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Veröffentlicht am 02.11.2020

Rasant und mit hintergründigem Humor

Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Skandal im Bohemia (Fall 7)
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Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des ...

Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des guten Rufes seines Freundes. Während er auf seinem Blog für alle sichtbar überlegt, welchen noch unbekannten Fall er nun vorstellen möchte, schlägt ihm ein Kommentator vor, sich doch des Skandals im Bohemia anzunehmen, des einzigen ungelösten Falls, der Holmes bis zu seinem Tod nicht mehr losließ. Sich wundernd, woher dem Unbekannten dieser delikate Fall bekannt ist, der bislang mit äußerster Diskretion behandelt wurde, erinnert er sich. Eines Abends stand ein Mann vor der Tür der Baker Street: Godfroy Norton, das Idol seiner Kindheit, der im Kinderfernsehen Geschichten erzählte, spielerisch das Rechnen und das Alphabet erklärte. Wegen seiner ausgefallenen sexuellen Präferenzen ist der Märchenonkel der Nation Mitglied in drei Privatclubs, die auf seine Interessen spezialisiert sind. Da sie sehr exklusiv sind und die Prominenz sich dort die Klinke in die Hand gibt, vertraute er auf deren Diskretion, denn die Enthüllung dieser Vorlieben, würde seinen Ruf als Märchenonkel der Nation für immer zerstören. Doch nun wird er erpresst, mit Aufnahmen aus einem dieser Clubs und Holmes soll die Veröffentlichung der Bilder auf jeden Fall verhindern!

Nach 5 Jahren wird das Sherlock & Watson Hörkino, frei nach Motiven des großen Arthur Conan Doyle, endlich mit neuen Fällen fortgesetzt. Wer die alten noch nicht kennt, der hat inzwischen die Möglichkeit, Staffel 1 in einer Box zu erhalten. Diese Produktionsreihe entstaubt den Klassiker, aber völlig anders als die legendäre BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Hier schreibt Dr. James Watson, dargestellt von der Stimme von Florian Lukas, einen Blog, um seine Erlebnisse mit dem Meisterdetektiv zu dokumentieren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aber auf seine Blogeinträge kommen immer wieder unmittelbare Reaktionen, da nicht alle, seine Berichte unkommentiert lassen können, allen voran seine Frau Mary als @marylovesjames oder Mrs Hudson @bakerstreethome, seine Schwester Harry @therealwatson oder eben auch Mycroft Holmes als @Ispy, der auch jetzt noch seine Finger überall drin haben muss. Diese Szenen sind wirklich schnell und rasant geschnitten, entsprechend der Mittel der modernen Kommunikation, die Watson wirklich fordern. Daher hätte ich es mir gewünscht, wenn die Sprecherliste in der Hülle auch die Nicknames angegeben hätte, damit man sicherer durchblickt, da einige Personen aber tatsächlich geheim bleiben sollen, aus gutem Grund, ist das nicht erfolgt. Ich darf aber so viel verraten, dass einige der Kommentatoren fiktive Kollegen sind, die nicht im Jahre 2004 ermitteln, und auch die führenden Köpfe der Tories äußern sich zu Watsons Einträgen. Viel Spaß beim Rätseln! Bisweilen ist es witzig, bisweilen schräg, jede Entdeckung ein Spaß. Mycroft Holmes erkennt man allerdings sofort an seiner stiff upper class voice, Kai Magnus Sting gelingt dieser unnachahmliche Tonfall, als wäre er in einem Gentleman's Club geboren... Gerade für diesen Fall, der in diesem Milieu spielt, absolut perfekt! Ganz zeitgemäß gibt es natürlich auch @sherlockisfakenews und @therealwatson. Denn das ist ja das fundamentale Problem Watsons, die angeblichen „Enthüllungen“ über den Meisterdetektiv und seine abfällige Bezeichnung als #fakenews. Doch sind es nicht Holmes Deduktionskünste durch die es gelingt nachzuweisen, dass das schier Unmögliche doch nur des Rätsels letzter Schluss sein kann und den Verbrecher überführen. Es ist Watson, der hinter das Geheimnis kommt, was ihm neue Energie gibt, um weiter nach dem ultimativen Unschuldsbeweis für seinen alten Freund zu suchen. Auch wenn die neuen Fälle in modernen Zeiten spielen, sind sie durchweht von wahrem Sherlock-Spirit. Die blitzschnellen Überlegungen des Meisters werden als ebenso rasante Geistesblitze durch schnelle, teils etwas überlappende Sätze bzw. Satzfetzen dargestellt, wie ein unmittelbarer Blick in sein Hirn. Dieser Fall endet mit einem echten Knaller! Es folgt die Vorstellung der Sprecher und dann sollte man unbedingt noch weiterhören, denn nach dem üblichen Abspann, gibt es den Ausblick auf das was in Folge 8 passieren wird... Ich hoffe ja sehr, dass die Reihe fortgesetzt wird, ich will ja auch u.a. wissen, ob James Mary jemals ihren Seitensprung wird verzeihen können...

