, jenes ihrer Mutter und das ihrer Großmutter, eine Psychoanalytikerin. Sie geht jedoch noch viel weiter auf der Suche nach Antworten darauf, wie es möglich ist rationale Entscheidungen zu treffen, wenn sich die emotionalen Folgen nicht einschätzen lassen. Ihre Suche führt sie nicht nur in ihre Familiengeschichte, sondern auch in die der Wissenschaft.

In diesem Roman wird das Philosophiestudium der englischen Autorin Jessie Greengrass sehr deutlich. Die Vermischung aus Familiengeschichte, philosophischen Fragen unter Bezugnahme wissenschaftlicher Erkenntnisse aus der Forschung und Geschichte der Medizin machten für mich den Reiz dieses Romans aus. Ich begegnete nicht nur einer interessanten Ich-Erzählerin, die sich die Frage stellt ob sie ein zweites Kind möchte und in einer Ehe lebt, in der ihrerseits Distanz und Nähe etwas problematisch sind ,sondern auch der Entdeckung der X-Strahlen und Wilhelm Röntgen, der Erforschung der Anatomie von John Hunter und Sigmund und Anna Freud bei der Entwicklung der Psychoanalyse. Die Ich-Erzählerin fand in der wissenschaftlichen Welt eine sichere Zuflucht, als ihre Mutter starb und dieser Einschnitt ihres Lebens viele Fragen aufwirft.
Diese junge Frau nimmt Leser*innen mit in ihre Gedanken, ihre Welt voller Sorgen und Ängste rund um ihre zweite Mutterschaft, ihren Wurzeln, ihrer Beziehung zu anderen und der Welt und Verarbeitung ihrer Biografie.

Den Schreibstil empfand ich als großartig, gewählte Metaphern sehr passend und teils originell, etwas düster und distanziert, sehr sachlich und doch poetisch. Eine tolle, neue und vielversprechenden Stimme.
Ein kurzweiliger philosophisch, poetischer Roman mit psychologischen und wissenschaftlichen Einschüben in brillanter, klarer, nüchterner Sprache rund um die großen Fragen ‘wer bin ich?’, ‘wohin gehe ich?’, ‘wie treffe ich die richtigen Entscheidungen?’ einer ruhigen Erzählerin.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Verwirrend

Morgengrauen
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Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Philippe Dijan, ich hatte zuvor erst einen Roman Autors gelesen.
Zunächst hatte ich mit dem Schreibstil des Autors Probleme und Schwierigkeiten der Geschichte ...

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Philippe Dijan, ich hatte zuvor erst einen Roman Autors gelesen.
Zunächst hatte ich mit dem Schreibstil des Autors Probleme und Schwierigkeiten der Geschichte zu folgen. ‘Morgengrauen’ beinhaltet sehr viele Dialoge und Unterhaltungen, jedoch ohne Anführungszeichen und diese fehlende Zeichensetzung hat mir die Lektüre erschwert. Nach einigen Seiten überwog aber Inhalt über diesen Kritikpunkt und ich bin durch das Buch geflogen. Die Geschichte ist so verrückt und skurril, wie genial. Philippe Djian packt sehr viel Inhalt auf verhältnismäßig wenige Seiten, denn auf diesen 236 Seiten kam es für mich zu keinen Längen, im Gegenteil. Immer wieder kommt es zu Zwischenereignissen, die unvorhersehbar waren und viele Schauplätze und Personen verwebt er zu einem guten Gesamten. Einen roten Faden gibt es, die Beziehung zwischen Joan und Marlon, drumherum aber viele weitere Erzählstränge, ihre Vergangenheit, ihr Job und die wechselnden Männer, ihr Freundeskreis und der Sheriff, welcher zunächst für mich nicht greifbar war. Zeitweise war ich etwas verwirrt, aber auf jeder Seite gut unterhalten.

Ein guter, zeitweise sehr verwirrender und verrückter Roman. Sehr gute Unterhaltung und interessanter Schreibstil. Für mich wird es nicht das letzte Buch des Autors bleiben.

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Veröffentlicht am 11.09.2020

Wild women don't have the Blues

Signora Sommer tanzt den Blues
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"Blues ist nicht die choreografierte Vorstellung vom Leben. Blues ist das Leben. Ehrlich und niemals perfekt. Man muss sich trauen, sich gehen lassen."
Diese Geschichte und Romanidee begann mit einem Satz, ...

"Blues ist nicht die choreografierte Vorstellung vom Leben. Blues ist das Leben. Ehrlich und niemals perfekt. Man muss sich trauen, sich gehen lassen."
Diese Geschichte und Romanidee begann mit einem Satz, welcher der Autorin nicht mehr aus dem Kopf ging. "...und dann bin ich zurück ins Leben getanzt". Dieser Satz wurde sehr gut umgesetzt und Kirsten Wulf hat daraus eine Geschichte entstehen lassen mit einprägsamen Figuren und voller Leben. Sie selber hat übrigens auch eine Affäre mit dem Blues und liebt die Kombination mit Tanz, es macht süchtig. Die Geschichte, welche hinter einem Roman steckt finde ich immer sehr interessant und wenn es wie hier bei Kirsten Wulf eine so persönliche ist, war ich direkt neugierig, denn wenn man etwas mit Leidenschaft macht, wird es oft gut.

Zu "Signora Sommer tanzt den Blues" gibt es bei Spotifiy eine gleichnamige Playlist (von KRAWUF, 2Std. 27Min.), so war es beim Lesen ein tolles und besonderes Erlebnis im Hintergrund die Musik dieser Seiten zu hören, zu fühlen. Dies ist eine ganz großartige Idee gewesen der Autorin.

Die Figuren, die ganze Geschichte sind vielschichtig und voller Überraschungen, die Personen wirken authentisch, mitten aus dem Leben gefischt und in dieses Buch gepackt. Der Ort, das Setting runden es gekonnt ab. Der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, denn die Wohnung, in der Laura einst mit ihrem Verlobten Fabio und nun ungewollt und ungeplant mit Fra und Samy teilt hat eine berührende Vergangenheit und führt Leser*innen in das Jahr 1945 zu Guendalina, der Vormieterin. Die Vorgeschichte der Wohnung nimmt nur einen kleinen Part in der Gesamtgeschichte ein und ich habe das anfangs nicht ganz durchschaut, doch dann wird es immer offensichtlicher und diese Erzählstränge führen zueinander.

"Comes love - nothing can be done."

Ein tolles Sommerbuch, leicht, aber nicht trivial. Flüssiger Schreibstil, angenehmer Sound, glaubwürdige Figuren, melancholisch wie der Blues und lebendig wie der Tanz. Im 4/4 Takt blätterte ich durch die Geschichte und fühlte mich sehr gut unterhalten, ein ideales Sommerbuch, Füße hochlegen und den Rhythmus von Neuanfang, Mut und Lebenslust spüren.

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