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Mo_und_die_Macht_der_Buchstaben

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2021

Endlich nimmt die Reihe fahrt auf

Unwiderstehlicher S 03
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Da es ein bisschen her war, als ich den zweiten Band gelesen hatte, war ich dankbar für die kleine Zusammenfassung unter dem Inhaltsverzeichnis. So wurde meine Erinnerung fix aufgefrischt.

Die Altersempfehlung ...

Da es ein bisschen her war, als ich den zweiten Band gelesen hatte, war ich dankbar für die kleine Zusammenfassung unter dem Inhaltsverzeichnis. So wurde meine Erinnerung fix aufgefrischt.

Die Altersempfehlung ab 16 Jahren kann ich ab diesem Band definitiv bestätigen, denn der Start in Kapitel neun war gleich sehr eindeutig. Miku und Sogo waren zwar noch vollständig bekleidet, aber nun war die Richtung ziemlich klar, in die es zukünftig gehen würde. Auch die Stimmung intensivierte sich und so langsam hatte ich das Gefühl, dass auch die Spannung innerhalb der Geschichte zunahm.

Kapitel zehn und elf gingen nahtlos ineinander über und dies rechnete ich Ai Hibiki hoch an. Eine Unterbrechung hätte die sich aufgebaute Spannung komplett zerstört, was sehr bedauerlich gewesen wäre. Denn durch die Einführung eines neuen Charakters wurde nicht nur die erotische Stimmung mächtig angeheizt, sondern schürte auch zwischenmenschliche Konflikte. Diesen Zwist und vor allem Mikus Zwiespalt schaffte die Mangaka überzeugend umzusetzen. Es war spürbar, wie hin- und hergerissen Miku war. Auf der einen Seite wollte sie sich beweisen, doch gleichzeitig kam ihr die Erkenntnis, dass sie nur so offen bei einem bestimmten Mann sein konnte. Verstärkt hatte das Ai Hibiki indem sie immer wieder kleine Panels mit Rückblenden ähnlicher Situationen und Gesten in die aktuellen Ereignisse einfließen ließ. Das hob die Erzählungen tatsächlich auf ein anderes Niveau als die vorherigen Bände und endlich kam die von mir lang ersehnte Vielschichtigkeit zum Tragen.
Besonders begeistern konnte mich dieses Mal tatsächlich Miku. Obwohl sie noch reichlich naiv und in vielen Situationen noch total schnell zu verunsichern war, entwickelte sie mehr Persönlichkeit und begann auch ihr Gehirn einzuschalten. Vor allem in der einen Szene hätte ihr so viel Gerissenheit gar nicht zu getraut. Aber gerade dies gefiel mir ausgesprochen gut.

Innerlich war ich am Jubilieren, als ich nun endlich die Bestätigung erhielt, dass Sogo nicht die Person ist, die er vorgibt zu sein. Er hätte sich beinahe selbst verraten und nun bin ich extrem neugierig geworden, was es mit ihm auf sich hat. Auch Sogo hatte eine kleine Entwicklung durchlaufen, jedoch nicht so gravierend wie Miku. Dennoch war spürbar, dass sich etwas verändert hatte. Das Sogo in diesem Band nicht ganz so präsent wie Miku gewesen ist, war für mich völlig in Ordnung. Es hob Mikus Entwicklung mehr hervor.

Endlich schien bei Ai Hibiki der Knoten geplatzt zu sein und der Manga fing an, mich zu begeistern. Auch wenn der Erotikanteil extrem angestiegen war, hatte die Mangaka alles stil- und niveauvoll umgesetzt. Ihre Zeichnungen wurden detailfreudiger und offenherziger. Die finalen Szenen blieben zwar weiterhin der Fantasie überlassen, aber an Hand von kleineren Gestiken und bestimmten Ausschnitten war ziemlich deutlich, was Sogo mit der unbedarften Miku anstellte.

Der Zeichenstil gefiel mir sehr gut, auch das Ai Hibiki stets auf besondere Details achtete. Nicht nur im Hintergrund passte sich alles logisch an die dynamischen Handlungen an, sondern arbeitete die Mangaka auch die Schlüsselszenen gekonnt aus. Dadurch kamen die Emotionen ihrer Figuren unverfälscht bei mir an, was diesen Band eindeutig zu einem fesselnderen Erlebnis als die Vorgängerbände machte.