Diese Hörspielreihe ist erstklassig besetzt, bis in die Nebenrollen mit bekannten Schauspielern, deren Namen einem vielleicht nicht auf Anhieb ein Gesicht vor Augen erscheinen lassen, sondern eher so ein Erinnerungssummen auslösen, bei denen man aber die Stimme kennt und wenn man sie googelt, denkt man gleich: „Ach der! Ach die!“. So ging es mir zumindest bei Peter Jordan der Stimme von Inspector Lestrade, der schon in zahlreichen Tatorten, TV- und Kinofilmen mitspielte, aber in seinem Aussehen ebenso wandelbar ist, wie in seiner Stimme. Moriartys Stimme Stefan Kaminski ist eine Hörbuchlegende, Britta Steffenhagen als Mary Watson und Fritzi Haberland als Sherlocks Vermieterin Mrs Hudson sind ebenso begehrt, als Stimmen, wie auch als Darstellerinnen. Doch auch in den noch kleineren Rollen habe ich mit Frauke Poolmann und Udo Schenk echte Hochkaräter entdeckt! Neu im Cast ist Felix von Manteuffel, der die Rolle des Märchenonkels absolut überzeugend einnimmt, dem ich solche Neigungen aber auch niemals zugetraut hätte, klingt er doch so kultiviert, eben wie der geborene Erzähler!

Ein ebenso atemberaubendes wie witzig-vertracktes Hörerlebnis. Temporeiches Hörkino pur, ein echtes Geschenk in Zeiten der Schließung von allem was Spaß macht. Na ja, lesen und hören zu Hause bleiben erlaubt!

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Spannende geschichtliche Zusammenhänge

Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser: Von der Renaissance bis heute
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Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!

Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle ...

Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!

Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle Zusammenhänge geknüpft, die der Autor über seine Recherchen herausarbeitet. Natürlich werden hier auch die Blüte der Kunst und Leonardo Da Vinci nicht vergessen. Es folgt der Aufstieg Spaniens mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, dem in seinem Land, die gebotene Anerkennung nicht zuteil wurde, weshalb er von Portugal nach Spanien ging. Da Fortschritt sich nicht aufhalten lässt, betrifft er auch den Glauben mit der Reformation, so dass ein Überblick über die Reformatoren Luther, Zwingli, Calvin und Heinrich VII gegeben wird. Natürlich kann das nicht friedlich verlaufen, weshalb die Glaubenskriege folgen. Trotz dieser Reformation sind die Menschen abergläubischer als je zu vor, was sich an den Hexenprozessen und dem Prozess des Galileo Galilei gezeigt wird. So folgen der Absolutismus Ludwig des 14. in all seiner Herrlichkeit, für mich auch unter einem sehr interessanten Gesichtspunkt. Bonny Prince Charly, der wegen seiner Verstöße gegen die Magna Carta und seine Prunksucht von Oliver Cromwell zum Tode verurteilt wird. Wobei mir die Parallele der Prunksucht Charles I mit Louis XIV sehr gut gefällt, auch mit ihrer unterschiedlichen Wertung und dem starken Kontrast zu Cromwell. Allerdings stellt der Autor den Puritaner Cromwell für meinen Geschmack viel zu gut dar, denn sein Erbe ist es, das die Brexit-Verhandlungen noch heute so schwierig macht. Dass er versuchte die Identität der Schotten, Waliser und Iren auszulöschen, wird leider nicht erwähnt. Plötzlich stehen die Türken vor Wien und Peter der Große gründet St. Petersburg. Auch Katharina die Große, Louis XV, Louis XVI, Maria Theresia, ihre Tochter Marie Antoinette und die Französische Revolution werden ebenso wenig vergessen Danton, Robespierre und die Schreckensherrschaft. Der Aufstieg des armen korsischen Advokatensohnes Napoleon zum Kaiser von Frankreich mit all seinen Kriegszügen durch Europa und darüber hinaus.
Anschließend treten die großen Veränderungen durch die Erfindung der Dampfmaschine ein, die die Gesellschaft in kurzer Zeit auf den Kopf stellt und zu Marx und dem Traum vom Klassenkampf führt. Doch auch China und der Opiumkrieg werden nicht vergessen, ebenso wie der Aufstieg des kleinen, disziplinierten Inselstaates Japan. Gerade diese Aspekte fand ich sehr interessant, da wir uns im Unterricht immer viel zu viel auf Europa konzentriert haben. Es folgt die Zeit, an die der Autor sich durch die Erzählungen seiner Großeltern und eigenes Erlebtes zu erinnern glaubt. Da der Autor etwas jünger war als mein Opa musste ich dabei schmunzeln. Er erzählt über die Ungerechtigkeit der Versailler Verträge und der gebrochenen Versprechen des amerikanischen Präsidenten, die in den Köpfen der Deutschen für Verbitterung und Empörung sorgen und so einen fruchtbaren Boden für den Diktator Hitler boten. So ähnlich schilderte es auch mein Opa, doch als der Autor eigene Nachforschungen anstellte, musste er feststellen, dass dies doch gar nicht so war, sondern viel mehr ein Volksglaube, der sich beharrlich in den Köpfen festgesetzt hat. Sehr sympathisch finde ich, dass er sich mit seinen bis dato unerschütterlichen Ansichten auseinander setzt und diese bereitwillig revidiert. Er muss auch einräumen, dass selbst die Zeiten, an die man sich zu erinnern glaubt, bisweilen in der historischen Betrachtung dann doch anders waren. Geschichte regt zum Nachdenken an und schafft den Grundstein für verantwortungsvolles politisches Handeln. Ansichten, Meinungen und Denkströmungen können sich ändern, das entbindet niemanden von der Pflicht des eigenen Denkens.

Ernst H. Gombrich wurde 1909 in Wien geboren. Er promovierte 1933 in Kunstgeschichte und emigrierte 1936 nach London und arbeitete während des Krieges für die BBC. Er war Direktor des Warburg Institut und Professor für Kunstgeschichte an der University of London bis zu seiner Emeritierung 1976. Er starb 2001 in London.

Christoph Waltz ist nicht nur zweifacher Oscar-Preisträger, sondern wie der Autor selbst in Wien geboren. Da er aber auch vor seinen Hollywood Erfolgen auch in deutschsprachigen Filmen sehr erfolgreich war, ist seine Stimme, mit dem leichten Wiener Einschlag sehr vertraut. Gerade seine unüberhörbare Herkunft empfinde ich als Pluspunkt, da man gerade bei diesem Teil, in dem den Österreichern und Preußen deutlich mehr Gewicht zukommt, den Blick des Österreichers auf die Geschichte merkt. Das finde ich gut, denn als ich als Kind auf die Karte schaute und sah wie klein Österreich ist, wunderte ich mich schon über die historische Bedeutung dieses Landes, mit seinen recht wenigen Einwohnern. Dies wurde mir hier viel deutlicher, als es mir die Schule je vermitteln konnte. Dabei ist seine Stimme angenehm warm und weich, so dass bei all den kriegerischen Konflikten, die geschildert werden, sie nicht so bedrohlich wirken. Durch seine deutliche gut modulierte Aussprache wird es nie langweilig ihm zuzuhören.

Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument und in diesem Band dreht sich viel um die europäischen Kolonialmächte und ihre Vormachtstellung, aber vor allem auch um den amerikanischen Bürgerkrieg und die Sklaverei. Für diese Themen wird der Begriff relativ sparsam verwendet und vor allem um zu verdeutlichen, dass die Südstaatler der Meinung waren, dass sie in dem Klima unmöglich arbeiten könnten und daher zum Erhalt ihres Wohlstandes auf „Neger“sklaven angewiesen seien. Ich finde das der Begriff sehr gut auch die Missachtung der Menschenrechte der Betroffenen verdeutlicht, sowie ihre Machtlosigkeit, die sie der Willkür ihrer Besitzer auslieferte. Ich empfand hier den Einsatz des Begriffes durchaus als klare Missbilligung der Zustände und Ansichten, die tief in den Köpfen eingebrannt waren. Wie im Booklet angemerkt wird, stammt das Buch von 1935, erst in den 60er Jahren in den USA und in den 70er Jahren in Deutschland, wurde dieses Wort als diskriminierend anerkannt. Der Autor hat es aber auch in der Überarbeitung stehen gelassen. Menschen als „Sklaven“ zu halten ist Diskriminierung pur, ebenso wie ihre Bezeichnung.

Das Original wurde 1935 geschrieben, also vor dem 2. Weltkrieg und so hat der Autor sein Werk noch vor seinem Tod um ein paar weitere Kapitel bis zur Gründung der Europäischen Union ergänzt. Es geht also nicht wirklich bis zur heutigen Gegenwart. Aber an viele der fehlenden Jahre sollten sich ja auch Eltern und Großeltern erinnern können, so wie es dem Autor auch ging und der dann einräumen musste, dass die Erinnerung ganz schön täuschen kann!

Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein. Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Das in der haptisch angenehmen Pappbox beiliegende Booklet hilft einen das Gehörte besser zu merken, da man auch einiges noch nachlesen kann. Das finde ich sehr hilfreich. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.
Richtig toll auch für lange Autofahrten mit der Familie

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Eines meines Lieblingsbücher als Hörspiel!

Die Chroniken von Narnia – Teil 1: Das Wunder von Narnia
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Diggory muss wegen einer familiären Abwesenheit seines Vaters in Indien, mit seiner schwerkranken Mutter vom Land nach London zu Tante Letty und Onkel Andrew ziehen. Letty soll seine Mutter pflegen. Diggory ...

Diggory muss wegen einer familiären Abwesenheit seines Vaters in Indien, mit seiner schwerkranken Mutter vom Land nach London zu Tante Letty und Onkel Andrew ziehen. Letty soll seine Mutter pflegen. Diggory gefällt die Stadt nicht, doch als er besonders verzweifelt ist, lernt er die gleichaltrige Polly kennen. Das Wetter ist britisch und so verbringen die zwei die Ferien mit Erkundungstouren durch die Häuser. Dabei entdecken sie Onkel Andrews geheimes Arbeitszimmer, in dem er mit uraltem magischen Staub experimentiert. Aus diesem hat er farbige Ringe geschaffen, die die Kinder in den Wald zwischen den Welten transportiert. Zwischen den Bäumen befinden sich Teiche, von denen ein jeder in eine andere Welt führt: alte, ersterbende und junge, gerade erst erwachendw. Die erste Welt in die es sie verschlägt ist offensichtlich kalt und ersterbend. Doch Diggory kann es nicht lassen eine Glocke zu läuten, die alle Bewohner erweckt, gemeinsam mit ihrer kaltherzigen Herrscherin, der Hexe Jadis. Als die Kinder in ihre Welt zurückkehren wollen, hält Jadis sich an ihnen fest und gelangt so nach London, wo sie für nichts als Ärger sorgt. Dort kann sie unmöglich bleiben und so werden sie, zusammen mit einem Kutscher und seinem Pferd zurückgeschickt. Diesmal erleben sie das Wunder von Narnia, die Schöpfung einer neuen Welt durch den Gesang des mächtigen Löwen Arslan.

