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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.02.2021

Klare Leseempfehlung

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Kim Jiyoung führt ein Leben, das für Frauen in Südkorea typisch ist. Schon sehr früh bekommt sie die ungleiche Behandlung von Jungen und Mädchen zu spüren, wenn sie sich mal wieder mit ihrer Schwester ...

Kim Jiyoung führt ein Leben, das für Frauen in Südkorea typisch ist. Schon sehr früh bekommt sie die ungleiche Behandlung von Jungen und Mädchen zu spüren, wenn sie sich mal wieder mit ihrer Schwester etwas teilen muss, während der jüngere Bruder bevorzugt behandelt wird. Auch in der Schule sind es stets die Mädchen, die einstecken müssen. Was in der Kindheit begonnen hat, setzt sich im Erwachsenenalter fort: Trotz sehr guter Studienabschlüsse und höherer Qualifikationen sind es zumeist Männer, die für Jobs infrage kommen, einzige Begründung: Die Frau fällt aus, sobald sie ein Kind bekommt. Enormer Leistungsdruck, Ungerechtigkeiten und Demütigungen bis hin zu ausgeprägtem Sexismus sind am Arbeitsplatz die Regel, doch bleibt den Frauen kaum eine andere Wahl, als dies zu ertragen, denn die Chance, überhaupt irgendeinen Job zu ergattern, ist gering. So ist es kein Wunder, dass Jiyoung eines Tages aufgrund dieser extremen psychischen Belastung eine Persönlichkeitsstörung zu entwicklen beginnt, die sie zu einem Psychater führt. Aus dessen Sicht erhalten wir einen Einblick in das bisherige Leben Jiyoungs.

An ihrem Beispiel wird in eher nüchterner Sprache das typische Leben einer Südkoreanerin nachgezeichnet, das geprägt ist von der Notwendigkeit, immer das Allerbeste und im Idealfall noch mehr zu geben, und der Erfahrung, dass selbst dies meist nicht ausreicht. Von der Erkenntnis, dass Männern immer mehr zuzustehen scheint und sie das auch ganz genau wissen, und dass die Frau kaum Aufstiegsmöglichkeiten hat - entweder gilt sie dafür als nicht schlau genug, oder sie ist im Gegenteil so schlau, dass sie einem gefährlich werden könnte und daher kleingehalten werden muss.

Ich finde den Schreibstil sehr passend für dieses Buch, er ist nicht emotional, sondern eher sachlich gehalten und lässt das, was er beschreibt, für sich sprechen. Das ist vollkommen ausreichend, denn es sind teilweise wirklich erschreckende Fakten, die hier angeführt werden. Wie wenig Frauen in manchen Kulturen heutzutage noch immer wert sind und was das bedeutet, wird während des Lesens mit jeder Seite deutlicher.

Ein sehr wichtiges Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann!

Veröffentlicht am 16.01.2021

Ein gelungener Abschluss

Bildvagabunden
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"Feuerpalast" ist der vierte und letzte Teil der Bildvagabunden-Reihe. Darin reisen Caro und Ryu mithilfe von Wandersteinen durch spezielle Bilder in die jeweils darauf abgebildete Welt. Nachdem ihnen ...

"Feuerpalast" ist der vierte und letzte Teil der Bildvagabunden-Reihe. Darin reisen Caro und Ryu mithilfe von Wandersteinen durch spezielle Bilder in die jeweils darauf abgebildete Welt. Nachdem ihnen im vorherigen Band nur knapp die Flucht aus dem Dämmerreich gelungen ist, befinden sie sich nun tatsächlich in Abkindha - der Welt, in der sie die Gilde der Bildvagabunden anzutreffen hoffen, um mit deren Unterstützung endlich einen Weg zurück auf die Erde und in den Mamorpalast zu finden. Tatsächlich werden die beiden in der neuen Welt überraschend freundlich in Empfang genommen, denn Bildvagabunden sind hier im Gegensatz zu allen bisherigen Welten ein akzeptierter Bestandteil der Gesellschaft. Sogar der Tanios, der Herrscher Abkindhas, möchte Caro und Ryu persönlich kennenlernen. Doch steckt dahinter wirklich bloß das Interesse an Geschichten aus fremden Welten, oder hat der Tanios es auf etwas anderes abgesehen?