Das letzte Kapitel sorgte außerdem dafür, dass ich nun sehr gespannt auf den vierten Teil bin. Eine weitere Figur wurde ins Spiel gebracht und es wurde sehr deutlich, wie die beiden Protagonisten dieser neuen Herausforderung gefühlsmäßig gegenüberstanden. Endlich ist die ersehnte Spannung da.

Fazit:
Endlich nahm der Manga Fahrt auf, was ich hier wirklich begrüßt hatte. Die dargestellten Szenen erhielten mehr Tiefe und waren bisweilen sehr heiß und anregend.

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Veröffentlicht am 13.01.2021

Intensive Thematik und eindeutige erotische Szenen

Einsamer Falke
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Das Cover deutete ja schon die Richtung an, in die sich die Story bewegen würde. Und ja, hier ging es ordentlich zur Sache zwischen Hotaka und Yuu.

In die Kürze des One Shots wurde ein Themenkern gesteckt, ...

Das Cover deutete ja schon die Richtung an, in die sich die Story bewegen würde. Und ja, hier ging es ordentlich zur Sache zwischen Hotaka und Yuu.

In die Kürze des One Shots wurde ein Themenkern gesteckt, der gut und gerne mehrere Bände hätte füllen können. Dennoch war die Mangaka bemüht, vor allem die emotionalen Aspekte zum Ausdruck zu bringen.
Sie begann die Geschichte in der Gegenwart und ließ dann immer kleine Auszüge in die Vergangenheit einfließen. Das hatte mich zu Beginn gestört, weil ich irgendwie keinen Zugang zum Geschehen bekam. Es war alles eher ein bisschen wirr. Im späteren Verlauf fiel es mir leichter und da passten auch die Rückblicke. Dennoch, ich hätte einen anderen Aufbau besser und wünschenswerter gefunden.

Ungeachtet dessen gefiel mir die Thematik, die angefüllt von unerfüllter und zurückgewiesener Liebe, sowie dem starken Gefühl der Reue gewesen war. Chihaya Kuroiwa gewährte mir Einblicke in die Gedanken der beiden Figuren, was ich ganz angenehm empfand. So gab sie in diesen sechs Kapiteln Hotaka und Yuu Tiefe. Außerdem kamen ihre Gefühle sehr deutlich und authentisch bei mir an, sodass ihre Unsicherheiten, ihren Schmerz, aber auch ihre Begierde ungefiltert transportiert wurde.

Die Zeichnungen waren sehr detailfreudig und so wurden auch die erotischen Szenen zwischen den beiden ungeniert gezeichnet. Es gab nur ganz wenig, was mithilfe von Weichzeichnung ausgeblendet wurde. Somit blieb für die Fantasie nicht viel Spielraum.
Trotzdem legte die Mangaka viel Wert auf Ästhetik, sodass es passend und stimmungsvoll zur Geschichte gewesen ist.
Insgesamt mochte ich ihren Zeichenstil, der klar war und ohne großen Schnickschnack im Hintergrund auskam.

Insgesamt mochte ich den Manga, auch wenn er jetzt kein super Geheimtipp war. Die Thematik war schön gewählt und für einen One Shot auch perfekt umgesetzt. Dennoch hätte ein intensiverer Aufbau der Geschichte des Mangas eindeutig gutgetan und so kann ich ihn zwar für alle empfehlen, die Boys Love mögen, aber eben nicht in den Himmel loben.

Fazit:
Ein One Shot mit einer intensiven Thematik und eindeutigen erotischen Szenen. Für zwischendurch eine gelungene Abwechslung.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Ein Fantasy Abenteuer vom Feinsten

Zwischenerde
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Von Anfang an war klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine Fantasy Geschichte handelte. Normalerweise ist so was schon problematisch bei mir, aber Tanja Wagner gelang es gleich eine interessante Spannung ...

