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Nick_Coll

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2021

Falscher Glanz des Wiener Hofes

Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
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Wer schon einmal die Bücher der Autorin Marie Lacrosse alias Marita Spang gelesen hat, weiß, dass sie nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch fesselnde historische Romane bieten kann. Den enormen ...

Wer schon einmal die Bücher der Autorin Marie Lacrosse alias Marita Spang gelesen hat, weiß, dass sie nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch fesselnde historische Romane bieten kann. Den enormen Zeitaufwand und viel Recherchen auf sich nehmend, verarbeitet sie im neuesten Buch 📖«Kaffeehaus — Falscher Glanz» (2021) geschichtliche Fakten am Kaiserhof nach der bekannten Mayerling-Affäre und bietet dem Leser eine würdige Fortsetzung der spannenden Geschichte um das fiktive Kaffeehaus in Wien, den Dreh- und Angelpunkt der Reihe.

Die Geschichte umspannt den Zeitraum 1889 bis 1891 und ist gut aufgeteilt. Wie der Leser bereits aus dem ersten Band weiß, ist die junge Komtess Sophie gezwungen die Hofdame der Kaiserin Sisi zu werden und ihre Stelle am Wiener Hof anzunehmen. Doch wie sie sehr schnell feststellen muss, weist das Leben, obschon es vordergründig glamourös und pompös erscheint, hinter den Kulissen jedoch den falschen Glanz und mehrere Risse auf. Durch verschiedene Episoden— sei es der Tramway-Streik in der Hauptstadt oder Missstände des Militärs in abgelegenen Gegenden, — gibt die Autorin der k.u.k. Monarchie ein zerfurchtes Gesicht, in dem Armut, Verzweiflung oder soziale Ungerechtigkeit tagtäglich von den Einwohnern alles abverlangten. Wie lange es noch dauern wird, bis die Katastrophe eintritt, weiß (noch) niemand.

Einer bildhübschen Märchenfee gleich, wie die Kaiserin beim Volk verehrt wird, wird Sisi im Roman aber nicht porträtiert. Sie bekommt ein eindringliches, bedeutsames bis erschütterndes Porträt einer Frau, die zerrissen zwischen Schuldgefühlen, ehelichen Pflichten und dem anstrengenden Hofzeremoniell ist. Mit jenem drückenden Gefühl, in einer Welt gefangen zu sein, in der nichts mehr Sinn zu ergeben scheint, versucht die Monarchin wie eine Getriebene dem Ganzen ständig zu entkommen und lässt dabei ihre neue Promeneuse Sophie von Werdenfels sie auf ihren Abenteuern begleiten und Zeugin ihrer Gedanken, Gefühle aber auch Absonderlichkeiten werden. Genau dieser Kontrast zu den kitschigen Filmen macht den Roman so reizvoll.
Der Schreibstil ist wie immer flüssig und bildhaft, sodass der Leser schnell in ein vergangenes Jahrhundert abtaucht. Die Entwicklung der Geschichte wird konzentriert dargestellt, dramatische und wichtige Ereignisse wiederum sind mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Die Figuren und ihr privates Leben entwickeln sich mit der Reihe weiter mit, das gibt den Personen die persönliche Note und einen bleibenden Eindruck. Die Autorin vereint in ihrer Handlung historisch belegte Realität mit Fiktion auf so herrliche Weise, dass man die Übergänge nur durch das Nachwort erkennen kann. Wie ein wunderschöner Teppich aus Worten und Fakten gewebt, bei dem das Muster sich im Laufe der Geschichte richtig entwickelt und erst bei den letzten Seiten in seiner ganzer Schönheit und Tragik dem Leser zu Füßen liegt und die Dinge ein klein wenig in die notwendige Richtung bewegt.  

Ein perfektes Buch, um für einige Zeit in eine besondere Geschichte einzutauchen. Großartige Unterhaltung! 👍

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Veröffentlicht am 06.12.2020

ein Lesevergnügen der Extraklasse

Gut Greifenau - Silberstreif
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Die längst ersehnte Fortsetzung der Gut Greifenau-Saga! Zu unserem größten Glück geht die Reihe mit dem „Silberstreif“ weiter, zu unserem nicht minder großen Leid endet mit dem bald kommenden 6. Band diese ...