Auch Banor, ein Mavrosryk, der Caro und Ryu eigentlich im Dämmerrreich gefangennehmen wollte, ist wohlbehalten in Abkindha angelangt - gegen seinen Willen allerdings, denn er wusste bisher nichts von den Bilderreisen. Kein Wunder also, dass er Caro und Ryu nicht auf ihrem Weg zur Gilde begleiten, sondern sich zunächst ins Hinterland begeben möchte. Dabei trifft er auf Rebellen, die gute Gründe haben, den aktuellen Tanios zu stürzen. Als Krieger und Feind der vom Tanios unterstützten Bildvagabunden schließt Banor sich ihnen kurzerhand an.

Die Handlung knüpft nahtlos an die von Band 3 an, während des Lesens kommen aber schnell nach und nach alle Erinnerungen zurück, sodass das kein Problem darstellt. Es gibt wieder zwei Handlungsstränge. Den von Caro & Ryu, der zunächst hauptächlich in der Stadt bzw. der Gilde spielt, wo die beiden in der Bibliothek das Wissen über die Welten aktualisieren, die sie bereist haben; und den um Banor, welcher sich den Rebellen angeschlossen hat. Beide Handlungsstränge sind spannend geschrieben, und gerade durch Banor als Protagonist kommt eine interessante zweite Perspektive mit in die Geschichte hinein.

Mag man zunächst noch denken, dass die Weiterreise hier kein großes Problem werden sollte - immerhin müssen sich die Bildvagabunden nicht versteckt halten und bekommen sogar offizielle Unterstützung - wird bald deutlich, dass es so einfach dann doch nicht werden soll. Denn schnell wird klar, dass der Tanios insbesondere Ryus Fähigkeiten für sich nutzen möchte, um das Aufbegehren der Rebellen im Keim zu ersticken, bevor es ihm gefährlich werden kann. Das bringt Caro und Ryu in eine Zwickmühle, wollen sie doch eigentlich nichts anderes, als einfach nur schnellstmöglich nach Hause zurückzukehren. Und erst recht wollen sie nicht in einen Krieg mit hineingezogen werden.

Die Spannung ist also von Anfang an da und wird auch bis ganz zum Schluss aufrechterhalten. Es gibt einige überraschende Wendungen und Entwicklungen, und auch Abkindha ist als Welt durch ihre individuelle Gestaltung wieder gut von den vorherigen unterscheidbar, sodass es auch in diesem Punkt nicht langweilig wird. Zusätzlich gibt es mehrere Nebenfiguren, von denen eine eine ganz besondere Rolle einnimmt und sehr interessant gestaltet ist.

Insgesamt hat mir hat auch dieser letzte Ausflug in die Bilderwelten wieder sehr gut gefallen! "Feuerpalast" ist ein schöner Abschluss dieser spannenden Reihe, die mir beim Lesen große Freude bereitet hat und mich am Ende zufrieden zurücklässt. Und ich werde ab jetzt definitiv ein Auge auf verdächtig wirkende Bilderrahmen haben, man weiß ja nie!

Veröffentlicht am 02.12.2020

Wenn sich dein ganzes Leben als eine Lüge herausstellt...

H.O.M.E. - Das Erwachen
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"Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Dein ganzes Leben ist in Ordnung, alles hat seinen Platz, du weißt, wer du bist, wo dein Zuhause ist und wer deine Freunde sind. Du hast einen Platz in der ...

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist. Dein ganzes Leben ist in Ordnung, alles hat seinen Platz, du weißt, wer du bist, wo dein Zuhause ist und wer deine Freunde sind. Du hast einen Platz in der Welt, eine Aufgabe. Und auf einmal wachst du auf, und ein Arzt mit viel zu markanten Augenbrauen erklärt dir, dass alles, was du gekannt und geliebt hast, bloß Einbildung war."