Von Anfang an war klar erkennbar, dass es sich hierbei um eine Fantasy Geschichte handelte. Normalerweise ist so was schon problematisch bei mir, aber Tanja Wagner gelang es gleich eine interessante Spannung aufzubauen, in der ich sofort versank.
Der Weltenaufbau war superinteressant und stimmig durchdacht. Mithilfe von Rückblicken in die Vergangenheit erlangte ich immer mehr nützliches Wissen, während die Handlungen in der Gegenwart weiter liefen.

Der personale Erzähler führte durch die Geschichte und so durfte ich mehreren Figuren über die Schultern schauen. Dadurch erweiterte sich der Handlungsradius und ich erhielt einen größeren Überblick über die Zusammenhänge als die einzelnen Figuren.

Sehr gut gefiel es mir, dass es keine Kapitel im eigentlichen Sinne gab. Stattdessen gab es für jedes besondere Gesamtereignis einen eigenen Titel, der immer perfekt gewählt gewesen war. Zudem hatten diese Abschnitte zu Beginn eine angenehme Leselänge. Später wurden die Passagen sehr viel länger, was manchmal die Szenerie langatmig werden ließ. Jedoch passten nun mehr Handlungen und verschiedene Sichtweisen hinein, sodass die jeweiligen Bereiche noch immer passend zur Kapitelüberschrift waren.

Nach und nach wurden mir die einzelnen Balancewächter und ihr persönlicher Lebensweg vorgestellt. So bekam ich gleich ein Gefühl für die unterschiedlichen Charaktere und auch das jeweilige Element, was in ihnen wohnte. Auch sorgte Tanja Wagner dafür, dass alle Figuren Stück für Stück miteinander verwoben wurden und sich ein stimmiges Gesamtbild ergab.

Generell waren die Figuren sehr unerwartet ausgearbeitet worden. Ein besonders auffallendes Exemplar war Pater Janus. Er entsprach mit Nichten dem typischen Bild eines Mönches, sondern war das glatte Gegenstück. Obwohl ich es mochte, dass hier keinerlei Klischees bedient wurden, konnte ich im Kopf Pater Janus nicht mit seinem beschriebenen Abbild synchronisieren. Vielleicht bin ich in meinen Vorstellungen einfach zu festgefahren, aber beim Lesen merkte ich immer wieder, dass er in meiner Fantasie einfach anders aussehen wollte.

Der Schreibstil war angenehm flüssig und flott zu lesen. Sehr oft herrschte ein rasantes Tempo innerhalb der Geschichte, sodass überraschende Wendungen stets dafür sorgten, dass sich die Ereignisse unerwartet und unvorhersehbar entwickelten. Dies erzeugte viel Spannung und führte zu einem großen Unterhaltungswert.
Aber auch humoristisch angehauchte Szenen sorgten für Abwechslung und lockerten die bisweilen sehr düstere Atmosphäre wieder auf.

Eingebettet in den Kampf von Gut und Böse war eine zarte Liebesgeschichte, die sich zwar mehr am Rande entfaltete, aber der Geschichte auch einen sanften Ton verlieh. Zudem diente sie auch als schöner Kontrast zu den teilweise älteren und damit auch weiseren Charakteren der Geschichte. So verband diese Story mehrere Generationen, was insgesamt zu viel Lebendigkeit führte.

Die unterschiedlichen Settings empfand ich als sehr gelungen. Sie waren bildlich beschrieben worden, sodass es mir nicht schwerfiel, mir diese auch vorzustellen. Genauso wie mit den Charakteren spielte auch hier die Autorin mit Gegensätzen. Mal gab es sehr finstere und gefährliche Umgebungen, dann wieder schon beinahe paradiesische.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Atmosphäre der einzelnen Orte mehr fühlen zu können. Bisweilen wurden sie sehr explizit erklärt, was mir ein bisschen Gespür für das Gesamtgeschehen nahm.

In dieser Geschichte wurden sehr viele Fantasy-Elemente verbaut. Was für Liebhaber des Genres eine wahre Freude ist, war für mich bisweilen ein bisschen zu viel. Ich mag es ja immer, wenn ich mir vorstellen kann, dass es genauso sein könnte. Dies gelang mir hier aber leider nicht immer. Dafür gab es Szenenbilder, die für mich ausgiebiger geschrieben sein könnten, weil sie mein Thriller Herz hätten höherschlagen lassen.