Die längst ersehnte Fortsetzung der Gut Greifenau-Saga! Zu unserem größten Glück geht die Reihe mit dem „Silberstreif“ weiter, zu unserem nicht minder großen Leid endet mit dem bald kommenden 6. Band diese faszinierende Geschichte. Die Geschichte über ein Gut in Hinterpommern, wo Schicksale der alten Bekannten neu und wieder interessant miteinander verflochten sind, und eine Familie, die versucht, den großen politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen zu trotzen. Wie nach der Monarchie mit der neuen Weimarer Republik erst einmal so vieles in Schieflage geraten ist: gesellschaftlich, politisch, finanziell, familiär, kulturell, — darf der Leser in diesem Band hautnah erleben.

In dem Teil der Reihe begleiten wir wieder alte Bekannte, die man aus den Vorgängerteilen kennt, sehen, wie sie sich weiterentwickeln, leiden oder ihr Glück finden. Dabei geht die Autorin wie schon am Anfang der Reihe gewohnte und erfolgreich bestätigte Wege: niemand bleibt in der erzählten Geschichte ohne Ecken oder Kanten. Es gibt keine perfekten Helden oder richtige Miesepeter. Manche reagieren impulsiv oder unvorhersehbar, sie machen Fehler oder tun etwas, was später gravierende Folgen haben wird. In diesen verschiedenen Szenarien bleibt die Spannung allgegenwärtig und dynamisch. Wenn man die bisherigen Bände gelesen hat, hat man ja eine gewisse Vorstellung, wie alles weiterzugehen hat. Die Autorin überrascht aber mit Wendungen, die man beim besten Willen nicht erwartet hat… Besonders in den letzten Kapiteln des Buches.

Hiermit muss ich bemerken, dass die Reihe nach fünf Bänden nicht an Qualität verloren hat — weder sprachlich noch inhaltlich. Durch ihren flüssigen und bildhaften Schreibstil gelingt es der Autorin, die politische und gesellschaftliche Situation der 20er miteinzubeziehen, wodurch der Leser ständig interessante Hintergrundinformationen bekommt. Das Geschehen wird so anschaulich und verführerisch geschildert, dass beim Lesen der Wunsch geweckt wird, eine Zeitreise in die Zeit zu unternehmen. Auch diesmal hat Hanna Caspian mit Spannung und guter Unterhaltung beim Schreiben nicht gegeizt. Es wird an keiner Stelle langatmig, unschlüssig oder zähflüssig, sodass es kaum möglich ist, das Buch aus der Hand zu lassen.

Gegen Ende des fast 550 Seiten starken Buches, das man dennoch in nur wenigen Leseportionen liest, gebannt und seltsam fasziniert von dieser Familiengeschichte und unerwarteten Wendungen, bleibt trotzdem ein offenes Ende, welches einen großen Spielraum für eigene Spekulationen bietet, sodass der Fantasie des Lesers überlassen wird, wie es mit den Figuren und Ereignissen im allerletzten Band gehen wird. Ein Lesevergnügen der Extraklasse.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

eine gelungene Zeitreise, in welcher der Lokalkolorit punktet

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Der Roman „Fräulein Gold — Scheunenkinder“ von Anne Stern nimmt den Leser mit nach Berlin der 20er Jahre, in die Zeit der Inflation und der Wirtschaftskrise. Es wird keine schnulzige Liebesgeschichte erzählt, ...

Der Roman „Fräulein Gold — Scheunenkinder“ von Anne Stern nimmt den Leser mit nach Berlin der 20er Jahre, in die Zeit der Inflation und der Wirtschaftskrise. Es wird keine schnulzige Liebesgeschichte erzählt, und mitnichten eine leichte, wie es vielleicht der Titel suggerieren mag. Die junge Hebamme Gold, die ich schon aus dem ersten Teil („Schatten und Licht“) der Trilogie als eine patente und neugierige Persönlichkeit kenne, wird in die rätselhafte Suche nach einem Neugeborenen im jüdischen Viertel Berlins verstrickt. Je stärker sie versucht auf die Spur des Säuglings zu kommen, desto hartnäckiger ist der Widerstand der Bewohner des Scheunenviertels. Jeder hütet seine Geheimnisse in dieser sehr düsteren und dunklen Welt der Hauptstadt.