Zoë hat alles, was sie sich wünschen kann: Sie hat einen Freund, mit dem sie glücklich ist, besucht eine sehr gute Akademie mitten im Grünen, und wurde als Kapitän für die wichtige Mission ausgewählt, für die die Kinder und Jugendlichen an der Akademie augebildet werden. Ihr Leben ist wunderschön, zumindest glaubt sie das - bis sie eines Tages aufwacht und erfahren muss, dass sie die letzten zwölf Jahre im Koma gelegen hat. Mehr noch, die Welt um sie herum könnte nicht weiter von der Realität in ihrem Kopf entfernt sein. Zoë erwacht in einem Krankenhaus mitten in einem Berlin, in dem Wassermangel an der Tagesordnung ist. Und nicht nur dort, sondern auf der ganzen Welt leiden die Menschen Durst. Die politische Lage ist angespannt, täglich fallen zahlreiche Menschen ins Koma oder sterben. Dass Zoë nach all der Zeit wieder aufwacht, gleicht einem Wunder.

Von einem Tag auf den nächsten ist die Siebzehnjährige dieser für sie so fremden Welt ausgesetzt, lernt ihre Familie kennen, die für sie doch nur wildfremde Menschen sind, und muss akzeptieren, dass nichts so ist wie sie glaubte. Doch dann mehren sich die Flashbacks, immer wieder hat Zoë den Eindruck, zurück auf dem Gelände der Akademie zu sein. Und noch viel wichtiger - wie kann es sein, dass ein Mensch, der mit fünf ins Koma fiel, lesen und schreiben kann, komplexe Rechnungen im Kopf löst, mehrere Fremdsprachen fließend spricht und auch sonst über umfangreiches Wissen jeder Art verfügt? Für Zoë liegt die Erklärung auf der Hand: Ihr Koma muss mehr als das gewesen sein, die Akademie muss existieren. Dafür, dass sie kein reines Hirngespinst sein kann, spricht auch die Tatsache, dass es irgendjemand plötzlich auf Zoë abgesehen zu haben scheint und hinter ihr her ist...

Die Welt, die die Autorin entwirft, beschreibt eine gar nicht mal so unwahrscheinliche Version unserer möglichen Zukunft. Nach großen Dürrephasen klafft die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander, der Kontrast ist riesig zwischen jenen, die genug Geld haben um gleich am Anfang der Krise weiter in die Länder im Norden zu ziehen, wo es noch genügend Wasser gibt, und jenen, die jeden freien Quadratzentimeter ihrer Wohnung mit Schüsseln und Schalen verstellen, um jeden Tropfen Wasser recyceln zu können. Oder jenen, die längst kein Dach mehr über den Kopf haben und für die auch die "günstigeren" Flaschen Wasser, die es für 15 Euro pro Liter noch zu kaufen gibt, vollkommen unerschwinglich sind.

Ich bin sehr positiv überrascht. Ich hatte nichts Bestimmtes erwartet, habe dann aber schon nach wenigen Seiten den Sog verspürt, den dieses Buch ausübt. Es hat mich schlicht in seinen Bann gezogen und ich konnte es kaum mehr weglegen. Zoë, ihr Bruder Tom und dessen Kumpel Kip sind sympathische Protagonisten, in Zoë konnte ich mich zu jeder Zeit gut hineinversetzen. Das Buch ist sehr spannend geschrieben, gleich zu Beginn werden viele Fragen aufgeworfen, die man als Leser genauso sehr lösen möchte wie Zoë. Die Spannung wird auch bis zum Ende aufrecht erhalten und steigert sich im Laufe der Zeit noch, auch wenn man natürlich nach einer Weile gewisse Theorien im Kopf hat, wie alles zusammenhängen könnte.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend, die Thematik spannend und gut umgesetzt. Insgesamt hat mir das Buch unerwartet sehr gut gefallen und ich bin gespannt auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Eine herausagende Fortsetzung

Askeria: Hüter des Seelenfeuers
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Auch in Band 2 der Dark-Fantasy-Reihe um Piara, ihre Brüder Souta und Ineas und ihre Freunde geht es spannend weiter. Denn noch besteht die Hoffnung, dass Ineas gerettet und der Macht Lycenars ein Ende ...