Ich liebe diese Geschichte, die Geburt einer neuen Welt voller Möglichkeiten und Fruchtbarkeit hat mich schon als Kind fasziniert! Das Land ist jung und fruchtbar, was auch immer in die Erde fällt, es wird wachsen und gedeihen. Ein wunderschöner Gedanke! Auch Diggory und Polly sind davon fasziniert, aber auch ehrfürchtig, denn sie bekommen von Arslan eine Aufgabe, um den Schaden, den sie durch die Mitnahme Jadis in die noch unschuldige Welt angerichtet haben, wieder gut zu machen. Eine Welt von der man noch nichts weiß ist natürlich gleichermaßen aufregend, wie auch beängstigend. Dabei muss Diggory am Ziel eine Aufgabe erfüllen, die ihn und seine moralischen Grundsätze auf eine harte Probe stellen. Ähnlich wie in der Schöpfungsgeschichte führt Jadis Diggory in Versuchung. Das Hörspiel erweckt den Kinderbuchklassiker zu neuem Leben und befriedigt die Neugier all jener, die zwar die drei verfilmten Bände kennen, sich aber schon immer gefragt haben, wie denn eine fremde Welt in einen alten Kleiderschrank kommen konnte. Das ist hier nicht ganz so logisch, denn ich meine, dass der erste ursprüngliche Narnia-Band, „der König von Narnia“ auf dem Land beginnt, weil die Geschwister vor den Bombenangriffen auf London zum Onkel aufs Land geschickt werden und hier befindet sich das Arbeitszimmer mitten in London. Allerdings darf Diggory am Ende der Geschichte endlich wieder aufs Land ziehen, doch wie die Sache mit Narnia und dem Kleiderschrank möglich war, ist mir noch immer nicht klar. Dafür erfährt man aber, wie die einsame Laterne dorthin kam, die den vier Kindern beim Eintreten in die Welt von Narnia den Weg leuchtete und natürlich wieso ein so wunderbares Land von einer so grässlichen Hexe terrorisiert wird.

Dieses Hörspiel wurde für den Rundfunk von SWR/NDR produziert und ist entsprechend aufwendig in Szene gesetzt mit einigen sehr namhaften Sprechern wie Pierre Besson und Uve Teschner sogar in den Nebenrollen und Friedhelm Ptok als Erzähler, begleitet von Klängen und Geräuschen. Wenn man die Augen schließt wird man mit in das London der fünfziger Jahre und in den stillen Wald zwischen den Welten mitgenommen. Im Auto in der Raumklang klasse und dieses Hörspiel ab 10 Jahren ist wirklich für die ganze Familie zu empfehlen, also perfekt für gemeinsame Autofahrten. Da das Hörspiel im Rundfunk in zwei Teilen ausgestrahlt wurde, beginnt die zweite CD mit einer kurzen Zusammenfassung dessen, was bisher geschah. Das finde ich ganz hilfreich, bei längeren Hörpausen, oder wenn man zwischendrin mal kurz abgelenkt war, sie kann aber auch einfach übersprungen werden.

C.S. Lewis war ein irischer Literaturprofessor der englische Literatur sowohl in Cambridge als auch in Oxford lehrte. Eigentlich war er ein eingeschworener Junggeselle, bis er Joy Davidson und ihre Kinder kennenlernte. Lewis war lange Jahre sehr gut mit Tolkien befreundet, der ebenfalls Literaturprofessor in Oxford war. Seine harsche Kritik an den erfolgreichen Narnia Büchern, verbunden mit persönlichen Angriffen, beendete die langjährige Freundschaft.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Mein Hörhighlight des Monats!

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
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Penelope Stevens, oder kurz Nell ist Anfang/Mitte vierzig und fühlt sich komplett gescheitert! Nach ihrem BA in Literaturwissenschaften arbeitete sie in einem renommierte Londoner Verlag als Lektorin und ...