Fazit:
Ein Fantasy Abenteuer vom Feinsten. Die Vielfalt an unterschiedlichsten Elementen dieses Genres war unglaublich hoch und zu einem komplexen sowie atemberaubenden Weltenkonstrukt verbaut worden. Die Spannung war durchgängig hoch und unglaublich vielschichtig. Für Liebhaber von Urban Fantasy definitiv empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Faye - die zwei Gesichter einer Frau

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Auf die Fortsetzung war ich sehr gespannt. Der erste Teil hatte mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Insgesamt war es kein Thriller für mich gewesen und ich habe einiges an prickelnder Spannung vermisst. ...

Auf die Fortsetzung war ich sehr gespannt. Der erste Teil hatte mich ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Insgesamt war es kein Thriller für mich gewesen und ich habe einiges an prickelnder Spannung vermisst. Hier war es jedoch anders. Gleich von Anfang an wurde es um einiges interessanter und es war auch gleich spürbar, welche Gefahren sich auftürmen würden. Leider war vieles davon im Nachhinein betrachtet sehr vorhersehbar. Eine Vielzahl meiner Vermutungen traf am Ende zu. Es enttäuschte mich irgendwie, weil manches eben auch Klischees bediente.

Dennoch war ich vom Aufbau der Geschichte wirklich fasziniert. Es ging flott voran und es wurden auch viele Fragen, die ich mir im ersten Teil gestellt hatte, geklärt. Vieles ergab sich durch den weiteren Verlauf bestimmter Ereignisse und die Entwicklungen fand ich unheimlich interessant.
Manche Geschehnisse aus der Vergangenheit wussten mich zu überraschen, weil ich ganz andere Vermutungen im ersten Band angestellt hatte. Dies gelang Camilla Läckberg deshalb so gut, weil sie mich im ersten Band mit Details anfütterte, die jedoch nicht die ganze Wahrheit widergespiegelt hatten. Diese Raffinesse hätte ich mir auch gern bei den Vorkommnissen in der Gegenwart gewünscht.

Fast alle Figuren aus dem ersten Teil kamen auch in diesem Band wieder vor. Die einen mehr, manche mit weniger Präsenz. Es gab auch ein paar neue Figuren, welche die Stimmung zusätzlich anheizten.
Zwei Personen aus dem ersten Teil wurden mehr in den Mittelpunkt gerückt. Ihre Entwicklung war spannend zu betrachten und mitzuerleben. Ich fand sie sehr glaubwürdig und mir waren beide Damen durchaus sympathisch. Dies hatte ich im ersten Teil nicht so wahrgenommen und ich bin froh, die beiden Ladys besser kennengelernt zu haben.

Auch Faye war mir dieses Mal intensiver und greifbarer dargestellt worden. War sie mir im Vorgängerbuch noch recht nebulös, sah ich hier nun wesentlich klarer. Bei Faye bin ich tatsächlich immer noch sehr zwiegespalten. Auf der einen Seite war sie mir wirklich sympathisch gewesen und ich habe sie vor allem für ihre Durchsetzungsfähigkeit bewundert. Auch hatte Faye unglaublich viel erdulden müssen und ihr Kindheit und Jugend waren die reinste Hölle. So hatte ich auch irgendwie Mitleid mit Faye.
Auf der anderen Seite empfand ich Faye oft als eiskalt und sehr berechnend. Diese Charakterzüge mochte ich nicht so besonders, denn sie setzte sich ganz klar über geltendes Recht hinweg. Ihr Zorn traf zwar per se nie die „falschen“ Personen, aber Faye wird für mich nie eine „Ikone des Feminismus“ sein, als die sie im Buch bezeichnet wurde.

Der Schreibstil war angenehm flüssig und hatte sich auch an die jeweiligen Situationen angepasst. So konnte ich auch die Atmosphäre der jeweiligen Szenen sehr gut aufnehmen und spüren. Dies verlieh dem ganzen Buch eine ganz besondere Stimmung und machte es zu einem Suchtbuch. Die psychologischen Raffinessen traten für meinen Geschmack auch mehr in den Vordergrund und waren intensiver ausgearbeitet worden. So etwas mag ich bei Thrillern sehr gerne.

