Rasant und mit hintergründigem Humor
Sherlock & Watson – Neues aus der Baker Street: Skandal im Bohemia (Fall 7)Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des ...
Nachdem ihm ein Indiz für Sherlocks Unschuld und Genialität in die Hände gefallen ist, denkt er nicht mehr daran aus dem Leben zu scheiden, sondern konzentriert sich alleine auf die Wiederherstellung des guten Rufes seines Freundes. Während er auf seinem Blog für alle sichtbar überlegt, welchen noch unbekannten Fall er nun vorstellen möchte, schlägt ihm ein Kommentator vor, sich doch des Skandals im Bohemia anzunehmen, des einzigen ungelösten Falls, der Holmes bis zu seinem Tod nicht mehr losließ. Sich wundernd, woher dem Unbekannten dieser delikate Fall bekannt ist, der bislang mit äußerster Diskretion behandelt wurde, erinnert er sich. Eines Abends stand ein Mann vor der Tür der Baker Street: Godfroy Norton, das Idol seiner Kindheit, der im Kinderfernsehen Geschichten erzählte, spielerisch das Rechnen und das Alphabet erklärte. Wegen seiner ausgefallenen sexuellen Präferenzen ist der Märchenonkel der Nation Mitglied in drei Privatclubs, die auf seine Interessen spezialisiert sind. Da sie sehr exklusiv sind und die Prominenz sich dort die Klinke in die Hand gibt, vertraute er auf deren Diskretion, denn die Enthüllung dieser Vorlieben, würde seinen Ruf als Märchenonkel der Nation für immer zerstören. Doch nun wird er erpresst, mit Aufnahmen aus einem dieser Clubs und Holmes soll die Veröffentlichung der Bilder auf jeden Fall verhindern!
Nach 5 Jahren wird das Sherlock & Watson Hörkino, frei nach Motiven des großen Arthur Conan Doyle, endlich mit neuen Fällen fortgesetzt. Wer die alten noch nicht kennt, der hat inzwischen die Möglichkeit, Staffel 1 in einer Box zu erhalten. Diese Produktionsreihe entstaubt den Klassiker, aber völlig anders als die legendäre BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Hier schreibt Dr. James Watson, dargestellt von der Stimme von Florian Lukas, einen Blog, um seine Erlebnisse mit dem Meisterdetektiv zu dokumentieren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aber auf seine Blogeinträge kommen immer wieder unmittelbare Reaktionen, da nicht alle, seine Berichte unkommentiert lassen können, allen voran seine Frau Mary als @marylovesjames oder Mrs Hudson @bakerstreethome, seine Schwester Harry @therealwatson oder eben auch Mycroft Holmes als @Ispy, der auch jetzt noch seine Finger überall drin haben muss. Diese Szenen sind wirklich schnell und rasant geschnitten, entsprechend der Mittel der modernen Kommunikation, die Watson wirklich fordern. Daher hätte ich es mir gewünscht, wenn die Sprecherliste in der Hülle auch die Nicknames angegeben hätte, damit man sicherer durchblickt, da einige Personen aber tatsächlich geheim bleiben sollen, aus gutem Grund, ist das nicht erfolgt. Ich darf aber so viel verraten, dass einige der Kommentatoren fiktive Kollegen sind, die nicht im Jahre 2004 ermitteln, und auch die führenden Köpfe der Tories äußern sich zu Watsons Einträgen. Viel Spaß beim Rätseln! Bisweilen ist es witzig, bisweilen schräg, jede Entdeckung ein Spaß. Mycroft Holmes erkennt man allerdings sofort an seiner stiff upper class voice, Kai Magnus Sting gelingt dieser unnachahmliche Tonfall, als wäre er in einem Gentleman's Club geboren... Gerade für diesen Fall, der in diesem Milieu spielt, absolut perfekt! Ganz zeitgemäß gibt es natürlich auch @sherlockisfakenews und @therealwatson. Denn das ist ja das fundamentale Problem Watsons, die angeblichen „Enthüllungen“ über den Meisterdetektiv und seine abfällige Bezeichnung als #fakenews. Doch sind es nicht Holmes Deduktionskünste durch die es gelingt nachzuweisen, dass das schier Unmögliche doch nur des Rätsels letzter Schluss sein kann und den Verbrecher überführen. Es ist Watson, der hinter das Geheimnis kommt, was ihm neue Energie gibt, um weiter nach dem ultimativen Unschuldsbeweis für seinen alten Freund zu suchen. Auch wenn die neuen Fälle in modernen Zeiten spielen, sind sie durchweht von wahrem Sherlock-Spirit. Die blitzschnellen Überlegungen des Meisters werden als ebenso rasante Geistesblitze durch schnelle, teils etwas überlappende Sätze bzw. Satzfetzen dargestellt, wie ein unmittelbarer Blick in sein Hirn. Dieser Fall endet mit einem echten Knaller! Es folgt die Vorstellung der Sprecher und dann sollte man unbedingt noch weiterhören, denn nach dem üblichen Abspann, gibt es den Ausblick auf das was in Folge 8 passieren wird... Ich hoffe ja sehr, dass die Reihe fortgesetzt wird, ich will ja auch u.a. wissen, ob James Mary jemals ihren Seitensprung wird verzeihen können...
Diese Hörspielreihe ist erstklassig besetzt, bis in die Nebenrollen mit bekannten Schauspielern, deren Namen einem vielleicht nicht auf Anhieb ein Gesicht vor Augen erscheinen lassen, sondern eher so ein Erinnerungssummen auslösen, bei denen man aber die Stimme kennt und wenn man sie googelt, denkt man gleich: „Ach der! Ach die!“. So ging es mir zumindest bei Peter Jordan der Stimme von Inspector Lestrade, der schon in zahlreichen Tatorten, TV- und Kinofilmen mitspielte, aber in seinem Aussehen ebenso wandelbar ist, wie in seiner Stimme. Moriartys Stimme Stefan Kaminski ist eine Hörbuchlegende, Britta Steffenhagen als Mary Watson und Fritzi Haberland als Sherlocks Vermieterin Mrs Hudson sind ebenso begehrt, als Stimmen, wie auch als Darstellerinnen. Doch auch in den noch kleineren Rollen habe ich mit Frauke Poolmann und Udo Schenk echte Hochkaräter entdeckt! Neu im Cast ist Felix von Manteuffel, der die Rolle des Märchenonkels absolut überzeugend einnimmt, dem ich solche Neigungen aber auch niemals zugetraut hätte, klingt er doch so kultiviert, eben wie der geborene Erzähler!
Ein ebenso atemberaubendes wie witzig-vertracktes Hörerlebnis. Temporeiches Hörkino pur, ein echtes Geschenk in Zeiten der Schließung von allem was Spaß macht. Na ja, lesen und hören zu Hause bleiben erlaubt!