Die Autorin schafft es ihre Leser sofort abzuholen. Ihre Figuren, besonders die Nebenprotagonisten sind richtig im Fokus, sind gut ausgearbeitet und beschrieben. Sofort kann man sich ein Bild von jeder einzelnen Figur machen. Zusammen mit ihren kurzen, präzisen Beschreibungen der Umgebung und Gegebenheiten veranschaulicht Anne Stern das Leben in Berlin sehr gut. Die Atmosphäre und die Stimmung (oftmals rau und bedrückt, ob durch die Inflation oder die Armut?) sind meisterhaft eingefangen. Man ist mit allen Sinnen dabei. Eingegangen wird auf die unterschiedlichen Werte, Mentalitäten, Religionen und Lebensweisen. Nicht nur politische Ereignisse und Entwicklungen werden vortrefflich beschrieben, auch das Drama der jungen Mutter Tamar, ihre Zerrissenheit in der fremden Umgebung ist gut durchdacht.

Der zweite Band lässt überwiegend unsentimental auf Huldas bewegte Vergangenheit blicken. Man lernt ihren Vater persönlich kennen, blickt in ihre Kindheit zurück und erfährt manches, sogar über ihr verlorenes Kind. Natürlich fragt sich der Leser, wie es weiter mit dem Kommissar North und Hulda Gold geht? Tja, nach einer perfekten oder gar romantischer Beziehung sieht es noch von weitem nicht aus. Ist die Vergangenheit und die schwierige Kindheit der beiden schuld oder das Leben selbst, dass nicht alles ganz rosig und blumig läuft? Sie werden noch einiges erleben, aber schon im dritten Teil...

Mit einem traurigen Auge nehme ich Abschied von diesem Roman, von der gelungene Zeitreise, in welcher der Lokalkolorit punktet und der Krimi fast zur Nebensache wird, und empfehle daher die wunderbar fesselnde und spannend in Seiten verpackte Geschichte, von der man sich gar nicht trennen mag, gerne weiter.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

die Atmosphäre und der Glanz der Belle Époque

Das Kaffeehaus - Bewegte Jahre
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Marie Lacrosse hat schon mit der Weingut-Reihe bewiesen, dass sie nicht nur spannende Unterhaltung bieten kann, sondern sie veröffentlicht auch hochinteressante und fesselnde historische Romane. Mit der ...

Marie Lacrosse hat schon mit der Weingut-Reihe bewiesen, dass sie nicht nur spannende Unterhaltung bieten kann, sondern sie veröffentlicht auch hochinteressante und fesselnde historische Romane. Mit der neu erschienenen Reihe über das Kaffeehaus brilliert sie wieder aufs Neue. Im ersten Teil »Bewegte Jahre« der Trilogie begibt sich der Leser in die Pracht der Kaffeehäuser Wiens, begegnet jungen Komtessen bei ihrem Debüt, fährt mal eine Equipage sogar mit dem Kronprinzen Rudolf von Habsburg mit, wird in eine Affäre involviert und erfährt das tragische Ende der Beziehung zwischen dem Thronfolger und Mary Vetsera,.. die Tragödie, die das Kaiserreich in seinen Grundfesten erschüttern wird… Diese kurze Beschreibung der Handlung beschränkt sich nur auf wenige Momentaufnahmen in dieser tragischen und auch dekadenten Zeit der k.u.k. Monarchie.