Auch in Band 2 der Dark-Fantasy-Reihe um Piara, ihre Brüder Souta und Ineas und ihre Freunde geht es spannend weiter. Denn noch besteht die Hoffnung, dass Ineas gerettet und der Macht Lycenars ein Ende gesetzt werden kann, um gleichzeitig das Volk der Ceri aus der Unterdrückung zu befreien. Doch ihren Plan in die Tat umzusetzen ist schwieriger, als irgendjemand erwartet hätte. Während Piara und Souta sich vorbereiten und ihre Kräfte sammeln, muss Rigoras um das Leben seines Vaters fürchten, der des Hochverrats verdächtigt wird. Lycenars Kontrolle über Ineas´ Gedanken und Gefühle wächst weiter an, und die drei Geschwister müssen sich den offenen Fragen ihrer Vergangenheit stellen und erkennen, dass Vieles, was sie jahrelang zu wissen glaubten, auf Lügen basierte. Ihre letzte Hoffnung, um all dies endlich zu beenden, liegt nun im Seelenfeuer - einer uralten Kraft, die die Seelen Soutas und Lias aneinander binden soll...

Es ist faszinierend, welchen Sog diese Buchreihe ausübt. Mit Band 2 ist es genau wie mit seinem Vorgänger: Kaum nimmt man das Buch zur Hand, taucht man ein in diese komplexe und so wunderbar interessant gestaltete Welt. Die ganz besondere Atmosphäre, die bereits der erste Teil erzeugt hat, wird hier weiterhin aufrecht erhalten, während die Geschichte nahtlos an das Ende des ersten Bandes anknüpft. Dabei hat man als Leser keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Handlung hineinzufinden, obwohl man gleich wieder mitten in das Geschehen hineingeworfen wird.

Von Anfang an wird man in den Bann gezogen von Juliet Mays fesselndem Schreibstil, den vielschichtigen und authentischen Protagonisten, der facettenreichen, anspruchsvoll gestalteten Welt und der mitreißenden Handlung. Oft ist es keine leichte Kost, die dem Leser hier vorgesetzt wird, doch genau das ist das Spannende an diesem Buch und bringt einem die Figuren so nahe - Juliet May scheut nicht davor zurück, einen tiefen Einblick in ihre Charaktere zu gewähren und gibt ihnen die Möglichkeit, auch ihre Schattenseiten zu zeigen und sich so voll zu entfalten. Das macht sowohl die Haupt- als auch die Nebenfiguren unglaublich realistisch und ermöglicht natürlich auch eine riesige charakterliche Entwicklung.

Die düstere Grundstimmung, die den Leser um die Zukunft Mitaerias und Mallumas bangen lässt, die kontinuierlich bestehende und immer weiter anwachsende Spannung, das extrem gut gelungene Worldbuilding und die bemerkenswert detailliert ausgearbeiteten Figuren machen Askeria zu einem absoluten Highlight. Ich wüsste wirklich nicht, was ich da bemängeln sollte, und freue mich sehr auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 18.10.2020

Kein Grund zur Sorge

Kalmann
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Kalmann ist fast 34 und der Sheriff von Raufarhöfn. Das kleine Dörfchen mit seinen 173 Einwohnern liegt etwas abgelegen an der Nordostküste Islands. Wirklich viel los ist da eigentlich nicht, umso faszinierender ...