Leider empfand ich auch in diesem Buch manches als sehr unrealistisch. Im wahren Leben lassen sich solche großen Probleme nicht mal ebenso lösen und manches Mal war da schon weit hergeholt. Auch die Spur, die eine Figur an Zerstörung hinter sich herzog, schien nie jemanden von den Gesetzeshütern wirklich wahrhaftig aufzufallen, noch groß hinterfragt zu werden. Ja, eine einzige Person versuchte es, aber diese wurde so klischeehaft zum Schweigen gebracht, dass ich hier einfach nur den Kopf schütteln musste.

Meiner Meinung nach könnte dieses Buch auch unabhängig vom Vorgänger gelesen werden. Alle wichtigen Details wurden von der Autorin noch einmal zum Verständnis und als kleine Erinnerung wiederholt. Jedoch sollte sich jeder im Klaren sein, dass der erste Teil schon recht stark gespoilert wurde. Sodass das Lesen von „Golden Cage“ dann wahrscheinlich nicht mehr viel Spaß machen würde.

Das Ende wurde schon recht offen gestaltet, sodass ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass es irgendwann auch noch eine Fortsetzung davon geben wird. Scheinbar ist Fayes Geschichte noch nicht genug auserzählt. Nichtsdestotrotz würde ich tatsächlich auch einen dritten Teil lesen, in der Hoffnung, dass es eine fulminante Steigerung gibt.

Fazit:
Auch wenn mich Fayes Charakter nicht wirklich begeistern konnte und ich ihr gegenüber nicht unvoreingenommen war, mochte ich das Buch sehr gerne. Ich empfand es spannungsgeladener als den ersten Teil und würde dieses Buch auch mehr als Thriller bezeichnen wollen. Daher gibt es hier eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Eine zauberhafte Liebesgeschichte mit historischer Untermalung

Mit dir für alle Zeit
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Schon der Beginn der Geschichte war schön. Lisa Grunwald verzauberte mich mit ihren schönen Beschreibungen des Grand Central um 1938 und erweckte ihn vor meinem inneren Auge zum Leben. Mit vielen interessanten ...

Schon der Beginn der Geschichte war schön. Lisa Grunwald verzauberte mich mit ihren schönen Beschreibungen des Grand Central um 1938 und erweckte ihn vor meinem inneren Auge zum Leben. Mit vielen interessanten Details rund um diesen besonderen Bahnhof befriedigte sie meinen Durst nach historischen und architektonischen Details. Eingebettet in dieses vielschichtige Setting erzählte mir die Autorin von Nora und Joe.

Joe, ein liebenswerter, ehrlicher und offener Charakter, stand ständig zwischen den Stühlen. Erst belastete ihn das Wissen um die Frau, in die er sich fast sofort verliebte und dann musste er seiner Familie in den schwersten Stunden beistehen.
Ich mochte Joe sehr, er hatte so viele Träume, doch er opferte sich immer für die anderen. Es war spürbar, dass er es gerne tat, und dennoch tat er mir oft leid. Er war immer so gefangen in seinem Pflichtbewusstsein, das ich manchmal eher das Gefühl hatte, dass Joe der lebende Tote war und nicht seine geliebte Nora.
Aber gerade dies macht ihn so nahbar, so menschlich. Ich fieberte immer mit ihm mit und wünschte Joe dabei immer nur das Beste.

Nora war die wohl interessanteste Figur für mich. Ich würde es schon als Schicksalsschlag bezeichnen, wenn du feststellst, dass du eigentlich gestorben bist, aber unter bestimmten Voraussetzungen wieder lebendig wirst. Nora konnte weiterhin auch alles, was jeder normale Mensch macht. Essen, Trinken, Spaß haben, sich ärgern, kurzum: leben. Und es war bei ihr spürbar, dass sie leben wollte. Als Nora starb, war sie 23 Jahre jung und ihre Leichtigkeit war durch das ganze Buch hindurch präsent. Ich bewunderte sie dafür, wie sie mit ihrer Situation umging und das sie sich selber dabei nie aufgab. Denn ihr Dasein im Diesseits war an bestimmte Bedingungen geknüpft, die ich nach und nach erfuhr.