Wer schon einmal die Romane der Autorin gelesen hat, weiß, dass ihre Bücher auf wahren Begebenheiten bzw. Personen basieren. Obwohl die Geschichte über die Komtess von Werdenfels oder den engsten Freund vom Kronprinzen, Richard von Löwenstein fiktiv ist, — dadurch wird man besser manche Handlungen der tatsächlich gelebten Protagonisten verstehen und an nur sehr vage überlieferte Ereignisse teilhaben lassen —, der überwiegende Teil der handelnden Personen, Orte und Ereignisse sind durchaus real. Die Autorin hat hier einen enormen Zeitaufwand auf sich genommen, um in akribischer Kleinstarbeit die geschichtlichen Fakten zusammenzutragen, um sie dann perfekt in die Geschichte zu verarbeiten. Diese historische Zeitreise, die dem Leser geboten wird, ist nicht nur spannend, sondern auch sehr informativ und lässt eine Menge über die Habsburger Monarchie und die Wiener Gesellschaft erfahren. Was führte zum Selbstmord des Kronprinzen? War Mary Vetsera wirklich an allem schuld? Die promovierte Psychologin Marie Lacrosse versucht die plausibelste und gleichzeitig historisch wahrscheinlichste Variante des Geschehens herauszufinden und sie den Lesern verständlich zu machen. Besonders viel über die Wahrheit und die Breite der Tragödie erfährt der Leser erst im Nachwort des Romans.

Die Autorin hat die Atmosphäre und den Glanz der Belle Époque sehr gut eingefangen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Für mich macht es das Ganze interessanter, die Gedanken der einzelnen Figuren erleben zu können und in ihr Seelenleben blicken zu dürfen: sei es der Adel oder eine einfache Kaffeehausbedienung. Schön finde ich auch, dass es sich beim Roman um viel mehr als eine reine Liebesgeschichte zwischen Rudolf und Mary handelt. Es wird eine sehr spannende und lebendige Geschichte erzählt, in welcher sich der Spannungsbogen langsam, in der zweiten Hälfte des Buches dann intensiv entwickelt, und der Roman sich richtig „leben lässt“, sodass es gar nicht erst zu langatmigen Passagen kommt.

Die Sprache der Autorin besticht durch ihren Sinn fürs Detail. Der bildhafte und wunderschöne Erzählstil trägt dazu bei, dass man perfekt in die Zeit des XIX. Jahrhunderts eintauchen kann. Flüssig, bildgewaltig und sehr fesselnd, gleichzeitig auch der damaligen Zeit angepasst; mal durch den Wiener Dialekt oder mal durch ein antiquiertes Wort. Die Figuren sind liebevoll und lebendig dargestellt, ohne deren menschliche Ecken und Kanten außen vor zu lassen. Mary Vetsera ist eine Rebellin, naiv und eigensinnig; ihre Freundin Sophie beweist den mutigen und liebenswerten Charakter, oftmals ringt sie einem regelrecht Respekt ab für ihren Mut und ihre Entscheidungen. Wie beide sich entwickeln, wird der Leser im Laufe der Handlung selbst erfahren müssen. Einen besonderen Raum nehmen natürlich, wie der Titel schon verrät, die Beschreibungen eines Kaffeehauses ein, wo die Mokkaprinzentorte kreiert und oft mit Mandelmelange serviert wird. Diese zuerst fiktive, später durch einen Konditor ins Leben gerufene Torte konnte ich tatsächlich probieren und mir damit die Lesestunden versüßen.

Die Ausstattung des Buches mit einem ausführlichen Personenregister, der einen vielleicht beim groben Überblick zu erschlagen droht — keine Panik, die Personen lernt man nach und nach im Laufe der Geschichte kennen und hält sie ganz gut auseinander —, und den Karten muss ebenfalls erwähnt werden. Ein ausführliches Nachwort, welches die fundierte Recherche belegt, ein Glossar mit vielen österreichischen Wörtern und die empfohlene Literatur runden das Bild ab. Als Bonus bekommt der Leser auch das erste Kapitel aus dem Folgeband »Falscher Glanz« (erscheint im April 2021) zu lesen.

»Das Kaffeehaus — Bewegte Jahre« erhält Bestnoten in dem fast schon unüberschaubaren Genre der historischen Romane, das in den letzten Jahren enorm an Gewicht gewonnen hat. Die Bestsellerautorin versteht ihr Talent einzusetzen und ihre Leser in den Bann zu ziehen, in eine Zeit, die damals sehr ungewiss, aber auch sehr spannend war. Die Fans von historischen Romanen werden diesen Auftakt der Trilogie voller Begeisterung kaum beiseite legen können. Ich fand das Buch als einen der stärksten Romane, die diesen Jahres erschienen sind. Ein Jahreshighlight, welches unbedingt gelesen werden sollte!!!