Penelope Stevens, oder kurz Nell ist Anfang/Mitte vierzig und fühlt sich komplett gescheitert! Nach ihrem BA in Literaturwissenschaften arbeitete sie in einem renommierte Londoner Verlag als Lektorin und bekam ein Spitzenangebot als Kinderbuchredakteurin in New York. Es klang wie ein Traum, doch Singles in New York haben es auch nicht leicht. Als sie dann den witzigen, erfolgreichen Koch Ethan kennenlernte, folgte sie ihm nach Kalifornien. Dort verwirklichten sie sich ihren Traum von einem eigenen Büchercafé, das super anlief, aber vor kurzem dennoch pleite ging. So zerbrach diese Beziehung kurz vor dem Ablauf ihres Visums, so dass sie als gescheiterte Existenz zurück kehrt. Sie muss ein Zimmer zur Untermiete bei einem durchstrukturierten Vermieter mit Energiespartick und einem von ihr an den Wochenenden zu versorgenden riesigen Hund Artemis, nehmen, weil sie sich keine Wohnung leisten kann. Auch beruflich sieht es nicht rosig aus, drum übernimmt sie den Job als Nachrufschreiberin. Gleich bei ihrem ersten Auftrag lernt sie die über achtzigjährige Cricket, Witwe des gerade verschiedenen Theaterautors Monty kennen, deren Motto lautet: Du brauchst keine Angst haben alt zu werden, Du musst nur Angst haben langweilig zu werden! Ach ja, bei einem einsamen Spaziergang an ihrem Geburtstag begegnet sie gleich noch einem hundelieben knackigen Mann unter Fünfzig...

Ich fand den Titel so lustig, dass ich sehr neugierig auf diese Geschichte war und sie unbedingt hören wollte. Der Einstieg erfolgt sehr direkt, unmittelbar in eine Podcast-Folge und zeugt von einem anderen Humor, als erwartet, reflektierter, reifer, selbstironischer. Damit hatte ich am frühen Morgen so noch nicht gerechnet und es hat meinen erwachenden Intellekt erst einmal überfordert. Aber relativ bald packte es mich dann und ich konnte nicht mehr aufhören. Beim erneuten Hören konnte ich diese Anfangsschwierigkeiten allerdings nicht mehr feststellen und amüsierte mich besser, als beim ersten Hören.

Nell steht da, kurz vor Silvester, vor einem Scherbenhaufen an Leben, so wie es sich anfühlt. In London ging das Leben für ihre Freunde weiter, nur zum Besten, nur sie selbst hat nichts vorzuweisen, außer einem Handy, auf dem ihr Bilder von den perfekten Leben all der anderen Menschen ihrer Generation entgegen leuchten... Doch Nell ist keine der Personen, die das Gras in Nachbars Garten immer grüner finden, sie hadert einfach nur damit, dass ihr Leben gar kein bisschen so verlief, wie sie es geplant hatte. Ein nicht gerade seltener Plot in der Frauenliteratur, aber dennoch eine besonders schöne Geschichte. Denn Nell berappelt sich, was auch an der gerade verwitweten Cricket liegt, die einfach nur cool und liebenswert ist und als Schauspielerin und Autorengatten, so manche Lebensweisheit beizutragen hat. Aber auch Nell ist ja keine Dumpfbacke, sondern das Jonglieren mit Worten gewohnt, so dass sie ihre Gedanken sprachlich erquickend und mit erheiternder Selbstironie zu verpacken vermag. Ich habe in Nell nicht eine Sekunde lang die Loserin gesehen, für die sie selbst sich bisweilen hielt. Sie beginnt das neue Leben in London mit einem neuen Notizbuch, in das sie sich bemüht jeden Tag 5 Dinge zu notieren, für die sie dankbar ist. Da dies für sie aktuell aber nicht so einfach ist, gestattet sie sich mit 3 solchen Dankbarkeitsempfindungen zu beginnen. Auch diese sind nicht immer ganz ernst gemeint, was zu ihrer eigenen Erheiterung beiträgt, da es hilft, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Seither versuche ich auch, derartige Momente der Dankbarkeit jeden Tag neu in meinem Leben zu entdecken. Eine schöne Angewohnheit, die ich hoffentlich beibehalten werde, da sie auch in Coronazeiten hilft, den Blick auf das Hier und Jetzt zu richten und Momente des Glücks zu würdigen, ohne vorher Yoga machen zu müssen.