Kalmann ist fast 34 und der Sheriff von Raufarhöfn. Das kleine Dörfchen mit seinen 173 Einwohnern liegt etwas abgelegen an der Nordostküste Islands. Wirklich viel los ist da eigentlich nicht, umso faszinierender finden es die Einwohner, als plötzlich Róbert McKenzie, der Fangquotenkönig des Ortes, verschwindet - und Kalmann eine Blutlache im Schnee entdeckt. Kein Grund zur Sorge, denkt sich Kalmann, doch der Sache wird natürlich auf den Grund gegangen, und so rückt die Polizei an, um den Fall zu untersuchen. Kalmann möchte eigentlich nur in Ruhe weiter Haie fangen, denn er ist der letzte Haifischfänger in der Gegend und macht den zweitbesten Gammelhai Islands, direkt nach seinem Großvater, von dem er alles gelernt hat. Denn Kalmann war schon immer ein bisschen anders als die anderen, ein bisschen spezieller und langsamer, doch er hat sich eine feste Position in der Dorfgemeinschaft erarbeitet und wird für seinen Gammelhai geschätzt. Da er aber nunmal ein wichtiger Zeuge im Fall des Verschwundenen ist, kann er sich den polizeilichen Ermittlungen nicht entziehen, und eigentlich findet er es ja selbst auch spannend. Kein Grund zur Sorge also.

Das Buch ist keine große Kriminalgeschichte, im Mittlepunkt stehen weniger der mögliche Mord an Róbert McKenzie als vielmehr die Natur Islands und die ganz besondere Sichtweise des Protagonisten, auch, wenn die Handlung sich natürlich an den Ermittlungen orientiert. Kalmann ist ein sehr liebenswürdiger Charakter, er kann Vieles nicht nachvollziehen, was die anderen Menschen tun, gibt aber sein bestes. In der Vergangenheit und manchmal auch noch heute hat er mit der Ablehnung anderer zu kämpfen, doch er hat gelernt, dass es das Beste ist, einfach mitzulachen - denn meistens ist es ja auch wirklich lustig. Kalmann akzeptiert, wer er ist und wie er ist und er kann sogar darauf stolz sein, denn wenn er auch in der Schule nicht so gut war wie die anderen Kinder und vieles nicht begreifen kann, so gibt es doch auch andere Dinge, in denen er viel besser ist - er kennt Melrakkaslétta wie seinen Westentasche, weiß sehr viel über die Tiere und die Natur dort und ist ein guter Jäger. Da die Geschichte aus seiner Sicht geschrieben ist erfährt somit auch der Leser Einiges über Island und kann wunderbar eintauchen in diese ganz besondere Amosphäre. Man kann fast den Schnee unter den Schuhen spüren, das Meer in der Ferne erahnen und das kleine Dörfchen unten am Fuß des Hügels, den Fuchs sehen, der gerade auf der Jagd ist...

Das, was Kalmann charakterlich auszeichnet, spiegelt sich auch in der sprachlichen Umsetzung wider. Aus der Ich-Perspektive erzählt sind die Sätze so formuliert, wie Kalmann sie vielleicht denken würde, wir haben also eine beinahe kindliche Sichtweise auf die Dinge, die gelegentlich aber auch sehr ernst werden kann. Anfangs hatte ich noch die Befürchtung, dass dies auf Dauer anstrengend werden könnte, doch im Gegenteil - ich finde den Schreibstil sogar sehr gelungen, er ist angenehm zu lesen und verleiht dem Roman zusätzliche Authentizität.

Kalmann macht sich viele Gedanken, nicht nur um das Verschwinden Róberts und die Natur, sondern auch um seinen Großvater, der seit einer Weile in einem Pflegeheim lebt, und um das, was er von den anderen über die mögliche Zukunft des Dorfes hört. Denn Róbert besaß einige Quoten, die ihm das Fischen erlaubten, doch mit seinem Verschwinden ist die Zukunft des Dorfes ungewiss, da er der wohlhabendste Einwohner des Dorfes war und nicht nur ein Hotel führte, sondern auch an einem Projekt arbeitete, um mehr Touristen anzulocken. Nun besteht die Gefahr, dass Raufarhöfn verarmt, und diese Sorge wird unterschwellig auch im Roman deutlich.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Es sind die ganz besondere Sichtweise des Protagonisten, die eingänge Beschreibung der Umgebung, die teils ein wenig eigentümlichen, aber keinesfalls überzeichneten Charaktere, die ihn auszeichnen. Ich fühlte mich beim Lesen direkt an Kalmanns Seite versetzt und konnte sehr gut eintauchen in diesen ganz besonderen Roman. Also kein Grund zur Sorge, sondern eine klare Leseempfehlung!

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