Die erste Begegnung der beiden war bezaubernd und ich genoss es, sie zu begleiten. Es herrschte von Anfang an eine ganz besondere Verbindung zwischen Nora und Joe und es war wirklich magisch. Ich liebte es ihnen bei ihrem Weg durch die glücklichen und auch durch die harten Zeiten über die Schulter zu schauen.
Zwar erzählte ausschließlich der personale Erzähler die Geschichte, doch mal begleitete ich Joe, mal Nora. So erfuhr ich nicht nur jede Menge über ihre Charaktere, sondern auch über ihre Gedanken- und Gefühlswelt.
Was mir dabei besonders gefiel, waren die Rückblicke in Noras Vergangenheit. Ich erfuhr, warum und wie sie starb und was sie davor gemacht hatte. Es war eindrücklich, aber es beengte mich auch. Die Umstände ihres Todes waren wirklich sehr tragisch und doch war ihre „Auferstehung“ ein einziges Wunder. Aber es war nicht kitschig oder an den Haaren herbeigezogen. Es hatte den Touch Realität, den ich so sehr liebe.

Jedes Kapitel wurde mit der Jahreszahl, an dem die Ereignisse stattfanden, versehen sowie einem Titel, unter dem diese standen. Sie waren immer stimmig zu den Geschehnissen. Gleichzeitig machten sie neugierig auf das, was da noch so kommen würde.

Ein weiteres Highlight war für mich, dass Lisa Grunwald diese ungewöhnliche Liebesgeschichte in eine historisch korrekte Umgebung und Zeit gebettet hatte. So erfuhr ich, wie die Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg in Manhattan waren, wie es war, als die USA in den Krieg mit einstieg und welche Konsequenzen es für die Menschen hatte. Aber auch was geschah, als der Krieg endlich vorbei war.
Dieser riesige Querschnitt durch fast zwei Jahrzehnte war beeindruckend. Für mich als Geschichtsliebhaberin ein absoluter Traum, weil es so authentisch dargestellt wurde.
Vor allem die Auswirkungen des Krieges mit seinem sehr hässlichen Gesicht stellte Lisa Grunewald sehr geschickt und eindrücklich mithilfe von Joes Familie dar. Sie bestand zu Beginn aus seinem Vater, der Kriegsveteran war, seinem Bruder, dessen Frau und deren beider Kinder.
Hier war besonders das Leid der Menschen generell spürbar und vermittelte mir einen Eindruck, wie die Zeiten so gewesen waren.

Doch manchmal zog sich in diese Geschichte in die Länge. Wurde schwer von viel zu vielen Details, die oft einfach nur zur Füllung dienten. Vereinzelt bestanden sie aus Banalitäten, was Joe oder Nora gerade taten. Was sie betrachteten, dachten. Das raubte mir manchmal die Energie, meinen Enthusiasmus für diese doch so schöne Geschichte. Gelegentlich rutschten die Erzählungen in eine ganz schwere Melancholie ab, die bis zu einem gewissen Grad auch passend zum Inhalt war. Aber dann doch für meinen Geschmack zu viel gewesen ist.
Durch diese doch zuweilen zähen Szenen kämpfte ich mich hin und wieder regelrecht durch und war immer erleichtert, wenn ich diese langatmigen Sequenzen hinter mir lassen konnte.

Das Ende hatte mich im Übrigen sehr überrascht. Es war unerwartet und doch so unglaublich passend zum ganzen Buch. Und rückblickend musste ich erstaunt feststellen, dass diese Geschichte mit sehr wenigen Charakteren auskam. Das hatte mich schon fasziniert.

Fazit:
Eine Liebesgeschichte mit einem Setting, dessen Dreh-und Angelpunkt der Grand Central gewesen ist. Ich mochte, wie das Schicksal der beiden Liebenden in die damalige Welt eingebettet wurde und mit reichlich historischen Details unterfüttert wurde. Auch wenn das Buch seine Längen hatte, die Geschichte von Nora und Joe war wirklich verzaubernd.

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