Dieses Buch gibt es in gekürzter und ungekürzter Fassung als Hörbuch. Ich habe die gekürzte Fassung genossen und keinerlei Einschnitte bemerkt und nichts vermisst. Aber für all jene, die nun interessiert sind, aber prinzipiell keine gekürzten Hörbücher mögen, dieses gibt es in beiden Varianten.

Den Originaltitel: „confessions of a forty-something f#

k up“ finde ich viel treffender, wenn auch nicht so witzig, wie die deutsche Version, aber sonst habe ich an der Übersetzung nichts zu kritisieren.

Sprecherin Verena Wolfien klingt erwachsen und gereift, ohne alt zu klingen. Man nimmt ihr die forty-something f

#k up, mit Selbstironie und der Entschlossenheit nicht klein beizugeben ohne weiteres ab. Vor allem klingt sie unglaublich freundlich und wenn man sich in die Geschichte hineinhört, ist dies auch der ganz entscheidende Wesenszug von Nell: sie bleibt freundlich, auch wenn andere schon längst giften würden, sticheln oder mit sarkastischen Kommentaren verletzten würden. Dieser Wesenszug macht es der Hörerin so leicht, sich mit ihr zu freuen, wenn Licht am Ende des Tunnels auftaucht und setzt ein Zeichen gegen die leider viel zu häufige Missgunst.

Ein wirklich wunderbares Hörbuch, das vielleicht die Welt nicht neu erfindet, das mich aber tatsächlich immer wieder mit seinen Wendungen überrascht hat und beim zweiten Hören fast noch besser gefallen hat, als beim ersten Mal. Lange habe ich meinem Mann nicht mehr so viele Gedanken zu meinem aktuellen Hörbuch mitgeteilt... Ja, auch mit Mann und Kindern und ohne Hund kann man sich in dieser charmanten Erzählung wiederfinden, man sollte allerdings mind. 35 Jahre alt sein – sorry, keine Jugenddiskriminierung beabsichtigt, nur eine Altersempfehlung! Für mich definitiv ein Hörbuchhighlight!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Irre witzig!

Luis und Lena - Die Zahnlücke des Grauens
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Luis (12) besuchte in Berlin eine naturwissenschaftliche Schule, wo er als Nachwuchsforscher glücklich unter befreundeten Nerds war. Doch dann beschließt seine Mutter, für eine neue Stelle als Zahnarzthelferin ...

Luis (12) besuchte in Berlin eine naturwissenschaftliche Schule, wo er als Nachwuchsforscher glücklich unter befreundeten Nerds war. Doch dann beschließt seine Mutter, für eine neue Stelle als Zahnarzthelferin nach Bayern zu ziehen, in einen kleinen Ort, mit nur einem Gymnasium. Dort werden sich alle schon seit dem Kindergarten kennen, da muss er gleich einen guten Eindruck machen und so plant er diesen perfekt. Doch seine überbesorgte Mutter macht ihm einen Strich durch die Rechnung, da das Outfit nicht warm genug ist und ohne Helm zu fahren ist viel zu gefährlich. Durch das Umziehen kommt er noch zu spät und alle starren ihn an. Als es kaum noch schlimmer geht, wird er auf den letzten freien Platz neben Lena gesetzt, die alle für etwas irre halten, weil sie behauptet Kobolde sehen zu können. Um diesen miesen ersten Eindruck los zu werden, kauft er sich Eishockeyschlittschuhe und -schläger und marschiert zum Weiher. Beim gemeinsamen Training mit den Jungs wird er binnen Rekordzeit berühmt, als ihm ein Schneidezahn ausgeschlagen wird. Eine Trophäe, die ihm die sofortige Aufnahme in das Team sichert und die wie ein Schatz im Schrank des Vereinsheims aufbewahrt wird. Alles scheint bestens, bis nachts eine Zahnfee durch sein Zimmer schleicht und die Herausgabe des Zahns fordert! Das geht natürlich nicht, drum verfolgt sie ihn auf Schritt und Tritt und außer ihm und Lena, kann niemand sie sehen. Nun wird es oberpeinlich und echt brenzlig!