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Veröffentlicht am 21.09.2020

Ein sehr gelungener historischer Roman

Der erste König
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Der neue historische Roman „Der erste König“ von Sabrina Qunaj entführt uns nach Mercia und Frankenreich und lässt uns teilhaben an den ersten Regierungsjahren Karls, der später als Karl der Große in die ...

Der neue historische Roman „Der erste König“ von Sabrina Qunaj entführt uns nach Mercia und Frankenreich und lässt uns teilhaben an den ersten Regierungsjahren Karls, der später als Karl der Große in die Geschichte eingehen wird, sowie an dem Leben des ersten angelsächsischen Königs (daher der Titel) Offa, der versucht Britannien aus vielen kleinen Königreichen zu einem großen zu vereinen. Und das Bindeglied zwischen diesen zwei Reichen ist Drida.

Die Autorin hat es wirklich geschafft ein lebhaftes Bild Britanniens im 8. Jahrhundert entstehen zu lassen. Das Buch bietet alles was einen guten historischen Roman ausmacht: Liebe, Hass, Intrigen, Verrat, blutige Schlachten, Machtkämpfe... Von daher hat sich Sabrina Qunaj einen guten und historisch sehr interessanten Zeitraum ausgesucht. Auch, dass es eher nicht die typischen mittelalterlichen Protagonisten waren, hat mich sehr begeistert — letztendlich wissen wir über Offa und Drida sehr wenig; der junge Karl und sein Bruder Karlmann sind keine beliebten Themen der Romane. Nach wie vor bleibt die Autorin, die den Lesern durch ihre Geraldines-Reihe bekannt ist, England und Wales treu.

„Der erste König“ ist eine spannende, stellenweise sehr bewegende, historisch sehr aufschlussreiche und an menschlichen Dramen nicht arme Geschichte, in der es immer wieder um Freundschaft und Liebe geht. Obgleich der Verrat droht alles zu zerstören, aber die Fähigkeit zu lieben und zu verzeihen kann über vieles hinwegretten. Die Autorin verzichtet auf überzeichnete Beschreibungen der blutigen Schlachten, aber auch auf zahlreiche romantische Liebesszenen. Historische Romane sollen in erster Linie natürlich unterhalten, aber trotzdem bleibt immer die Erwartung, dass diese auch Wissen um die jeweilige Epoche vermitteln sollten. Diesem Roman gelingt beides.

Die Sprache der Autorin ist klar und rein, es gibt keine inhaltlichen oder logischen Fehler innerhalb der Handlung. Es ist genau das richtige Stilmittel, was ich in historischen Romanen so sehr schätze und begrüße: die Geschichte spannend und eindrucksvoll zu erzählen. Sowohl die historischen wie auch die fiktiven Figuren sind sehr genau ausgearbeitet, gut beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst die Nebenfiguren wie Eadburth oder Beornred wirken nicht oberflächlich, sondern bereichern die Szenerie außerordentlich. Ein besonderer Protagonist des Romans ist die Wölfin Luna, die unsere Drida überall begleitet und mit ihr sogar nach Britannien mitreist. Ihre Schicksale sind zum Teil ähnlich und durch ein unsichtbares Band verbunden.

Das Cover ist einfach toll und gibt einen Vorgeschmack auf die Geschichte. Schlicht und dennoch voller Aussage und Bezug zum Buch. Das Schriftbild ist sehr angenehm, die Kapitel von angenehmer Länge. Ein ausführliches Nachwort, das Informationen zur Wahrheit und Fiktion enthält, ein Personenverzeichnis, die Stammbäume und das Kartenmaterial vervollständigen die gute Ausstattung des Buches.

Ein fesselnder historischer Roman, der mich auf den fast 900 Seiten sehr gut unterhalten hat. Gerne gebe ich 5 Sterne und hoffe, dass die Geschichte eine Fortsetzung bekommt, denn es gibt noch sehr viel zu erzählen.

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