Dass Luis in die 6c geht, wie meine Jüngste, fand diese prima. Wir haben uns gemeinsam aufgeregt, wie man denn als Mutter einfach so, wegen eines völlig normalen Jobs so weit wegziehen kann und dann noch von seinem Kind verlangen, dass es das in Ordnung und schnell Freunde findet!
Die Geschichte ist allerdings so lustig geschrieben, dass wir darüber schnell hinwegsehen konnten. Es hat mir großen Spaß gemacht sie meiner Tochter laut vorzulesen und wir mussten immer wieder lachen! Daher können wir uns gut vorstellen, dass diese Geschichte auch sehr gut als Hörbuch funktioniert! Wir haben allerdings auch mit Luis und Lena gelitten. Mit Luis, weil er doch eigentlich ein Nerd ist und aufgrund des Umzugs gezwungen wird, sich mit einer gefährlichen Sportart zu beschäftigen, die die übrigen Jungs praktizieren, seit sie laufen können. Luis ist halt eher der Denker, als der Sportler, rein rational. Ganz anders als Lena, die eher fühlt, als wissenschaftlich vorzugehen. Daher wird sie auch für eine Spinnerin gehalten, allerdings zu Unrecht, wie Luis feststellen muss, außerdem ist sie eine prima Freundin. Wir mochten beide auf Anhieb, was ganz klar macht, dass Außenseiter auch eigentlich richtig klasse sein können und man ihnen unbedingt eine Chance geben sollte. Das gilt allerdings auch für Zahnfeen in Not, auch für diese sollte man immer ein Herz und ein Stück Schokolade bereithalten!
Diese Geschichte ist aber auch eine Liebeserklärung an die bayrische Provinz. Der Großstädter fühlt sich anfangs völlig verloren, gerade angesichts seiner wilden Mitschüler mit den eigenartigen Spitznamen. Als er sie näher kennenlernt, merkt er, dass diese wilden Typen echte Freunde, mit dem Herzen am rechten Fleck sind und das beste aus dem machen, was ihnen die Gegend so bietet.

Dieses Abenteuer ist irre witzig, voller Pointen und Wendungen, aber auch in sich abgeschlossen, obwohl sich schon die nächsten Schwierigkeiten am Schulhofhorizont bemerkbar machen. Alle Zeichen deuten auf Fortsetzung (so rein im analytischen Sinne!), wir würden uns darüber auf jeden Fall freuen!

Ach ja, natürlich ist dieses Buch wahrscheinlich offiziell ein Comicroman, da er erfreulicherweise von Daniel Stieglitz reich illustriert ist, manchmal mit Sprechblasen und manchmal mit Bilderfolgen... aber an alle Eltern: es ist vor allem ein Buch, mit vollständigen, grammatikalisch korrekten Sätzen. Die zahlreichen Illustrationen, die nur die Schmankerl, die das lästige Lesen versüßen, mit spitzer Feder.

Thomas Winkler arbeitet übrigens in Bayern als Lehrer für Mathematik, Physik und Informatik, wenn er nicht gerade Kinderbücher schreibt. Daher ist ihm wahrscheinlich nicht aufgefallen, dass in Berlin das Gymnasium erst mit der 7. beginnt ;) Allerdings beherrscht er etwas, was gute Lehrer auszeichnet und was mich von Lehrern geschriebene Bücher so schätzen lässt: er weiß, was Kinder in dem Alter verstehen und was nicht. Alle Begriffe, die meine Tochter nicht kannte (es waren nicht viele) wurden umgehend erklärt und das auch noch verständlich. Was will man mehr!?

Ein witziges Buch für Jungs und Mädchen ab 10 Jahren, um Freundschaft und die verrückten Unerklärlichkeiten des Universums, mit Lachgarantie.

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